Wut oder Verständnis?


Harry war vollkommen in diesen wunderschönen Tiefen gefangen. Er hatte das Gefühl, als könne er bis auf den Grund der Seele blicken und die unzähligen Schmetterlinge wollten einfach nicht verschwinden. Vielleicht wäre ihm ja wirklich etwas Glück vergönnt. Der Jüngere lächelte den Slytherin mit einem Grinsen, welches sich von Ohr zu Ohr zog, an. Seine Wangen waren von diesem unglaublichen ersten Kuss mit seinem Seelenpartner immer noch leicht gerötet, doch sein Herz raste nicht mehr ganz so sehr. Bei Cho damals war es nicht mal ansatzweise so intensiv gewesen. Auch der Lord strahlte regelrecht. Keine undurchdringliche eiskalte Maske die er zur Schau trug. Nur reine Glückseligkeit und Freude war in dessen Gesicht zu sehen. Sanft strich er über Harrys Wange und senkte dann erneut seinen Kopf zu einem sanften Kuss, welchen er jedoch recht schnell wieder beendete und nach Hokey verlangte. Nur Sekunden später war ein leises 'Plopp' zu hören, die Hauselfe stand vor ihnen und verbeugte sich demütig. „Der Lord hat noch Hokey gerufen. Was kann Hokey für Lord tun?"
„Ich möchte, dass du bequeme Kleidung aus Harry Potters Ankleidezimmer hier im Manor in mein Badezimmer bringst, damit er sich hier in meinem Quartier für den Tag anziehen kann.", trug Tom der Hauselfe mit ruhiger Stimme auf. Nach einem 'wie Lord wünscht' und einer erneuten Verbeugung bei der die Ohren von Hokey fast den Boden berührten war sie mit einem erneuten 'Plopp' wieder verschwunden. Harry sah den Älteren mit einem überraschten Gesichtsausdruck an, doch dieser zuckte nur kaum sichtbar mit den Schultern, „dein Gästezimmer liegt in einem anderen Stockwerk, du möchtest doch bestimmt nicht am hellichten Tag im Schlafanzug dorthin zurück laufen und ich hätte nichts dagegen wenn du mein Badezimmer benutzt. Außer du möchtest natürlich nicht?"
Harry lachte leicht während er den Kopf schüttelte und an sich hinunter sah. „Nein...  wenn es sich vermeiden lässt würde ich so lieber nicht durch die Gänge irren...", Tom lachte erneut dieses dunkle melodische Lachen, welches Harrys gesamten Körper zum Vibrieren brachte und zeigte auf eine Tür am anderen Ende des Raumes, „dann husch.... dort ist das Badezimmer. Die Hauselfe der Malfoys hat deine Sachen in der Zwischenzeit bestimmt schon dorthin gebracht. Ich warte hier auf dich und benutze es nach dir."
Harry nickte, stand auf und verschwand in Toms Badezimmer, während dieser sein Ankleidezimmer betrat und für sich selbst Kleidung zusammen suchte. Normalerweise lief er ja nackt durch seine Gemächer, doch er wollte seinen Partner nicht bedrängen oder überfordern, deshalb fand er es ratsam sich ebenfalls im Badezimmer umzuziehen. Das Harry allein schon diese Küsse und körperliche Nähe zu gelassen hatte machte ihn unbeschreiblich glücklich. Zum Glück trug er außerhalb seiner privaten Gemächer egal in welchem Manor er sich gerade befand, seine Maske oder sogar seine Illusion. Denn er war sich sicher, wenn einer seiner Anhänger ihn mit diesem dämlichen Grinsen, welches irgendwie nicht mehr aus seinem Gesicht verschwinden wollte, sehen würde, wäre der Respekt den sie ihm entgegen brachten, einfach verschwunden. Seine ganze harte Arbeit diesen Idioten Benehmen beizubringen wäre für die Katz gewesen. Nur gut, dass er sich zumindest bei seinem inneren Kreis keine Sorgen diesbezüglich zu machen brauchte. Es dauerte nicht lange, da trat der 16-Jährige vollständig angezogen aus dem Badezimmer und gab dieses frei. Tom zögerte nicht lange und betrat es ebenfalls um sich kurz zu duschen und sich anzuziehen. Harry hatte es sich währenddessen in einem der Ohrensessel, der zu einer Sitzecke, die vor einem gut bestückten Bücherregal stand, bequem gemacht und las in einem dieser Bücher, welches er zuvor blind aus dem Regal gezogen hatte. Es war ein Buch über schwarze Magie, doch das störte ihn nicht weiter. Denn gleich der Anfang war äußerst interessant und er würde ja selber bald von dem derzeit gefürchtetsten Schwarzmagier in den dunklen Künsten unterrichtet werden. Es war also für ihn nur von Vorteil, wenn er darüber so viel in Erfahrung brachte wie nur möglich. Der Gryffindor war bei dieser Lektüre noch nicht sehr weit gekommen, da öffnete sich auch schon die Tür zum angrenzenden Badezimmer und ein angezogener Lord Voldemort trat heraus, schritt auf den zweiten freien Sessel zu und setzte sich mit einer fließenden Bewegung. Harry klappte das Buch zu und legte es beiseite. „Ich hoffe es war in Ordnung, dass ich mir eines der Bücher genommen habe?", fragte er vorsichtig. Tom schmunzelte, lehnte sich in seinem Sessel zurück und schlug dabei ein Bein über das andere, „natürlich Harry. Du kannst jedes Buch lesen was du möchtest."
Nun kehrte auch Harrys Lächeln in dessen Gesicht zurück, welches aber nur kurz dort verweilte, denn ihm blieb Tom's zunehmend düster werdender Gesichtsausdruck nicht verborgen. Der Gryffindor runzelte die Stirn und fragte leise, „ Tom... Was ist denn? Habe ich doch etwas falsch gemacht?"
Dieser schien plötzlich aus seiner Gedankenwelt gerissen zu werden, atmete einmal tief durch und sah dann leicht nachdenklich zu dem Jungen ihm gegenüber. „Nein Harry. Du hast nichts falsch gemacht. Aber wir sollten besser noch kurz über etwas reden bevor wir zusammen zum Frühstücken in den Salon gehen... ", Harry nickte leicht und ein komisches Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Doch er sagte nichts weiter und wartete einfach darauf, dass Tom fort fuhr. „Nun...  ich habe dir doch gestern auf deine Frage wo ich gewesen bin und ob alles in Ordnung ist, geantwortet, dass es keine Gute-Nacht-Geschichte ist und dass alles in Ordnung ist. Dass du davon im Tagespropheten lesen wirst....  das war natürlich alles die Wahrheit. Allerdings bin ich zu dem Entschluss gelangt, dass es wohl besser wäre wenn du es schon vorher von mir erfährst, schließlich betrifft es dich persönlich wohl am meisten."
Harrys Augen wurden groß und sein Herz schien einen Schlag auszusetzen...  was könnte Tom getan haben, was ihn persönlich betraf? Doch außer einem leisten 'ok' bekam er nichts heraus. „Ich war mit Severus und Lucius bei deinen Muggelverwandten. Dein Zustand hat mich rasend vor Wut gemacht. Ich konnte und wollte diesen Abschaum damit nicht davon kommen lassen. Das was sie dir angetan haben...  ich weiß, das sie deine letzten lebenden Verwandten waren...  aber... ", Tom brach seine Erklärung ab und sah auf seine auf den Lehnen abgestützten und ineinander gefalteten Hände. Harry schluckte schwer und knabberte zart auf seine Unterlippe bevor er anfing zu sprechen. „Du hast sie getötet?", das war mehr eine Feststellung als eine Frage. Tom sah von seinen Händen auf und richtete seinen Blick auf seinen jungen Gefährten, „ ja...  hab ich."
Harry nickte leicht, ohne dabei preiszugeben was er gerade fühlte, „alle drei?"  
Ohne eine weitere Regung antwortete der dunkle Lord, „ ja". Eine Weile sagte keiner der beiden etwas und jeder schien seinen eigenen Gedanken nach zu hängen, bevor Harry das Wort ergriff, „... hast du sie leiden lassen?" Tom nickte leicht mit dem Kopf und antwortete erneut mit einem einfachen 'Ja' auf Harrys Frage. Wieder herrschte eine Weile Stille zwischen den beiden, doch es war erneut Harry, der sie unterbrach. „Danke Tom, dass du es mir gesagt hast."
Der dunkle Lord runzelte die Stirn, „ du bist nicht wütend auf mich...  ich hatte eigentlich damit gerechnet jetzt eine Schimpftirade ertragen zu müssen..."
Harry lächelte leicht. „Warum sollte ich ein Donnerwetter loslassen. Ich mochte sie nicht, sie mochten mich nicht...  sie haben mir das Leben zur Hölle gemacht und du hast ja schon damals in der Bibliothek angedeutet, das sie dafür büßen werden. Es war wohl bloß noch eine Frage der Zeit. Ich bin wirklich dankbar, dass du es mir gesagt hast und ehrlich zu mir warst Tom. Ich hasse es angelogen zu werden. Das wurde ich bis jetzt wahrscheinlich viel zu oft!"
Tom nickte und streckte eine Hand Richtung Harry aus, bedeutete dem Jungen so zu ihm zu kommen. Dieser stand etwas zögerlich auf und ging auf den Lord zu. Tom nahm sein Bein vom anderen, griff nach Harrys Handgelenk und zog ihn auf seinen Schoß. Der Grünäugige quietschte erschrocken auf, wehrte sich jedoch nicht gegen Toms Vorhaben. Dieser drückte ihn schließlich sachte gegen die muskulöse Brust und hauchte einen zarten Kuss in die verwuschelten Haare, „ Harry... ", flüsterte der Ältere leise, während er immer noch seine Nase in das Haar des Jüngeren drückte und diesen berauschenden Duft einatmete. „Hmmm...", brummte der Kleine nur mit geschlossenen Augen. „Narcissa hat mir gesagt, du wolltest nicht, dass sie dir den Rücken mit einer Salbe eincremt....  dürfte ich denn?"
Harry setzte sich mit einem Ruck etwas auf und sah Tom mit großen Augen ins Gesicht, „ du möchtest mir den Rücken eincremen?"
Der Ältere lächelte sanft, „...  ja. Nur Tränke alleine werden nicht helfen. Wir sollten deinen Rücken zusätzlich mit einer speziellen Salbe eincremen und da ich nicht möchte, dass dich ein anderer auch nur schief ansieht, geschweige denn anfässt... Würdest du mich denn lassen? Du könntest auch hier auf meinem Schoß sitzen bleiben."
Harry sah Tom eine Weile einfach schweigend in die Augen, bevor er leicht nickte, „ okay.."
Tom lächelte und beschwor einen kleinen Tiegel herbei, in dem, so vermutete Harry, sich die Salbe befinden musste. Der Lord tauchte seine Finger hinein und fuhr, danach langsam unter Harrys Oberteile ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Der Jüngere zuckte nur ganz kurz zusammen als Tom seinen Rücken berührte und sanft anfing die Salbe zu verteilen. Der Grünäugige entspannte sich jedoch mit jeder zärtlichen kreisenden Bewegung der geschickten Finger mehr und lehnte seinen Kopf nach einer Weile sogar wieder an die Schulter seines Gefährten, was diesem ein leises Lachen entlockte. Nach einer kleinen Ewigkeit verschwand die Hand jedoch wieder und Tom drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, „komm mein kleiner Liebling. Lass uns runter in den Speisesaal gehen. Die anderen warten bestimmt schon auf uns."

Tom und Harry waren tatsächlich die letzten und wurden von den Malfoys und Severus bereits erwartet. Das gemeinsame Frühstück war größtenteils schweigend vonstatten gegangen und Harry war wirklich froh gewesen, dass Tom ihm bereits gesagt hatte was er an diesem Morgen im Tagespropheten lesen würde. Eigentlich schien es sogar so, als würde es nur um ihn gehen. Rita Kimmkorn hatte sich mal wieder selbst übertroffen und Harry war einfach nur wütend darüber wie sein Leben mal wieder dargestellt wurde. Seine ach so lieben Verwandten, die ihn, großherzig wie sie waren, aufgenommen hatten und nun auf grausame Art von den Todessern abgeschlachtet wurden. Darauf folgte ein Bericht darüber, dass er, der Auserwählte und Retter der magischen Welt, verschwunden war und wahrscheinlich von den Anhängern des Dunklen Lords entführt wurde und ein Statement von Dumbledore, bei dem Harry beinahe explodierte und ein Aufruf an die Bevölkerung sich an das Ministerium oder Dumbledore zu wenden falls jemand Informationen über seinen Aufenthaltsort hatte.
Harry hatte den Propheten wutschnaubend auf den Tisch geknallt und einen Schwall an Verwünschungen losgelassen, was jeden anderen am Tisch ziemlich zu erheitern schien.
Nach dem Frühstück hatte sich der Lord und Harry wieder verabschiedet und sie waren per Flohpulver zurück nach Riddle Manor gereist. Dort angekommen verschwand Tom in seinem Arbeitszimmer und Harry machte sich auf den Weg zur Bibliothek um dort hoffentlich Rabastan anzutreffen, denn dieser sollte heute mit den ersten Unterrichtsstunden beginnen. Danach gab es Mittagessen, welches alle Anwesenden zusammen einnahmen und den Nachmittag verbrachte er zusammen mit Narcissa, die ihn weiter in Kräuter- und Heilkunde unterrichtete.
An diesem Abend hatte er sich dann sogar noch mit Professor Snape nach so langer Zeit des Hasses ausgesprochen. Sie waren schließlich beim 'Du' angelangt und Harry hätte es nie für möglich gehalten, aber Zaubertränke bei Severus, was er am nächsten Vormittag gleich nach dem Frühstück hatte, war wohl dank der Aussprache alles andere als schrecklich. Snape schaffte es sogar wirklich ihm die Zusammenhänge und Zusammensetzungen der einzelnen Zutaten für die verschiedenen Tränke die sie demnächst in Angriff nehmen würden, verständlich und mit Geduld zu erklären, so dass er ohne große Probleme bereits nach der ersten Stunde einen perfekten Trank ablieferte. Es war unglaublich. Jetzt, da sie sich verstanden und Severus ihn nicht mehr auf dem Kicker hatte oder ihn bei jeder Gelegenheit zur Schnecke machte, machte jetzt sogar dieses Fach Spaß und Snape musste zugeben, das Harry in der Tat Talent zum Brauen besaß. Der Gryffindor hatte auch schnell herausgefunden warum er so oft Fehler gemacht hatte und nachdem ihm sein Professor den Rat gegeben hatte den Zaubertrank, den er brauen wollte, zuerst ab zu schreiben, sich die wichtigsten Stellen zu markieren und ihn dann in eigene Worten nochmal zu erklären, passierten ihm deutlich bis gar keine Fehler mehr, was ihn erst recht anspornte. Er war in der Schule einfach zu hektisch und nervös gewesen, hatte wichtige Stellen überlesen und sich nicht genug konzentriert. Durch seine neue Lernmethode konnte das nun nicht mehr passieren. Außerdem fehlten nun auch die Mitschüler, die ihm den Trank versauen wollten.
So verliefen auch die nächsten drei Tage recht ereignislos.
Tom holte ihn in der Früh vor dem Frühstück zu den ersten gemeinsamen Sportstunden ab. Harry hätte niemals gedacht, dass der dunkle Lord sogar ein eigenes Fitnessstudio besaß. Danach gab es Frühstück. Bis zum Mittagessen hatte er dann eines der 'Bereiche' die Tom vorgesehen hatte und über die er mehr lernen sollte und nach dem Mittagessen erneut für ein paar Stunden einen anderen Bereich damit ihm nicht langweilig wurde. Jeder seiner 'Lehrer' gab sich wirklich Mühe mit ihm und brachte viel Geduld auf. Er erzielte bei jedem seiner Lehrer, die ihm immer mehr auch zu Freunden wurden, Erfolge und Tom war sichtlich stolz auf seinen jungen Gefährten. Die Zeit zwischen seinem Unterricht nutzten Harry und Tom um sich näher kennenzulernen und verbrachten diese zusammen an verschiedenen Orten auf Riddle Manor.
Das einzige was sie jedoch noch nicht in Angriff genommen hatten, war alles was mit den dunklen Künsten zu tun hatte. Denn Tom wollte sich dafür einen ganzen Nachmittag frei schaufeln, da es doch das umfangreichste Thema war. Tom hatte es jedoch tatsächlich am dritten Tag geschafft alles zu verschieben um sich voll und ganz auf seinen Gefährten konzentrieren zu können und hatte es sich mit diesem gerade in der Bibliothek bequem gemacht, als plötzlich Lucius etwas außer Atem in diese reingeplatzt kam. Tom zog etwas überrascht und auch leicht verärgert über das unmalfoyhafte Auftreten seines Freundes und ersten Generals, beide Augenbrauen nach oben und wartete auf eine Erklärung. Der Malfoy atmete einmal tief durch bevor er zu einer Antwort ansetzte, „Mylord... Malfoy Manor wird angegriffen!"

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