Wieder hier

Jeff's Sicht:

So schnell wie meine Beine mich tragen, renne ich zu dem Ort, von dem Bens Stimme zu mir rüber schallt. Kurz darauf sehe ich ihn, worauf er sich auch wieder in Bewegung setzt und es dauert nicht lang, da habe ich ihn überholt.
'Renn schneller, du Idiot' Schreie ich ihn in meinen Gedanken an, doch ich habe zu große Angst, als dass ich die Worte wirklich über meine Lippen bringen könnte.
Pah. Ich habe Angst. Jeff the Killer hat Angst. Es ist eine Schmach, wieso musste die dumme Gans auch wegrennen?

Meine dumme Gans. Meine Kate.

Und da liegt sie. Im Regen. Auf der kalten, dreckigen Erde. Ein kleines, schlaffes, zerbrechliches Bündel. Schon immer war sie so zerbrechlich, doch habe ich gehofft, dass ich sie beschützen kann. Ich dachte ich könnte es ...
„Kate!" Höre ich mich selber rufen. Sie zuckt. Mein Herz sinkt in die Hose.
Was habe ich anderes erwartet?
Eyeless Jack ist über ihr gebeugt, mühselig versucht er in seinen Spritzen eine Tinktur zusammen zu mischen. Auch er zuckt und verkrampft sich. Und erst jetzt schweif mein Blick zur Seite.

ER.

Ich kann nur seinen schwarzen Schatten sehen, seine Kräfte wendet er nicht auf mich an. Er konzentriert sich auf Kate und Jack.
Auf Kate, weil er sie nicht in dieser Welt haben möchte. Auf Jack, weil er versucht sie zu beschützen.
Ich bin an Kates Seite, sehe sie Leiden, doch sie scheint Ohnmächtig. Der Boden schimmert durch sie hindurch.

... Sie löst sich auf ...

Jack blickt hoch. Langsam schüttelt er seinen Kopf. Er hat keine Hoffnung.

'NEIN!' „Sie wird leben!", schreie ich ihn an. Das kann er mir nicht antun. Er kann sie doch nicht so einfach aufgeben!

„J-je-ff.", keucht er.
Er leidet unter seinen Ängsten. Ich kenne seine Ängste nicht, aber sie sind auch nicht relevant. Zumindest jetzt nicht.

Ich muss etwas unternehmen. Ich muss. Sie muss leben.

Mein Ohr drücke ich an Kates Brust. Ihr Herz ... ist so schwach. Poch.

Und ich bekomme mit, wie es aufhört zu schlagen. „NEIN!"

Doch.

Poch.

Ich höre es doch? Wieso? ... ER. Er konzentriert sich auf mich.

Meine Arme schieben sich unter ihren schwächlichen Körper.  Ich drücke sie an mich und hebe sie hoch. Sie ... wiegt nichts mehr.

Sie ist nur noch Luft.

Ich schüttle die Gedanken ab. Positive. Ich muss positive denken.
Aber ... wie soll ich bitte positive denken! ICH?!
Wieder renne ich. Wohin? Ich weiß es nicht genau.
„Kate ... halte durch. Du schaffst das. Wir schaffen das. Lass meine Angst bitte nicht wahr werden ... Ich will dich nicht sterben sehen ...", murmle ich ihr zu. „Du willst doch sonst immer so stark sein ... also ... sei es auch dieses Mal ... versuche es. Bitte."

Der Regen peitscht mir ins Gesicht, er brennt in meinen Augen. Weine ich deswegen? Poch.

„Bleib bei mir." Wiederhole ich mit jedem Atemzug.

Langsam beruhigt sich der zitternde Körper in meinen Armen. Wir sind inzwischen weit genug von IHM weg. Er wird sie nicht mehr jagen.
Er glaubt nicht mehr daran, dass sie überleben könnte.
Aber das wird sie.
Meine Hand halte ich so an ihren Rücken gedrückt, dass ich ihren Herzschlag spüre. Er wird schwächer.

Poch.

Ich warte auf den nächsten Schlag. Doch der kommt nicht.
Ich beginne zu zählen.
„Kate, das tust du mir jetzt nicht an!", schreie ich sie an. „Das wagst du nicht!"

Und ich bewege mich noch schneller.

60 Sekunden.

Wo bleibt der Herzschlag?

Schneller.

120 Sekunden.

Bitte. Bitte.

180 Sekunden.

Kate.

240 Sekunden.

Ich schluchze.

Weiter, ich muss weiter. Ich kann sie nicht wiederbeleben.

300 Sekunden.

Wohin renne ich?

Und dann stoppe ich kurz.

371 Sekunden.

Ich stehe vor dem verlassenden Jahrmarkt.

Wo Kate und ich uns geküsst haben ... Auf dem Riesenrad.

Wo ich sie beschützt habe ... vor diesen ... Pennern.

Und da kommt mir die Idee.

413 Sekunden.

Die Spiegel.

Es ist eine Chance.

Die einzige.

Und ganz automatische bewege ich mich zu ihnen.

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