Ein Ausflug - Teil 3

Mein Blick war wie fokussiert. Ich schaute mir die drei Spiegel ganz genau an, ohne mir jedoch mein Spiegelbild anzuschauen. Wenn ich es mir so recht überlege, nehme ich das mit den wertlos zurück. Auf den ersten Blick und wenn man nicht genau hinschaute sahen sie so aus, aber nicht wenn man sie länger betrachtete. Ihre goldenen Rahmen waren mit einer Staubschicht überzogen und ich fragte mich wie lange sie hier wohl schon standen. Unberührt, von der Welt verborgen. Zögernd bewegten meine Beine sich auf den ersten drauf zu, langsam und bedacht. Ich schloss meine Augen und stellte mich direkt vor den Spiegel.

Dann öffnete ich meine Augen.

Und schrie.

Und viel zurück.

,, Je- jeff, was ma-achst denn du h-hier?", stotterte ich.

Jeff's Spiegelbild schaute mich an, sein Grinsen war nicht zu übersehen, aber lächelte er da wirklich ein bisschen?

Ein kurzen Blick schenkte ich auch meinen Körper (Oberkörper, mein Bein wollte ich immer noch nicht sehen). Und war enttäuscht. Nichts - Rein gar nichts hatte sich verändert. Toll, doch wertlos.

Dann blickte ich wieder zu Jeff's Spiegelbild. Trotzig schob ich meine Unterlippe vor.

,, Denk ja nicht das du mich wieder mitnehmen kannst!"

Jeff lächelte aber nur und legte seine Hand auf meine Schulter.

Doch ich spürte nichts. Jeff berührte mich auch nicht, er berührte nur mein Spiegelbild. Ich fasste an meine rechte Schulter. Nichts. Ich drehte mich um. Da war niemand.

,, Was hat das zu - ?"

Aus der Dunkelheit, hinter den Spiegeln ertönten Stimmen.

,, Hast du das auch gehört, Wilhelm?", lallte die eine.

,, Ja, klang nach junges Fleisch. Nach einen jungen Mädchen.", lallte und hiekste der andere.

Zwei Gestalten betraten mein Blickfeld.

Der eine Mann hatte eine Flasche in der Hand und trug eine alte Mütze mit einen Loch auf den Kopf. Beide waren unrasiert, sie rochen nach Schweiz, Urin und Alkohol.

Die Spiegel waren vergessen, ich musste hier einfach weg. Schnell stand ich auf.

,, Was? Wo willst du hin?"

,, Du bist doch gerade erst gekommen. Das wird eine tolle Gesellschaft mit dir, vor allem weil du doch so -.", er rülpste, ,, - hüpsch bist."

,, Ähh ... tut mir furchtbar leid, aber ähm ... ich muss jetzt wirklich los. Meine öh Mutter warte auf mich um meinen ..."

Der eine kam mir gefährlich nahe, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinen entfernt und als er anfing zu sprechen, schlug mein Magen Alarm und ich war froh darüber nichts gegessen zu haben.

,, Nicht so schnell junge Dame." Er packte meinen Arm, ,, dann wird deine Mutter eben mal warten müssen."

Der andere rückte jetzt auch näher zu mir. Ich war wie in einer Schockstarre.

,, Bitte.", mir kamen die Tränen, ,, bitte lasst mich gehen."

,, Das können wir nicht, wir sind doch auch nur arme Männer mit Bedürfnissen die gestillt werden wollen.", der Zweite nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche und bot sie denn mir an, ,, willst du auch?"

Ich schüttelte schnell mit den Kopf. ,

,, Oh eine richtige Dame.", fing der eine an zu lachen während er seine Hand in meine Hose packte. ,, Erst kein Sex mit uns haben wollen und dann auch kein Alkohol. Muss ein strenges Kloster gewesen sein wo du aufgewachsen bist.", lallte er schlimmer als vorher und zog meine Hose nun ganz runter.

,, Bitte.", wimmerte ich leise. Mehr brachte ich nicht über die Lippen. Ich zitterte. Ich zitterte so sehr das ich mir auf die Zunge biss um mich zu beruhigen.

,, Bitte, bitte.", ahmte der eine mich mit einer viel zu hohen Stimme nach. ,, Als ob wir dich gehen lassen."

Ich ballte meine zitternde Hand zur Faust. Hätte ich jetzt doch nur noch eine Spritze von Jack. Kate, du hast jetzt nur deine Hände. Dein Vater hat dir mal gezeigt wie man sich verteidigen soll.

Als ich zu schlagen wollte, griff mir eine Hand dazwischen.

,, Daraus wird nichts kleine.", der andere griff nun meinen andern Arm.

Ich schloss die Augen. Salzige Tränen schmeckte ich in meinen Mund. Ich sah in meinen geistigen Auge wieder wie ich vorm Spiegel stand und ich dachte Jeff wäre da.

Dann wurde mir auch mein Shirt runter gerissen.

Ich spürte nur Kälte. Kälte die mich so sehr zittern ließ, das mein Körper sich aufhörte zu bewegen. Doch es war angenehm, angenehm im Gegensatz zu vorher, ich war den Pennern entkommen, musste nicht mehr mit erleben wie sie mich anfassten.

Dann hörte ich eine Stimme, sie war mir vertraut und sie erfüllte mich so sehr mit wärme das ich meine Brust wieder heben und senken spürte. Sie rief meinen Namen. Nein, doch nicht. Sie rief ,,Kätzchen" erst einmal, dann ein zweites mal.

Ich weiß nicht was passiert ist. Mein Körper hat abgeschaltet. Wie ein Sichersystem. Ein Schalter.

Warme Hände fassten meine Arme an, fest herum gelegt. Wie ein Rettungsanker. Sie zogen mich wieder zurück. Ich spürte meinen Kopf, der mir höllische Schmerzte und würde gerne wieder in meine kleine, andere Welt absinken.

,, Mach die Augen auf. Bitte!", schrie mich eine Stimme an. Es war die Stimme die zuvor Kätzchen gerufen hat. Und ich gehorchte.

Ich zwinkerte, einmal, dann zweimal.

Dann setzte ich mich ruckartig auf. Mir fiel wieder alles ein. Die andere Welt, meine Entführung, meine Flucht, die Spiegel und die - ich Schluckte - Penner.

Ich schaute an mir herab, meine Unterwäsche hatte ich an, ansonsten war ich nackt. Jeff hielt mich fest und schaute in meine Augen. Neben ihn lagen zwei bewegungslose Gestalten.

,, S-sind sie t-t-tot?"

,, Ja und das ist auch gut so.", meinte er ganz ruhig. Liebevoll, ich wusste nicht das er auch so sein kann. ,, Ich konnte sie aufhalten bevor sie dir schlimmeres antun konnten. Doch der eine hat dir mit seiner Flasche eine ganz schöne Beule beschert. Deswegen bist du wahrscheinlich weggedrifftet."

Ich atmete zweimal tief durch.

,, Danke.", ganz leise, so das ich das eigentlich nur selber hören müsste.

,, geht's dir besser?"

,, Ja."

,, Dann zieh dich schnell wieder an. Und wir gehen."

Ich stand auf und zog mich brav wieder an. ,, ich komme nicht mit."

,, Das wirst du aber. Und was ist mit deinen Bein passiert?"

,, Das ... ich ... ähm ein Auto hat mich angefahren."

,, Achso."

Dann schweigen.

Ein Windstoß zog in die kleine ,,Höhle der Spiegel" und ich fing wieder an zu frösteln.

,, Zieh dein Shirt aus.", meinte Jeff monoton.

,, Was?"

,, Zieh dein Shirt aus."

,, Nein!"

Dann hielt Jeff mich an beiden Händen fest, zog sein Messer und hielt es an meine Kehle.

,, Kätzchen, ich muss zugeben ich habe erst wenige Mädchen getroffen wie dich und ich würde dich ungern umbringen, doch wiederholen tue ich mich wirklich ungern. Also."

Mit seinen Messer, welches noch Blutverschmiert war, zerschnitt er mein Shirt, sodass er es mir ausziehen konnte.

Dann ließ er mich wieder los. Und er zog seinen Hoodie aus. Ich sah kurz seine Bauchmuskeln und sein Bauchnabel, bis ein schwarzes T-shirt sie wieder verdeckten.

,, Hier.", er reichte mir seinen Hoodie.

Ich nahm ihn wortlos und zog ihn mir an.

,, Wie konntest du mich finden?"

,, Ich bin zuerst Fußspuren von Jack und Ben und dir gefolgt und als sie aufhörten folgte ich der Straße und hoffte es war die richtige Richtung. Irgendwann war da denn ein Schrei, dann fand ich eine kleine Blutspur und bin schließlich hier angekommen."

,, Ben und Jack haben die gesagt das ich ihnen entflohen bin?!"

,,Nö." Jetzt wirkte er sauer. ,, Sie meinten ER habe dich geholt."

,, Wer ist ER?"

,, Willst du nicht wissen."

,, Natürlich will ich das Wissen. Du kannst doch nicht wissen was ich will oder auch nicht!"

,, Doch kleine. Komm jetzt."

,, Klar als ob ich einfach so mit die mitgehen würde."

,, Natürlich wirst du. Ohne mich wären schlimme Sachen mit dir passiert. Und was willst du denn hier alleine machen? Den Ausweg aus dieser Welt kennst du nicht, hier lauern nur überall gefahren und Bürger werden dir auch nicht helfen, weil die sich alle vor Angst in die Hose machen."

Ich biss mir auf meine Unterlippe. Wo er recht hatte, da hatte er recht.

,, Ich will mich hier aber noch umschauen.", meinte ich stur,

,, Okay."

Okay? Man war das einfach gewesen.

,, Übrigens, hier in der ,,Höhle der Spiegel" ist der beste Ort. Siehst du die drei Spiegel da?" Er zeigte auf die drei die ich auch so geheimnisvoll fand ,,die haben unheimliche Kräfte, eigentlich wissen sie alles, doch jeder von ihnen zeigt nur eine bestimmte Sache."

,, Und das soll ich dir glauben?", ich zog meine Augenbrauen hoch. ,,In den ersten Spiegel da mit den breiten goldenen Rahmen hab ich schon geguckt und da -"

,, Du hast da reingesehen?" Er schaute mich eindringlich an.

,, Ja klar. Wieso auch nicht, ich sah da mich, genauso wie ich jetzt bin und -"

,, Ich hab da nur einmal reingesehn.", unterbrach er mich schon wieder.

,, Nur einmal? Na gut weiter magisch sind sie nun auch nicht"

,, Unterschätze nicht ihre Fähigkeit."

,, Und was sind das bitte für ,,Fähigkeiten"?", wobei ich das Wort >Fähigkeiten< in Gänsefüßchen setzte.

,, Wie schon gesagt haben alle drei Spiegel verschiedene Fähigkeiten. In zwei von ihnen hab ich geblickt. In den dritten wage ich es nicht zu sehen. Der aller erste Spiegel, mit den ganz dünnen Rahmen, der zeigt dein anderes ICH. Der zweite, in den du auch schon gesehen hast, der zeigt die deine Bestimmung, der dritte, mit den prunkvollsten Rahmen, der zeigt dir deine Zukunft, aber nur die, wie es hätte sein können."

,, Aber als ich in den ,,Spiegel der Bestimmung" geblickt habe, hab ich nur mich und..."

Oh. Oh Gott.

,, Was hast du gesehn?"

,, Ähm, ich habe da nur mich gesehen."

Jeff zuckte mit den Schultern. ,,Ich habe mich damals auch nur drin gesehen."

,, Viellicht funktioniert er ja dann nicht." Und ich lächelte munter. Ich konnte mir nicht vorstellen das meine Bestimmung darin lag mit einem MÖRDER zusammen zu sein.

,, Ne. Er Funktioniert, das weiß ich."

,, Und wieso bist du dir da sicher?"

,, Weil ich damals darein geschaut habe als ich zu Jeff the Killer wurde. Ich habe mich an mein voriges Leben nicht mehr erinnert, aber ich wollte unbedingt wissen ob ich es nicht rückgängig machen kann. Deswegen habe ich diesen Ort hier aufgesucht. Aber als ich in den Spiegel geblickt habe, hab ich mich so gesehen wie ich jetzt bin. Und das habe ich hingenommen."

,, Oh.", ich schaute ihn betroffen an.

,, Ach was.", er lachte, ,,sonst hätte ich dich ja nie kennen gelernt."

Ich spürte das meine Wangen aufglühten und ich verfluchte mich dafür.

,, Und was hast du gesehen als du in den ,,Spiegel deines anderen ICH" gesehen hast?"

,, Mich. Glaub ich zumindest. Also, wie ich früher Aussah. Willst dus sehen?"

Ich war vollkommen verblüfft von der Frage, das ich nur stumm nicken konnte. Er ging auf den Spiegel mit den mittleren Rahmen zu und stellte sich da vor.

Ich hielt den Atem an.

Er sah vollkommen normal aus. Er hatte braune Haare, die länge im Gegensatz zu jetzt war nur ein bisschen kürzer. Seine Augen waren Meeres blau und seine Haut war gut gebräunt.

Er war der Traum jedes kleines Mädchens. Der nette Junge von Neben an, aber trotzdem auch der Beschützer.

Dann schaute ich den jetzigen Jeff an. Ich fand, dass er trotz seiner enormen Veränderung immer noch attraktive war ...

,, Was passiert wenn ich mich vor den Spiegel stelle?"

,, Probiere es doch."

Ich ging zu Jeff und sah mich selbst an. Zuerst dachte ich das der Spiegel bei mir keine Wirkung zeigte, bis ich die roten Augen bemerkte. Sie starrten mich leer an, mit einen Funkeln drinnen, das mir ein bisschen Angst machte.

Es war komisch mich, neben den ,,normal" Jeff zu sehen.

,, Die roten Augen stehen dir."

Ich blickte ihn vorwurfsvoll an.

Und dann fragte ich ihn um das Thema zu wechseln: ,, Wieso hast du dich noch nie vor den dritten Spiegel gestellt?"

Er schwieg einen Moment.

,, Weil ich nicht das >was wäre wenn< sehen möchte. Ich lebe in diesen hier und jetzt und nicht in einen anderen. Und ich will auch nicht an das wie es sein könnte denken müssen."

Das hatte ich nicht von ihn erwartet. Ich hatte überhaupt nicht erwartet das er so sein kann. Vielleicht war er ja gar nicht so schlimm wie ich dachte.

Ich drückte mich an Jeff und umarmte ihn. Ich hatte ihn wahrscheinlich mein Leben zu verdanken und das er mich vor den Männern beschützt hat.

Er drückte mich ebenfalls. Und so standen wir erst einmal da.

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