▫️Das Armband, oder auch: Wie es beginnt 🌍▫️

Als ich denke, das meiste an Hausaufgaben erledigt zu haben, beschließe ich, in die Stadt zu fahren. Ohne meine Familie habe ich sie noch nicht erkundet, und auf eigene Faust, mit Zeit, die ich mir selbst einteilen kann, wird es sicher angenehmer sein, als bei den Käufen von diversem Hausrat.

Ich fahre mit dem Bus, die Haltestelle habe ich auf dem Weg nach Hause gesehen.
Er ist brechend voll, ich muss stehen, in jeder Kurve klammere ich mich am Griff des Sitzes neben mir fest, da ich sonst auf meinen Nebenmann falle, und bei jeder Unebenheit der Straße stoße ich mir den Kopf an der Decke des Busses an.
Nach der Fahrt tut mir der Kopf weh.

Ich suche mir einen Weg von der Bushaltestelle in die Innenstadt und laufe durch die Straßen, dabei sehe ich mich in unterschiedlichen Geschäften um. Ich kaufe hier und da einmal was und hole mir beim "EISCAFÉ OASE" ein Eis.
Auf dem Schild mit dem Namen steht der Untertitel "BESTES EIS DER STADT" und sie machen ihrem Namen echt alle Ehre, denn das Eis schmeckt grandios.

In einem Kleidergeschäft sehe ich im Schaufenster Schaufensterpuppen, die coole Klamotten tragen, und gehe hinein. Ich finde recht bald die Damen-Abteilung, und schlängle mich zwischen den Klamotten durch.
Mir gefallen ein schwarzes Top mit Neonaufdruck und ein T-Shirt gut, und als ich mit den beiden Teilen zur Kasse unterwegs bin, sehe ich Linn in der Abteilung für Tops stehen.
Sie sucht sich verschiedene heraus, hält sich die Kleidungsstücke vor den Körper und verzieht bei manchen das Gesicht, als sie in den Spiegel schaut, einige scheinen ihr jedoch auch zu gefallen und sie hängt sie sich über den Arm. Bevor ich Linn wieder aus den Augen verliere, rufe ich nach ihr.
Sie schaut sich suchend um.

Ich winke. "Hey!"

Als Linn mich erblickt, grinst sie und läuft auf mich zu.
"Na, du bist auch hier? Willst dich wohl ein bisschen in der Stadt umsehen, wie?"
Sie zwinkert mir zu.

Ich nicke. "Ja, ich dachte, ich sollte lernen, mich hier ein wenig zurechtzufinden, und ich habe diese hier", ich hebe das Top und das T-Shirt hoch, "im Schaufenster gesehen. Ich fand sie cool und dachte, ich sehe mich hier drin mal um. Und da die Teile nicht allzu viel kosten, kann ich sie mir ja gönnen."

"Das ist doch eine gute Idee. Was hältst du von meiner Auswahl?"
Linn hält mir ihre Tops unter die Nase.

"Sieht toll aus! Passt zu dir!" Ich betrachte die Kleidungsstücke genauer. "Aber ich glaube, mir würden sie nicht stehen."

Linn zuckt mit den Schultern. " Danke, ich glaube auch, pink steht dir nicht so gut. Sorry. Aber jetzt muss ich mich beeilen, vor dem Geschäft warten meine Mutter und mein kleiner Bruder auf mich, die sind eigentlich nur in die Innenstadt gefahren, um noch nachträglich Schulsachen zu kaufen. Mein Bruder hat mich gedrängt, ihn und meine Mutter zu begleiten. Also dann, bis morgen!"
Sie macht sich auf den Weg zur Kasse, um zu bezahlen.

"Ciao!", rufe ich ihr hinterher und begebe mich zu einer anderen Kasse, dann schlendere ich mit meinen Errungenschaften weiter.

~🗝️~

Irgendwann finde ich mich vor einem Laden wieder, in dem antike Gegenstände ausgestellt sind. Mir sticht ein Bild ins Auge, das eine Frau darstellt, die vor einem Webstuhl sitzt und ich beschließe, mich in dem Laden einmal umzusehen.

Das Bild sieht schon alt aus, als ob es in Omas und Opas Kindheit entstanden wäre.
Ich vermisse die beiden schon jetzt schrecklich.

Vielleicht finde ich dort drinnen ja noch mehr, was mich an sie erinnert, und kann ein bisschen in alten Erinnerungen schwelgen.

Ein Klimpern kündigt meine Anwesenheit an, als ich den spärlich beleuchteten Laden betrete. Hier drin ist es ziemlich staubig, ich habe das Gefühl, dass hier nicht so oft jemand herkommt.
Ich muss niesen, als mir der Staub entgegenwirbelt.
Dann entdecke ich das Bild und betrachte es genauer. Die Frau sieht ängstlich aus und sie nimmt eine Haltung wie eine eingeschüchterte Katze ein.

In Büchern, die Lucy zu Hause bei Oma und Opa herumliegen hatte, habe ich schon ängstliche Katzen gesehen. Lucy hat viele Bücher über Katzen, sie wollte schon immer eine als Haustier haben. Aber ich frage mich, warum der Künstler die Frau so gemalt hat.
Was wohl seine Hintergedanken gewesen waren.

Auf einmal bemerke ich, dass mich die Verkäuferin, eine ältere Frau, die ganze Zeit beobachtet hat und fühle mich ein wenig unwohl. Ich tue weiterhin so, als würde ich das Gemälde betrachten, während ich in Wahrheit immer wieder hinüber zu der Frau schiele, die mich mittlerweile von oben bis unten mustert.
Als sie den Blick nach gefühlten fünf Minuten immer noch nicht von mir abgewandt hat, beschließe ich, den Laden zu verlassen, da ich mir unter dem Starren dieser Dame zunehmend komisch vorkomme.

Zögernd gehe ich wieder auf die Ladentür zu, die Augen starr auf den Boden gerichtet, und als ich mich schließlich umsehe, blicke ich direkt in das runzlige Gesicht der älteren Dame, die nur wenige Meter von mir entfernt steht.
Ich erstarre.
Die Frau sieht mich unverwandt an und ihre Lippen verziehen sich zu einem entschuldigenden Lächeln.

Plötzlich schnellt ihre Hand vor, sie ergreift meinen Arm und legt mir etwas ums Handgelenk. Erschrocken sehe ich darauf herab.
Sie hat mir ein Armband umgelegt.

Das Band liegt kühl auf meiner Haut und als ich es mit der Hand vorsichtig berühre, spüre ich, dass es aus Metall ist. Ich drehe meinen Arm, doch ich kann keinen Verschluss am Armband erkennen. Es passt mir genau und sieht aus, als würde ich es schon immer tragen. Der Anblick zieht mich irgendwie in seinen Bann.
Vorsichtig ziehe ich an dem Armreif. Er bewegt sich keinen Millimeter. Ich ziehe noch einmal, wieder tut sich nichts. Selbst als ich an dem Armband reiße, geht es nicht auf.

Was zur Hölle???

Da fällt mir auf, dass ich vor lauter Verwunderung die alte Frau vergessen habe, die mich eigentlich in diese Situation gebracht hat.
Ich hebe den Kopf und sehe sie eingeschüchtert an.
Die Verkäuferin lächelt zufrieden, sieht glücklich aus und als sie lacht, erinnert sie mich an eine Krähe, so sehr krächzt sie.

Endlich kann ich mich aus meiner Starre lösen und renne panisch aus dem Laden, obwohl die Verkäuferin mir irgendetwas hinterher ruft, was ich nicht verstehe.
Ich haste orientierungslos durch die Straßen, während mich die anderen Passanten anstarren, als käme ich vom Mond. An der Bushaltestelle erwische ich gerade so einen Bus, bevor er losfährt.
Diesmal ist er fast leer.
Nach dem Einsteigen bleibe ich vorne bei dem Busfahrer stehen und frage ihn, ob der Bus auch an der Haltestelle hält, die in der Nähe von unserem Haus liegt.
Der Fahrer hält die Augen auf die Straße gerichtet und konzentriert sich auf seine Fahrt, verneint meine Frage jedoch.

"Okay", antworte ich ihm und gehe zu einem der leeren Sitzplätze. Ich habe keine Ahnung, wo der Bus nun halten wird, aber irgendwie werde ich schon heim finden. Zur Not muss ich eben jemanden nach dem Weg fragen.

Alles ist besser, als in der Innenstadt herumzusitzen und auf einen anderen Bus zu warten, wenn mich am Ende noch die alte Verrückte findet, falls sie mir nachgelaufen ist.

Erschöpft lasse ich mich auf den nächstbesten Sitz sinken und betrachte das Armband.
Es ist sind Zahlen darauf eingraviert, 18.30 und 23.30. Was sie wohl bedeuten?
Ich versuche, das Metallband von meinem Arm zu streifen, aber es sitzt bombenfest.

Weshalb hat diese Frau sich so komisch verhalten?
Was will sie von mir?
Warum hat sie mir dieses Band aufgedrängt?

~🗝️~

Zum Glück hält der Bus dann doch nicht allzu weit von unserem Haus entfernt. Als ich daheim ankomme, richten meine Eltern bereits das Abendessen. Ich ziehe den einen Ärmel meines Pulli über das rechte Handgelenk, damit sie das komische Armband nicht bemerken.
Die Busfahrt über habe ich darüber nachgedacht, ob ich morgen zurück in den Laden mit der alten Dame soll, aber ich habe gemischte Gefühle, wenn ich an die Frau denke.
Vielleicht ist sie ja eine Verrückte.
Ich könnte mich ohrfeigen, warum habe ich mir den Namen des Geschäfts nicht gemerkt?
Aber ich kann mich noch nicht mal mehr an den Weg zur Bushaltestelle erinnern, von der aus ich zurückgefahren bin.
Ich war einfach zu aufgewühlt und bin kopflos vor der Verkäuferin weggerannt.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, erscheint mir meine Reaktion fast schon lächerlich, aber ich bin eben einfach erschrocken vor der alten Dame.
Meine Eltern bemerken meine Unruhe, fragen mich aber nicht nach der Ursache, wofür ich ihnen sehr dankbar bin.
Wie sollte ich ihnen auch erklären, dass ich mich neuerdings vor einer alten Frau fürchte?

~🗝️~

Nach dem Essen sitze ich am Schreibtisch und erledige meine restlichen Hausaufgaben in Englisch und Mathe. Wahrscheinlich hätte ich sie lieber gleich heute nach der Schule machen sollen. Denn erstens hätte ich den Laden dann ziemlich sicher nicht betreten und die alte Verkäuferin auch nicht getroffen, weil ich gar nicht mehr in die Stadt gefahren wäre, denn ich habe, wie ich jetzt bemerke, in Englisch nicht gerade wenig auf.

Zweitens bin ich jetzt so verwirrt und durcheinander, dass ich keine Nerven mehr für Hausaufgaben habe. Trotzdem versuche ich mich zu konzentrieren, während meine Gedanken immer wieder abschweifen.
Die Englischhausaufgaben bestehen darin, irgendeinen ellenlangen Text zu lesen und anschließend mehrere Seiten voller Fragen dazu zu beantworten. Außerdem muss ich noch einen Haufen Vokabeln aus dem Englischbuch in mein Vokabelheft übertragen, die normalerweise dann auch noch gelernt werden sollen, wozu ich mich jedoch wirklich nicht mehr durchringen kann.

Ich brauche mindestens doppelt so lang, wie ich sonst zum Schreiben der englischen Wörter plus Übersetzungen gebraucht hätte. Denn dadurch, dass ich immer wieder abgelenkt bin, verschreibe ich mich ständig. Nachdem ich mit den Englischaufgaben endlich fertig bin, wende ich mich dem nächsten Fach zu.
Mehr oder weniger bei der Sache versuche ich also in Mathe irgendwelche Formeln auswendig zu lernen und gleich darauf in Aufgaben aus dem Mathebuch anzuwenden.
In schlampiger, schneller Schrift vollende ich die letzte Rechnung in meinem Heft, um es dann zusammen mit dem Buch auf mein Bett zu werfen.
Doch die Erlösung, jetzt fertig zu sein, die ich mir dadurch erhofft hatte, stellt sich nicht ein, denn unter den Mathesachen erscheint erneut mein Englischvokabelheft. Ich kann förmlich spüren, wie es Augen bekommt und mich missbilligend anstarrt.
Eine Weile starre ich zurück, dann aber gebe ich mich doch geschlagen und klappe es auf.
Anschließend lehne ich mich auf meinem Schreibtischstuhl zurück und gehe im Kopf noch einmal die neuen Vokabeln durch.

Plötzlich durchfährt mich ein Ruck und mir wird übel. Was soll das denn jetzt?, denke ich panisch, rutsche vor Schreck vom Schreibtischstuhl und knalle auf den Holzfußboden.
Alles verschwimmt.
Mein Gleichgewichtssinn scheint nicht mehr vorhanden zu sein und es fühlt sich an, als würde ich fallen.
Es ist 18.30 Uhr.

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So😉

Jetzt geht es bei Jenny aber richtig los:)

Seid ihr gespannt, was es mit dem Armband alles auf sich hat, und was jetzt gleich passiert?😄

Schönen Abend euch noch;)

Bis bald & bleibt gesund,

Elvy

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