Kapitel 11.

Als ich aufwachte, tat mir alles weh. Mein Nacken, mein Rücken und sogar im Bauch hatte ich Muskelkater. Ich hatte die ganze Nacht lang nicht geschlafen. Wenn ich mal so halb eingeschlafen war, war ich direkt wieder aufgewacht. Ständig hatte ich über Grayson nachdenken müssen.

Ich rappelte mich unter Schmerzen auf und schlurfte in die Küche, um etwas zu essen.

Als ich gerade von meinem Brot abbiss, ging die Tür auf und Grayson kam in Jogginghose in die Küche.
"Du kommst gleich mit mir in den Park, Freunde treffen", meinte er ohne mich anzusehen.
"Wer sagt das?!", fragte ich mit vollem Mund, wobei ich mich verschluckte.
Grayson lachte nur darüber und murmelte ein "Mein Vater..." Im nächsten Moment verschwand er wieder. Ich wunderte mich zwar über sein plötzliches Auftauchen und Verschwinden, aber ich konnte es ja irgendwie verstehen, dass er den Kontakt zu mir weitgehend mied.

Es war heute warm draußen. Irgendwie wollte ich keinen schlechten Eindruck auf Grayson Freunden hinterlassen. Vielleicht hatte er ja schon von mir erzählt?
Ich zog mir also eine knappe, schwarze Lederhotpans an. In Deutschland hätte ich das vermutlich öfters getragen, aber hier wäre ich niemals auf die Idee gekommen. Dazu ein bauchfreies, aber sehr luftiges Top, was durch die Sonnenstrahlen, die in mein Zimmer fielen, leuchtete.

In diesem Moment rief Jasper an. Ich überlegte und schaute auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde Zeit. Ich wollte mich noch schminken und meine Haare machen, die bis jetzt noch in ein Handtuch eingewickelt waren.
Trotzdem ging ich dran.

"Hallo Sky", ertönte es aus meinem iPad. Er hatte seine Kamera angemacht, weshalb ich meine auch anschaltete.
"Hey", ich lächelte.

Während wir redeten ging ich ins Bad und schminkte mich. Das hieß: Maskara war alles, was ich auftrug. Ich sah aus meinem Augenwinkel, wie Jasper die Stirn runzelte. Als ich dann auch noch meine Haare aus den Handtuch schüttelte, öffnete er gerade den Mund, um etwas zu sagen, doch ich kam ihm bevor.

"Wie geht's deiner Mutter?", fragte ich, in der Hoffnung, er würde darauf eingehen. Doch das tat er nicht.
"Glättest du dir da gerade die Haare?", fragte er leicht entsetzt. Ich zuckte bloß mit den Schultern und setzte das Glätteisen erneut an, um eine andere Partie Haare zu glätten.
"Wohin gehst du denn gleich? Hast du keine Schule?", bohrte er weiter nach. "Triffst du dich mit Jungen?!"
"Man Jasper, du nervst", rief ich und legte auf.

Mir fiel auf, dass ich die Trennung von Jasper und mir ganz leicht verkraftet hatte, im Gegensatz zu ihm. Er schien immer noch traurig, wenn wir telefonierten.

***

Grayons Freunde waren nett. Sie begrüßten mich freundlich und das Mädchen -sie war das einzige in der Gruppe- umarmte mich sogar. Hillary, so hieß sie.

Wir schlenderten durch den Park -ich schweigend- während sie sich unterhielten.
"Wie geht's Eliot?", fragte der Junge, der sich mir als Marvel vorgestellt hatte. Ich lauschte unauffällig dem Gespräch.
"Sie kommt morgen wieder nach Hause aus Australien. Hoffentlich hat das Auslandsjahr sie etwas lockerer gemacht", Hillary seufzte. "Sonst kommt die mir wieder mit ihrem Gelaber..."
Grayson lachte und Louis machte Hillarys Schwester Eliot nach.
"Ähh, hör auf mit dem Hungern... Du machst dir dadurch deinen Körper kaputt! Du musst nicht modeln, um beliebt zu sein, nur weil Ryan das so will", äffte er. Alle lachten, nur ich nicht. Ich wollte nicht lästern.

***

Wir gingen auf eine Party. Ich setzte mich etwas abseits auf ein Sofa und lehnte mich zurück. Ich wollte keinen Alkohol trinken. Selbst, wenn ich mich ausgeschlossen fühlte, blieb ich starr hier sitzen, mit dem Wunsch, auch so beliebt und schön sein zu können wie Hillary, die gelassen auf der Tanzfläche mit irgendwelchen Typen tanzte.

"Hey", sagte Ryan und ließ sich neben mich fallen. "Ganz schön laut hier, was?" Ich nickte. Die Musik dröhnte in meinen Ohren und bereitete mir Kopfschmerzen.
"Sollen wir raus gehen...?", wieder nickte ich.

***

"Puh", seufzte Ryan, als wir alleine draußen standen. Ich roch die Alkoholfahne bis hier hin, doch ich zwang mich, mir nicht die Nase zu zuhalten. "Ganz schön heiß drinnen..."
"Hm...", macht ich und drehte den Kopf zu dem Wasser, welches plätschernd unter uns floss.

Wir standen auf einer Brücke, direkt neben der Tür zur Party. Er lehnte sich ans Geländer, während ich zitternd meine Arme um mich schlang.
Ryan legte mir seine Jacke über die Schulter und schaute mit mir auf das Wasser.
"Du bist echt hübsch", murmelte er und ich fühlte mich geschmeichelt. "Daraus könnte man mehr machen..." Das Gefühl der Anerkennung wich dem Schreck.
"Was meinst du?", fragte ich immer noch zitternd, wobei ich die Furcht, die sich in mir breit machte, verbarg.

"Weißt du...", flüsterte er. "Du könntest ein bisschen abnehmen und trainieren... Denn du eignest dich perfekt als Model" Er grinste mich an.
Es verschlug mir die Sprache.

"Was macht ihr hier draußen?"
Ich fuhr erschrocken herum. Dicht hinter mir stand Grayson und schaute mich durchdringlich an.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top