Sanja POV:

Ich wachte auf und erschrak. Musste erstmal überlegen, wo ich überhaupt bin. "Ach ja, bei Fabi." Kaum war mir das klar, erinnerte ich mich an die Aktion von gestern, aber noch mehr an das Gespräch, welches ich anschließend mit Roman geführt habe. In diesem Zimmer. Ich blickte zu dem Stuhl runter und sah ihn immer noch dort sitzen. "Sanja aufwachen, du halluzinierst?" Sagte ich zu mir selbst. Der Blick aufs Handy verriet mir, dass es 9:00 Uhr war. Ich stand auf, zog Schuhe und Hose, die ich heute Nacht ausgezogen hatte, wieder an und verließ leise das Zimmer. Es war still im Haus. Alle schliefen noch. Ich guckte einmal durch den Gang und dann kam mir ein Gedanke. Hinter welcher Tür wohl Heiko ist? Ist er allein? Aber noch mehr drängte sich ein ganz anderer Gedanke nach vorne. Wo ist Roman? Hat er auch hier geschlafen, oder ist er Heim gefahren? Ich schüttelte den Kopf und ging ins Bad. Danach überlegte ich, was ich am besten jetzt mache. Entschied mich dann nach unten zu gehen. In dem Haus sah es fürchterlich unordentlich aus. Überall lagen Plastikbecher, Flaschen usw. herum. Meine Mutter würde jetzt wieder ausrasten, wenn das hier unser Haus wäre. Dann setzte ich mich an den Tisch und holte mein Handy aus der Hosentasche heraus. Ich scrollte durch die Storys. Irgendwann stieß ich auf Heikos Story und dort sah ich ein Bild von den beiden Zwillingen, von gestern Abend. Er schrieb dazu. BRUDER VOR LUDER! Die alte Lochis Zeit, war schon geil Bro?

Ich musste grinsen, aber doch auch etwas schlucken. Warum 'Bruder vor Luder'? Ja, ich wusste, dass dies der Titel ihres ersten Filmes war, aber trotzdem stellte ich mir die Frage. Warum gerade jetzt die Erwähnung, nachdem diese Sache gestern passiert ist, mit Roman und mir? Als ich an den Kuss denken musste, zoomte ich das Bild von den beiden ran. Erstmal hielt ich Heiko fest, doch nur einige Momente später, betrachtete ich Roman auf dem Display.

Ich war so krass vertieft und starrte auf dieses Bild, dass ich nicht bemerkte, dass jemand in den Raum gekommen war. Als ich Bewegungen wahr nehmen konnte, ließ ich das Bild los und guckte zur Tür. Dort stand Barbie. Sie rieb sich die Augen und sagte verschlafen. "Guten Morgen Sanja." "Hey, guten Morgen, auch schon wach?" "Mhm, ja, ich konnte nicht so richtig schlafen." "Warum denn nicht, war dir das, Bett zu ungemütlich oder wie?" "Na ja nein eigentlich war das Bett OK. Es war eher Heiko, der mich nicht schlafen ließ." "Wa ... was sagst du da, Heiko?" "Ja ähm, wir waren in dem Zweibettzimmer neben dir." "Ohh OK!" Ich verkniff mir ein Lachen. Typisch Heiko, dachte ich mir. Kurz daraufhin sagte sie nochmal etwas. "Wie wars mit Roman?" "Wie bitte, was, ähm hee, warum ich meine, was soll mit Roman gewesen sein?" "Na, hat er nicht bei dir im Zimmer gepennt?" "OMG, nein, wie kommst du denn darauf?" "Na ja, ich hab ihn in dein Zimmer gehen sehen und Heiko hatte auch da etwas angedeutet." "Ähh, was hat er angedeutet?" "Na, er sagte, er möchte unbedingt in dieses Zimmer, er könne von da aus hören, was sein Bruder nebenan mit seiner besten Freundin anstellt." "What? Hat der nen Arsch offen. Roman hat nicht bei mir im Zimmer geschlafen. Ich hab keine Ahnung, wo er ist oder war." "Ja weiß auch nicht. Ich hab dir nur das wiedergegeben, was Heiko gesagt hat." "Wo ist er?" "Er pennt noch." "Ach OK." "Ich gehe jetzt erstmal ins Bad." Sagte sie. "OK." Ich stand auf und ging hoch zu dem Zimmer.

Langsam öffnete ich die Tür. Heiko lag im Bett auf dem Bauch. Ein Bein hing vom Bett runter und das andere auf dem Bett. Kaum ging ich ein paar Schritte in seine Richtung. Bewegte er sich und öffnete seine Augen. "Mhh hey, was ähm?" "Hey, gut geschlafen?" "Mhm geht." Er langte neben sich und suchte. "Sie ist im Bad!" "Aha!" "War wohl 'ne spaßige Nacht?" Ich zeigte zur leeren Weinflasche, die am Nachttisch lag. "Mhh ja schon und bei dir?" "Wie soll die schon gewesen sein, hab gepennt." "Was hattest du nicht Besuch von ähm?" "Nein, hatte ich nicht!" Antwortete ich mit leicht gehobener Stimme. "Ohh ich dachte das ähm Roman bei dir wäre." Ich schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. "Ganz bestimmt nicht." "Er war aber bei dir auf dem Zimmer, hab ich recht?" "Ja, das war er." Er nickte und grinste. "Roman hat nur das getan, wozu du ihn gebeten hast." Erwiderte ich und hob die Augenbrauen. "Ähh hat er dir das gesagt oder was?" "Nein, ich hab gehört, wie du zu ihm sagtest, er solle mit mir reden." "Ohh, du hast gelauscht? Tztztz Mäuschen, haha du bist unglaublich."

"Was soll denn deine Instastory aussagen?" "Welche Story Babe?" "Bruder vor Luder?" "Ach so, nur ein Gag. Ist ein Insider zwischen Roman und mir." "Aha, das hat aber nichts mit mir zu tun, oder?" "Nein, Mäuschen, auf keinen Fall." "Na dann bin ich ja beruhigt." "Mhh, was denkst du denn von mir? Ich würde nie ein Gag auf deine Rechnung machen. Das weißt du doch?" "Ja ist schon gut. Hab nur gefragt." "Außerdem, das ist der Titel von unserem Film." "Das weiß ich, egal jetzt, passt schon." "Wo ist Roman, wo hat er gepennt?" "Boah, Heiko, keine Ahnung. Woher soll ich denn wissen, wo dein Bruder pennt?" "OK, OK reg' dich bloß nicht auf. Komm, leg dich zu mir?" "Wa ... 'ne ganz bestimmt nicht. Wer weiß, was ihr beide da heute Nacht alles drin gemacht habt, igitt nein." "Prrrhaha, Körperflüssigkeiten ausgetauscht und noch andere versaute Dinge hihihi!" "OMG, zu viele Informationen. Ich verschwinde von hier. Sag wie willst du Heimfahren?" "Mhh eigentlich hatte ich vor, mit Roman zu fahren, aber ich weiß nicht, wo er ist. Hab ihm gerade geschrieben, aber nur ein Haken." "Ja, keine Ahnung, dann fährst du halt mit mir." "OK ja gut." "Was machst du mit Barbie? Ist das was Längerfristiges?" "Mhm, nee, ähm, nein, das glaub' ich weniger. War ganz nett, aber mehr Boah 'ne." "Aha, komm, steh auf, ich will bald los." "Ja!"

20 Minuten später saßen wir im Auto und fuhren zurück nach Darmstadt. Es war merkwürdigerweise still während der Fahrt. Normalerweise ist Heiko immer sehr aufgedreht, vor allem wenn er selber nicht fährt. "Alles OK?" Fragte ich ihn dann irgendwann. "Mhh ja warum?" "Na, du bist so ruhig. Keine Beanstandungen und Witze, von dir. Bin ich nicht gewohnt." "Mhh haha ja. Ich bin nur müde Mäuschen, klar ist alles OK, mach dir keine Sorgen." Er nahm meine Hand und verschränkte unsere Finger ineinander.

Irgendwie war diese Berührung gerade merkwürdig und ich zog, erschrocken meine Hand aus seinem Griff. "Was, ähm, was ist los? Warum willst du meine Hand nicht halten?" "Ich ähm, ich muss ähm schalten man." "Ein Automatikauto musst du schalten? Willst du mich verarschen, Sanja?" "Haha, jaa klar, verarscht." Er sah mich verdutzt an und runzelte die Stirn. Ich wusste es ja auch nicht, warum ich das gerade tat. Heiko und ich haben ständig Händchen gehalten. Aber im Moment war das zu viel. "Mist Scheiße, OMG?" "Hee, was ist denn?" "Heikooooo?" "Jaaa?" "Ich hab Lana vergessen." "Haha, ohh ja stimmt, da war doch was?" "Shit!" "Was jetzt?" "Kram mal mein Handy aus der Tasche." "Hier, was soll ich jetzt damit?" "Entsperren." "Ähm ach ja ein 'H'!" "Geh in die Kontakte und such nach Lana." "Hier hab sie." "Anrufen!" Es klingelte 3-mal und dann wurde abgenommen."

"Ja hey Sanja?" "Lana?" "Ja?" "Ich hab Scheiße gebaut?" "Was, hast du etwa mit Roman geschlafen?" Ich riss meine Augen auf und sah Heiko, peinlich berührt an. Dann schrie ich auf Lana. "Neinnnnnn bist du wahnsinnig. Was habt ihr alle mit Roman? Lasst mich bloß in Ruhe mit dieser Geschichte?" "Haha, mhm, eigentlich sollte es nur ein Witz sein." "Ist aber nicht witzig." "Ja OK, Sorry. Was hast du denn angestellt?" "Ich bin einfach gegangen. Bitte entschuldige, aber ich habe dich total vergessen." "Prrhaha, na keine Sorge, ich bin schon längst in Darmstadt." "Echt jetzt? Wann ähm?" "Na ja, ich bin schon gestern Abend gegangen. Wollte dir eigentlich schreiben, aber als du sagtest, du musst schlafen, hab ich es gelassen." "Ach so, aber wie bist du denn gefahren?" "Ähm Süße ich ähm, ach Maxi hat mich gefahren. Hey, ich ach Scheiße, wir haben uns nochmal geküsst." "Oh, oh, oh, nur zur Info, ich bin nicht allein und du bist auf Laut." "Ähh, mit wem bist du denn?" "Mit Heiko, wir fahren gerade nach Darmstadt." "Hello Lana!" "Hey, Heiko, alles klar?" "Yo bei mir schon und bei dir anscheinend ja auch. Grüß mal mein Kumpel Maxi." Ich grinste ihn an. "OK Lana süße, wir reden einfach später OK. Ich ruf' dich an, wenn ich Zuhause bin, dann kannst du mir alles in Ruhe erzählen, einverstanden?" "Ja geht klar, bis später dann!"

Ich setzte Heiko Zuhause ab. Vor der Tür verabschiedeten wir uns mit einer kurzen Umarmung. Als ich links in die Einfahrt guckte, sah ich dort Romans Auto geparkt. Ich erschrak kurz und zuckte. "Was ähm ist denn?" "Nichts, ich ähm muss gehen, tschüss." Schnell stieg ich in mein Auto und fuhr weg. Wusste auch nicht, warum ich so merkwürdig reagierte. Würde das jetzt immer so laufen, wenn die Gefahr bestünde, Roman zu begegnen? Ich hoffe es nicht, das wäre ja schrecklich? Zu Hause angekommen, führte ich erstmal ein langes und intensives Gespräch mit meiner Mutter. Wir hatten nochmal gesagt, was uns an dem anderen stört und hatten uns am Ende darauf geeinigt, dass ich mehr im Haushalt helfen werde und sie versprach, mich etwas weniger als einen Teenager zu behandeln. Das habe ich gebraucht, war ungern im Clinch mit meiner Mama. Aber auch das hielt mich nicht davon ab, ständig wieder an Roman und den Kuss zu denken. Ich wollte diese Gedanken nicht, aber ich konnte mich nicht dagegen wehren. Sie waren einfach da, er war da. In meinem Kopf und so einfach werde ich ihn wohl nicht mehr loswerden. "Fuck Sanja, du hast ein großes Problem und es heißt Roman Lochmann."

Kapitel Ende. Mhm, Problem namens Roman Lochmann? Mal sehen, wie Sanja mit diesem Problem auskommt? Im nächsten Kapitel könnt ihr es eventuell schon lesen ;-)