Kapitel 2

Heute schien kein Vogel zu singen und kein anderes Tier umherzuschleichen. Selbst da kam es mir schon seltsam vor, dachte mir aber nichts dabei und lief weiter. Da sah ich es, ein Reh, mit aufgeschlitzter Kehle. Ich blib geschockt stehen. Als ich mich wieder bewegen konnte rannte ich zu diesem armen, unschuldigen, toten Wesen und weinte stumm. Was mir auffiel war, dass es keinen Tropfen Blut gab. Keinen einzigen. Doch ich saß weiter stumm da. Ich weiß nicht, vielleicht Minuten, aber eher Stunden und wiegte den Kopf dieses Rehes hin und her.

Es dämmerte schon als ich einen Ast knacken hörte und so schnell wie es ging auf den nächsten Baum kletterte.
Was das Bäume klettern angeht bin ich ziemlich geschickt was dafür sorgte, das ich kaum Geräusche verursachte. Es schien mich nicht bemerkt zu haben, oder besser gesagt er. Es war ein Junge in etwa meinem Alter und hatte braunes Haar. Als ich ihn näher musterte, fielen mir seine dreckigen Klamotten auf, er musste also schon einige Zeit hier sein.
Ich überlegte, was ich tun sollte, einfach runter klettern oder still sitzen bleiben? Ich entschied mich für still sitzen bleiben, doch ich musste irgend ein Geräusch gemacht haben denn der Junge hob plötzlich den Kopf und starrte mich an. Ich bewegte mich nicht, aber nun kam er dem Baum auf dem ich saß gefährlich nahe. Er wirkte bedrohlich. Mit leiser, beruhigend klingender Stimme redete er auf mich ein: ,,komm runter, ich tuh dir doch nichts."
Doch irgendwas in meinen Inneren sagte mir, das ich sogar noch höher klettern sollte. Ich bemerkte, dass ich meine Tasche unten am Baum lehnend zurück gelassen hatte. Es war nichts wichtiges drin, nur mein Schlafsack, falls ich mal wieder im Wald übernachten wollte und meine Zeichenmappe mit ein paar Stiften. Nun hatte auch er sie entdeckt und fing an darin zu wühlen. Ich nahm es stumm hin, doch als er an meiner Zeichenmappe war, wollte ich ihn unbedingt davon abhalten es anzuschauen, denn es enthielt meine tiefsten Gedanken in Form von Bildern, und sagte mit fast tonloser Stimme: ,,Bitte, lass es liegen."  Doch er antwortete nur: ,, Komm runter und hol es dir." und blätterte weiter. Als er an der Zeichnung von heute angekommen war, zuckte er zusammen und verzog die Augenbrauen fragend. Ich fühlte mich bedrängt und fragte: ,,Was?"  mit der Hoffnung, dass er bloß nicht auf die Rückseite schauen möge. Doch wie auf Kommando blätterte er um, und sah was ich vorhin in Gedanken da hin gekritzelt hatte. Da stand was von meiner dunklen Welt, das ich alleine war und niemanden hatte der mir etwas bedeutete.
Nun sah er mich nicht mehr bedrohlich sondern mitfühlend an und ich wagte es langsam runter zu klettern.

Ich hoffe es gefällt euch soweit.
Über Sternchen und Kommis würde ich mich auch freuen :)

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