Verliebt in den Weihnachtsmann!
Kurz vor Weihnachten 2016 in Bellton Falls!
"Ich möchte endlich Großmutter werden Chelsea." War wieder die Bemerkung meiner Mutter. Sie schmiss sie mir regelmäßig um die Ohren, weil ich noch immer Single gewesen bin. Ich hasste es, ständig von ihnen unter Druck gesetzt zu werden. Als ob ich mit meinen 28 Jahren schon so alt gewesen bin?
Ich verschwand in meinem Zimmer und setzte mich an meinen Laptop. Dass ich keinen Partner hatte, war nicht das einzige, was mir fehlte. Schlimmer fand ich es, dass ich einfach keine Arbeit finden konnte. Ich hatte zwar immer ein paar Gelegenheitsjobs, aber so richtig war das alles nichts. Ich suchte nun wieder einmal bei den Stellenangeboten nach etwas lukrativen. Aber nach nur kurzen 7 Minuten musste ich enttäuscht feststellen, dass es wieder nichts gab, was mir zusagte. Bellton Falls war eine kleine Gemeinde, im amerikanischen Nordwesten. Soviel Auswahl gab es hier auch nicht unbedingt. Eine Chance hatte ich noch. Letzte Woche hatte ich einige Firmen per E-Mail angeschrieben und habe noch keine Zeit gehabt, mich dort durch die vielen E-Mails zu lesen. Vielleicht hatte ich ja hier Glück. Aber leider, hab ich mich wohl zu früh gefreut. Ich scrollte und scrollte, aber alles nur uninteressante Werbungen oder Rechnungen von den verschiedensten Onlineshops. Es schien aussichtslos, bis ich ganz plötzlich auf den Betreff einer merkwürdigen E-Mail-Adresse blickte.
Von: Veranstaltung-verleih-GmbH@...
Betreff: Jobangebot im Weihnachtsgeschäft
Sehr geehrte Frau Stewart,
vielen Dank für Ihre nette Bewerbung vom Donnerstag. Bedauerlicherweise bieten wir keine Stellen im Service Bereich an. Da Ihre Bewerbung aber einen guten Eindruck hinterlassen hat, könnten wir Ihnen aber einen lukrativen Arbeitsplatz in unserem Weihnachtsgeschäft anbieten.
Was genau Ihre Aufgaben wären, würde ich gerne mit Ihnen in einem persönlichen Gespräch besprechen.
Wann wäre es Ihnen möglich, diese Woche bei uns vorzusprechen?
Ich bedanke mich im Voraus und verbleibe.
Mit freundlichen Grüßen
Mister Olsen Henry
Ich konnte es kaum glauben, war das wirklich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch? Es war fast unglaublich für mich, deshalb suchte ich sofort nach der Webseite dieser Firma. Es war ein kleines, aber erfolgreiches Unternehmen, welches die verschiedensten Dinge für unterschiedliche Veranstaltungen anbot. Ich fragte mich wirklich, was die mir für einen Job anbieten könnten. Wollte es einfach herausfinden und deshalb schrieb ich ihm zurück, dass ich sehr gerne das Angebot annehmen möchte und zu einem Kennenlerntermin bereit bin. Er antwortete mir innerhalb von nur 10 Minuten und wir vereinbarten einen Termin für morgen Vormittag.
Aufgeregt, saß ich am Vormittag des nächsten Tages im Wartebereich und wartete bis ich aufgerufen werde. Ich bin schon 20 Minuten früher gekommen, damit ich auf keinen Fall zu spät bei meinem Termin ankomme. Nervös zappelte ich auf dem Stuhl herum. Dann öffnete sich die Tür des Büros und ein älterer Herr bat mich hinein. Ich lächelte und er sagte, dass ich Platz nehmen soll. "Also freut mich Fräulein Stewart, dass es so schnell geklappt hat und dass wir uns persönlich kennenlernen. Mein Name ist Robinson und ich werde mit Ihnen dieses Gespräch führen." Ich bedankte mich und spitzte meine Ohren. Irgendwie erwartete ich einen Herrn Olsen, aber OK. Man erklärte mir, dass es sich bei der Firma um ein Unternehmen handelt, welches Requisiten aber auch Mitarbeiter für unterschiedliche Veranstaltungen wie z.B. Osterfeste, Geburtstagsfeiern aber vor allem auch Weihnachtsveranstaltungen zur Verfügung stellt. Mir bat man an, jetzt zu Weihnachten als Erstes im Weihnachtsgeschäft mitzuwirken, und verschiedene Dinge zu übernehmen. Als Beispiel nannte er mir, den kleinen Weihnachtsmarkt im Zentrum der Stadt mitaufzubauen und vor Heiligabend dann, im Einkaufszentrum als eine der kleinen Elfen, die Kinder zum Weihnachtsmann zu führen, um ihnen zu helfen, sich auf seinen Schoß zu setzen und ihm die jeweiligen Weihnachtswünsche zuzuflüstern. Also irgendwie fand ich es ja voll süß, so etwas zu machen. Ich hatte einen guten Draht zu Kindern. Ich hatte 4 Neffen, da meine große Schwester 4 Kinder hatte. Sie waren 2, 4, 5 und 7 Jahre alt. Ich verstand mich sehr gut mit allen und unternahm auch oft was mit ihnen.
Es war alles super, ich konnte es kaum glauben, dass ich einmal auch so ein Glück hatte und einen wirklich tollen Job gefunden habe. In den nächsten Wochen war ich fast täglich dort und half, wo ich konnte. Den Weihnachtsmarkt hatten wir innerhalb von 4 Tagen komplett aufgebaut. Zwischendurch, habe ich auch ein paar Tage in einer Weihnachtsbäckerei ausgeholfen. Es war wirklich richtig, richtig toll. Als es kurz vor Heiligabend dann daran ging, im Einkaufszentrum dieses Spektakel vorzubereiten, war ich doch auch etwas nervös. Schließlich sollte das ja für die Kleinen etwas ganz Besonderes sein. Deshalb gab man sich bestimmt noch etwas mehr Mühe, für die Kinder halt. Was ich doch etwas merkwürdig fand, war, dass ich damals die E-Mail von dem Chef der Firma erhalten habe, dem Mister Olsen. Aber irgendwie bekam ich diesen bis heute kein einziges Mal zu Gesicht. Aber auch einige Kollegen erzählten das, sie ihn noch nie gesehen haben. Also wird schon seinen Grund haben, warum er selber nie in seinem Unternehmen persönlich ist. Er vertraut wohl seinen Mitarbeitern sehr.
Eine Woche vor Weihnachten ging es dann los. Zu der Zeit waren fast alle Kinder von Bellton Falls im Einkaufszentrum. Erstens suchten die Eltern alle Weihnachtsgeschenke zusammen und außerdem wollte jedes kleine Kind einmal auf dem Schoß von Santa Claus, sitzen. Ich zog gerade mein Elfenkostüm an. Da sah ich hinter mir einen Mann, er war ziemlich korpulent. Bestimmt war er der wichtigste Mann. Als er sein Weihnachtsmannkostüm aus der Tasche herausholte, wurde meine Vermutung bestätigt. Er sah mich dann im Spiegel und drehte sich um. "Hey, hallo, du bist neu, oder?" "Ähm ja ich bin, Chelsea." "Ohh, cool, ich bin Linus." "Freut mich, wie ich sehe, hast du heute einen der schönsten und wichtigsten Rollen." "Ja, ich mach' das schon seit 5 Jahren." "Immer hier jedes Jahr? Kommst du aus Bellton Falls?" "Nein, ich komme aus Sea Village! Ich musste hier her, weil dort konnte ich nicht weiter machen, die Kinder kennen mich alle, vor allem meine eigenen haben mich sofort erkannt." "Ach ok!" Plötzlich fing er stark an zu husten. Ich habe leicht Panik bekommen, weil er kaum atmen konnte. Er zeigte hastig zu seiner Tasche. Ich langte hinein und gab ihm sofort sein Asthmaspray. Es dauerte noch einen kurzen Moment, bis er wieder komplett bei sich war. "Alles in Ordnung?" "Mhh Sorry, ich bin Asthmatiker und in letzter Zeit ist es echt schlimm." "Mhh, das ist aber nicht so gut?" "Jaa ich muss den Chef anrufen. Ich weiß nicht, ob ich das heute hinbekomme?" "Oje, schade!" Ich sah ihn nur noch wie er eine Nummer wählte, ein paar Worte konnte ich noch hören.
"Hallo, Chef, also ehrlich gesagt gar nicht gut. Ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll, aber ich werde es beim besten Willen nicht schaffen. Ne absolut nicht, ich muss unbedingt ins Krankenhaus. Ja, ich spucke Blut.......!"
Mehr konnte ich nicht hören, da er die Umkleidekabine verließ. Irgendwie tat es mir leid. Ich hoffe natürlich, dass man schnell einen neuen Santa auftreiben konnte, damit die vielen Kinder, die schon draußen warteten, nicht enttäuscht werden. Schon eine Stunde später rief man mich nach vorne. Ich sollte schon mal mit dem Zuckerstangenwagen nach draußen fahren. Die Reihe streckte sich bis zum Ausgang. Es waren sehr viele Kinder gekommen. Als sie mich in diesem Elfenkostüm sahen, öffneten viele weit ihre Augen und winkten mir erwartungsfreudig zu. Einige andere sehr kleine Kinder, sahen mich erschrocken an und fingen an zu weinen. Ich versuchte, freundlich zu wirken. Schickte in alle Richtungen ein Küsschen und winkte den Kindern zu.
Jetzt war langsam aber wirklich Zeit, dass Santa nun endlich herauskommt. Ich konnte nicht sehen, was hinter der Bühne geschah, ob es Linus doch schaffte oder ob der Chef einen Ersatz gefunden hatte. Dann dämmerte das Licht ganz plötzlich und es bimmelten Glocken. Man konnte Musik sowie das berühmte, "Ho Ho Ho Ho Hoo" hören. Es fing auch an, von oben zu schneien. Natürlich war das nur Kunstschnee. Die Kinder kreischten und hoben freudig ihre Hände in die Höhe.
Endlich da war er nun, ganz langsam und mit einem großen Sack spazierte er über die extra hingestellte Brücke und kam die Treppen hinuntergestiegen. Aus der Ferne, konnte ich nur sagen, dass es sich definitiv nicht um Linus handelte, da er viel korpulenter war. Dieser Weihnachtsmann war ziemlich groß und gut gebaut. Na ja, die Figur ließ sich natürlich in dem Kostüm nur erahnen.
Nacheinander wurde immer ein Kind von mir von Rampe bis zur Bühne geführt. Ich half den Kindern auf den kleinen Hocker vor dem Sessel und dann auf den Schoß von Santa. Jedes Mal, wenn ich wieder ein Kind zum Weihnachtsmann brachte. Sah dieser mich mit seinen frechen und auffälligen blauen Augen an. Aus der Nähe konnte ich nun auch erkennen, dass es ein jüngerer Mann gewesen ist. Ich kannte ihn nicht, aber war mir sicher, dass es keiner meiner Kollegen ist.
Also wir mussten das Programm verlängern, da so viele Kids da waren und wir allen die Chance bieten wollten. Deshalb sagte der Veranstalter gegen 20:00 Uhr, dass Santa Claus morgen nochmal im Einkaufszentrum sein wird. Damit auch die restlichen Kinder dran kommen. Ich hoffte, dass ich später in der Umkleidekabine endlich den Mann sehen kann, der unter dem Kostüm steckte. Aber dort war weit und breit kein Santa zu sehen. Meine Kollegen wussten selber auch nicht, wer das gewesen ist. Erst am nächsten Tag traf ich ihn vor der Show hinter der Bühne. Bedauerlicherweise hatte er schon sein Kostüm an, sodass ich erneut keinen Blick auf sein Aussehen nehmen konnte.
Ich trank gerade noch ein Kaffee, als plötzlich jemand hinter mir sprach. "Hey?" Ich drehte um und sah dem Weihnachtsmann direkt in die Augen. "Hey!" Antwortete ich belustigt. "Du bist Chelsea Stewart, oder?" Ich gucke ihn mit einem fragenden Blick an. Woher wusste er, wie ich heiße? "Woher kennst du meinen Namen?" Frage ich panisch nach. Seine Augenbrauen zucken kurz und er antwortet. "Keine Sorge, ich hab ihn gelesen." "Wo hast du ihn gelesen?" "Na auf, ähm, den Papieren." "Aha und wer bist du?" "Ich bin Hen ... ähm Harry ja genau ich heiße Harry."
Heute waren nochmal mehr Kinder gekommen, als noch gestern übrig waren. Es war wirklich sehr bemerkenswert, wie viele Kinder diese Gemeinde hatte. Klar kann es sein, dass hier auch Leute aus den Nachbargemeinden ihre Kinder nach Bellton Falls brachten, damit sie hier dabei sein konnten. Deshalb wurde nun von ganz oben entschieden, dass die Veranstaltung die ganze Woche noch täglich stattfinden soll. Ich war wieder fleißig am Zuckerstangen verteilen und den Kindern helfen. Der Kerl, der da unter diesem Santa Kostüm steckte, war mir irgendwie immer suspekter. Heute war er sehr gesprächig, jedes Mal, wenn ich eins der Kinder zu ihm brachte, guckte er etwas seltsam oder er sagte etwas. Entweder war es ein, "Danke Chelsea" oder er redete den Kindern ein, dass ich ein wirklich fleißiger Elf wäre, der dem Weihnachtsmann, sehr helfen würde. Ich lächelte immer wieder, ich wusste auch gar nicht, wie ich anders reagieren sollte.
Er strahlte mich jedes Mal an, wenn ich vor ihm stand. In einem Moment beugte ich mich zu einem kleinen weinenden Mädchen herunter, um ihr gut zuzureden. "Na, was ist denn, hast du Angst?" Das Mädchen nickte. "Aber warum denn, Santa ist total nett und er erfüllt dir bestimmt einen deiner Wünsche." "Mhh!" "Vielleicht eine Puppe, die du dir schon lange wünscht." Die Eltern standen dahinter und machten, eine Luftfahrradbewegung. "Oder ein Fahrrad, ha?" Das Mädchen spitzte die Ohren und sah gleich vom Boden nach oben. "Magst du zusammen mit mir zu ihm gehen, mhh?" Sie schüttelte den Kopf. "Komm' ich nehme dich bei der Hand und wir gehen zusammen zu ihm und ich verspreche dir, wenn du dich nicht auf sein Schoß setzen möchtest, gehen wir zusammen wieder zurück zu Mama und Papa und du bekommst trotzdem eine Zuckerstange OK." "Mhh!" Jetzt lächelte sie und gab mir ihre Hand. Dann gingen wir gemeinsam ganz langsam zum Weihnachtsmann. Kurz bevor wir ankamen, drehte sie sie wieder um und war wieder kurz davor zu weinen. Wieder kniete ich vor sie. "Hey, sag mal, ich glaube, du hast mir noch gar nicht deinen Namen verraten? Den muss ich doch wissen, damit ich dem Weihnachtsmann sagen kann, wer du bist, damit er auch weiß, dass du die bist, die sich so sehr ein Fahrrad wünscht. Ha na verrätst du mir den?" "Chloé!" "Ohh Chloé, ja genau klar, ich glaub', Santa weiß genau wer du bist, oder?" Richtete ich die Frage an den Weihnachtsmann. "Mhh Chelsea, ich glaub' auch, dass ich weiß, was Chloé sich wünscht, sie muss mir das nur noch ins Ohr flüstern." "Ohh, Santa will, dass du ihm dein Wunsch ins Ohr flüsterst. Na kommst du?" Sie grinste und sprang auf den Hocker. Santa lächelte mir freundlich, ja fast liebevoll, zu. Wieder einem Kind die Angst genommen. Ich war so froh, dass es mir immer wieder gut gelingt.
Als ich am Abend Zuhause ankam, waren meine Eltern irgendwie seltsam. Sie fragten mich aus, wie es bei der Arbeit war. Das machten sie sonst nie, meine Eltern interessierte eigentlich immer nur, ob ich einen Mann kennengelernt habe, über die Arbeit haben sie mich noch nie ausgefragt. Vor allem, fand ich die eine Frage von meinem Vater sehr merkwürdig. "Chelsea, wie ist der Weihnachtsmann so?" Da ich ihn fragend ansah, winkte er ab und sagte nur kurz. "Vergiss es!" Dann erzählte ich ihnen von der kleinen Chloé und das sie heute eins der etwas schwierigeren Kinder gewesen ist und das ich, in einem Moment schon aufgeben wollte. Aber es dann letztendlich doch geschafft hatte sie dazu zu überreden zu Santa zu gehen. Meine Mom lachte und sagte. "Na siehste, du kannst gut mit Kindern, wird höchste Zeit das du einen netten jungen Mann kennenlernst und eine Familie gründest." "Oh Mann, könnt ihr eigentlich von irgendetwas anderem sprechen, als immer nur davon. Wenn der richtige kommt, dann werde ich schon eine Familie gründen und wenn nicht auch nicht so schlimm, oder?" Meine Eltern sahen mich nur an, ohne etwas zu erwidern. Ich ging auf mein Zimmer und warf mich auf mein Bett. Ich war irgendwie sauer. Natürlich wünschte ich mir selber auch, es wäre anders und ich hätte eine große Familie mit liebem Mann und vielen Kindern, das war auch früher einmal mein Traum gewesen. Aber ich habe mich davon mittlerweile schon mehr oder weniger verabschiedet. Ich war 28 Jahre alt, eigentlich noch definitiv nicht zu alt, aber dadurch das meine Eltern mir immer diesen Druck machten und das schon seit ich 23 bin, hängt mir der Gedanke daran schon zum Hals raus.
Mir ließ diese Frage von meinem Dad keine Ruhe. Ich ging nochmal auf die Webseite der Firma und suchte, ob eventuell irgendwo steht, wer der diesjährige Weihnachtsmann ist. Doch es schien aussichtslos. Das einzige, was ich fand, waren mega viele Fotos von der 2-tägigen Veranstaltung im Einkaufszentrum. Ich fand merkwürdigerweise die Fotos echt schön, es gab keins wo ich irgendwo doof aussah. Irgendwann sah ich seitlich einen Reiter, dort stand 'Über unser Unternehmen'. Als ich draufklickte, ging ein neuer Tab auf und dort waren einige Namen gestanden, unter anderem, Geschäftsführer Olsen Henry. Erst beim zweiten Blick sah ich, ein ganz kleines Zeichen unter dem Namen, mit Klick darauf ging ein Foto auf.
Geschäfstführer:Henry Olsen
"Oh mein Gott!" Es war der Chef und er sah, Mama mia, verdammt gut aus. Er hatte leuchtend blaue Augen, solche sind mir noch nie begegnet. Ein wirklich hübscher Mann und überhaupt nicht so typisch für einen Geschäftsführer. Jetzt fand ich es noch bedauerlicher, dass er nie in der Firma vorbeischaute. Würde schon gerne mal diesen Menschen in natura sehen. Um so länger ich dieses Foto betrachtete, umso größer wurde das Gefühl, dass ich diese Augen doch schon mal irgendwo gesehen habe.
Am nächsten Arbeitstag, traf ich Santa wieder hinten und lustigerweise, waren wir wieder allein. Als ob die Kollegen, ihm aus dem Weg gehen würden. Als er mich erblickte, begrüßte er mich mit, einem kurzen Augenbrauen zucken und lächelte. Ich runzelte fragend die Stirn, da ich mir nicht erklären konnte, warum ich heute irgendwie das Gefühl hatte, dass er anders aussah als die Tage zuvor. Oder nicht unbedingt anders, eher so als ob ich ihn, vorher mit Verkleidung und heute ohne sehen würde, obwohl er immer nur im Kostüm da war. Er sah mich fragend an, als ob er meine Gedanken versucht zu lesen. "Darf ich dich was fragen?" Sagte ich. "Klar!" "Arbeitest du für die Olsen GmbH?" "Ähm warum?" "Keiner kennt dich von den Kollegen, deshalb frag' ich." "Ist das so wichtig, für wen ich arbeite?" "Na ja, ich finde es so merkwürdig, dass du meinen Namen kanntest, aber dich niemand unterordnen kann. Wie war dein Name nochmal Sorry?" "Ähh ich muss jetzt gehen, Verzeihung." Er verschwand, ohne ein weiteres Wort zu sagen. "Mhh na gut, dann halt nicht." Sagte ich und begab mich dann zur Arbeit.
Der Tag war heute total anstrengend, endlich hatte ich Feierabend. Ich räumte vorne noch auf, irgendwann bemerkte ich, dass ich mittlerweile allein hier war, alle waren gegangen. Ich stellte noch die letzten Stühle an die richtige Stelle und begab mich dann in Richtung Bühnenausgang. Doch noch bevor ich die Bühne verlassen konnte, bewegte sich der Vorhang und plötzlich stand Santa vor mir. Ich erschrak ... "OMG, was ähm du?" "Hey, Chelsea!" Verwirrt stand ich da, meine Knie zitterten und ich wusste gar nicht, was mir geschah. "Wie ähm, was ähm, warum bist du noch hier?" "Ich habe auf dich gewartet!" "Auf mich gewartet, aber warum, verdammt, wer bist du?" Er atmete tief durch und fing an, seine Verkleidung langsam zu entfernen.
Erstmal nahm er die Mütze hinunter und dann öffnete er seinen Mantel. Ich stand da, bewegte mich nicht und starrte ihn an. Als er nun nur noch mit dem Bart, vor mir stand, blickte er mich mitzuschlitzen geschlossenen Augen an und seine Lippen bildeten ein kleines Lächeln. Ich schüttelte den Kopf, weil ich es nicht verstand. Ich guckte, aber mir war immer noch nicht klar, wer hier vor mir stand. Erst als er dann langsam den Bart vom Gesicht nahm, erstarrte ich und riss Mund und Augen auf.
"OMG, Mister Olsen, du bist ähm, dir gehört ohh, was ähm?" "Hey, beruhige dich, ganz ruhig." Er trat einen Schritt an mich ran und langte um meine beiden Handgelenke. "Alles gut!" Er schüttelte den Kopf und mir war immer noch nicht ganz bewusst, was hier überhaupt gerade geschah. Ich war total verwirrt. "Warum, ähh w ... wie?" Ich bekam keinen richtigen Satz zustande. Dann fing er an, zu erzählen. "Linus, hat mich angerufen und gesagt er kann den Santa nicht machen, es geht ihm nicht gut. Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Ich habe nur gedacht, dass es unverzeihlich wäre, diese vielen Kinder zu enttäuschen. Na ja und dann hab ich mir einfach gedacht, was spricht dagegen, ich muss es einfach jetzt durchziehen." "Ohh ich ähm." "Du musst nichts sagen, Chelsea." "Aber, ich habe di ... ich meine Sie die ganze Zeit geduzt und na ja, mit ihnen geredet, als ob Sie ...!" "Bitte haha, sage Henry zu mir. Ich werde ungern gesiezt." "Henry oder Harry?" Fragte ich grinsend. Er grinste zurück und legte den Kopf schief.
Im nächsten Moment drehte er sich in Richtung Santa Stuhl und lachte laut. "Hahaha!" Dann zog er den Bart wieder übers Gesicht und setzte sich auf den Stuhl. "So kleine Elfe Chelsea, dann setzt dich doch mal auf dem Schoß vom Weihnachtsmann und erzähl ihm, was du dir zu Weihnachten wünschst?" "Das ist ähm ...!" "Zu viel?" "Ein bisschen!" "OK, Sorry, sollte auch nur ein Witz sein." "Aha!" Ich schüttelte den Kopf. "Was jetzt?" Fragte er mich. "Keine Ahnung, was meinst du?" "Na, wie gehen wir nun mit dieser Situation um?" "Ich weiß nicht." "Du bist die einzige, die das jetzt weiß und so soll es auch bleiben. Außerdem habe ich jemanden gefunden, ab morgen gibt es einen neuen Santa." "Und deshalb hast du dich jetzt offenbart? Aber na, warum ausgerechnet vor mir?" Wieder sah er mich an. "Chelsea, es gibt noch etwas, was ich dir sagen muss." "Und das wäre?" "Ist dir nicht aufgefallen, dass ich dir eine E-Mail gesendet habe und dich zum Vorstellungsgespräch eingeladen habe, ohne dass du mir überhaupt geschrieben hattest?"
Nun runzelte ich meine Stirn und sah ihn verwirrt und fragend an. "Wie, verstehe nicht?" "Ich habe bei einer Tagung in Washington deinen Vater ganz zufällig kennengelernt und ja wir sind ins Gespräch gekommen. Er hat mir irgendwann von seiner Tochter erzählt und dass sie verzweifelt auf der Suche nach einem Arbeitsplatz in Bellton Falls ist." "Nein ... nein, das ist nicht sein Ernst?" "Doch, ich dachte eigentlich, dir fällt das auf. Dass du gleich bemerkst, dass du dich gar nicht, bei uns beworben hast. Aber nachdem du geantwortet hast, war mir gleich klar, dass du es nicht gemerkt hast." "Ich fasse es nicht, ich dachte wirklich ich habe diesen Job bekommen, weil ich ihn irgendwie verdient habe." "Das hast du." "Ja genau, mit Papas Hilfe bzw. seinem einmischen in mein Leben, ja, ja ich seh's!" "Hör auf Chelsea, du hast diesen Job verdient, mit jedem Teil deines seins. Hast du gesehen, wie du es geschafft hast so vielen Kindern die Angst vom Weihnachtsmann zu nehmen. Nur mit deinen Worten und mit deinem da sein. Das was du geschafft hast in 3 Tagen, hat noch keiner vorher hinbekommen. Glaubst du wirklich, diese Eltern haben meinetwegen, ihre Kinder in diesen Massen zur Veranstaltung gebracht. So was spricht sich in der Gemeinde schnell herum. Dass es eine Elfe gibt, die wie ein Engel mit ihren Kindern umgehen kann." Mit seinen Worten brachte er mich in Verlegenheit. "Darf ich dich um etwas bitten?" "Mhh?" "Sei deinem Vater nicht böse, OK? Er hat sich wirklich nichts Schlechtes dabei gedacht. Er wollte dir nur helfen und dir vor allem eine Freude machen." "Aha, sag mal weiß er das du unter diesem Kostüm steckst?" "Mhh haha, er hat mich gestern angerufen, um sich bei mir zu bedanken und ja mir ist es irgendwie herausgerutscht." "Haa ich wusste es, er hat so 'ne dumme Bemerkung gemacht." Erneut mein Kopfschütteln. Plötzlich gingen die Lichter aus. "OMG, ich muss jetzt gehen!" "Ja ist gut, Chelsea, ich hoffe das hier bleibt, unter uns?" "Mhmh ja meinetwegen." "Danke und echt super, dass du deinen Job so Ernst nimmst." "Ja, das ist das A und O, bei einem Job, oder?" "Ja stimmt, also dann!" "Tschüss!" "Tschüss!"
Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass Henry Olsen der Weihnachtsmann gewesen war. Aber noch weniger, dass er auf Verlangen meines Vaters, mir einfach schreibt und mir einen Job anbietet. Aber ich musste zugeben, es imponierte mir auch irgendwie. Ob ich die einzige unter den Kollegen war, die die Ehre hatte, Henry Olsen persönlich kennenzulernen? Na ja, aber er sagte ja, dass er einen Ersatz für Linus gefunden hatte. Das heißt ja sowieso, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Es waren jetzt noch zwei Tage, wo wir so eine Veranstaltung machen würden. Den Kindern ist es egal, wer unter diesem Kostüm steckt, Hauptsache sie können Santa sehen und auf seinem Schoß ein Foto schießen lassen.
Am nächsten Tag kam dann der neue Weihnachtsmann und er stellte sich bei uns allen sofort vor. Er hieß, Gregory und war 63 Jahre alt. Haha, er hat auch ohne Kostüm Santa ziemlich ähnlich gesehen. Alles war super, die Kinder waren glücklich und heute sah man auch schon Kinder, die zum zweiten Mal da waren. Das hieß langsam waren fast alle Kinder mal hier und es war nun Zeit das ganze, zu beenden. Morgen noch einmal Elfenkostüm anziehen und dann mal sehen, was meine nächste Aufgabe sein wird. An diesem Abend hatte ich einen merkwürdigen Traum und wurde mitten in der Nacht wach. Eigentlich war es eher ein unrealistischer Traum. Ich trau' mich gar nicht darüber nachzudenken, irgendwie ist der Gedanke daran total absurd. In meinem Traum kamen genau zwei Personen vor. Die eine war ich und die andere Person war Henry Olsen🤭.
Pünktlich um 13:00 Uhr begannen wir mit der letzten Veranstaltung für dieses Weihnachtsfest. Es war genau zum Heiligen Abend. Als um 13:30 die Weihnachtsglocken klingelten und Santa Claus ein letztes Mal die großen Treppen hinuntergestiegen kam, traute ich meinen Augen nicht, aber das war nicht Gregory. Nein, es war Henry. Sein Blick fiel sofort auf mich und auch ich sah ihn erstaunt an. Er winkte den Kindern zu und setzte sich. Ich wollte ihn unbedingt fragen, warum er schon wieder dieses Kostüm anhatte. Deshalb hoffte ich, dass dies hier schnell zu Ende sein würde. Ich hatte Glück, die Veranstaltung war schon gegen 15:00 beendet und das letzte Kind wurde gerade von mir mit einer Zuckerstange von der Bühne begleitet.
Ich versteckte mich und hoffte, dass auch Henry da bleiben würde. Als alle Kollegen weg gewesen waren, kam ich hinter dem Weihnachtsbaum hervor und blickte zur Bühne. Mhh der Vorhang bewegte sich nicht. Mist, er war weg, doch dann hörte ich eine tiefe Stimme hinter mir. "Suchst du nach mir?" Ich drehte mich um und guckte ihm in die Augen. Er hatte Mütze und Bart entfernt, nur der Mantel und die Schuhe erinnerten noch an Santa. "Ja!" Sagte ich lächelnd und presste die Lippen aufeinander. "Hier bin ich!" "Schon wieder ein Ausfall oder wie?" Er schüttelte den Kopf. "Nein, ich ... !" Er kam ein paar Schritte auf mich zu, bis er dicht vor mir stehenblieb. Ich fing plötzlich an, ziemlich schnell zu atmen. Er hob seine Hand und strich mir eine Strähne hinter die Ohren. "Mhh?" "Chelsea, ich, ähm, würde dich gerne küssen." "Wa ... ähm!" War das einzige, was ich herausbekam. Henry langte mir an die Hüften und bevor ich überhaupt reagieren konnte, lagen seine Lippen auf meinen.
Mein Traum wurde wohl Wirklichkeit. Denn genau von diesem Kuss träumte ich heute Nacht. Dem Kuss, von Santa Claus. Kaum zu fassen ich hatte mich verliebt, ja verliebt in den Weihnachtsmann🎅 !!!
Ende
Diese Geschichte ist fiktiv. Das geschriebene ist frei von mir erfunden.
Eure LadyDevilish 😘😘😘
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