▪️Entschluss▪️

Rick hat sich so gut wie entschieden.

Er wird die Leute in dem Dorf vor der Gefahr, die ihnen droht, warnen - schon allein, um den Anführern eins auszuwischen.

Wenn die Einwohner des Dorfes ihm glauben und sich auf den Angriff vorbereiten, gut. So haben sie vielleicht eine kleine Chance gegenüber den Leuten aus dem Lager, die bald schwerbewaffnet aufkreuzen werden.
Wenn sie Ricks Worten keinen Glauben schenken und ihn ins Gefängnis werfen, haben sie ihre Chance verpasst.

Das Verhalten der Wachsoldaten und der zwei Frauen gegenüber dem Mädchen hat ihn nachdenklich gemacht, ob die Leute aus dem Dorf wirklich besser sind, als seine Gefolgsleute.
Er versteht immer noch nicht, was da los war, und überlegt, ob es falsch von ihm gewesen ist, auf das verlassene Zelt aufmerksam zu machen.
Der Gedanke daran lässt ihn nicht mehr los.
Ariu, der Junge, hat als Einziger zu dem Mädchen gehalten.

Ob es wohl rein an seinen Gefühlen für sie lag? Oder weiß er mehr?
Er schien jedenfalls in keiner Weise so schockiert wie seine Mutter, die andere Frau und die Soldaten.

Andererseits sind letztere noch vergleichsweise umsichtig mit dieser Jenny umgegangen. Im Vergleich zu den Nachkommen, jedenfalls.

Rick zuckt mit den Schultern.
Im Prinzip kann ihm das alles egal sein.
Er hat weder mit den Nachkommen, noch mit dem Dorf viel am Hut.
Aber er ist neugierig.
Er hat beschlossen, auf sein Gefühl zu hören, das ihn von Anfang an dazu drängen wollte, sich ins Dorf zu begeben und die Menschen dort zu warnen.

Und er hat nichts mehr zu verlieren. Weder Familie, eine Frau oder Freundin, noch Freunde oder Verbündete.

Es gab durchaus auch schöne Tage im Lager, an denen er sich dort Zuhause fühlte.
Wenn er mit Bekannten im nahen See schwimmen war, zum Beispiel.

Aber diese Tage gibt es längst nicht mehr in seinem Leben.
Der Wunsch nach einem Freund, dem er sich anvertrauen kann, ist ihm verwehrt geblieben.
Ebenso wie der nach einer Partnerin. Aber das andere Geschlecht hat sich noch nie sonderlich für ihn interessiert.

Er war schon immer eher verschlossen und sehr in sich gekehrt, und wenn ihn doch einmal eine junge Frau angesprochen hat, verlor sie meist schnell das Interesse an diesem "eigenbrötlerischen Typen".
Seine ehemaligen Kameraden, mit denen er ab und an etwas unternahm, waren da von einem ganz anderen Schlag.

Rick weiß, dass er auch so jemand hätte sein können. Er sieht attraktiv aus und hätte somit schon einige Pluspunkte sicher.
Aber er hasste diese Äußerlichkeiten.
Und er zog es vor, sich mehr und mehr zu isolieren. Vor allem nachdem ihm die Geheimnisse aus dem Inneren Kreis zu Ohren gekommen sind, die er Jahre später im Vertrauen noch einmal hören sollte.

Ab da konnte fast niemand mehr zu ihm durchdringen. Rick wurde mehr und mehr zu dem stillen Beobachter, der er jetzt ist.

Wenn sie das Dorf angreifen, machen die Nachkommen es sicher dem Erdboden gleich. Rick wird dann auch umkommen, sollte er ebenfalls dort sein.
Doch darauf sieht er im Augenblick komplett nüchtern.
Dann soll es eben so sein.

Morgen wird er sich nicht länger verstecken, sondern sich endlich aufraffen und zu den Wachsoldaten gehen. Er wird versuchen, ihnen klarzumachen, welche Gefahr ihnen und ihrem Dorf droht.

Und vielleicht kann ich ja auch herausfinden, was es mit dieser Jenny auf sich hat. Und eventuell nicht nur dem Dorf, sondern auch ihr zur Hilfe kommen.

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