Der dritte Weg - das Ende


Dieses Mal bin ich gefasster, als ich mich vor den letzten der drei Spiegel stelle. Der, der einen seine alternative Zukunft zeigt.

Ich fühle mich ... hilflos.

Meine Handflächen schwitzen. Es wird der letzte Weg sein, den ich sehen werde. Die letzte alternative, zwischen der ich aussuchen kann.

Was passiert, wenn mich nun auch dieser Weg nicht zufrieden stellt? Jeder der zwei anderen Wege brachten Opfer mit sich. Beim ersten lebt Kate mit mir in meiner Welt, aber wir sind entfernter denn je. Beim zweiten könnten wir eine Zukunft zu zweit haben, ich würde bei meinen wirklichen Eltern in ihrer Welt leben, aber der Preis ist hoch. Meine ganzen Freunde, die mir so wichtig sind, werden nicht an meiner Seite sein. Sie werden mich einfach vergessen. Ben, Jack, Slender, Sally. Sogar Jane würde mir fehlen.

Mein Herz wird schwerer. Alles hat seinen Preis. Seine Guten und Schlechten Seiten.
Ich werde mich entscheiden müssen.

Aber zuerst werde ich mir auch den letzten Weg ansehen.



Auch in dieser Alternative, wache ich zunächst auf. Ben stürmt in mein Zimmer, lässt mich mit seiner lauten Stimme wach werden.
Ich werfe ihn eins meiner Kissen an den Kopf.

„Steh auf. In deinen Zimmer stinkt es."

„Lass mich in Ruhe, Arsch.", stöhne ich. Erst dann realisiere ich, in was für einer Situation ich mich befinde. Sofort sitze ich Kerzengerade in meinem Bett.

„Du mich auch. Na, ist dir eingefallen welcher Tag heute ist?", fragt er mich mit einem breiten Grinsen.

„Was?"

Ich versuche meine Gedanken zu ordnen. Es könnte sich um jeden Tag handeln. Ich bin schließlich nur in einer Alternative.

Lässig lehnt sich Ben an den Türrahmen, verschränkt seine Arme vor der Brust. „Du hast heute die Chance deine hässliche Fresse in der realen Welt zu zeigen, ohne dass alle Weiber gleich schreiend vor dir Weg rennen." Sein Grinsen wird breiter.

„Halloween?"

„Ja?"

„Oh." Ein Halloween aus der Zukunft oder der Vergangenheit? „Und du könntest eine Frau klarmachen die denkt, dass du dich nur als ein kleiner Junge verkleidet hast."

Ben schnaubt gefährlich. „Das werden wir ja sehen, Grinsebacke. Und jetzt steh auf und beeile dich. Du hast schon den ganzen Nachmittag verpennt."



In der Menschenwelt ist es kühler als in unserer. Auf dem Weg zum Portal habe ich in Erfahrung gebracht, dass es sich um das Halloween handelt, welches Kate eigentlich mit uns verbracht hat. Ein Halloween der Vergangenheit also.

Aber von meinem Kätzchen fehlt bisher jede Spur.

Langsam werde ich ungeduldig. Warum zieht sich ihr wiedersehen mit ihr so in die Länge? Werde ich sie überhaupt in dieser Alternative wiedersehen? Wenn nicht, ist das hier reine Zeitverschwendung. Ich habe Sally unauffällig nach einer Kate gefragt, aber sie hat mich nur verdutzt angesehen. Sie ist in diesem Weg wohl kein Bewohner der Creepypastawelt.

Besser wird das alles ja nicht.

Obwohl schon die Sonne untergegangen ist, ist es hier nicht besonders Dunkel. Es ist Vollmond, auch die Sterne sind gut zu sehen.

Wir teilen uns in Gruppen auf, ich gehe mit Ben und E. Jack. Mein Herz rast. Wir sind in der Gegend gelandet, in der Kate in ihrem echten Leben lebt.

Wir laufen lange durch die Straßen, treffen auf viele verkleidete Menschen, aber Kate kann ich nicht entdecken. Mir ist Bewusst, dass Kate als alles verkleidet sein kann, ich könnte sie vielleicht einfach auch nicht wiedererkennen. Meine Muskeln spannen sich kurzzeitig an. Vielleicht ist es ja besser so. Das wir beide uns nie begegnen.

Nie.

Tief in meinen Gedanken versunken, bemerke ich erst nach einiger Zeit die uns nährende Gruppe. Sie besteht aus Sieben, nein Acht Leuten und schon aus dieser Entfernung kann ich die Stimmen der Jugendlichen wahrnehmen.

Eine Dose die vor mir auf der Straße liegt, kicke ich zur Seite.

„Ey Jeff! Schau dir die mal genauer an!" Ben rammt mir seinen Ellbogen in die Seite. Heftig stoße ich ihn von mir.

„Wieso?"

„Die sehen aus wie wir."

Schnell richte ich mein Blick wieder auf die Gruppe. Ben hat Recht. Die sind wirklich zum Teil wie wir verkleidet. Einer trägt eine blaue Maske wie Jack, einer so ein albernes Peter Pan Kostüm wie Ben und von dem einen ist sein Gesicht so geschminkt, als würden lauter Narben sein Gesicht zieren. Der soll wohl meine Wenigkeit darstellen. Ich werde wütend.

Und dann.

Dann fällt ein Mädchen in mein Blickfeld.

Blonde Haare bis zur Taille und das einzige, was sie vor der Kälte beschützt, ist ein viel zu großes, schwarzes T-shirt. Ich schlucke.

Kate.

Da ist sie.

Mit ihrer Gruppe von Freunden aus der realen Welt.

Ihr bester Freund ist wieder als Jack verkleidet. Sie selbst trägt das „Kostüm", welches sie in meiner Wirklichkeit auch getragen hatte und neben ihr läuft Jason ... verkleidet als Jeff the Killer.

Was hatte mir Kate nochmal in einem der anderen Wege erzählt? Dass sie mit Jason an diesem Halloween zusammen gekommen ist?

Missmutig sehe ich, wie Jason ihre Hand ergreift und ihr einen verliebten Blick zuwirft. Eine stärkere Wut brodelt in mir auf, doch Ben ist es, der mich zurück hält.

„Ey. Nur weil die wie wir verkleidet sind, sollten wir keine Aufmerksamkeit erregen, Jeff. Hab Spaß."

Hab Spaß.

Lustig.

Ich richte meine Konzentration auf Kate. Sie lacht und scheint uns als Gruppe gar nicht wahrzunehmen. Sie scherzt mit einer Freundin, als wir an ihnen vorbeilaufen. Ihr glückliches Gesicht beruhigt mich und langsam atme ich ein und aus.

„Die Blonde sah verdammt gut aus!", flüstert Ben, als die anderen hinter uns liegen.

Ich kann nicht anders, denn mein ganzer Körper fängt an zu kribbeln. Ich bleibe stehen und drehe mich um.

Ich will ihren Namen rufen, besinne mich aber eines Besseren. Frustriert will ich schon weiterlaufen, als auch Kate stehen bleibt. Sie löst ihre Hand von der von Jason und schaut zurück. Schaut zu mir. Und lächelt.

Und die Zeit bleibt stehen.

Für immer in diesen Moment.

Ihr Lächeln brennt sich in meinen Gedanken ein.

Aber dann werde ich entrissen.

Gewaltsam, weil ich nicht loslassen will.

Und ich stehe wieder vor den drei Spiegeln. Auf den Jahrmarkt, wo Kate und ich unseren ersten Kuss hatten. Es ist eine schöne Erinnerung. Eine, die mir nicht genommen wird.

Und sie liegt vor mir, fast vollständig verblasst.

Jetzt muss meine Entscheidung fallen.

Und ich lächle.

Ich weiß genau, welchen der Wege ich wählen werde.

Ende

Es ist zu Ende. Und ich realisiere es immer noch nicht ... ich werde nochmal ein Kapitel mit meinen Gedanken zu der Geschchte schreiben, wenn ich es realisiert habe :D finde das bei anderen immer interessant.
Danke an all die Leser! An die ganze Votes und tollen Kommentare, die so oft meinen Tag gerettet haben! Ihr seid tooolllll! <3

Welchen Weg würdet ihr wählen? 
Hab es mit Absicht offen gelassen :p 

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