1. Erinnerungen
Er fühlte sich leer. Alleine, obwohl er es doch gar nicht war. Er hatte doch Obi-Wan, er hatte Padmé...
Es war nicht mehr das selbe. Es würde nie mehr das selbe sein. Sie war weg. Er war sich nicht einmal sicher, ob er sie jemals wieder sehen würde. Wahrscheinlich nicht. Oder doch? Würde er?
Sein Gesicht war in seinen Händen vergraben. Er wollte sich selbst nicht sehen. Sein kompletter Wille war wie verschwunden. Mit ihr verschwunden.
Langsam stand er auf und ging ans Fenster, durch das man nicht viel sehen konnte, da der Rollladen geschlossen war. Anakin sah durch einen Spalt zu Padmés Festung. Er war lange nicht mehr bei ihr gewesen, jedoch bereute er es nicht. Er hatte keine Lust.
Anakin wandte sich vom Fenster ab und ging an seine Werkbank, nahm einen der Droidenköpfe in die Hände und betrachtete ihn. Er liebte es schon immer, Droidenteile zu sammeln, doch seit sie weg war, hatte er an nichts mehr gearbeitet. Nach einer Weile warf er ihn zurück auf die Werkbank und blickte auf die Tür, die aus seinem Quartier führte.
"Es tut mir leid, Meister... aber ich komme nicht zurück."
Anakin nahm die Silkaperlenkette, die er immer bei sich trug von seinem Gürtel und betrachtete sie.
"Ahsoka, warte!", rief er, "Ahsoka, ich muss mit dir reden!" Sie blieb stehen und drehte sich langsam zu ihm um.
"Wieso? Wieso tust du das?", fragte er.
"Der Rat hat mir nicht vertraut.. wie soll ich mir dann selbst vertrauen können?", meinte sie, drehte sich leicht von ihm weg und verschränkte die Arme.
"Was ist mit mir?", fragte er direkt und sie sah zu ihm auf, "Ich hab an dich geglaubt, ich war an deiner Seite!"
Und er war es immer noch. Würde es immer sein. Egal, was passieren würde. Er umschloss die Kette in seiner Hand und schloss die Augen. Wieder versuchte er durch die Macht etwas zu finden. Er versuchte, sie zu finden. Doch er fand nichts. Er wusste nicht, wo sie war, oder ob sie überhaupt noch lebte. Jedes Mal wunderte er sich, wieso er sie nicht spürte. War sie tot? Er wünschte sich, er wüsste es, doch er wusste nichts. Nichts.
Er war dabei aufzugeben, er hatte keine Lust mehr, keinen Willen. Für ihn hatte das alles keinen Sinn mehr.
Da die Rollladen immer zu waren und es somit tagsüber und nachts fast gleich dunkel in seinem Quartier war, hatte er sein Zeitgefühl komplett verloren. Manchmal sah er durch einen Spalt nach draußen, um festzustellen, ob es Tag oder Nacht war. Dies tat er nun auch. Der Himmel Coruscants war blau und es fuhren weniger Speeder umher. Nacht.
Sein Blick fiel zur Tür. Er beschloss nach draußen zu gehen. Um diese Zeit würde er niemanden antreffen. Niemand würde ihn ansprechen. Keiner würde ihm auf die Nerven gehen. Leise lief er durch die Gänge des Jedi Tempels, es war angenehm ruhig und seine Schritte schienen durch den gesamten Tempel zu hallen. Mit dem Aufzug fuhr er nach unten.
Er trat ins Freie und blieb stehen. Er sah in den Himmel Coruscants. Er mochte das Blau des Himmels, es war beruhigend und störte nicht. Er setzte sich in Bewegung und blieb genau an der Stelle stehen, an der er damals stand, als er sie scheinbar endgültig verloren hatte. Sein Blick war auf den Horizont gerichtet, wie damals, als sie die Treppen des Tempels herab stieg.
"Aber hier geht es nicht um Euch.", sagte sie und sah an ihm vorbei, „Ich kann nicht länger hier bleiben... nicht jetzt."
Wieder wandte sie sich von ihm ab.
"Der Jedi-Orden ist dein Leben! Du kannst es doch nicht einfach so wegwerfen!", sagte er, doch glaubte er das auch selbst? Oder versuchte er nur eine anständige Erklärung zu finden, wieso er nicht wollte, dass sie ging?
"Ahsoka, du machst.. einen Fehler.", fügte er mit brüchiger Stimme hinzu und sah auf den Boden.
"Vielleicht...", sie sah zu ihm auf, worauf auch er zu ihr schaute, "Aber ich muss mit mir ins Reine kommen. Ohne den Jedi-Rat.", sagte sie und drehte sich nun komplett von ihm weg, "Und ohne Euch..."
Er sah sie kurz verletzt an, doch wandte sich dann wieder dem Boden zu. "Ich versteh' dich... sogar mehr, als du denkst."
Er schloss seine Augen.
Langsam drehte Anakin sich wieder, um in sein Quartier zurück zu gehen. Keiner sollte ihn sehen. Das Risiko wollte er nicht eingehen. Außerdem könnte er dann vielleicht noch ein Wenig schlafen, was er in letzter Zeit nicht oft tat. Oft konnte er nicht schlafen. Seine Gedanken hinderten ihn. Seine Vorstellungen, was sie den ganzen Tag gemacht hatte, während er nur in seinem Quartier saß, hielten ihn davon ab.
Am nächsten Tag klopfte es an der Tür zu Anakins Quartier, in dem Anakin gestern wieder untergetaucht war. Geschlafen hatte er, aber nur wenig und ziemlich schlecht.
"Herrein..."
Seine Stimme hatte ebenso jeglichen Willen verloren.
Die Tür öffnete sich und ließ Tageslicht in den dunklen Raum. Anakin, dessen Blick zur Tür gewannt war, hob die Hand um seine Augen vor dem hellen Licht zu schützen.
"Anakin..."
Obi-Wan machte sich Sorgen, das konnte man hören. Anakin stöhnte genervt auf und wandte sich wieder ab, indem er sein Gesicht wieder in seinen Händen vergrub.
"Lass dich ansehen."
Anakin hob langsam seinen Kopf und sah seinem Freund und damaligem Meister ins Gesicht. Obi-Wan schien für einen Moment erstarrt. Anakin sah definitiv anders aus.
"Wolltest du auch mal einen Bart probieren?", fragte er lachend, als er sich wieder gefangen hatte. Anakins Blick blieb leer, nicht ein Zucken seiner Mundwinkel. So stoppte Obi-Wan sein Lachen wieder.
Anakins Kopf lag nun wieder auf seinen Händen. Er spürte den Bart in seinen Handflächen, er hatte ihn nicht, weil er es wollte, sondern weil er sich nicht rasierte. Und das tat er nicht mehr, weil er keine Lust dazu hatte. Der Bart war nicht so ausgewachsen, wie der von Obi-Wan, es war eher ein Stoppelbart, ein ungepflegter Stoppelbart.
Meister Kenobi ging auf den Rollladen zu.
"Lass den Rollladen.", gab Anakin nun von sich, der böse in die Richtung seines Freundes schaute.
"Du musst aus deiner Trauer raus kommen. Überwinde es.", Obi-Wan hob die Hand, um den Rollladen aufzuziehen.
"Lass. Es.", Anakins Stimme klang bedrohlich.
"Okay, ich lass deinen Rollladen in Frieden, aber wir beide haben eine Mission."
"Toll... ich... bin krank."
"Nein, bist du nicht, mach dich fertig und komm zum Hangar. Du riechst wie ein Hutte."
"Danke..."
Obi-Wan verließ den Raum. Auch, wenn er überhaupt keine Lust hatte, musste Anakin sich fertig machen, vielleicht würde es ihn ablenken, etwas zu tun.
Widerwillig stand er auf und schleppte sich ins Bad. Den Bart ließ er dran, er hatte wenig Lust, etwas dagegen zu tun.
Langsam ging er auf die Tür zu, sie öffnete sich, doch er blieb stehen. Anakin hob seinen Kopf und kniff die Augen zusammen, da das Licht ihn blendete. Als er sich an das Licht gewöhnt hatte, trat er in den Flur. Auf dem Weg zum Aufzug betrachtete er den Boden. Nachts konnte er die Farben nie wahrnehmen. Er hatte nur die Farbe Braun, in verschiedenen Tönen, aber es war alles braun. Eintönig. Langweilig.
"Guten Tag, Meister Skywalker."
Anakin blieb stehen und sah auf, Meisterin Shaak Ti stand, gemeinsam mit einem anderen Meister, an der Seite des Flures.
"Ähh... ja... guten Tag.", gab er trocken von sich, wobei er Shaak Ti nur kurz ansah. Dabei musste er nur wieder an sie denken. Wieso musste das passieren? Hätte er es verhindern können? Hätte er sie aufhalten können?
Er setzte sich wieder in Bewegung. Keinen, außer ihn, schien es zu interessieren, was passiert war. Es war schon länger her, aber er würde es nie vergessen. Er würde es nie vergessen können.
Er stellte sich in den Aufzug und schlug wütend auf die Taste zum Hangar. Würden die Jedi jeden einfach vergessen? Als der Aufzug losfuhr, schloss er seine Augen und legte seinen Kopf in den Nacken. Langsam ging er rückwärts und lehnte sich an die Wand des Aufzuges.
"Ich kann gut verstehen, wenn jemand den Orden verlassen möchte.", sagte er mit geschlossenen Augen. Es blieb kurz still, sie drehte ihren Kopf und sah zu ihm.
"Ich weiß."
Und er konnte sie jetzt noch besser verstehen, wie gern würde er einfach gehen. Er hatte keine Lust mehr auf das alles. Jeden Tag mit der Frage, was sie gerade tat, wo sie war, ob es sie überhaupt noch gab. Der Aufzug hielt und Anakin stieg aus.
Im Hangar angelangt, kam Obi-Wan auf ihn zu und begutachtete ihn.
"Der Bart ist ja immer noch dran!"
Anakin richtete seinen Blick genervt auf den Boden.
"Na ja, dass du mir ja nicht nachmachst.", scherzte Obi-Wan, doch Anakin zeigte auch darauf keine Reaktion.
"Okay... Um zur Mission zu kommen: Grievous treibt sein Unwesen."
"Nicht der wieder."
"Er hat Bail Organa entführt.", erläuterte Obi-Wan, obwohl er sich nicht sicher war, ob sein damaliger Schüler ihm überhaupt zuhörte.
Die beiden Jedi stiegen in ihre Jäger. Schweigend flogen sie nebeneinander zum Jedi Kreuzer. Im Hangar gelandet, gingen die beiden auf die Brücke, um ihren Plan zu besprechen.
Obi-Wan begann eifrig zu planen, Anakin, der neben ihm stand, hatte sein Lichtschwert in der Hand und betrachtete es. Alles war spannender, als diese ewigen Planungen.
"Anakin.. Anakin? Anakin?!"
Anakin sah von seinem Lichtschwert auf, alle sahen zu ihm. „Was?! Eure dämliche Planung interessiert mich nicht!"
Er steckte sein Laserschwert wieder weg und verschränkte seine Arme.
Anakin ließ seinen Blick durch die Brücke schweifen. Beinahe alles schien ihn an sie zu erinnern. Alles. Seine Gedanken schienen ihn noch endgültig zu zerstören. Er konnte ja nicht mal sein Lichtschwert in der Hand halten, ohne an sie denken zu müssen.
Selbst die ganze Mission erinnerte ihn an sie. Wie viel er geben würde, um sie genau jetzt neben ihm stehen zu haben.
"Okay.. dann los.. Anakin, bereit?"
"Mh-hm.", erwiderte er nur.
Schnell gingen sie wieder zu ihren Jägern und stiegen ein. Sie durften keine Zeit verlieren.
"Findest du es nicht toll, wieder zu fliegen?", fragte Obi-Wan, während sie auf Grievous' Schiff zuflogen.
"Hm.."
Wieder dachte er an sie. Wie viel Spaß sie beim Fliegen oft hatten...
"Passt auf! Raketen im Anflug!", hatte sie ihn gewarnt. Locker war er den Dingern ausgewichen und hatte stolz gesagt: "Kein Problem!"
"Anakin! Pass auf!"
Er riss seine Augen auf und wich in letzter Sekunde einem der gegnerischen Jäger aus.
"Anakin, wo steht dir der Kopf?!"
"Ich sagte doch, ich will nicht mit!", erwiderte er genervt.
"Du solltest lernen Menschen loszulas-"
"Sie ist nicht tot, okay?! Ich weiß, sie ist da draußen! Ich fühle sie...", unterbrach er Obi-Wan aufgebracht, dabei fühlte er sie nicht, er wusste nicht, dass sie da draußen war, er wusste nicht, ob sie noch lebte, "Und ich werde sie wieder sehen... ich weiß es.."
Den letzten Satz flüsterte er, er wusste in Wahrheit auch das nicht. In Wahrheit hatte er die Hoffnung darauf, sie wiederzusehen, längst verloren. Er hatte aufgegeben. Obi-Wan antwortete ihm nicht.
Die beiden Jedi bahnten sich schweigend ihren Weg zu Grievous' Schiff und landeten im Hangar. Mit einem Satz sprangen sie aus ihren Jägern. Locker zerstörten sie die Kampfdroiden, die im Hangar umher liefen und befahlen R2, Bail Organa zu lokalisieren.
Schnell liefen sie zur Brücke, der Ort, an dem die Geisel sich befand und sahen Organa gefesselt an der Wand hängen. Er hing schlaff da, vermutlich wurde er gefoltert, um an Informationen zu gelangen und war nun nicht mehr bei Bewusstsein.
Grievous, der mit dem Rücken zu ihnen stand, drehte sich um. Direkt fuhr Anakin sein Lichtschwert aus. Nachdem Grievous einige Schritte auf die beiden zu gegangen war, wandte er sich an Anakin und fragte, „Wo ist denn dein Schoßhündchen?"
Anakins Blick wurde finster. Sofort sah Obi-Wan zu ihm. „Anakin.. nicht-"
Schon rannte Anakin auf Grievous zu und griff ihn mit einem Sprung an. Schnell fuhr auch Meister Kenobi sein Schwert aus und half seinem Freund, auch wenn er nicht begeistert von dessen Handeln war.
Mit einem kräftigen Machtstoß, schlug Anakin Grievous an die Wand.
"Wag es nicht... Wag es nicht Ahsoka zu beleidigen! Klar?!", schrie Anakin, der total aufgebracht war. Seine eine Hand fest um den Griff seines Schwertes geklammert und die andere zur Faust geballt. "Klar?!"
Grievous schien für einen Moment eingeschüchtert. Langsam stand er vom Boden auf. Er stellte seine Hände zuerst auf und machte einen Überschlag nach vorne. Als er sicher auf seinen Beinen stand, fuhr er seine vier Lichtschwerter wieder aus. Grün. Blau. Blau. Grün.
"Du meinst deine Schülerin, die den Orden verlassen hat?", fragte er und lachte sein böses, krächzendes Lachen.
Anakin schloss seine Augen. Sein Hass sammelte sich, als er seine Augen wieder öffnete meinte Obi-Wan kurz, seine gelben Augen gesehen zuhaben.
"Anakin, bitte, lass dich doch nicht provozieren!", versuchte er ihn zu beruhigen. Sein Freund zeigte keine Reaktion, er starrte General Grievous weiter vernichtend an. Dieser sah zwischen den beiden Jedi hin und her.
"Anakin, genau das möchte er!"
"Dann soll er es bekommen!"
Er sprang auf Grievous zu und schnitt ihm eine seiner Hände ab, diese fiel klirrend zu Boden und das Schwert kullerte einige Zentimeter weiter. Mit der Macht holte Anakin sich das Schwert und stand nun mit zwei Schwertern vor Grievous.
Schnell kam Obi-Wan an Anakins Seite. Grievous wehrte sich gut gegen die beiden Jedi. Er schaffte es Obi-Wan mit seinem Fuß zu packen und auf den Boden zu werfen, Obi-Wans Kopf schlug ungeschickt auf dem Boden auf und auch er verlor sein Bewusstsein.
Anakin griff Grievous wieder an, dem es gelang Anakin eines der zwei Schwerter aus der Hand zu schlagen. Nun hatte Anakin wieder nur sein eigenes Schwert in der Hand. Nach ein paar geschickten Bewegungen, schnitt Anakin ihm schließlich mit einem Mal alle Arme ab. Grievous, der so wehrlos war, ergriff sofort die Flucht. Wie jedes Mal.
Anakin fuhr sein Schwert ein und rannte zu seinem Freund, der immer noch auf dem Boden lag.
"Meister-", seine Gedanken schienen ihn zu unterbrechen. Er dachte an den Moment, als Ahsoka ihn bewusstlos auf dem Boden fand. Wieder dachte er an sie. Wieder.
Obi-Wan öffnete langsam seine Augen und stützte sich auf seine Hände. Langsam stand er auf. Anakin half seinem Freund dabei, sich aufzurichten. Sie befreiten Organa aus seinen Fesseln und riefen ein Kanonenboot zum Hangar, um Organa sicher zurück zum Kreuzer zu bringen und in medizinische Behandlung zu geben.
Auch die beiden Jedi stiegen wieder in ihre Jäger.
"Grievous ist entkommen.", sagte Anakin, während sie zurück zum Jedi Kreuzer flogen.
"Lass mich raten, geflohen?"
"Ja..", er sah stur gerade aus, seine Gedanken waren immer noch bei ihr. Bei Ahsoka Tano.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top