▫️Gesellschaft▫️
Ariu hat mich geküsst.
Das ist mein erster Gedanke, als ich daheim im meinem Zimmer auftauche.
Ich kann es gar nicht erwarten, ihn wiederzusehen. Noch 19 Stunden. Augenblicklich sacke ich in mich zusammen. Wie soll ich das denn aushalten? Doch dann fällt mir wieder ein, dass ich in Veron im Gefängnis sitze. Und dass der Besuch von Ariu bei mir wahrscheinlich eine einmalige Angelegenheit gewesen ist.
Ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und erinnere mich an das Gefühl seiner Lippen auf meinen.
Meine müden Gedanken kreisen um ihn, spinnen träge ihre Fäden in die unterschiedlichsten Richtungen weiter, fantasieren mir ihn ganz nah zu mir, damit ich nicht länger so alleine bin.
In dieser Nacht träume ich von Ariu, von ihm und mir.
Es ist eine Wohltat, wie die ganzen Problematiken, wenn auch nur für die Dauer eines traumreichen Schlafes, von mir abfallen.
~ 🗝️ ~
Als ich endlich wieder in Kay bin, weiß ich nichts mit mir anzufangen.
Obwohl sie mir im Augenblick sehr willkommen wäre, will sich die Müdigkeit natürlich ausgerechnet jetzt nicht einstellen.
Es ist genauso langweilig wie gestern, bevor Ariu aufgetaucht ist, und heute wird er wohl nicht kommen, um meine Langeweile zu vertreiben.
Auch wenn das eine zu verlockende Vorstellung ist.
Meine Zelle ist so dunkel wie immer, die Schwärze verschluckt alles. Wenn ich mich nach rechts wende, steigt mir erneut der miefige Gestank meiner Toilette in die Nase, und wenn ich mich nach links drehe... ein Geruch, den ich nicht wirklich definieren kann. Ich weiß nur, dass er in den letzten Tagen nicht vorhanden war.
Es riecht nach Natur, aber nicht so wie Ariu danach duftet.
Der Geruch hier ist anders.
Wilder, mehr wie ein Tier, das wirklich über Jahre hinweg in der Wildnis gelebt hat, und ein wenig schweißig.
Unwillkürlich halte ich die Luft an und höre, wie jemand atmet.
Jemand anderes als ich.
Mir entweicht ein leiser Schrei, und im selben Moment hätte ich mich ohrfeigen können. Wenn bisher noch die Chance bestanden hat, dass mich dieses andere Lebewesen hier im Raum noch nicht entdeckt hat, habe ich sie eben zunichte gemacht.
Ich springe unbeholfen auf und stolpere rückwärts, bis ich die Wand in meinem Rücken spüre. Hart und kalt.
Mein Atem geht flach und mein Blick flirrt durch den Raum, obwohl ich nichts erkennen kann. Alle meine Sinne sind geschärft und mein Körper ist in Alarmbereitschaft.
Hat der Richter entschieden, ein wildes Tier zu mir in die Zelle zu sperren, das mich zerfleischen soll?
Irgendeine Bestie, die wahrscheinlich schon fuchsteufelswild ist, weil sie hier nichts sieht außer der Schwärze und nicht mehr rauskommt aus diesem Gefängnis? So etwas würde er mir doch nicht antun, oder etwa doch?
Ein Bild des Zellengangs schießt mir durch den Kopf, mit den erstaunlich wenig funktionstüchtigen Zellen.
Entweder ein wildes Tier...
Oder aber einen anderen Schwerverbrecher.
Zitternd warte ich ab.
Ich spüre, wie eine Gänsehaut immer weiter meinen Körper emporkriecht.
Angstschweiß sammelt sich in meinem Nacken, und mit jeder Sekunde, die vergeht, werde ich angespannter.
Als plötzlich eine heißere Stimme zu sprechen beginnt, zucke ich zusammen.
"Wer ist da?"
Die Stimme klingt genauso panisch und erschrocken, wie ich mich fühle.
Und sie gehört eindeutig einem Mann.
Also doch der Schwerverbrecher.
Anstelle ihm zu antworten, stelle ich intuitiv eine Gegenfrage.
"Wer sind Sie?"
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