Gespräche mit Waffen
Sollte ich Gale erschießen oder nicht?
Wenn ich es nicht tat, würde er Peeta erschießen.
Und das würde ich nicht ertragen.
Dies dachte ich alles in der kurzen Zeit, in der Gale verwirrt auf den Bogen in meiner Hand starrte.
"Peeta, geh hinter mich.", zischte ich ihm schnell zu. "Dies ist mein Kampf."
Peeta tat, was gehießen.
"Ach, der gute alte Bogen! Bin ich jetzt schon ein Eichhörnchen für dich?!" Seine Stimme klang locker, aber ich sah, wie seine Finger auf dem Abzug zitterte.
Ich lachte nicht über seinen Kommentar.
"Gale. Du bist nicht so.", versuchte ich ihn zu besänftigen. "Du willst mich nicht umbringen."
"Doch. Ganz genau das will ich.", meinte er mit düsterer Stimme.
"Erinnerst du dich noch an die schönen Tage, die wir zusammen verbracht haben? An das gemeinsame Jagen, hier in diesem Wald?"
Tränen versuchten sich in meine Augen zu schleichen, doch ich blinzelte sie schnell weg.
"Du bist ein Monster! Eine abscheuliche Mutation!", brüllte er und ich zuckte zusammen.
"Verdammt Gale! Du bist die Mutation!", erwiderte ich auch lauter. "Und du bist ein Mörder. Ein eiskalter Mörder, der kleine Kinder umgebracht hat!"
"Es tut mir leid, Katniss.", meinte er nun leiser. "Doch du musst jetzt sterben. Ich kann es nicht ertragen, dich mit diesem krüppel Bäcker zu sehen!"
"Nenn Peeta nicht noch einmal krüppel!" Ich war überrascht über meinen bedrohlichen Tonfall.
"Gale. Ich weiß, du magst mich nicht. Aber ich weiß, dass du Katniss liebst oder sie zumindest mal geliebt hast.", meldete sich nun auch Peeta zu Wort. "Und wenn du versprichst, ihr nichts zu tun und dich den Ärzten übergibst, werde ich dir den Weg frei räumen."
Ich riss die Augen auf.
Peeta wollte sich opfern, damit ich mit Gale leben sollte?! Niemals.
"Peeta, nein! Ich werde nicht mit diesem Dreckskerl zusammen sein. Lieber sterbe ich!" Ich sah, wie der Finger um den Abzug an Gales M16 zitterte. "Und außerdem könnte ich es nicht ertragen, ohne dich in dieser Welt leben zu müssen.", sagte ich leiser und die Tränen kamen wieder.
Schnell blinzelte ich erneut, um eine klare Sicht zu erhalten.
"Katniss Everdeen, ich liebe dich und werde nicht dein Leben aufs spiel setzen.", meinte Peeta. "Vertrau mir", flüsterte er noch, sodass nur ich es hören konnte.
Dann trat er aus meinem Schatten und stellte sich breitbeinig und voller selbstbewusstsein neben mich - völlig schutzlos.
Gales Finger zitterte nicht mehr. Er lag fest auf dem kalten Metall.
Der Bogen in meiner Hand war abschussbereit.
Sollte er Peeta auch nur ein Haar Krümmen, würde ich ihn erschießen.
"Denkt ihr, ich wäre so blöd, dass ich erst den Bäcker erschießen würde?!" Gale lachte ein gehässiges Lachen.
Meine Hand um den Bogen wurde schwitzig. Und der Köcher auf meinem Rücken drohte abzurutschen, da ich ihn nur übergeschwungen hatte.
Gales Mine, die Eben noch etwas verzweifelt war, wurde mit einem Schlag knallhart.
"Leb wohl, Katniss.", meinte er und drückte ab.
Und mein Pfeil schoss durch die Luft.
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