7 - Endliche einige Antworten
Die ersten Tropfen der Dusche berühren meine Haut und sofort fühle ich mich besser. Ich fühle mich so gut wie lange nicht mehr. Dennoch merke ich die Anspannung in meinem Körper, mir geht einfach viel zu viel durch den Kopf.
Da ... sind meine Eltern. Noch sind sie auf ihren Urlaub auf Hawaii, doch ich beginne sie wirklich zu vermissen. Ich bin es zwar gewohnt, dass sie weg sind, aber ... Dieses Mal ist es anders. Sie wissen nicht, dass ich von einer Bande von Mördern - ich meine natürlich Fantasymörder (der Gedanke daran ist immer noch so surreal) - entfürht wurde. Werde ich sie überhaupt wiedersehen? Allein der Gedanke lässt einen Kloß in meinen Hals entstehen. Ich darf nicht dran denken.
Und dann ist da mein Zimmer. Jeden Morgen werde ich von der Sonne geweckt, da ich lieber mit offenen Fenster schlafe. So kann ich in der Nacht besser den Mond sehen. Den Mond und die Sterne - sie geben mir ein Gefühl von Freiheit. Werde ich jemald wieder so fühlen?
An meine beste Freundin, Hannah, die für jeden Quatsch zu haben ist und mich immer auf die schlimmsten Ideen bringt. Sie ist immer da und - ich kann nicht für sie da sein. Oder mein bester Freund, Heath. Immer bringt er mich zum lachen und führt mich in die bescheurtsten Fandoms rein. Durch ihn kenne ich Creepypastas überhaupt! Würde er mir meine derzeitige Situation glauben? Mir fällt es ja selbst schwer.
Er hat mir auch damals mein Date mit Jason verschafft. Hach, Jason. Der braungebrannte, allseitsbeliebte, sportliche und gutaussehender Junge, der ein Jahr älter als ich ist. Ohne Heath wäre er vermutlich nie auf mich Aufmerksam geworden, da ihn so viele Mädchen andauerend Avancen machen. Beide gehören der gleichen beliebten Clique an, nur vergesse ich es bei meinem besten Freund andauernd. Jason lebt in einer ganz anderen Welt als ich, ständig ist er auf Partys, trinkt Alkohol und lässt sich kaum ein Sportevent entgehen. Ich dagegen trinke nicht und habe dem Date nur zugestimmt, weil Hannah auf mich eingeredet hat.
Den größten Teil meiner Gedanken nimmt Sally ein. Ihre Andeutungen ... was meinte sie damit?
Wo bin ich? Bin ich in einer anderen Welt, wie sie sagt? Oder sollte mich das nur verwirren? Vielleicht war es auch nur eine Metapher?
Und was meinte sie mit dem Satz 'Sobald eine Geschichte geschrieben wurde, wird jemand in einer anderen Welt ,,geboren"'? Das ... das macht doch gar keinen Sinn? Was soll ich dann hier?
Mein Kopf beginnt zu pochen. Mit meinem Handballen drücke ich gegen die schmerzende Stelle, doch es klingt nicht ab. Das ist zu viel für mich. Die Fragen bereiten mir Kopfschmerzen.
Langsam verliert das heiße Wasser an Temperatur, weswegen ich den Hahn zudrehe und mich abtrockne. Meine Haare trockne ich so gut wie möglich mit dem Handtuch, danach ziehe ich mich an.
Und nun? Wie geht es weiter?
Eine Flucht konnte ich vergessen. Dagegen sprechen sechs Punkte:
1. Ich habe keine Ahnung wo ich bin.
2. Und selbst wenn ich es wüsste: Ich habe kein Plan wie ich nach Hause zurück finde. So hat es Sally auch angedeutet.
3. Ich bin eher vom Schlag 'Elefant im Porzellanladen'. Schleichen oder gar wegrennen gehören nicht zu meinen stärken. Laut meinem Sportlehrer werde ich wegen Letzteres in einer Zombieapokalypse eine der ersten Opfer sein (damit habe ich mich abgefunden - mit ein bisschen Glück werde ich immerhin ein Zombie).
4.. Punkt 3 hätte zur Folge, dass mehrere Mörder hinter mir her wären, die mit Sicherheit eine bessere Kondition als ich habe.
5. Ich viel zu Neugierig bin, als das ich das alles einfach hinter mir lassen und vergessen könnte. (Wieso musste Sally auch so viele Andeutungen machen?)
6. Ich bin umringt von einem Wald. Ich verlaufe mich ständig in dem Wald vor meiner Haustür, wie soll ich denn in einem fremden Wald in einer fremden Wald je einen Ausweg finden? Da hat ein blindes Huhn mit Altsheimer bessere Chancen. Und wer weiß: Wenn Creepypastas schon echt sind, welche Monster verstecken sich dann noch da draußen? Ein Schauer überfährt mich. Ich will lieber nicht daran denken.
Aber was bleibt mir denn jetzt übrig? Einfach runter gehen, als wäre nie etwas gewesen und auf 'Happy Family' machen? Das kann ich doch nicht bringen? Das sind doch ... Mörder? Zwar nicht ganz so furchteinflößend wie zuerst gedacht, aber ... so einfach kann es dann doch auch nicht sein.
Oder?
***
,,Hallo." Spreche ich übertrieben föhlich aus. Ich stehe im Türrahmen und hebe verlegen meine Hand zum Gruß.
Alle Augen richten sich auf mich (Oder das, was einige als Augen bezeichnen) und mit einemal sind alle Gespräche verstummt.
Masky ? fällt von der Couch. Was mache ich hier?
"Alles ... gut bei euch?" Versuche ich die peinliche Stille zu überbrücken. Was habe ich mir dabei gedacht?
Ben und Jeff hören auf GTA zu zocken, sofort spüre ich Bens schmutzigen Blick und verwirrt schaue ich an mir herunter. Meine nasssen Haare haben mein weißes Shirt so durchsigitg gemacht, dass man meinen schwarzen BH und die Abzeichnung meiner Brust genau erkennen kann. Ich verschränke die Arme vor meine Brust und verwsuche mir nichts anmerken zu lassen.
Ein Mädchen mit schwarzen Haaren lackiert ihre Fingernägel, sie ist die einzige, die mich nicht groartig beachtet. Ist das Jane? Jane the Killer? Eyeless Jack und Hoodie starren mich stumm an, letzteres mit offenen Mund. Slender bewahrt seine ruhige Haltung und Sally lässt ihre gruselige Puppe fallen und rennt auf mich zu. Sie springt mir in die Arme.
"Sally.", puste ich überrascht aus. Durch ihre Umarmung bekomme ich kaum Luft. Wie kann ein so kleines Mädchen so viel Kraft besitzen?
Die nächste Regung kommt von Ben. Er rappelt sich vom Boden auf und kommt auf mich zu. Es sieht so als, als wolle auch er mich umarmen. "Kätzchen." Bei dem Wort lächelt er belustigt. "Wie schön das du zu mir runtergekommen bist."
Ich weiche einen Schritt zurück. "Ich verzichte auf die Umarmung." Ich checke ihn von oben bis unten ab. "Wer weiß was du vorher so getrieben hast." Ich schaue ihn Böse an, ringe mich dann aber wieder zum Lächeln. Das war der Plan. Happy Family. Vielleicht nicht meine beste Idee.
"Du tust taffer als du bist. Was willst du denn dagegen tun?" Lacht er.
"Sie würde dir vielleicht nichts tun. Aber du hättest aufjedenfall eine Rechnung mit mir offen." Ich habe gar nicht bemerkt, dass Jeff aufgestanden ist. Seine Hand umklammert Bens Schulter. er wirft ihm einen Blick zu, der in mir ein Schauer auslöst.
"Jaja, schon gut.", spricht Ben eilig. "Ich habe schon verstanden, Jeff. Kein Grund Gewalt anzudrohen. Was denkst du eigentlich von mir?" Schnell verzeiht sich Ben wieder auf seinen Platz. Er hat etwas von einem verängstigten Hund.
Schützend stellt sich Jeff neben mich. Seine Hand legt er auf meine Schulter, als wäre ich sein Eigentum. Ich mache einen Schritt nach vorne, sofort fällt seine Hand schlaff neben seinen Körper.
Nun trifft mich Janes eisiger Blick. "Sag Mal Slender, ich habe da Mal eine Frage." Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich jetzt Tot. Ich schlucke. "Wieso ist diese Göre noch nicht tot? Sind die Jungs auch dafür zu inkompetent? Soll ich vielleicht helfen?" Mit jedem Wort wird ihr Grinsen breiter. Ihre Stimme ist voll mit Hass.
"Jane ... Deine Manieren. Sie ist Jeffreys Geschenk. Nur er darf über sie entscheiden. Und wenn er mit ihrem Mord noch warten will, dann darf sie auch als Gast hierbleiben."
Jane will etwas erwiedern, doch Slender unterbricht sie mit einer Handbewegung. "Du bist doch kein Kind. Ignoriere sie einfach." Dann, an mich gewannt. "Kate, magst du Mal mit mir in die Küche kommen?" Er erhebt sich und ich folge ihm in die Küche.
Slender setzt sich an den runden Küchentisch, ich folge ihm und nehme gegenüber von ihm Platz. Obwohl ich seine Geschchte immer so furchteinflößend fand, bin ich ganz ruhig in seiner Gegend. Er ist wie ein Vater. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass auch er ein Mörder ist.
,,So Kate. Erzähl. Dir liegen ganz schön viele Fragen auf den Herzen, hab ich recht?"
Verblüfft schaue ich ihn an. Interessiert ihn das wirklich?
"Ja.", kommt es von ihm. Hat er ...?
Stumm nicke ich.
,,Dann stell mir deine Fragen. Ich werde versuchen dir eine Antwort und Erklärung zu geben. Einige Sachen musst du aber selbst herausfinden. Vorrausgesetzt du lebst lang genug."
Ich schlucke. Meine Hände fangen an zu zittern. In meinem Kopf sind so viele Fragen, so viele Befürchtungen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Ich entscheide mich für eine leichte Frage.
,,Du kannst also meine Gedanken lesen? Und meine Gedanken manipulieren?"
Ein kleines lachen. ,,Nein, so einfach ist das nicht. Ja, ich spreche durch Telepathie zu dir, doch ich kann deine Gedanken nicht manipulieren. Deine Gedanken kann ich zum Teil lesen. Die unbedachten und leichten. Deine geheimen Gedanken bleiben für dich. Jeder, auch du, ist im Besitz eines Schutzschildes. Du musst nur lernen damit umzugehen."
Ich stelle mir mein Gehirn umringt von einer Lego-Burg vor.
,,So ungefähr." Wieder lacht er. "Wie lautet deine nächste Frage?"
Ich kaue auf meine Unerlippe. ,,Sally hat davon gesprochen, dass ... wir gar nicht auf der Erde wären ... ich versteh das nicht so ganz."
Slender überschlägt seine Beine. ,,Es ist auch schwer zu Begreifen. Lass mich versuchen es dir zu erklären. Die Fantasie ist der wichtigste Part für Geschichten. Durch sie erwachen Geschichten zum Leben und spielen sich als kleiner Film in deinem Kopf ab. Die Fantasie ist die älteste Magie der Erde und durch diese erwachen wir zum Leben. Sobald eine Geschichte geschrieben wird, erwachen wir. Werden in eine neue Welt geboren. In unserer welt spielt Zeit keine Rolle. Wir können Jung und Alt, in Zukunft und Vergangenheit reisen. Wir Leben ewig, solange die Fantasie der Menschen existiert.
Dabei sind wir keine reinen Fantasiegestalten. Denn zur Hälfte sein wir Fantasie, zur anderen Hälfte Real. Ich selbst war einst ein Mensch auf deiner Erde. Habe ganz normal gelebt, bis die Geschichte von Slenderman geschrieben wurde. Ich verschwand von der Erde und wurde in diese Welt neugeboren. Ich selbst habe mich sehr lange nicht mehr an mein altes, richtiges Leben erinnert, bis ich durch Zufall meine Erinnerungen zurück erlangt habe. Das ist aber eine andere Geschichte.
Du musst nur Wissen: Seitdem lebe ich in der Creepypasta Welt, so nenne ich sie. Hier erscheinen alle Creepypasta, die auf der Erde geschrieben werden. Alle von ihnen, Jeff, Ben, Jack, Jane, ..., Sie alle waren früher Menschen auf der Erde. Durch ihre Geschichten wurden sie in diese Welt gerissen und sind dazu bestimmt dieses Leben zu führen. Andere Menschen, die du hier begnest, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit zu 100 Prozent reine Fantasie, da sie keine eigene Geschichte besitzen. Doch wir Creepypastas sind real, weswegen wir auch in deine Welt wechseln können.
Ich vermute ja, dass es auch weitere Geschichts-Welten gibt. Es wäre töricht zu glauben, dass wir die einzige Fantasie-Welt gibt. Nur leider haben wir kein Zutritt zu diesen."
Die Informationen bringen mein Gehirn zum rauchen.
,,Also ... gibt es die Erde und die Geschichts Welten?"
,,Ja."
,,Und alle Creepypastas, die ich hier schon gesehen habe waren einmal normale Menschen? Also auch Jeff, Ben, Jack, ..."
,,Richtig."
,,Aber ihr könnt euch an eure alte Familie oder altes Lebens nicht erinnern, außer ihr gelangt zufällig an eure Erinnerung zurück?"
,,Genau."
,,Okay. Aber wie genau kann sich Jeff dann in der Menschenwelt bewegen?"
"Es gibt ein Portal zwischen der Menschen und der Creepypasta Welt. Uns ist es immer für begrenzte Zeit erlaubt diese Welt zu verlassen."
,,Ist Jeff deswegen immer wieder vor meinen Augen verschwunden, weil seine Zeit abgelaufen war?"
,,Ja."
,,Okay." Ich nicke durchgehend. "Jeff meinte am Anfang Mal, dass er meinen Nachbarn übel zugerichtet hat, aber als ich Tom sah, sah er aus, als wäre er einen friedlichen Tot gestorben. Wie kann das sein?"
,,Hier wird es wieder kompliziert. Wie ich eben schon meinte sind wir halb Real und halb Fantasie. Solange Jeff sich auf der Erde befindet, kann er alles mögliche anrichten. DOch sobald er verschwindet ist er wieder nur eine Geschichte. Sein ,,Werk" verschwindet, doch das wesentliche, der Tod also, bleibt. Denn als er gestorben ist, da war Jeff real."
Meine Haare stellen sich auf.
,,Das heißt, dass die reale Seite von euch töten kann, aber die Fantasie Seite von euch nach abreise verschwindet?"
,,Vollkommen Richtig."
Mir ist schlecht.
,,Slender, eine Sache für Heute noch. Was wird mit mir passieren?" Alles zieht sich in mir zusammen. Will ich das überhaupt wissen?
,,Jeff tötet dich oder behält dich. Das ist seine Entscheidung." Er zuckt ganz beiläufig mit den Schultern, als wäre es das Normalste der Welt.
,,Das meine ich nicht. Das ist mir bewusst. Ich meine ... weil ich hier bin. Hier in dieser Welt. Ich ... kann doch eigentlich gar nicht hier sein. Ich ein vollkommener Mensch und keine Geschichte, sonst würde ich mich an mein Leben doch gar nicht erinnern können."
,,Das musst du herausfinden. Darauf weiß ich keine genaue Antwort. Aber vielleicht findest du ja jemanden, der dir die Atwort gaben kann." In seiner Stimme klingt Wissen mit, doch ich traue mich nicht weiter zu Fragen.
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