Kapitel 6 - Wo bin ich?
Was zum, wo bin ich? Verdammt, was ist passiert? Mist, mein Hinterkopf, er tut echt weh und es fühlt sich an, als würde sich alles um mich herum drehen. Aber wieso sehe ich nichts? Was ist hier nur los? Doch dann blitzt etwas in meinem Kopf auf. Ich kann mich erinnern, da war Connor, er war an der Wand gefesselt und das zusammen mit ein paar anderen Menschen. Sie hatten alle Säcke über den Kopf gestülpt. Aber warte, das heißt ja, dass ich auch... oh nein bitte nicht.
Panik breitet sich in mir aus, meine Atmung wird immer schneller, dabei laufen mir direkt ein paar Tränen über die Wangen. Ich wünschte ich hätte dieses Haus nie betreten, das habe ich jetzt davon. Aber ich will noch nicht sterben, bitte, das kann doch nicht sein.
,,Bitte, wer da auch ist, lass mich einfach gehen, ich schwöre, ich werde nie wieder herkommen und es auch niemand erzählen", flehe ich mittlerweile bitterlich weinend, jedoch kommt nur Kauderwelsch aus meinem Mund heraus, da mir der Mund zugeklebt wurde. Doch dann nehme ich ein Geräusch wahr, es hört sich an wie ein Knarren. Hektisch blicke ich um mich und das obwohl ich nichts sehen kann.
Ein Summen erklingt. Meine Emotionen kommen ruckartig zum Stillstand. Es ist eine sehr hohe Stimme, welche sich mir immer mehr nähert. Je lauter sie wird, desto höher schießt mein Puls.
,,Oh, du bist ja schon wach", sagt sie und zieht mir den Sack vom Kopf. Dabei stelle ich schnell fest, dass ein kleines Mädchen vor mir steht. Der Anblick lässt mein Herz wieder ruhiger werden. Verdammt, bin ich froh dass es nicht der Mann von eben ist.
Sie muss bestimmt die jüngste Tochter sein, ich habe sie auf dem Bild gesehen, ob sie mir vielleicht helfen wird? Wahrscheinlich nicht, aber ich kann es versuchen. Dennoch macht mir ihr Aussehen schon etwas Sorgen.
Sie hat zwar helle, strahlende Augen. Aber sie sind von einem Schleier der Traurigkeit überzogen, welcher sehr erdrückend auf mich wirkt. Und ihre blonden Haare sind auch ganz wirr. Dabei wirkt ihre Kleidung eigentlich ganz Ordentlich. Sie trägt eine pinke Leggings und einen plüschigen weißen Pulli, auf dem sich aber wiederum der ein oder andere rote Fleck befindet. Ich hoffe echt, das ist nicht das was ich denke. Schwer schlucke ich und sehe sie weiter an, dabei stelle ich fest, dass sie wohl was sagen will.
,,Du fragst dich bestimmt, warum du hier bist?", setzt sie an und beginnt um mich herum im Kreis entlang zuspringen. Ich nicke nur und stöhne bestätigende ,,Hmmhmhhm" Geräusche.
,, Es ist ganz einfach, ich wollte dich haben und du solltest dich geehrt fühlen, denn ich hatte schon lange niemanden mehr", sagt sie lächelnd und setzt sich daraufhin an ihrem Schreibtisch, welcher sich direkt neben der Tür befindet und dort beginnt sie irgendwas summend zu malen.
Nach einem Moment versuche ich sie stöhnend wieder auf mich aufmerksam zu machen, dabei analysiere ich das Zimmer, welches wirklich aussieht wie das einer Prinzessin. Dabei erblicke ich auch den Stuhl, an dem ich gefesselt bin, und auch die Seile, die um meine Hände gewickelt wurden. Ich bin ehrlich, ich stecke echt in der Scheiße. Plötzlich treibt sie meinen Puls in die Höhe, als sie lachend beginnt um mich herum zu laufen und im Galopp zu springen.
Doch dann bleibt sie vor mir urplötzlich stehen, sie legt ihre Hände auf meine Schultern und starrt mich mit einem teuflischen Lächeln an.
,,Weißt du was Dylan, ich habe eine Idee. Lass uns ein Spiel spielen", sagt sie in einem finsteren Ton, welcher meine Nackenhaare aufstellen lässt und durchlöchert mich dabei mit ihrem düsteren Blick. Was ich eben auch von dem Mädchen noch dachte, ist verschwunden.
,,Wovor hast du eigentlich Angst?", fragt sie breit lächelnd und neigt ihren Kopf Richtung Schulter.
Ich schüttele nur stöhnend meinen Kopf.
,,Pech gehabt", entgegnet sie mir giftig. ,,Ich kenne sie nämlich schon und übrigens", sie zögert und nähert sich mir auf den kleinsten Millimeter, dabei legt sie eine Hand an meinen Kopf. ,,Ich heiße Aurelia, vergiss das nicht, haha, möge der Spaß beginnen."
,,W-wo bin ich?", frage ich mich selber flüsternd, dabei hallt diese Frage mehrmals nach. Ich sehe um mich, ich befinde mich in einem dunklen Raum, welcher mir nur zu bekannt vorkommt. Es hängt eine Lampe von der Decke, die mir Licht gibt. Vor mir eine Tür, rechts von mir ein braunes Ledersofa und ein Fernsehtisch mit einem großen Fernseher darauf. Links von mir eine Kommode, darauf ein paar Bilderrahmen. Beim Nähern dieser Bilder nimmt mein Herzschlag schlagartig zu. Sie sind leer, es sind keine Bilder drin. Wo zur Hölle bin ich hier nur? Wieso kann ich mich nicht erinnern? Irgendwas ist doch passiert, ich kann es spüren, es liegt mir regelrecht auf der Zunge und dennoch ist es so fern und kaum greifbar.
Ich zögere nicht lange und beschließe, durch die Tür zu gehen. Ich öffne sie, überschreite die Schwelle und schließe sie hinter mir wieder. Und dann, für einen Moment, setzt mein Herz aus. Was zum? Ich bin wieder im selben Raum. Mit langsamen Schritten gehe ich voran. Die Dunkelheit und Stille hier drinnen fühlt sich immer erdrückender an. Warum ist es hier drin nur so verdammt ruhig?
Ein teuflisches Lachen ertönt hinter mir, es ist hoch und hört sich an, wie das eines Kindes. Reflexartig drehe ich mich um, aber da ist nichts. Nur die pure Dunkelheit. Auf einmal nehme ich etwas wahr, es ist eine Art Stöhnen. Ich drehe mich wieder um und erblicke jemanden, der an der Wand gekettet ist. Die Person hat einen Sack über den Kopf gestülpt. Schleichend gehe ich zu ihr rüber und ziehe ihr den Sack vom Kopf. Vor mir sitzt ein junger Mann, wahrscheinlich in meinem Alter, aber ich kann sein Gesicht nicht sehen. Egal, was ich versuche, es ist düster und verschwommen.
Vorsichtig hebe ich meine Hand und bewege sie zu seiner Schulter. Seine Augen blitzen auf und erfassen mich. Schnell realisiere ich, dass es Connor ist, jedoch wirkt er verändert.
Aber warte, ich glaube ich habe gerade ein Déjà-vu, ich könnte schwören ihn genau so, schon einmal gesehen zu haben. Aber scheiß drauf, ich muss ihn befreien. Schnell reiße ich ihm das Panzertape vom Mund und mache mich an den Fesseln zu schaffen, aber auch da blitzt etwas wieder in mir auf, ein erneutes Déjà-vu, welches mich kurz zögern lässt. Ich schüttele vor Verwirrung nur den Kopf und mache einfach weiter.
,,Oh Connor, ich bin wirklich froh dich endlich gefunden zu haben, diese Familie, die Nokturns haben echt... einen... Scha... den... ein Moment mal... die Nok... turns..."
,,Hahaha", höre ich Connor leise neben mir lachen. Vorsichtig gehe ich von den Ketten ab und sehe zu ihm runter.
,,Hahahaha." Er lacht immer lauter und diabolischer. Sein Lachen wird krankhaft. Mein Puls schlägt bis in meinen Hals. Er wuchtet mit seinen Armen, trotz Ketten, immer schneller hin und her und bewegt seinen Kopf in alle Richtungen. Jede Sekunde, die vergeht, wird er schneller und teuflischer. Langsam mache ich einen Schritt nach hinten und dann, wie als würde ich auf einen Ast treten, wird Connor ganz starr, während es mir eiskalt den Rücken herunterläuft.
,,C-con-ner?", stammele ich und lehne mich ans Sofa. Eine Träne findet einen Weg über meine Wange.
Seine Augen blitzen auf und sein Grinsen ist das eines Teufels. ,,Lauf", sagt er kurz und knapp. Ein Klirren erklingt und die Zeit verschwimmt. Ich beobachte, wie seine Ketten auseinanderbrechen und ein verstörendes ,,Ahahaha", seinem Mund entfährt. Ich bin wie erstarrt und wie in Zeitlupe, stürmt er los. Instinktiv laufe ich los, mein Adrenalin knallt mir bis in den Kopf, gesteuert von einem Gedanken. Lauf um dein Leben.
Durch die erste Tür hindurch knalle ich sie mit einem Schwung voller Kanne hinter mir zu und renne direkt weiter durch die nächste Tür und durch die nächste und nächste. Gefühlt laufe ich gerade durch dutzende Türen und laufe immer wieder durch den selben Raum. Aber es ist mir egal, denn ich habe weiterhin nur einen Gedanken: Lauf um dein Leben.
Doch plötzlich ist etwas anders. Verwirrt schaue ich um mich. Unzählige Bäume und Pflanzen umgeben mich, ich bin nicht mehr im endlosen Raum. Ich drehe mich um und die Tür, sie ist verschwunden. Ich drehe mich erneut um und erblicke eine Art Bau, wie ein Fuchsbau, nur dieser ist so viel größer. Da könnten fünf, nein, sogar zehn Füchse drin leben. Langsam bewege ich mich auf den Bau hinzu, alles ist so still. Ich kann den Wind heulen hören, während die Bäume zu rascheln beginnen, irgendwie wird mir gerade sehr unwohl. Beim Nähern des gruseligen Baus werden mir einige Gedanken klar. Als ich eben Nokturns sagte, blitzten Bilder von einer Frau, einem Mann und einem großen Anwesen in mir auf, auch Connor, wie er an einer Wand gefesselt war. Das sah alles auch so echt aus, aber warum kann ich mich nicht mehr daran erinnern? Was es auch ist, das hier kann nicht echt sein, ich muss träumen.
Das wird es bestimmt sein, ich liege wahrscheinlich gerade zu Hause einfach im Bett und träume Luzide. Aber dieser eine Name, er klingt immer wieder durch meinen Kopf, ich höre den Namen, kenne ihn aber nicht, wie kann das sein? Verdammt, ich bekomme langsam echt Kopfschmerzen. Weiter versuchend zu verstehen, was hier geschieht, stehe ich fast unmittelbar vor dem Bau. Der Blick hinein verrät leider nicht viel, ich sehe nur das pure Schwarze nichts. Dennoch habe ich das Gefühl, dass der Bau mich ansieht und in meine Seele blickt, dabei wird mir gerade echt unwohl.
Triggerwarnung: Spinnenphobie (Start)
Warte mal, was ist das für ein Geräusch? Dieses vereinzelte Rascheln, das hört sich an wie... ,,Krabbeln", sage ich und drehe mich um. Mir stockt der Atem. Ich erblicke in diesem Moment tausende neugierige Augen, während mir die Haare zu Berge stehen. Ich hasse Spinnen, wieso müssen es nur Spinnen sein? Ich habe eine verdammte Spinnenphobie.
,,Oh Hallo, frisches Essen, welches bereitwillig zu uns gekommen ist", ertönt eine tiefe Stimme hinter mir. Zitternd drehe ich mich leicht um und schaue etwas hoch.
Ein riesiger Schatten wirft sich über mein Gesicht, er erdrückt mich regelrecht. Ich blicke in acht riesige Augen, die mich anstarren. Ich bin wie eingefroren. Meine Atmung nimmt rapide zu, während mein Puls in die Höhe steigt. Ich will laufen, aber ich kann nicht, es ist, als würde ich feststecken.
,,Lauf", spricht er laut. Wie vom Blitz getroffen schaffe ich es doch und laufe los, dabei sehe ich ein letztes Mal zurück und erhasche einen Blick auf seine komplette Pracht, als er emporsteigt. Meine Spinnenphobie hat glaube ein neues Level erreicht, die kleinen Spinnen wirken ja eigentlich noch ganz süß, im Gegensatz zu einer denke drei Meter großen Spinne, welche mir einen kalten Schauer über den Rücken jagt.
In diesem Moment laufe ich schnell, schneller als jemals zuvor, so schnell wie noch nie in meinem Leben. Hunderte Äste knacken hinter mir, tausende Blätter rascheln. Ich traue mich kaum einen Blick zu riskieren. Aus dem Nichts spüre ich, wie kleine Spinnen auf mir rauf klettern. Panisch schlage ich um mich und streife die Spinnen von meinem Körper. Wie ein Lichtblick sehe ich von Weitem einen See. Ich nehme meine Beine in die Hand und laufe auf voller Kraft, mit dem Ziel, in das verdammte Wasser zu springen. Und dann schaffe ich es, mit voller Wucht springe ich, dabei spüre ich, wie sich ein Bein einer Spinne an meiner Jacke fest gehackt hat. Wie aus Reflex löse ich mich aus der Jacke und tauche ab.
Triggerwarnung: Spinnenphobie (Ende)
Ein Gefühl von tausenden, auf meiner Haut tanzenden Nadeln durchzieht meinen Körper. Ich weiß zwar nicht was ich jetzt tun soll, vor allem weil das eiskalte Wasser mich immer schwerer denken lässt, aber wenn ich hier unter Wasser bleibe, wache ich vielleicht gleich auf. Ich kann auch nicht mehr aufhören, an diese große, eklige, haarige Spinne zu denken, mit ihrem unglaublich langen, Gott ich glaube ich muss gleich würgen, ihren langen Beinen und diesen acht großen gruseligen Augen. Ich glaube, ich nenne sie einfach Aragog. Aber Größe hin oder her, kleine Spinnen sind immer noch schlimm, ich glaube, wenn ich aufwache, putze ich meine ganze Wohnung, ich will die nächste Zeit nicht eine Spinne mehr sehen.
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