8 - Ein Ausflug - Teil 1

Das Gespräch mit Slender hat mich mehr mitgenommen, als ich zunächst gedacht habe. Deswegen sehne ich mich nach einen ruhigen Ort, um meine Gedanken zu sortieren. Als halbwegs akzeptables Versteck finde ich eine Lücke hinter einem Schrank im Flur. Ich kauer mich dort auf den Boden und auch, wenn es nicht der bequemste Ort ist, tut es gut allein zu sein.

Jeff ist weg. Nachdem ich wieder in die Stube bin, habe ich ihn dort nicht angefunden. Wahrscheinlich ist er Morden, aber zum Glück in dieser Welt. Hier sterben immerhin keine realen Menschen durch ihn.

In Gedanken kaue ich an mein Fingernägeln. Eine Gewohnheit, die ich mir eigentlich abgewöhnt habe.

Obwohl ... für die Menschen hier ist es gewiss Realität ... ist es moralisch dann nicht genauso verwerflich? Oder wissen sie, dass sie -

,,Hey."

Panisch schrecke ich zurück, wodurch ich mich noch stärker an die Wand presse. Bens grinsendes Gesicht erscheint vor mein Blickfeld.

,,Es ehrt mich zwar, dass du dich so sehr vor mir erschreckst, aber du brauchst doch keine Angst vor mir zu haben. Schließlich hat Slender uns doch verboten dir was zu tun.  Glaub mir, an seine Regeln halten wir uns alle." Er streckt seine Hand auf, um mir aufzuhelfen.

Ich nehme sie entgegen, richte mich auf und lasse sie sofort wieder los. "Ich habe keine Angst vor dir. Du hast mich nur aus meinen Gedanken gerissen." Spiele ich mutiger als ich bin.

"Oh." Bens Augen leuchten. "Ich hoffe doch ich war ein Teil dieser Gedanken." Jack tritt neben Ben. Seine ... dunklen Höhlen starren mich an. "Hör nicht auf den Idioten. Er weiß, dass er nicht in deiner Liga spielt."

"Was soll das?", fragt Ben entrüstet. Beide schauen sich nun an.

Ich räuspere mich, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. ,,Was wollt ihr?" Ich will aleine sein. Bitte geht wieder.

,,Ach wir.", Ben zeigt zuerst auf sich selbst und dann auf Jack, ,,wir wollen wissen, ob du nicht  Lust hättest mit uns auf einen Ausflug zu gehen." Munter sehen mich beide an. Ist das deren Ernst? Ist hier irgendwo eine Kamera?

Prüfend schaue ich beide an. ,,Ein Ausflug?" Ich ziehe meine Augenbrauen hoch.

,,Ja."

,,Was wäre das für ein Ausflug?" Mein Blick wird immer skeptischer.

,,Das ist eine Überraschung." Wieder dieses dicke Grinsen. Irgendwas führen die zwei im Schilde.

,,Genau.", pflichtet Jack ihn bei. "Du willst sie dir doch nicht verderben?"

Ich verdrehe die Augen. Wieso hatte ich eben noch Angst? Die beiden sind wie alle anderen Teenager, die ich kenne. Sind das wirklich Mörder?

,,Jungs. Mal ehrlich. Wieso sollte ich euch bei diesen Ausflug begleiten? Ihr zwei habt meine Entführung geplant und ausgeführt. Und jetzt erwartet ihr, dass ich euch vertraue? Tz." Ich verschränke meine Arme. Würden die zwei nicht vor mir in der Lücke stehen, wäre ich schon weg.

Ben räusperte sich: ,,Ich will ja keine Erbsen zählen, aber es war Jacks Idee dich zu entführen und er hat es schließlich auch getan. Ich war nur Gehilfe."

,,Das ändert ... lass mich Mal überlegen, achja: NICHTS." Ich schnaube.

Ben und Jack tauschen einen Blick aus. Dieser Blick - er verheißt nichts Gutes.

,,Kätzchen." Sie schauen mich ernst an. "Uns ist es egal, ob du mitkommen willst oder nicht. Du hast einfach keine andere Wahl."

-

Meine Versuche mich zu Verteidigen sind kläglich Fehlgeschlagen. Sie haben mir die Augen verbunden, mich aus dem Haus geführt und dies auch noch ein ganzes Stück im Wald so gelassen. Es ist eine Sicherheitsmaßnahme, damit ich bloß nicht Erfahre, wie der Wald aufgebaut ist und wo das Haus liegt.

Idioten. Hätten sie ein wenig aufgepasst, dann wüssten sie, dass ich null Orientierungssinn habe. Aber vermutlich ist es besser, wenn sie diese Schwachstelle nicht von mir kennnen.

Meine beiden Hände sind mit einem Seil zusammengeschnürrt und Ben und Jack sind bei mir eingehakt, damit ich nicht hinfalle. Wie nett.

"Ich glaube, wir können ihre Augenbinde nun lösen."

Wie gütig.

Wir stehen am Rand des Waldes, vor uns liegt eine verlassene Straße. Es ist ... trostlos.  Die dichten Wolken am Himmel lassen die Strahlen der Sonne nicht durch, die Bäume sind kahl und ihre braunen Blätter liegen am Boden. Die Luft ist feucht und auch der Boden ist noch Nass. Ein kaputtes Auto steht am Straßenrand rechts von mir, die rote Farbe blätterte langsam ab. Wieso wurde es nicht abgeholt? Auf der anderen Straßenseite ist ein Spielplatz, verrostet und grau. Eine Schaukel hängt nur noch an einer Kette,  die Sprossen der Rutsche sind verbeult und eine ganz durchgetrennt. Vom kleinen Karussell ist das Holz schon ganz Morsch und die einst bunte Farbe zeigt nur noch Trauer. Ums richtig auszudrücken: Es ist ein Trauerspiel. Ich kann mir keine Mutter vorstellen, die ihr Kind bei einem solchen Spielplatz absetzt.

,,Wir müssen weiter, komm.", Jack zieht an meinen Arm, Ben läuft uns voraus.

Wir sind lange unterwegs. Weitere 'Sehenwürdigkeiten' hatte die Strecke nicht mehr zu bieten, außer man möchte ein vergammelten Kadaver eines toten Rehs dazuzählen. Beim Anblick wurde mir ganz schlecht.

Unauffällig spicke ich zu Jack. Irgendwie muss es doch möglich sein den beiden zu entkommen.  Jack hatte ein Messer bei sich, doch das ist keine Option für mich. Ich bin vieles, aber keine Mörderin. Schwer atme ich aus.

,,Ist was?" Jack blickt mich an.

,,Äh, nene. Ich frage mich nur die ganze Zeit, wohin ihr mich wohl führen werdet und wie lange wir noch unterwegs sind."

,,Das Dauert noch eine Weile."

,,Echt? Können wir denn zumindest eine Pause machen? Ich müsste Mal."

"Beeil dich aber." Beide halten an.

Wieder räuspere ich mich.

Die Fragenden Blicke sind unverkennbar.

Ich halte meine gefesselten Hände hoch. "Wie soll ich mich damit erleichtern? Außer ihr wollt mir dabei natürlich helfen."

"Wenn du schon -", fängt Ben an, doch bei meinem Blick verstummt er.

"Schon gut."

Unbedarft löst Jack meine Fesseln. In seiner Hosentasche ragen seine Spritzen raus. Ich muss sie nur erwischen ...

-

Was für Idioten. Der Ich muss mal - Trick doch einer der billigsten Tricks um frei zu kommen. Ich kann noch immer nicht glauben, dass es so einfach war. Vielleicht - ich Lächle - sind die zwei gar nicht so schlimm.


** Jeff's Sicht **

,,Das ist für dich Jack." Ich werfe eine Tüte vor seine Füße.

Mit der Dämmerung bin ich wieder nach zu Hause zurück gekehrt. Es war ein langer Tag, mit unzähligen neuen Opfern gewesen. Die Tüte habe ich im Laufe des Tages gefüllt.

,,Was ist das?", fragt Jack.

,,Nieren. Wo ist Kätzchen?"

Jack und Ben werfen sich einen vielsagenden Blick zu. Jede Sekunde scheinen sie nervöser zu werden.

,,Jeff, mein bester Freund.", beginnt Ben. "Das ist eine sehr gute Frage und eine noch lustigere Geschichte. Die solltest du unbedingt hören!" Bens Blick gleitet zur Uhr. "Aber leider ist sie auch so lang und es ist schon so spät und naja ... du weißt ja ... ich brauch ziehmlich viel schlaf und - willst du dich nicht auch erst ausruhen?"

Ben will an mir vorbei. Ich stoppe ihn, indem ich ihm am Arm packe. "Wo. Ist. Kate?" Wollen diese zwei Iditioten mich verarschen?!

"So nennst du sie doch sonst nicht. Kate. Ich dachte sie wäre dein Kätzchen.", lacht Ben Nervöse, während er sich aus meinen Griff zu befreien versucht.

,,Ben, lenk nicht ab. Ich Frage höflich nochmal: Wo. Ist. Sie?" Mein Blick und mein Griff werden intensiver. Sind diese zwei Deppen wirklich nicht in der Lage auf ein kleines, schwaches Mädchen aufzupassen?

Beide schweigen. ,,Ben, du sagst mir jetzt wo sie ist oder ..."

Ben hebt seine Hände hoch. ,,Sie ist weg, okay? Aber ich schwöre: Jack und ich können nichts dafür. Sie hat uns ... ausgetrickst."

Meine Wut erreicht ihren Höhepunkt. Mein ganzer Körper pulsiert. ,,WIE KONNTE SIE EUCH BITTE AUSTRICKSEN!? IHR SEID MÖRDER! SIE IST EIN MÄDCHEN!"

Ben räusperte sich. ,,Jane ist auch ein Mädchen und hat dich damals ganz schön doof aussehen ..."

,,Das ist was ganz anderes und das weißt du auch! Was ist passiert?"

,,Eigentlich wollte ich dich nur schonen, aber du wolltest es ja so. Sie ... sie ist nicht abgehauen, sondern, sie ähm ... ER war es. ER hat sie genommen. Du weißt, dass du nichts gegen IHN tun kannst."

Nein. Oh, nein. Das kann nicht wahr sein. Ich balle meine Hände zu Fäusten. Ich muss handeln. Bevor es zu spät ist.

-

,,Dude. Ben. Jetzt haben wir ein Problem."

,,Ich weiß Jack, ich weiß ..."

"Was machen wir jetzt?"

"Unsere letzten Stunden genießen?"

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