1- Ein Traum?
Ich schlief ruhig, bis mich ein Geräusch weckt. Ein einfacher dumpfer Ton, als würde sich jemand im Haus bewegen. Meine Eltern sind auf einem Urlaubstrip, wie so oft, Geschwister oder Tiere habe ich keine. Vielleicht erschreckt das Geräusch mich deswegen umso mehr, da ich doch alleine zu Hause sein müsste.
Doch Panik würde mir jetzt nicht helfen. Voreilige Handlungen werden einen schnell zum Verhängnis. Vielleicht habe ich mir ja auch alles nur eingebildet.
Vorsichtig öffne ich mein eines Auge und kann nichts ungewöhnliches entdecken. Erleichtert atme ich aus und entspanne meinen Körper, ich bin viel zu schreckhaft. Das muss ich mir abgewöhnen.
Im nächsten Moment bin ich Froh, das gerade Ruhe meinen Körper bestimmt und ich nicht laut hoch schrecke. Ich spüre einen Druck auf mir, einen Atem auf meiner Wange, dass ist keine Einbildung, ich bin nicht alleine.
Ich schaue nicht hoch um zu sehen wer oder was in meinem Zimmer ist, ich will nicht zuletzt den ansehen, der möglicherweise meinen Tod bringen wird.
,, Ich weiß das du wach bist.", flüstert mir eine kalte Stimme ins Ohr, ,, und ich will das du mich ansiehst."
Ich schüttle stumm und schnell den Kopf, denn ich weiß wen ich etwas sagen werde, kommen mir die Tränen und diesen Triumph will ich ihn nicht gönnen.
,, Sonst muss ich nie jemanden darum bitten mich anzusehen, sie tun es einfach. Und ich will auch deine Augen, mit deiner Angst sehen!", seine Stimme wird lauter, unkontrollierter.
Wut bestimmt ihn, er besitzt keine Geduld.
Immer noch bleibe ich stumm. Er handelt aus Impulsen, denkt nicht lange über etwas nach, dass kann mir zu gute kommen. Nein, heute will ich noch nicht sterben.
Auf meinem Nachtisch liegt noch das kleines Apfelmesser vom Vortag, das weiß ich genau. Meine Mutter beschwert sich immer, dass ich ja alles in meinem Zimmer liegen lasse, heute kann es mir ein Vorteil sein. Ich muss es nur bekommen.
Vorsichtig greife ich danach und wende dabei meinen Kopf zu IHM. Langsam um ihn abzulenken und seine volle Aufmerksamkeit auf mein Gesicht zu lenken.
Das Messer liegt im selben Moment in meiner Hand, als mein Blick nun auch auf ihn gerichtet ist.
Das einzige was ich erkennen kann ist sein dunkles Haar und ein unnatürliches Grinsen.
Unnatürliches Grinsen? Was -
,, Geh schlafen." Seine Stimme ist zufrieden, er denkt wirklich nur einseitig.
Geh schlafen? Warum erinnert mich das alles nur an einer meiner Lieblings Creepypastas, die mir mal mein bester Freund gezeigt hat? Eine Kopie? Jemand der so sein will wie er?
Doch zum weiter Nachdenken lasse ich mir keine Zeit, meine Hand mit dem Messer schnellt in seine Richtung.
Er scheint überrascht und doch gefasst. Bevor ich ihn ernsthaft hätte verletzen können, fängt er meine Hand ab und nur einen leichten Kratzer kann ich in seinem Gesicht hinterlassen. Aber es reicht, für einen Bruchteil einer Sekunde lässt er locker und ich nutze diese um ihn von mir zu stoßen und aus dem Bett zu springen. Schnell tapse ich die Treppe hinunter und renne hinaus in unseren Garten und den dahinter liegenden Wald.
Was soll ich bloß tun? Wieso leiten mich meine Instinkte ausgerechnet in den Wald?
Ich renne.
Renne zwischen all den Bäumen und Sträuchern hindurch, die mir seit Kleinkindesalter vertraut sind und komme schließlich auf eine Lichtung, die von dem Mond und den Sternen erleuchtet wird. Welche Ironie, dass dieser Ort, in dieser Situation, immer noch so schön erscheint.
Ich weiß nicht ob er mich Verfolgt, weiß nicht wie nah er mir ist.
Alles was sich gerade in meinen Sinnen befindet, besteht aus meiner Angst. Ich kann nicht mehr laufen, ich habe keine Kraft mehr. Ich weiß nicht wohin ich fliehen soll, um in endgültig zu entkommen. Ich bin wie ein scheues Reh. Ein Reh das nicht vom Jäger geholt werden will.
Doch jeder weiß, ein Jäger bekommt immer was er will. Das Reh kann nie fliehen. Nie.
Ich bemerke seine Anwesenheit, bevor ich weiter laufe. Instinktive drehe ich mich zu ihm um und erstarre bei seinem Anblick. Er ist Jung, bestimmt 2 Jahre älter als ich, 17. Erstaunlich blass scheint mir seine Haut und sein Grinsen so breit, so unnatürlich, da es rein geschnitten wurde. Er ist viel größer als ich und auch wirkt er stärker. Er trägt einen weißen Hoodi und eine schwarze Hose. Jeff the Killer. Wie kann das sein? Er ist eine Geschichte.
,, Denk ja nicht, ich habe Angst vor dir!", schreie ich ihn an und löse mich so aus meiner starre.
,, Warum bist du den sonst weggelaufen?", meint er belustigt. Für ihn ist das nur ein Spiel.
,, Um es ein bisschen Spannender zu machen? Ich meine, ist es nicht langweilig seine Opfer während des Schlafens zu Töten?" Woher kommt nur mein Mut?! Was will ich damit bewerkstelligen? Was kann ich schon ausrichten?
Langsame Schritte treiben ihn an, Stück für Stück kommt er mir näher.
,,Dann erkläre mir bitte: Was ist daran so spannend dich hier zu töten?" Spott und Spaß klingen in seiner Stimme mit.
,,Rein gar nichts. Aber das liegt nur daran, dass du als einziger ein Messer besitzt. Du bist im Vorteil, dann kann es auch nicht spannend sein. So wirst du immer Gewinnen.", tue ich gelassen. Solange ich nicht aus Furcht bestehe, wird er mich auch nicht töten. Wenn ich keine Angst habe, bringt es ihn kein Spaß.
Wieso bin ich mir da nur so sicher?
,,Es ist so auffällig, worauf du hinaus willst. Hälst du mich wirklich für so dumm? Denkst du wirklich ein kleines, schwaches Mädchen wie du könnte mich jemals besiegen? Wärst du im Besitz eines Messers, würde es nur länger dauern und wertvolle Zeit meinerseits verschwenden. Du bist in der falschen Position um Anforderungen zu stellen, wobei ich sagen muss, das mir dein Mut gefällt. Soweit wie du, hat es bisher nur eine Person geschafft. Auch wenn ich dir deine Angst deutlich ansehe."
,,Ich. Habe. Keine. Angst. Jedenfalls vor keinem Monster, welches sich nur unterliegende Gegner aussucht. Aber komm, das Gerede können wir uns jetzt auch sparen, bring mich um. Hier, jetzt."
Er lacht, rau und gefährlich. Inzwischen steht er nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt. Seine Hand streift meine Wange, umfasst im festen Griff mein Kinn und zieht es nach oben. Trotzig Blicke ich in seine Eisblauen Augen und presse meine Lippen fest aufeinander. Wenn ich sterbe, dann ohne jemanden Genugtuung zu verschaffen.
Meine Beine tragen mich kaum noch, weglaufen wird keinen Sinn mehr ergeben. Vor meinem inneren Auge sehe ich meine Familie und Freunde. Meine Mutter, die mir trotz unseren Streits einen Kuss auf den Scheitel zum Abschied drückt und meinen Vater, der mich fest in seine Arme zieht.
Nun steigen mir doch Tränen in die Augen und ich entreiße meinen Kopf den kalten Klauen meines Gegenübers und wende mich ihm mit meinem Rücken zu. Die Tränen soll er nicht zu Gesicht bekommen, die Tränen gelten ganz alleine meinem Leben und die wertvollen Menschen, die ich nun zurücklassen werde.
Seinen gleichmäßigen Atem spüre ich in meinen Nacken und sofort bekomme ich eine Gänsehaut. Just in diesem Moment bemerke ich wie kalt es draußen ist und wie wenig mich mein dünnes Nachthemd vor der Kälte schützt. Und wie warm er ist, fügte eine Stimme in meinem Kopf hinzu.
Meine Eltern ...
,,Heute wirst du nicht sterben."
Was? Mein Atem stockt und lauter Gedanken wirbeln in meinem Kopf auf.
Plötzlich spüre ich seinen Atem an meinem Ohr und seine Hände, die schwer auf meiner Schulter liegen. ,, Doch solltest du jemanden von mir erzählen, dann ..."
Ich schlucke. ,, Werde ich sterben."
,,Glaub mir süße. Das würdest du dann gerne. Aber ich glaube ... mit deiner Mutter und deinen Vater hätte ich mehr Spaß, nicht wahr? Oh - und wie heißt noch gleich das Mädchen und der Junge, von denen du so zahlreiche Bilder in deinem Zimmer hast?
Und lass dir eins gesagt sein: Denke ja nicht, dass du mich austricksen kannst. Die Polizei sucht schon lange nach mir, auch wenn sie nicht wissen wer oder was ich bin. Sie glauben ich bringe meine Opfer mit einem Gift um, der es wie einen normalen Tod aussehen lässt und das kann ich hier leider nicht ändern.
Die Polizei hat Angst vor mir. Sie behalten ihre Vermutungen ... Oder wieso glaubst du bin ich noch nicht in den Nachrichten erschien? Die ganzen Tode ..."
,, Du wirst ..."
Warte mal? Er ist nur eine Geschichte, aber seit wann tötet er mit Giften? Verstümmelte er seine ...
,, Du kannst mir gar nichts sagen. Das kann niemand. Sei froh das du noch Lebst, ich bewundere deinen Willen."
,, Aber ..."
Doch weiter komme ich gar nicht erst. Schwarz und Still ... die einzigen beiden Faktoren die ich nur noch wahrnehme.
--
Als mein Wecker den ersten schrillen Ton ausstoßt, schlage ich komplett verwirrt meine Augen auf. Ich liege in meinem Bett, eingekuschelt in meiner Decke. Meine Hand drückt einen Knopf auf meinem Wecker und lässt ihn verstummen. Erst jetzt bemerke ich den Schweiß auf meiner Stirn und meinen ausgetrockneten Mund.
Was ist passiert?
Meine Augen kneife ich zusammen und ich versuche mich zu erinnern.
Jeff the Killer ... er war hier. Er hat mich in den Wald getrieben ...
Wieso träume ich das in letzter Zeit nur so oft? Was stimmt nicht? Aber es war nur ein Traum. Träume sind nichts schlimmes. Wie dumm bin ich eigentlich zu glaube Jeff the Killer gibt es wirklich?
Ich kicher, jedes mal das selbe wenn ich aufwache.
Ich strecke meine Arme und steige aus meinem Bett.
Huch?
Habe ich nicht gestern ein anderes Schlafkleid angezogen?
Irritiert fällt mein Blick auf meinen Nachttisch.
Es fehlt ... Wo ist das Apfelmesser? Habe ich das auch nur geträumt? Oder ... ?
Nein.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top