Wahrheit °

Harry hatte Angst die Augen zu öffnen. Deshalb rührte er sich erst einmal nicht vom Fleck und kniff sie sogar ein wenig stärker zusammen.

Er rechnete fest mit einem schmerzenden Körper und das er sich miserabel fühlen würde.
Doch das war zu seinem Erstaunen nicht der Fall. Ihm tat nichts weh und er lag unerwartet bequem. Es roch auch nicht feucht, schimmlig oder muffig ... nein ... es roch sogar recht angenehm. Frisch ... und ... er konnte es nicht wirklich beschreiben.

All diese merkwürdigen Umstände ließen den Auserwählten doch seine Angst überwinden und die Augen öffnen.

Harry blinzelte ein paarmal und stellte fest, dass er tatsächlich in einem großen Bett lag und mit einer kuschelig weichen Decke zugedeckt war.
Er hatte noch nie in seinem Leben in so einem traumhaften Bett gelegen.

Der Junge richtete sich etwas auf, ließ seinen Blick ein wenig umherschweifen und zuckte erschrocken zusammen, wie er die Person sah, welche regungslos in einem Sessel saß, der neben dem Bett stand und ihn aus blauen Augen beobachtete.
Harry schluckte nervös und sein Herz raste. Er war nicht in der Lage das Zittern seiner Hände zu verhindern und verkrallte sie krampfhaft in der Decke.
Voldemort hatte nicht gelogen, sie hielten sich zusammen in einem Raum auf und der dunkle Lord sah genauso aus, wie er ihm in seinem Geist begegnet war. Kein schlangenähnliches Aussehen ohne Haare, nur zwei Schlitze anstelle einer Nase und rote Augen.
„Ich habe nicht vor dir zu schaden Harry. So wie ich es dir gesagt habe. Wie fühlst du dich?"

Harry verzog das Gesicht. Fragte der gefährlichste schwarzmagische Zauberer ihn gerade wirklich wie es ihm ging?!

„Ich bin mir nicht sicher ...", Harry schluckte leicht, um sich selber etwas zu beruhigen, und ließ sich die Frage noch einmal durch den Kopf gehen. „Mir tut im Moment zumindest nichts weh. Aber Wohl fühle ich mich nicht so recht!"

Tom Riddle nickte und erhob sich, was dazu führte, dass sich der Junge wieder verkrampfte, und versuchte unbemerkt, etwas weiter wegzurutschen.
Doch der Ältere kam nicht näher auf ihn zu, sondern lief ein paar Schritte in Richtung Tür, welche sich am anderen Ende des Raumes befand.
„Ich lasse dich jetzt besser wieder alleine. Ich habe noch etwas Arbeit, die erledigt werden möchte. Das hier ist dein Zimmer, solange du hier bist. Hinter dieser Tür dort ...", Tom zeigte auf eine Holztüre in einer der Wände, „... befindet sich das Badezimmer, welches zu diesem Gästezimmer gehört und wenn du durch diese Tür dort gehst ...", nun zeigte er auf eine andere edle Tür an einer der Wandseiten, „... gelangst du in dein Ankleidezimmer. Ich habe Narcissa beauftragt, dir ein paar Sachen zu besorgen, damit du schon mal das Notwendigste hast, bis wir uns um die restlichen Gegenstände kümmern."

Der Junge-der-lebt, sah den Mann mit großen Augen an, „... wenn du Hunger oder Durst hast, verlange nach einer Hauselfe namens Hokey, sie wird dich mit allem versorgen was du möchtest. Ich schicke später jemanden zu dir mit dem du dich etwas unterhalten kannst und der dir das Anwesen zeigt."
Harry nickte und murmelte ein leises ‚Okay', welches der Ältere mit einem fast kaum sichtbaren hochgezogenen Mundwinkel quittierte und das Zimmer verließ.
Harry seufzte und schloss die Augen, nachdem nun endlich alleine war. Eine Dusche. Er brauchte jetzt unbedingt eine Dusche. Tom blieb, nachdem er die Tür zum Gästezimmer welches Harry für die nächste Zeit bewohnen würde, stehen und fuhr sich mit einer Hand durch seine weichen schwarzen Haare.
Wie sollte er dem Jungen bloß die Angst ihm gegenüber nehmen? Er war eindeutig besser darin, jemandem Angst einzujagen und vor sich auf die Knie zu zwingen ... wie jemandem keine zu machen, oder die so tief verwurzelte Panik sogar in Vertrauen zu verwandeln.
Er konnte es dem Jungen nicht einmal verübeln, dass dieser ihm gegenüber so reagierte. Dumbledore hatte ganze Arbeit geleistet.
Aber er selber hatte ja bis jetzt auch jede Möglichkeit genutzt dem Kleinen zu schaden, obwohl er das eigentlich nie vorhatte. Er war selber Schuld.
Tom seufzte leise und setzte sich wieder in Bewegung, begab sich auf den Weg in das etwas größere Kaminzimmer, in dem seine Freunde ihm des Öfteren Gesellschaft leisteten.
Es war an der Zeit sich mit ihnen zu unterhalten.

Dort angekommen lief der Schwarzmagier, nachdem er sich ein Glas Cognac eingeschenkt hatte, zu dem großen Kamin und rief nacheinander seine fünf treuesten Todesser mit einem speziellen schwarzmagischen Flohpulver. Dieser würde seine Freunde überall finden, ohne das er ihren Aufenthaltsort dazu kennen musste. Außerordentlich praktisch und anders wie seine Rufe über das dunkle Mal, verursachte es bei ihnen keine Schmerzen.

Es dauerte nicht lange und Lucius saß zusammen mit seiner Frau, Rodolphus, dessen Bruder Rabastan und Severus auf den bequemen Sofas und Sesseln des Kaminzimmers. Warteten darauf, dass ihr Lord ihnen den Grund mitteilte, warum er sie alle gleichzeitig gerufen hatte.
Tom setzte sich derweil ebenfalls und schwenkte den Cognac in seinem Glas ein wenig hin und her, bevor er das Wort ergriff.
„Ihr alle fragt euch mit Sicherheit, was meine Beweggründe sind euch außerhalb einer Versammlung zu rufen und habt euch Gedanken darüber gemacht, was der Grund für meine veränderte Verhaltensweise bezüglich Harry Potter zu bedeuten hat.
Wie ihr ja mitbekommen habt, hält er sich dieser seit einigen Tagen hier im Manor auf. Nicht in einem Verlies, sondern in einem Gästebett. Er ist vor ungefähr einer Stunde wieder aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit erwacht.
Ich habe den Entschluss gefasst, euch über einige wichtige Dinge in Kenntnis zu setzen, die nicht nur den Jungen und mich betreffen, sondern auch ein paar andere Veränderungen mit sich bringen ..."

Der dunkle Lord nahm einen großen Schluck von dem Inhalt seines Glases und schwieg einen kurzen Augenblick nachdenklich.

„Mir ist durchaus bewusst, dass jede Hexe und jeder Zauberer mich für den Mord an Lily und James Potter verantwortlich macht.
Ich habe bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet dieser Anschuldigung zu widersprechen. Obwohl sie nicht der Tatsache entspricht."

Bis auf Rabastan, der als einziger bereits davon wusste, zogen alle anderen Gefolgsleute des Lords scharf die Luft ein und sahen ihren Herrn mit großen Augen an.
Severus keuchte sogar leicht geschockt und schluckte schwer, „... wie meint ihr das, Mylord?!"

Tom verzog leicht das Gesicht, „... so wie ich es gesagt habe Severus. Ich bin nicht der Mörder der Potters!"
Der Riddle durchbohrte den Meister der Zaubertränke regelrecht mit seinem Blick, bevor er weitersprach.
„Ich habe mich vor ihrem Tod auf mir unerklärliche Weise zu ihnen hingezogen gefühlt. Genauer gesagt zu ihrem neugeborenen Sohn.
Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Allerdings ergab sich für mich die Möglichkeit, ein wenig Zeit mit dem Kind zu verbringen und ich musste feststellen, dass wir schon damals eine seltsam vertraute Verbindung zueinander hatten.
Die Eltern von Harry und ich, hielten das selbstverständlich geheim, außerdem wusste ich nicht, was der Auslöser dafür war.
Bis eines Abends das Wort Seelengefährte in den Raum geworfen wurde.
Ich hatte damals schon versucht, so viel wie möglich über die Gefährtenmagie und die Seelenpartnerschaft zu erfahren, die so unglaublich selten vorkommt, das es fast keine Aufzeichnungen darüber gibt.

Die Potters hatten zudem nach einer Weile den Gedanken akzeptiert, dass ihr Sohn womöglich der Gefährte des gefährlichsten Schwarzmagiers sein könnte und wollten sich sogar zu seinem Wohl und Schutz auf meine Seite stellen und den Orden des Phönix verlassen. Leider kam es gar nicht erst so weit.
Die Potters hatten diese wichtige Entwicklung einer Person anvertraut, die sie für einen Freund hielten, der sie jedoch an Dumbledore verraten hatte. Peter Pettigrew.
Der Alte hat entschieden, dass er die Potters lieber tot sehen möchte, wie an meiner Seite. Noch dazu mir ihren Sohn als möglichen Seelenpartner überlassend.
Der meine Magie zudem verstärken würde, sobald die Partnerschaft durch eine Heirat und einem Blutritual besiegelt wurde.
Etwas dass er nicht zulassen durfte und die Potters deshalb vor 16 Jahren eines Abends aufsuchte.
Ich war ebenfalls auf dem Weg zu der Familie. Es entstand ein Kampf. Dumbledore hat Harrys Eltern getötet und wollte den Jungen ebenso töten.
Der Avada Kedavra-Fluch, den Dumbledore gesprochen hatte, prallte ab und traf mich in abgeschwächter Form, was mich meinen Körper kostete wie ebenfalls jeder weiß.
Der Alte hat sich des Jungen angenommen, da es für ihn nun keinen Grund mehr gab den Kleinen aus dem Weg zu schaffen und hat mich als den Mörder seiner Eltern hingestellt.
Der weitere Verlauf der Geschichte sollte ebenfalls jedem bekannt sein.

Mein Hass auf Dumbledore und der Hass auf den jungen Potter, weil mich die Verbindung zu ihm alles gekostet hat, hat dazu geführt, dass ich beide tot sehen wollte.
Ich hatte vor, die Möglichkeit einer Seelenpartnerschaft zwischen meinem mittlerweile 16-jährigen Feind, zu dem der Alte ihn mit Absicht erzogen hat, und mir zu ignorieren. Doch seit unserem letzten Aufeinandertreffen im Ministerium bin ich, was den Jungen betrifft, kaum noch in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen.
Ich habe alles, was ich zum Thema Seelenbindung und Gefährtenmagie finden konnte genau studiert. Und es besteht die Möglichkeit, dass es unsere spezielle Verbindung ist, die bewirkt, dass ich nicht in der Lage bin ihn zu töten. Was nichts mit irgendeinem Blutschutz zu tun hat. Ich ziehe es mittlerweile nicht mehr in Betracht, ihm zu schaden und ihn nicht zu Akzeptieren.
Ich habe vor, ihn als meinen Gefährten anzuerkennen, auch wenn mir dies bis vor kurzem noch widerstrebte.
Allerdings weiß er nichts davon und er sieht in mir immer noch seinen Todfeind, der seine Eltern umgebracht hat.
Ich werde alles dafür geben, dass er mich an seiner Seite ebenfalls akzeptiert und verlange von euch, dass ihr ihm seinen Aufenthalt hier so angenehm wie möglich gestaltet.
Er ist mir gleichgestellt und wird auch so behandelt!
Ich will erst einmal vermeiden, dass er auf andere Todesser außer euch trifft.
Zumindest bis zum großen Treffen nächste Woche.
Helft ihm, sich zu erholen, zeigt dem Jungen das Anwesen, unterhaltet euch mit ihm."

Nach dieser, recht kurz gehaltenen Erklärung seitens des dunklen Lords, herrschte erst einmal Stille.
Niemand wagte es, das Schweigen zu unterbrechen. Mit dieser Enthüllung hatte keiner von ihnen, außer einem natürlich, gerechnet.

Severus war der Erste, der sich wieder gefasst hatte, und sah zu Rabastan.
„Du hast es gewusst oder Lestrange?"

Der Jüngere begegnete dem durchdringenden Blick des Tränkemeisters und nickte, „... ja, Severus. Unser Herr hat sich mir kurz nach dem Vorfall im Ministerium anvertraut.
Deshalb war es mir auch so wichtig, dass der Junge schnellstmöglich versorgt wird, nachdem wir ihn gefunden hatten und aus einem anderen Grund der im Moment aber keine Rolle spielt."

Narcissa Malfoy hatte die ganze Zeit über keinen einzigen Ton von sich gegeben, doch jetzt lächelte sie zaghaft und nickte kaum sichtbar, „... natürlich werden wir uns um ihn kümmern und dafür sorgen, das er sich so schnell wie möglich erholt mein Herr.
Darf ich mich um eine Erweiterung seiner Garderobe kümmern?"

Der Riddle nickte, „... ich bitte sogar darum, Narcissa."

Auch der Hausherr hatte, ebenso wie seine Frau schweigend seinem Lord aufmerksam zugehört, „... und der Orden Mylord? Sie werden euren Gefährten suchen. Was sollen wir diesbezüglich unternehmen?"

Tom Riddle stand auf und schenkte sich erneut ein Glas Cognac ein, bevor er Lucius antwortete, „... erst einmal werden wir nichts unternehmen, sondern uns weiter auf die Ministeriumsübernahme konzentrieren.
Severus, du wirst dich im Orden umhören und mir Bericht erstatten, was der Alte plant, um seinen Goldjungen wiederzufinden!
Rabastan, Harry ist in seinem Zimmer. Ich habe gesagt, dass ich jemanden zu ihm schicke, der ihm das Anwesen zeigt. Ich möchte von dir, dass du diese Aufgabe übernimmst.
Das wäre es fürs Erste. Ihr könnt gehen."
Damit standen die Anhänger Toms auf, verabschiedeten sich respektvoll und verließen das Kaminzimmer.

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