Kapitel 13.
Es war erst Mittag als ich nach Hause kam. Mein Herz schlug noch immer noch schnell und ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, um den Kuss noch einmal zu schmecken.
Ich schob das Eisentor zur Seite und schlüpfte hindurch. Hinter der Haustür wartete Grayson schon auf mich. Er lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und sah mich bitter an. Sein Blick fuhr sofort zu meinen Lippen, was mich nervös werden ließ.
"Na, wie war's bei Ryan?", fragte er verächtlich. Fragend schaute ich ihn an und versuchte, an ihm vorbei zu kommen.
"Was habt ihr denn getrieben?", er stellte sich mir in den Weg. "Hast du dich an deinen Lippen verletzt? Oder warum sind die so geschwollen?" Er kam mir näher und betrachtete meine Lippen. Ich zuckte leicht zusammen.
"Hillary hat mir erzählt, wohin du gehst. Sie macht sich Sorgen um dich", meinte er und entfernte sich wieder etwas.
Wieder versuchte ich, an ihm vorbei zu kommen, doch er hielt mich fest und seufzte. "Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dir glaube, dass ihr nichts gemacht habt? So sehen deine Lippen jedenfalls nicht aus. Ich weiß weiß Ryan für ein Typ ist. Und du fällst darauf rein..."
Ich schlug mit der Faust auf seinen Arm. "Was ist DEIN PROBLEM?!", schrie ich und wurde bei den letzten Worten lauter.
"DU. DU bist mein Problem!", warf er mir mit energischer Stimme an den Kopf.
"Was hab ich dir getan?", flüsterte ich. Mein Gesichtsausdruck wurde weicher und traurig.
"Verdammte Scheiße... Verschwinde endlich aus meinem Leben! Du kannst nicht einfach abhauen und Jahre später plötzlich wieder auftauchen! Du weißt doch gar nicht, was du da anstellst!"
Ich stieß ihn an die Wand und rannte einfach weg.
***
Am späten Nachmittag kamen unsere Eltern nach Hause. Ich saß, mit dem iPad in der Hand, auf meinem Lieblingsbaum und versuchte, nicht schon wieder den ganzen Tag über Grayson nachzudenken.
Stattdessen suchte ich im Internet nach Energiedrinks zur Diät-Hilfe. Ich kopierte mir einige und öffnete danach Skype. Ryan und Jasper waren online. Ein Kribbeln durchfuhr mich, als eine Nachricht von Ryan einkam.
Ryan: Hey:) Sorry wegen vorhin. Hillary nimmt das alles manchmal viel zu ernst, sie hat Grayson einiges erzählt. Aber das war alles übertrieben... Hat er dich sehr angebrüllt?
Ich: Ne, geht schon... Ich weiß auch nicht, was mit ihm los ist.
Ryan: Der is' echt eifersüchtig!
Ich: Ach was... Der hasst mich doch...
Ich seufzte, als ich die letzte Nachricht eintippte. Während ich mit der linken Hand mein iPad festhielt, griff ich mit der rechten Hand nach einem Apfel, der schräg über mir hing. Herzhaft biss ich hinein. Es war erst September, weshalb der Apfel noch relativ sauer schmeckte, trotzdem spuckte ich ihn nicht aus. Es gab mir irgendwie das Gefühl der Selbstkontrolle. Gequält biss ich noch einmal hinein.
Wenn ich jetzt viel davon aß, dann hatte ich vielleicht beim Abendessen keinen Hunger mehr. Das wäre praktisch, um abzunehmen.
Ich schaute wieder auf mein iPad, dass ich in der Zwischenzeit ganz vergessen hatte.
Ryan: Ist ja egal:) Wir sehen uns morgen;P
Ich: Bis morgen:D*
Die Zeit bis zum Abendessen verging schnell. Ich schlich mich an der Küchentür vorbei und hoffte, nicht gesehen zu werden.
"Willst du nichts essen, Skylar?", ertönte es aus der Küche. Meine Miene verhärtete sich. Ausgerechnet Grayson hatte das gesagt.
"Ich hab keinen Hunger", meinte ich und versuchte, so normal wie möglich zu klingen. Immerhin saßen meine Eltern ja direkt daneben.
Schnell ging ich weiter, damit niemand mehr was sagen konnte.
"...und ich dachte, sie hätte sich hier langsam eingelebt", hörte ich meine Mutter noch sagen.
"Die hat bestimmt einfach heute schlechte Laune", gab Kyla zurück.
Ich blieb stehen, um dem Gespräch zu lauschen. Sie wechselten das Thema.
"Hast du heute wieder den ganzen Tag gelernt, Grayson?", fragte Calab. Ich hörte ihn nichts antworten, was mich vermuten ließ, dass er nickte.
Calab seufzte. "Du musst doch nicht immer lernen...", meinte er.
"Ich will es halt schaffen...", sagte Grayson geichgültig. Was wollte er schaffen?
"Aber deine Noten sind hervorragend. Du kannst werden, was du willst", sagte Calab. "...Eigentlich sollte man sich ja ein Beispiel an dir nehmen." Er lachte.
"Du könnst Sky ja Nachhilfe geben", schlug meine Mutter vor und ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke.
"Hm...", brummte Grayson und sein Besteck klirrte. Jetzt sagte niemand mehr etwas und ich vermutete, dass alle aßen.
Ich lief hoch in mein Zimmer und warf mich aufs Bett. Mein Magen knurrte. Am Nachmittag hatte ich mir tatsächlich so ein Getränk, dessen Rezept ich aus dem Internet hatte, zusammengemischt. Das grün-gelbe Mix lagerte jetzt in meinem Mini-Kühlschrank direkt gegenüber meines Bettes. Sollte ich? Kurzerhand lief ich zum Kühlschrank und öffnete ihn.
Ich nahm das Gemisch heraus und schraubte den Deckel ab. Es roch furchtbar säuerlich nach Zitrone. Schnell nahm ich einen Schluck. Aus einem Schluck wurden viele. Obwohl es mir nicht schmeckte, quälte ich mich damit mit dem Vorwand, es für einen guten Zweck zu tun.
Am Boden der Flasche hatte sich der Schlick abgesetzt und ich ließ ihn drin. Vielleicht konnte ich das ja morgen noch mit Wasser aufgießen.
Aber jetzt wollte ich erstmal schlafen gehen.
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