3 - Erwachen
Normalerweise friere ich immer wenn ich schlafe oder aufwache, doch diese Nacht/dieser Morgen nicht. Auch habe ich diese Nacht keinen Albtraum gehabt, wie es für mich schon Normalität ist, wenn ich alleine zu Hause bin.
Noch bevor ich meine Augen aufschlage, genieße ich die mollig Wärme. Wohlig lasse ich ein Seufzer erklingen. Als ich tief einatme, nehme ich einen angenehmen Duft in der Luft wahr und ohne darüber nachzudenken, kuschle ich mich weiter ein. Ich will noch nicht aufstehen, einfach weiter schlafen und die wärme genießen und nie, nie wieder aufwachen.
Und als ich dann fester in eine Umarmung gezogen werde, durchfährt mich ein schönes kribbeln und wieder entfährt mir ein Seufzer.
,,Einfach nie, nie wieder aufwachen.", murmle ich in die Brust, an die ich so sicher gedrückt werde.
Warte, was?!
Miteineinmal öffne ich meine Augen und starre auf einen Blut befleckten, weißen Hoodie. Langsam richtet sich mein Blick auf das Gesicht der Person. Panik überkommt mich und aus Voreiligkeit drehe ich mich mit einem Ruck zur Seite und lande dabei ungewollt auf den Boden.
,,Autsch."
Die ersten Sekunden bleibe ich liegen, immer noch das Gesicht von Jeff vor den Augen.
Ist es nun Realität oder ein Hirngespinst?
Wenn es so weiter geht, lasse ich mich selbst bald einweisen ...
Doch jetzt muss ich erst einmal Ruhe bewahren. Meinen Atem verlangsame ich, als ich mich dazu entschließe aufzustehen. Doch ... er ist nicht da.
,,Beruhige dich. Für alles gibt es sicher eine logische Erklärung.", flüstere ich mir zu und verschwinde ins Bad um mir die Zähne zu putzen und die Toilette aufzusuchen.
Soweit fertig trotte ich wieder zurück in mein Zimmer und ziehe mir eine schwarz-weiß-grau gemusterte Leggings an und dazu ein weißes Sweatshirt.
Für Heute habe ich nichts besonderes geplant ... Ich könnte eine Serie anfangen oder wieder ein Buch lesen, aber ... dafür fehlt mir irgendwie die Lust. Inliner bin ich auch schon lange nicht mehr gefahren, vielleicht sollte ich das gute Wetter ausnutzen. Würde bestimmt nicht Schaden um den Kopf freizubekommen. Oder ich frage Heath ob er Zeit hat ...
Mit meinen Augen schiele ich zur Uhr. Der schläft bestimmt noch, in einer Stunde sollte ich ihn anrufen können. Hm.
Frustriert lege ich mich auf meinen Bett und schließe die Augen. Im Moment schwirren zu viele Dinge in meinen Gedanken, ich muss mich beruhigen, bevor ich etwas plane.
,,Warum Beruhige dich? Und wieso redest du überhaupt mit dir selbst? Vielleicht solltest du deswegen zum Psychiater?
Schon lustig, was für eine Wirkung ich auf dich habe. Gleich auf den Boden zu landen? Ich weiß ja das ich gut aussehe, aber so das du gleich geblendet -"
Ich reiße meine Augen auf. Wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt ist das von Jeff. Er beugt sich direkt über mich. Doch noch bevor er seinen Satz beenden kann, ziehe ich mein Knie hoch und ein weiteres mal lande ich auf meinen Hintern.
,,Musste – das – sein?", presst er mühselig durch seine Lippen hervor und hält dabei seine Hände schützend vor seine Kronjuwelen.
Hastig greife ich nach den nächst besten Gegenstand der mir zwischen die Finger kommt und -
mein Teddy?!?! Und dann noch den extra flauschigen ...
Ohne zu zögern richte ich mich auf und halte den Teddy schützend vor mir, als ich bemerke, dass auch er sich aufrappelt. Die Türklinge ziehe ich mit aller Kraft nach unten, doch : DIESER MISTKERL HAT ABGESCHLOSSEN!
Schnell ziehe ich meine Hand weg und schaue auf das Schlüsselloch, doch wie erwartet steckt der Schlüssel nicht in der Tür.
,,Ein Teddy, wirklich? Dein Ernst?", skeptisch sieht er mich an.
,,Ja, ähm, nun ... es ist nicht MEINER also ... und er war, nun." Ja was ist er den? Und wieso verdammte Scheiße ist mir mein Teddy peinlich?! Argh. Ich kriege das kotzen.
,,Da soll einer mal schlau aus euch Mädchen werden. Echt. Immer denkt ihr gleich man will euch Vergewaltigen oder sonst was! Selbst die hässlichsten Mädchen denke das, wenn ich sie umbringen will! Unnötig Kompliziert ...", kurz stoppt er. Mit auf blitzenden Augen sieht er mich an. ,,Aber wenn du willst, hätte ich nichts gegen ein bisschen Spaß ....", ein perverses lächeln unterstreicht seine unausgesprochene Frage.
Erschrocken und wütend zu gleich starre ich ihn an, auch bin ich verwirrt. Er redet mit mir ... wie bei einer normalen Konversation. Also von der Art, nicht von dem Thema her.
Sogleich reagiert er wieder genervt. ,,Du bist ja fast so wie Jane! Kein Spaß, es muss schon alles Ernst sein.", imitiert er sie.
,,Jane? D-die gibt es auch?", mein Herz rutscht mir in die Hose. Viel Hoffnung, dass das alles nur ein Hirngespinst ist, mache ich mir nicht mehr.
,,Natürlich. Es gibt uns alle. Was glaubst du denn?"
Gar nichts mehr.
Ich meine vor mir steht ein FANTASYMÖRDER! Oder zumindest ein Nachahmer! Ein ziemlich kranker Mensch muss das sein, der sich beabsichtigt die Haut verbrennt ...
Jeff the Killer sollte es doch gar nicht geben! Und anscheinend ist Jeff the Killer nicht der einzige ...
,, Du- u hast Blut auf deinen -", ich zeigte auf seinen Hoodie. Schwer schlucke ich, es ist frisch ...
,, Ach das? Mach dir mal keine Sorgen um mich, Das Blut ist nicht von mir. Es ist von so einen Typen aus deiner Nachbarschaft, an den ich mich ausgetobt habe, der -"
,,Was?!"
Doch bevor er mir weiteres erklären kann, ist er schon wieder weg. WEG. Er stand gerade doch direkt vor mir ...
Ich werde Wahnsinnig! Realität oder nicht? Realität oder nicht? Ich verzweifle noch ...
Aber jetzt gibt eine Möglichkeit das herauszufinden ...
Mein Haar bürste ich und binde es zusammen in einen hohen Pferdeschwanz, dann ziehe ich meine weißen Converse an und will zur Tür heraus. Immer noch lässt sie sich nicht öffnen. Okay, schon einmal der erste Beweis das es Realität ist ...
Aber wo hat er nur den Schlüssel versteckt? Suchen könnte Stunden in Anspruch nehmen, ich muss einen anderen Weg nehmen ... durchs Fenster.
Nevös schaue ich raus. Immer wenn ich bisher aus den Fenster geklettert bin, kam Heath mit einer Leiter vorbei und hat mir geholfen, jetzt bin ich alleine auf mich gestellt.
Der Baum neben meinen Fenster ist der perfekte Kletterbaum, damit würde es klappen, aber er steht zu weit weg. Um ihn zu erreichen, müsste ich Springen und wie mein Sportlehrer schon immer gesagt hat: >Konzerntrier dich aufs Turnen, mit den Springen wird es nie bei die Funktionieren<
Bei dem Versuch werde ich mir nur alle Knochen brechen.
Die Regenrinne ist meine letzte Chance, doch wird sie mich aushalten?
Zumindest kann ich es probieren. Okay. Das kurze Stück die Regenrinne entlang, bis zum Balkon meiner Eltern und von dort auf einen anderen Baum. Gut. Das sollte zu schaffen sein. Mein Fenster öffne ich und frischer Wind schlägt mir entgegen. Mit weichen Knien stelle ich mich auf die Fensterbank und ergreife die Regenrinne – die natürlich Glitschig ist. Meine Finger verlieren jeglichen Halt und wie in Zeitlupe kommt es mir vor, als ich hinab stürze. Kurz vor den Boden, kann ich mich halb abrollen.
Nicht weinen, nicht weinen. Ich muss die Schmerzen runter schlucken. Um mich herum dreht sich alles, habe ich eine Gehirnerschütterung? Egal. Das ist jetzt nur zweitrangig. Mit meinen Kopf stimmt eh schon etwas nicht.
Als ich dabei bin aufzustehen, habe ich sofort das Gefühl mich übergeben zu müssen. Mein Magen rumort, lässt mich für kurze Zeit nur noch Schwärze sehen. Mit jedem Schritt, mit dem ich vorran komme, verstärkt sich dieses Gefühl und ich bin froh Heute morgen noch nichts gegessen zu haben.
Meine Beine tragen mich zu der Straße, an die unser Haus unmittelbar steht. Lange muss ich nicht Ausschau halten, nachdem was ich suche. Ein Krankenwagen steht zwei Häuser weiter. Soweit ich es beurteilen kann, scheinen sich drei Ärzte mit Tom's Freundin angeregt zu unterhalten. Ihr Gesicht weißt rote Flecken auf, die Wangen sind Tränen überströmt.
Mit bedachten Schritten gehe ich näher an das Spektakel heran.
,, Wissen sie.", schluchzt Gabbie, ,,ich gehe jeden Morgen J-joo-ggen und br-ringe Tom's Li-iei-blings Brö-tchen mit, do-och er is-st nicht mehr - - - auf-ge-w-w-acht."
,, Geh schlafen.", nuschle ich vor mich hin, ,, nicht mehr aufgewacht..."
,, Was hast du zu sagen?", einer der Sanitäter dreht sich neugierig zu mir um.
,, Nichts." Meine Antwort fiel viel zu schnell. Ich muss doch Ruhe bewahren.
Acht Augen sind auf mich gerichtet, beobachten mich mit merkwürdigen Blicken. Abwechselnd wird mir heiß und kalt, das Schwindelgefühl verstärkt sich. ,,Ich, ähm.", sage ich ganz außer Atem, ,,sah den Krankenwagen und w-wollte wissen was los ist."
Neue Tränen strömen wieder aus Gabbies Augen, was für ein Gemetzel hat Jeff nur hinterlassen? Aber wo ist denn bitte die Polizei? ...
Kalter Schweiß läuft mir meinen Rücken hinunter, mein Körper krümmt sich und ich erbreche Galle. Einer der Ärzte fängt mich auf, bevor ich falle.
Unklar kriege ich mit, wie die Tür aufgeht. Hinaus treten zwei Sanitäter mit einer Trage. Vorsichtig befreie ich mich aus den festen Griff und strecke mich -
aber ich kein Blut, keine offenen Wunden entdecken. Es sieht wie ein friedlicher Tod aus ... aber dafür ist er doch noch zu jung. In seiner Freizeit macht er so viel Sport und auf die richtige Nahrung achtet er extrem ... Das kann doch nicht sein.
Die Verletzungen die Jeff mir zugefügt hat. Am Bauch und an meinem Arm ... auch die waren nach seiner Anwesenheit verschwunden. Aber ... wieso ist er denn tot?
Noch mehr Galle findet ihren Weg nach oben. Ich muss ... sofort ... Ich muss abhauen. Jeff the Killer gibt es. Er mordet. Er lässt keine Hinweise von sich zurück. Ich muss sofort abhauen.
So schnell mich meine zitternden Beine tragen können, laufe ich. In die Richtung meines zu Hauses. Stimmen die mir zurufen, ich solle stehen bleiben, blende ich komplett aus. Doch noch bevor ich mein Ziel erreiche, geben meine Beine nach und ich falle in ein tiefes, schwarzes Loch.
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