Rache ist süß? - Teil 2

Meine Sicht ist verschwommen – salzige Tränen verwischen alle Farben und Formen. Ich beiße mir auf die Zunge, ich will meinen Tränenfluss unterdrücken, will nicht mein Schmerz zeigen.
Aber es tut so weh
Meine Wange brennt, sie ist viel zu heiß und pocht und ich sehne mich so sehr nach etwas kühlen. Meine Fingernägel bohren sich in meine Handflächen und ich will meinen Atem beruhigen, doch es fällt mir schon schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Etwas warmes fließt auf meine Lippen und ich öffne kurz den Mund, ganz aus Reflex, und in meinen Mund macht sich ein Metallischer Geschmack breit. Blut. Nasenblut.
Mit meinen Handrücken wische ich das rote, fließende Blut beiseite, blinzle einmal und lasse so die Tränen fließen, um wieder eine klare Sicht zu bekommen.
Es tut so weh.<
Ich schlucke. Ja mein Gesicht brennt höllisch, doch nicht nur mein Gesicht, … sonder auch mein Herz.

* 1 Stunde zuvor *

Die Treppe runter zu laufen ist nicht immer so leicht wie man denkt. Vor allem wenn einen die Knie schon so weich werden, dass man Probleme hat aufrecht zu stehen.
Gleich würde ich wieder Jeff gegenüberstehen, mein ganzer Körper zittert schon vor Aufregung. Einerseits weil ich ihn endlich wiedersehen will, mein ganzer Körper sehnt sich nach seinen Geruch, nach seinen unbewussten Umarmungen in den Nächten, aber anderseits weil ich ihn unter keinen Umständen sehen will, denn das wird mein inneres nur noch mehr zerbrechen. Warum war das nur so Kompliziert? Das kann doch nicht normal sein! Was stimmt denn bloß nur nicht mit mir?
Die Luft um mich herum scheint nicht zum Atmen bestimmt zu sein, ich kriege kaum Luft und zum allen Überfluss kann ich die anderen  schon unten hören: Lautes Schmatzen und kaum verständliche Stimmen, schepperndes Porzellan und klirrendes Besteck, laute Zurufe und begeistertes Klatschen.
Was machten die denn da unten?
Schritt für Schritt trete ich eine Treppenstufe weiter nach unten. Immer lauter wird der Lärm, den ich schon so gewöhnt bin.
Und dann trete ich in das Blickfeld der anderen und alles verstummt, bis auf ein leises Klopfen. Groß gewordene Augen (und natürlich auch Höhlen) starren mich an und jeder hat sich mir zugewandt, nur Ben und Jeff nicht. Von dort kam auch das Klopfen und ich ziehe meine Augenbrauen in die Höhe.
,, Hey.“, sage ich vorsichtig und gehe langsam auf einen leeren Stuhl neben Slender zu. Egal wie sehr ich es versuche zu ändern, es ist als Steuer mich jemand anders, als wäre ich zu Seite gerückt und mein Körper macht alles Mechanisch.
Kurz sehe ich wie Jeff zusammenzuckt, dann fängt er laut an zu fluchen. Er dreht sich genau wie Ben um, nur das seine Hand voller Blut ist.
Ich ziehe scharf die Luft ein und sehe Ben erfreutes Gesicht.
,, Tja, ich sage ja das ich besser mit Messern umgehen kann als du!“, feiert er förmlich, dann zu mir: ,,Hey Kätzchen, schön dich hier wieder zu sehen.“
Ich lächle leicht in seine Richtung und sehe Red dann fragend an und er erklärt mir: ,,Ich sags mal so: Messerspiel. Beide meinen sie sind unschlagbar in diesen Spiel und würden sich nieee verletzten, was auf Jeff anscheinend nicht ganz so zutrifft.“
Ah. Okay. Das berühmte Messerspiel. Das haben sie wirklich schon öfters gemacht, aber verletzt hat sich bisher keiner der beiden. Ich spüre wie mein Gesicht sich zu einen Grinsen verzieht. Wie oft hatte Jeff damit nur geprallt?
Ich setzte mich hin und mein lächeln erlöscht als sich Jeff mir gegenübersetzt, direkt neben Jane.
Besser konnte der Tag ja nicht starten.
Zu allen Überfluss muss gerade Jane ihn die Wunde sauber tupfen und ich dann noch einen KUSS auf die Wange geben.
Wirklich? War das deren ernst? Konnten die sich das nicht für später verkneifen? Meine Hand verkrampft sich zu einer Faust und ich schlucke meine Wut und Trauer runter.
Nein, ich brauche ihn nicht. Ganz und gar nicht.
,, Ben, würdest du mir mal bitte die Butter reichen?“, frage ich ihn nachdem er sich neben mich gesetzt hat.
,, Klar doch Kätzchen.“ Ich lächle ihn an und beginne mir ein SCHÖNES Brot zu schmieren, an diesen SCHÖNEN Tag, nach dieser SCHÖNEN Dusche. Dieser Tag wird Perfekt. PERFEKT.
,, Sally liebes, komm setz dich.“
Ich drehe mich um. Noch bevor ich sie sehen oder hören konnte, wusste Slendy natürlich schon das sie kommen würde.
,, Wo warst du nur?“, fragt er als nächstes.
,, Ach ich.“, sie grinst mich an, ,,hab nur ein wenig Wäsche gemacht. Ich wollte mich ja auch mal als Hilfe erweisen.“
,, Sind meine Hoodies auch mit drin?“, Fragt Jeff mit vollen Mund.
,, Natürlich.“
Ja dieser Tag wird perfekt. Und ich grinse.

*Jeff´s Sicht *

Ein Schmerz durchfährt mich. Und zuerst denke ich es liegt an meiner Hand, doch der Schmerz ist überall in meinen Körper, er kam als ich ihre Stimme hörte.
Kätzchen.
Und in diesen Moment ist es mir so egal das ich gegen Ben verloren habe. Es ist nur ein Spiel, nichts ernstes. Doch sie ist es, nein sie war kein Spiel wie ich zu erst dachte.
Und dann spürte ich das Blut fließen und ich begann zu fluchen. Was soll sie den jetzt nur denken? Das sie mich aus der Fassung bringt? Das sie mich in einer so kurzen Zeit eingenommen hat? Und das es mich fertig macht das sie sich niemals in so einen Mörder wie mich verlieben kann?
Ich reiße mich zusammen und drehe mich um. Bedacht nur einen kurzen Blick auf sie zu werfen.
Sie sieht mich nicht an Flüstert eine Stimme tief in mir zu. Ich schiebe sie beiseite. Nein, es hat mich nicht zu interessieren.
,, Bist du dir Sicher?“, kommt die vertraute Stimme von Slender in mein Kopf.
Argh! Wie ich das hasste! Du hast in meinen Kopf nichts zu suchen!
Warum machte er das nur immer? Und mir dann noch diese blöden Ratschläge geben zu wollen …
,, Tja, ich sage ja das ich besser mit Messern umgehen kann als du!“, ruft Ben, obwohl er ganz genau weiß das dass nicht stimmt.
,,Kätzchen, schön dich hier wieder zu sehen.“
Musste das sein?! Und sie musste ihn auch noch mit ihren süßen lächeln anblicken?! Ich setze mich schnell neben Jane. Er ist einfach ein riesen Depp. Erst nahm er mir Kate und jetzt auch noch den letzten Rest meiner würde! Wie konnte ich ihn damals nur als mein besten Freund bezeichnen?!
Nicht dran denken.
Jane tupft meine Wunde sauber, verbindet sie für mich.
Doch es wird nicht halten, denn … ich liebe sie nicht. Ich habe keine Gefühle für sie. Sie ist ein kurzfristiges Pflaster, das nur vermarg dass man die Wunde nicht sehen muss, den Schmerzen aber trotzdem standhalten muss.
Und ich dachte ich füge immer nur anderen Schmerzen zu …
Der Kuss auf die Wange reißt mich wieder in die Realität. Kate sieht Ben lächelnd an, schon wieder. Mussten die denn wirklich immer vor meinen Augen flirten?!
,,hab nur ein wenig Wäsche gemacht. Ich wollte mich ja auch mal als Hilfe erweisen.“, höre ich gerade noch Sally sagen. Wann ist sie denn gekommen?
,, Sind meine Hoodies auch mit drin?“, frage ich schlecht gelaunt.
Dann schalte ich auch wieder ab indem ich zu Kate sehe. Sie grinst. Zu Ben. Oh Gott.
Warum saßen die beiden eigentlich direkt vor meinen Augen?! Macht den das Spaß?
Ich drücke meine Hand fest zu einer Faust und das Glas was sich gerade noch dort befand zersprang in tausenden von Scherben. Alle starren mich an, ihre Blicke bohren sich in meinen Körper. Als wäre ich jemand aussätziges, als wäre ich der Freak. Immer bin ICH der Freak.
,, WAS GLOTZ IHR DEN SO! HABT IHR DENN KEIN EIGENDES LEBEN?“
,, Natürlich haben wir eins“, meint Sally lachend, ,,aber wenn du so ausrastest ist das lustiger.“
,, DENN SUCH DIR NE ANDERE COMEDEYSHOW! Ich bin doch nicht der Clown für jedermann! Besonders nicht für DICH!“, schreie ich und springe auf, ,,Nur weil du ein so ach so süßes kleines Mädchen bist und Misshandelt wurdest und was weiß ich, DREHT SICH DIE WELT NICHT UM DICH!!!“ Meine Wut steigt immer weiter an, mit jeden Worten werde ich lauter und lauter. Sie ballt sich zusammen und das Monster, das Monster das damals meine Eltern tötete scheint wieder zum Vorschein zu kommen.
Sally sieht mich erst nur mit geweiteten Augen an, bis sich diese mit Tränen füllen und sie schnell ihren Platz verlässt.
,, GEHT'S NOCH?! Du kannst sie doch nicht so anschreien! Sie ist ein Kind! Ein Kind hörst du? Und sie hat schlimmes durchgemacht! Wie ihr alle hier!“ Kate´s Stimme. Und sofort kriege ich Schuldgefühle Sally gegenüber, doch meine Wut bleibt noch immer.
,, DU HAST MIR EIN FU?K ZU SAGEN!“
,,WAS IST DEN NUR LOS MIT DIR? ICH DACHTE SALLY WÄRE WIE EINE SCHWESTER FÜR DICH!“
,, DU. BIST. VERDAMMT. NOCHMAL. NICHT. MEINE. MUTTER! DU BIST NUR EINEN KLEINE SCHLAM?E DIE HIER WOHNT!“; platzt es aus mir her raus.
,, Und DU bist ein VERFIC?TES AR?CHLOCH! DER ALLES WIXT WAS BEI DREI NICHT AUF DEN BÄUMEN IST!“
Für einen kurzen Moment bin ich geschockt, so wütend habe ich sie noch nie erlebt, auch hat sie noch nie solche Wörter in den Mund genommen.
,, DAS SAGT GERADE DIE RICH-“
,, HÖRT SOFORT AUF!“ Slenders sonst so ruhige Kopf-Stimme ist laut, bestimmend und bereitet mir furchtbarere Kopfschmerzen.
,, Euer verhalten ist unangebracht. Ich erwarte kein derartiges Verhalten. Jeff und Kate: Ihr werdet jetzt den Tische abräumen, den Abwasch übernehmen, die Wäsche später trocknen und bügeln und dann noch den Boden schrubben. Doch nicht nur heute, sondern die nächste gesamte Woche.“
,, Aber er hat doch -“, beginnt Kate.
,, Du hast genauso wie er geschrien und Kraftausdrücke verwendet die ich hier nicht dulde und ganz bestimmt nicht von dir erwartet habe.“
Ich sehe Kate an. Sie scheint genauso unglücklich über die Aufgabe zu sein wie ich.

**

Die anderen sind verschwunden, Kate ist gerade in der Küche und bringt ein großen Teil der ganzen Teller zum Abwasch. Gleich würde ich mit ihr alleine sein. Ich würde ihren spöttischen Blick mit ihren wunderschönen Augen ertragen müssen. Ich würde ihre weichen Lippen sehen, die die ich auf Bens Mund sah. Angesicht zu Angesicht und meine Wut ist immer noch da.
,, Okay, welche arbeiten willst du übernehmen?“ Ich drehe mich zu Kate´s Stimme um. Sie steht drei Meter von mir entfernt, ihre Arme sind in einander verschränkt und ihr stand ist auf ihr rechtes Bein verlagert.
,, Ich? Keine. Das kannst du schon ruhig alles machen. Du bist ja hier das Mädchen.“
Ihr Mund öffnet sich, ihr Gesicht ist empört. ,,Ich werde das garantiert nicht alles alleine machen! Wir BEIDE haben die Strafe bekommen!“
Ich trete ihr näher. ,,Natürlich wirst du das machen.“ Ich fasse sie fest an der Schulter und halte mein Messer kurz vor ihren Bauch. ,,Und du weißt auch wieso.“
Ich will mein Messer weiter nach vorne schieben, hinein in ihren Bauch, doch ich kann es nicht. Seit wann konnte ich bitte kein Menschen mehr verletzten!?
,, Du wirst mich nicht verletzten.“, flüstert sie ruhig, aber doch mit geweiteten Augen.
,, Oh doch, ich werde dich verletzten. Wenn du Schlam?e dich jetzt nicht beeilst.“, zische ich.
Es herrscht einen Moment der Stille, Kate´s Augen werden feucht und ihr Kiefer spannt sich an.
,, Was ist eigentlich los mit dir!? Was habe ich dir getan das du so … so zu mir bist!“
Ich muss lachen. Kein normales lachen. ,,Was du mir getan hast?! Das FRAGST DU NOCH?!“
Das gewohnte kribbeln kehrt zurück, und normalerweise liebte ich dieses Gefühl, doch dieses mal bestand es nicht nur aus Wut, sondern auch aus Schmerz.
,, Ja genau! Das frage ich. Ich will doch nur wissen was los ist! Ich habe dir nicht getan!“
Ha. Nichts getan. Du hast mit meinen besten Freund rumgemacht!
Diese beiden heftigen Gefühle überspülen mich, sie ergreifen die Hebel von meinen Körper und lassen meine Hand in Richtung ihres Gesichtes sausen.

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