Aufnahme in die Finsternis
Damian. Ich spürte wie mein Körper anfing zu zittern. Der grobe Stoff des Mantels auf meiner Haut fühlte sich mit einem mal wie Schmirgelpapier an und mir wurde viel zu heiß, sodass ich den Mantel, denn ich mir soeben um die Schulter gelegt hatte, rasch wieder auszog. Ich hatte das Gefühl als wirkte allein der Name wie ein Faustschlag in meine Magengegend. Nicht ich hatte Damian verraten, sondern er mich.
Was wollte er bitte mit seinem Tagwandler Gefasel!? Selbst wenn ich das Wort in zwei teilte und daraus schloss, das er jemanden meinte der bei Tag über die Erde wandeln also während der Sonnenstunden draußen herumspazieren konnte, ergab das immer noch keinen Sinn. Natürlich konnte ich draußen herumlaufen, immerhin war ich ein Mensch! Was wollte dieser Scheißkerl den noch hören!? Langte es nicht, dass er mein Leben zerstört hatte!? Er hatte mir meine Freundin entrissen, er hatte mir falsche Hoffnungen gemacht, mir vorgegaukelt er könnte etwas für mich empfinden, mich gar begehren! Wenn er nicht existieren würde, dann wäre vielleicht Wolf noch am Leben! Ganz sicher wäre er das noch, denn dann wäre Wolf niemals in dieses verdammte Ausbildungscamp gekommen! Aber was tat ich hier!? Ich bemitleidete mich nur selber und der Schmerz über Damians Verrat würde dadurch nicht geringer werden!
Ich lachte laut auf. Das war doch lächerlich wie ich mich aufführte! Mal ernsthaft, ich hatte noch nie gewusst wo ich bei diesen Typen genau stand und wie genau ich für ihn empfand. Mal war er so charmant und liebenswürdig, dass ich von ihm so hingerissen war, dass er mich wohl sofort in die nächste Ecke ziehen konnte und ich ihm freudig meinen Körper zur Verfügung stellen würde und dann? Dann behandelte er mich wie ein Stück Dreck, eine Sache die man foltern konnte und so zurechtstutzen, dass es die gewünschten Form annahm.
Wie oft hatte ich ihn schon verflucht? Besser gesagt wie oft hatte ich mir schon diese Frage gestellt, wie oft ich ihn verflucht hatte? Wenn ich mir jetzt vornehmen würde nichts mehr mit ihm zu tun haben zu wollen, dann würden mir wenn ich ihn erneut sähe wahrscheinlich wieder die Knie weich werden. Ich war so lächerlich hilflos gegenüber ihn! Es war einfach zum Schreien!
Zuerst wollte ich wütend gegen die Wand schlagen, doch dann schlug ich mit der Faust auf die Matratze ein. Ich hatte beim Training längst gelernt, dass ein Schlag gegen die Wand, zu Knochenbrüchen führen konnte und das eine verletzte Hand ein Todesurteil sein konnte. Genau diese Feststellung, dass ich selbst in meiner jetzigen Situation noch bedachte darauf war, was mir das Leben retten könnte regte mich noch mehr auf, sodass ich dummerweise doch einmal gegen die Wand hieb. Es tat wirklich verdammt weh, doch ich sollte nicht denken müssen was mir das Leben retten könnte, sondern ich sollte ganz normale Gedanken haben wie jede andere Studentin auch!
Doch was waren normale Gedanken? Waren es Gedanken an ein Buch, an die nächste Party oder vielleicht an einen festen Freund? Bei dem Wort festen Freund klingelten alle Alarmanlagen in meinen Kopf und Damians Bild drängte sich in den Vordergrund und schubste alle anderen Gedanken beiseite. Ich wollte wie ein kleines Kind weinen, doch die Tränen steigen nicht in meine Augen, zu sehr fürchtete sich mein Körper davor, was passieren könnte wenn ich Schwäche zeigte. Stattdessen verwandelte sich mein gestauter Schmerz zu einem Brocken voll Wut, der sich tief in meiner Kehle festsetzte.
Wütend ballte ich die Hände zu Fäuste und griff zu dem Mantel denn man mir gegeben hatte. Damian sollte nur kommen! Ich würde im Zeigen, dass er mich nicht länger behandeln konnte wie es ihm gerade in den Sinn kam. Ich war ein eigenständiges denkendes Wesen und dieser verdammte, arrogante Damian konnte mir gestohlen bleiben. Er war ein Monster, ein kaltblütiges Monster, das einfach nur hinter meinem Blut her war. Er hatte es mir doch gestanden oder nicht? Er wollte von Anfang an mir nur an die Kehle und nun wollte er die Konsequenzen, die seine Handlungen mit sich trugen einfach nicht erdulden und deswegen hatte er mir irgendeine aus dem Ärmel gezogene Geschichte vorgeworfen. ICH hätte IHN verraten! Was für ein Unsinn!
Wieder lachte ich und das Lachen wollte gar nicht mehr aufhören. So weit käme es noch, ich war ein so einfältiges Mädchen gewesen, das ich ganz sicher alles für ihn getan hätte, natürlich immer auch mit den Gedanken verbunden, dass ich all das für Jane tun musste. Wer glaubte ich denn, dass Damian war? Der Weihnachtsmann? Der Nikolaus, der einen belohnte wenn man schön artig war? Er war ein vermaledeiter Vampir! Die Ausgeburt der Hölle! Ein Freund Satans! Was erwartete ich? Das er Gummibärchen an alle verteilten würde und der liebste Mensch auf Erden war? Er war ein Lügner, ein Mörder und ein Verräter der mit den leicht zu fangenden Herzen von idiotischen, allesgläubigen Menschen wie mit Schachfiguren spielte. Er war ein grausames Monster, ohne jegliche Gefühle und Gerechtigkeitssinn und dass würde er auch immer bleiben, egal wie oft ich ihm eine zweite Chance gab und beide Augen vor der Realität verschloss. Mein dummes Gehirn musste es endlich verstehen! Er war ein blutsaufendes Ungeheuer und das wars!
Die Sonne näherte sich langsam dem Horizont, als es an der Tür klopfte.
„Herein!", rief ich laut, obwohl es wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen wäre, denn das Schloss klickte bereits bevor ich meine Erlaubnis gegeben hatte.
Mit zu Fäusten geballten Händen, stand ich stolz und aufrecht in meinem kleinen Zimmer. Die Frau in einfachen grauen Gewändern, die schon zuvor mir den Mantel gegeben hatte kam herein.
„Es ist an der Zeit.", meinte sie ohne Umschweife. „Folgt mir bitte."
Ohne einen weiteren Blick zu verschwenden drehte sie sich wieder um und ich ging mit ihr hinaus auf den Flur. Die Wände waren aus blanken grobbehauenen Stein und der Boden bestand ebenfalls aus diesem. Die Steine in der Mitte des Ganges waren zwar einigermaßen sauber, doch das lag wohl daran, dass hier häufiger jemand entlangging, denn in der Nähe der Wände türmte sich der Staub nur so. Auch hatte man sich nicht die Mühe gemacht die Spinnenweben von der ebenso steinernen Decke zu wischen. Ich folgte den eiligen Schritten der Frau und versuchte dabei den eiskalten Boden unter meinen blanken Füßen zu ignorieren.
Rasch kamen wir an einer Wendeltreppe an. Hier war ebenfalls alles aus Stein und alles sehr schlicht gehalten. Die Treppe war von unten betrachtet rechtsherum gewendelt. Die Dienerin ging mit eiligen Schritten vor und ich folgte ihr. Je weiter wir nach unten kamen, desto sauberer wurde die Treppe und als wir schließlich im Erdgeschoss ankamen, gab es mit einem mal einen Sprung und alles um uns herum wurde luxuriös. Die Wände im Treppenhaus waren nun mit dicken Teppichen geschmückt, die Szenen aus längst vergangener Zeit darstellten. Je weiter wir hinabgingen, desto aufwendiger und prächtiger wurden diese. Der Boden war mit einmal trotz der Steine so blank, dass man ihn als Teller hätte benutzen können. Das Geländer war nun verkleidet mit kunstvollgeschnitzten Kirschbaumholz, das leicht rötlich im Licht der nun überall aufgehangenen Fackeln glänzte.
Als wir am Ende der Treppe angelangt waren lag vor uns ein riesiger Gewölbegang, doch wir folgten nicht den mit dicken Teppichen ausgelegten Boden, sondern gingen durch eine winzige Tür gleich am Ende des Treppenabsatzes. In diesem Gang war es fast stockdunkel. Einzig und allein das spärliche Licht von einer weit entfernten Fackel half die Mauern des schmalen Ganges zu erraten. Wir schritten immer schneller voran. Auf einmal stoppte die Frau vor mir und ich wäre fast in sie hineingerannt.
„Ab hier kann ich Euch nicht weiter begleiten.", meinte sie ohne jegliche Emotionen.
„Wieso nicht?", fragte ich nach.
„Das Betreten dieses Gebäudeteils wurde mir ausdrücklich verboten. Ihr müsst noch zehn Meter geradeaus gehen, dann ist direkt rechts von euch eine Tür. Durch diese müsst ihr gehen. Beeilt euch bitte."
Ohne auf eine Antwort von mir zu warten verschwand die Frau wie ein Schatten. Ich runzelte die Stirn, schloss die Augen und sammelte mich für einen Moment. Ich spürte mein Herz aufgeregt Pochen und wie meine Atmung vor Nervosität etwas zu schnell ging. Ich konzentrierte mich und atmete bewusst langsam ein und aus und öffnete dann entschlossen die Augen. Mein eiskalter Blick, denn ich nun aufgesetzt hatte konnte zwar nicht die Dunkelheit durchdringen, doch brachte er mir Mut vor dem was auch immer nun kommen würde.
Ich ging die letzten Meter zur Tür zügig, brauchte jedoch eine ganze Weile, bis ich in der Dunkelheit den Türhenkel gefunden hatte. Schließlich drückte ich ihn und befand mich wieder auf den großen Gang. Vor mir befand sich eine riesige Flügeltür. Sie war aus sehr dunklem Holz und alle möglichen Zeichen und Runen waren kunstvoll in sie geschnitzt worden. Die metallenen Beschläge auf ihr blitzten in dem flatternden Licht der Fackeln auf. Ich schloss die winzige Tür hinter mir und stellte mich vor die riesige. Mit einem Mal glitten beide Türflügel perfekt gleichzeitig auf und ich konnte einen Blick auf den dahinterliegenden Saal erhaschen.
Dicht beieinander stand dort eine Masse von Menschen oder waren es Vampire? Der Raum schien nur vor edlen schwarzen Stoffmäntel überzuquellen. Doch im Gegensatz zu meinen Mantel, waren die der Menschenmenge mit Silberfäden aufwendig bestickt. Auch konnte man an manchen Stellen die kostbare Kleidung unter diesen Mänteln hervorlugen sehen. Zwischen all dem schwarz sah man immer wieder ein strahlendes weiß. Es wurde immer von Frauen getragen, die so schön waren, dass kein Zweifel bestand, dass sie keine Menschen waren. Doch sie wirkten nicht wie Vampire, sondern schienen eher Elfenhaft. Sie waren allesamt großgewachsen, hatten wunderschönes, langes, seitiges Haar in den verschiedensten Farben. Ihre Gestalt war anmutig und vollkommen elegant. Jede von ihnen entsprach dem Bild vollendeter Schönheit und ihre perlweißen Mäntel waren geschmückt mit goldenen Fäden. Sie waren aufwendiger gestaltet als jede andere Kleidung in diesem Raum und auf ihren Haaren thronten die verschiedensten Arten von kostbarsten Diademen und anderen Schmuck. In den schwarzen Reihen konnte ich nur ab und an eine Frau ausfindig machen und diese wirkte im Gegensatz zu den elfenhaften Gestalten fast schon männlich, doch jede von ihnen war zwar anders aber genauso schön.
Zwei Männer in einfachen schwarz kamen auf mich zu. Sie trugen keine Mäntel, sondern schwarze Kampfmonturen. Diese bestanden aus einer langen weiten Hosen, hohen Stiefel mit silbernen schnallen und einem ärmellosen schwarzen Shirt, dass sehr eng anliegend war und jeden harten Muskel unter dem Stoff erkennen ließ. Seltsamerweise hatte jedoch jedes dieser Shirts einen Kragen. Jeder von den Männern trug an der Hüfte einen einfachen Dolch in einer schwarzen Halterung. Die beiden zogen mir die weite Kapuze über den Kopf und stellten sich zu meiner rechten und linken Seite auf. Dann wurde ich durch eine Gasse, hoch zu einem Podest geführt. Unter der großen Kapuze konnte ich nichts weiter als den Fußboden direkt vor mir sehen. Als wir circa auf der Mitte des Podest angekommen waren blieben wir stehen und zu meinem Erstaunen tauchte nun kein schwarzer Stoff, sondern ein dunkler weinroter auf den Boden vor mir auf. Man schob mir die Kapuze zur Seite und als ich aufblickte erstarrte ich. Vor mir stand Damian gehüllt in einen weinroten Mantel, verziert mit goldenen und silbernen Ornamenten.
Seine granitgrauen Augen starrten mich kalt und ausdruckslos an, dann wandte er sich der Menge zu. „Dies ist Polarfuchs. Sie hat wie alle anderen auch die Ausbildung vollendet, doch ich habe sie persönlich ausgewählt."
Ein leises Murmeln ging durch die Menge.
„Wir alle haben gedacht, die Tagwandler seien ausgestorben, doch in dieser Person fließt das verfluchte Blut."
Das Flüstern wurde lauter und feindseliger. Es war als hätte eine Flamme besitzt von der Menge ergriffen und verwandelte sich nun langsam in ein brennendes Inferno, dass versuchte mich zu verschlingen.
„Ich habe es gewusst, bevor sie ihre Ausbildung begonnen hat was sie war. Die Tagwandler, falls sie noch irgendwo überlebt haben sollten, haben sie im Stich gelassen oder aber was wahrscheinlicher ist, der Orden, der uns so lange gejagt hat, existiert nicht mehr. Dieser Tagwandler wird als Zeichen unserer Macht in unsere Reihen aufgenommen werden. Sie hat mir bereits die Treue geschworen, doch hier und jetzt wird sie vor euch allen diesen Schwur wiederholen und jeder wird Anerkennen müssen, dass die Vampire nun nicht länger gejagt werden. Aus diesem Grund habe ich heute auch Alexios mit seinen Gefolgsleuten eingeladen. Kommt herein!"
Als Damian diese Worte aussprach, wurden das Tuscheln zu einem wilden und lautem durcheinander an Stimmen. Die großen Flügeltüren gingen auf und man konnte eine ebenso große Menge an Vampiren sehen wie bereits im Saal waren. Sie alle trugen ihre Kapuzen tief nach unten gezogen, sodass man ihre Gesichter nicht sehen konnte, doch vorne her ging eine große Gestalt, die wohl Alexios sein musste. Nicht alle der Vampire passten in den Saal hinein und so blieben die meisten draußen stehen. Diejenigen die hineindurften, hatten die reich versiertesten Gewänder an.
„Dies ist ein bedeutender Augenblick. Seit einer halben Ewigkeit bekriegen wir uns schon, doch in den letzten Jahren haben wir einen zerbrechlichen doch auch lebensnotwendigen Frieden geschaffen. Dieser soll durch diesen Schritt gefestigt werden, da wir heute unseren eigentlichen Feind gemeinsam in unsere Reihen wieder aufnehmen und dadurch zeigen, dass wir die einzig wahren Herrscher dieser Welt sind und niemand sich dazu aufschwingen kann uns nach ihren Gesetzen zu richten. Geh auf die Knie Tagwandler."
Ich biss die Zähne zusammen, doch ich tat wie mir befohlen. Allerdings waren meine Hände waren zu Fäusten geballt.
"Schwörst du mir die Treue, Tagwandler?", fragte der Mann vor mir mit einem überheblich kalten Blick. Eis lag auf seinen Zügen genauso wie tiefe, abgrundtiefe Verachtung auf mich. Ich schwieg, kniff tapfer die Lippen aufeinander um ja nicht ein Laut hervorzubringen. Seine granitgrauen Augen starrten einfach nur tief in mein Gesicht und ich spürte wie ich unter ihrer Last zu schwanken begann. Wie hatte es so weit kommen können? Lauter verzweifelte Fragen schossen durch meinen Kopf, doch jedes Mal wenn ich Damian anblickte konnte ich nun endlich hinter seine wunderschöne maskuline Maske sehen.
"Schwörst du deine Treue, deine Ergebenheit, Tagwandler?" Ja ich war eine ganz normale Studentin in Englischer Literatur gewesen, doch das war nun vorbei. Für einen Moment erlebte ich erneut alles, was mir bis jetzt passiert war. Ich sah jede Facette meiner Vergangenheit direkt vor mir, jedes noch so kleine Geschehen ab der Begegnung mit Damian, ich erlebte jede einzelne Emotion und sah meinen Wandel den ich über die Zeit hindurch gemacht hatte. Ich fühlte mich als hätte ich das Tagebuch eines anderen Menschen aufgeschlagen und lass nun laut dessen Geschichte einem unsichtbaren Publikum vor.
Eine der Wachen neben mir versetzte mir einen Schlag und mit einem Mal befand ich mich wieder in der Wirklichkeit, man hatte die Seiten meines inneren Tagebuchs zugeschlagen.
Damian stand wartend vor mir. Er schaute mich an, als würde er mich jeden Moment umbringen wollen, doch nicht nur mich sondern auch all meine Freunde.
„Ich schwöre dir die Treue.", flüsterte ich heißer und senkte den Kopf, dabei fühlte ich mich wie eine Verräterin und platzte innerlich beinahe vor Wut auf die gesamte Welt.
Damian nahm einen Dolch in die Hand. Er schob den Ärmel seines roten Mantels hoch und schnitt sich in die Innenfläche des Unterarms. Rotes Blut quoll hervor, dann ging er auf mich zu. Er ignorierte meinen wütenden Blick in dem der Zorn nur so aufflammte und schnitt mir mit einer raschen Handbewegung mit dem Dolch über meine gesamte linke Wange.
Ich wollte mich wehren, doch die beiden Wachen hielten mich sofort fest. Damian beugte sich zu mir hinab. Vor aller Augen leckte er mir über meine Wange und die Wunde schien unter seiner Zunge zu heilen. Dass brennen wurde erst zu einem Jucken, dann fühlte sich die Stelle wo das Blut nur so hervorgesprudelt war wieder ganz normal an. Laut, dass alle es hören konnten, verkündete er: „Ich nehme deinen Treueschwur an."
So leise, dass nur ich es hören konnte flüsterte er mir ins Ohr: „Du kannst nun nichts mehr machen. Du gehörst nun offiziell mir und wenn du mich noch ein weiteres Mal verrätst, dann ist dies automatisch dein Todesurteil."
Wütend ballte ich meine Hände noch fester zusammen. Stolz stand ich auf und musterte Damian mit einem hasserfüllten Blick. Nun hatte er mir vollkommen meine Freiheit geraubt. Ich war doch kein Spielzeug, das man besitzen konnte. Ich war ein Mensch! Ich gehörte nur mir selber! Hätte er nicht alle Elfe, Bär, Einstein und Schlange einfach so mal umbringen können, hätte ich ihm niemals die Treue geschworen.
Die Menge klatschte, man blickte mich mit neugierigen oder aber auch feindseligen Blicken an, doch kaum einer schien wirklich begeistert von mir zu sein. Dann erkannte ich eine kleine Gestalt ganz hinten. Sie stand nicht in dem Saal, sondern befand sich in der letzten Reihe im Flur. Sie trug ein einfaches graues Gewand wie die Leute neben ihr. Ich hatte diese graue Reihe unter all den schwarz bis jetzt gar nicht bemerkt. Im Gegensatz zu den anderen Gefolgsleuten von Alexios besaßen diese Graumäntel keine Kapuze, die man sich tief ins Gesicht ziehen konnte und so erkannte ich die Gestalt, selbst auf diese Entfernung. Es war Jane.
Sie hatte sich kaum verändert. Sie sah genauso aus, wie an dem Tag als ich Damian zum ersten Mal getroffen hatte. Doch etwas war vollkommen anders an ihr. Sie sah nicht nur besser gepflegt und vielleicht auch besser ernährt aus, nein das waren nur winzige Unterschiede, dass was mir mein Herz zerquetschte war ihr Gesichtsausdruck. Er war voller Abneigung und ihre Augen waren gefüllt mit Hass als sie mich musterte.
Jane! Was war geschehen!? Wieso? Wieso musterte sie mich mit diesem Blick? Ich dachte ich müsste mich gleich übergeben, so eine große Qual bereitete es mir sie so zu sehen.
„Stell dich neben mich!", befahl Damian.
Ich tat was er wollte, doch ich konnte dabei nicht meinen Blick von Jane abwenden. Auch ihre Augen blieben auf mein Gesicht gerichtet, auch als vier Personen in unverzierten schwarzen Mänteln den Raum betraten. Für einen winzigen Moment durchströmte mich Erleichterung, als ich die Gestalten erkannte. Alle aus meinem Team hatten also überlebt, doch was hatte ich anderes erwartet?
Eigentlich wäre dies ein Grund für ein strahlendes Lächeln gewesen, doch Janes hasserfüllte Augen nahmen mich wieder in ihren Bann. Ich hörte nicht zu, als Damian noch weitere vier Namen aufrief die ich allesamt nicht kannte. Nur am Rande bemerkte ich die vier Personen, die sich aus der verzierten Menge lösten und hinauf zu uns stiegen.
Erst als der eine großgewachsene Vampir den Namen: „Elfe!", aussprach richtete ich mein Augenmerk wieder auf das Geschehen direkt vor mir. Eine Gestalt gehüllt in einem schmucklosen schwarzen Umhang, ging auf den Mann zu. Der Mann nahm Elfe geschickt die Kapuze vom Kopf, dabei streiften seine Finger ihre Wange. Ihre Mundwinkel hoben sich für einen winzigen Moment, als sie dem Mann tief in seine lilablauen Augen blickte. So ungewöhnlich seine Augenfarbe war, so ungewöhnlich war auch seine Haarfarbe, denn seine Haare waren so weiß wie frisch gefallener Schnee. Sie waren leicht gewellt und hörten etwas über seinen Schultern auf. Ebenso weiß wie seine Haare waren seine Augenbrauen und Wimpern. Auch seine sehr helle Haut bildete einen starken Kontrast zu seinem schwarzen Mantel.
„Schwörst du mir die Treue?", fragte er in einer so sanften und freundlichen Art, dass ich das Gefühl bekam nicht bei einer Versklavung dabei zu sein, sondern bei einer Verlobung. Besonders als Elfe mit einem Lächeln auf den Lippen antwortet: „Ich schwöre."
Aus den Chroniken der Tagwandler - Ein Bericht eines späteren Ratsmitglied:
Die anderen Vampire sind nun tatsächlich hinter uns her. Selbst Alexios kann einige seiner Untergebenen nicht zurückhalten, denn welche Begründung sollte er ihnen nennen uns nicht zu jagen. Wir können nicht länger ein unordentlicher Bund bleiben. Wir müssen uns so ordnen, dass wir schnell Entscheidungen und Beschlüsse treffen können, so dass wir auch in Notsituationen schnell handeln können. Aus diesem Grund wird heute Nacht eine große Versammlung stattfinden, bei der wir besprechen welche Art von Leitung wir für die Zukunft haben wollen. Ich bin sehr gespannt auf diese Versammlung und möchte meine Ideen miteinbringen, denn eine Ordnung die einen einzigen Anführer vorsieht einem Vampiroberhaupt gleich möchte ich auf keinen Fall haben.
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