Schulleiterbüro


In der Stille, die sich daraufhin ausbreitete, hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
Wahrscheinlich warteten nun alle darauf, dass der alte Hut freudig verkündete, dass er gerade einen schlechten Scherz gemacht hatte und der Retter der magischen Welt natürlich im Haus von Godric Gryffindor bleibt.
Bis auf ein paar Ausnahmen natürlich, die zwar von dem ausgehackten Plan einer erneuten Einteilung nichts wussten, jedoch für sie nicht sehr überraschend kam. Denn zu der wirklichen Bombe war dieses Ereignis hier gerade eher ein kleiner Knallfrosch.
Doch nichts geschah. Der alte faltige Hut blieb still. Harry lächelte, griff nach dem Hut, stand auf und reichte ihn einer perplex dreinschauenden McGonagall, die anscheinend immer noch versuchte zu begreifen was zur Hölle da gerade passiert war.
Der Grünäugige nickte dem Minister kurz zu und machte sich mit selbstbewussten Schritten auf den Weg zum Slytherintisch.
Draco Malfoy und Pansy Parkinson rutschten währenddessen bereits etwas zur Seite um ihm Platz zu machen, was Harry glücklich glucksen ließ.
Fast bei seinem neuen Platz angekommen ließ er außerdem die Illusion seiner Gryffindorrobe fallen und setzte sich wenige Augenblicke später passend gekleidet neben den blonden Malfoyerben.
In Gedanken zählte er die Sekunden, die sie anscheinend brauchten um ihren Schock zu verdauen und nach fast zwei Minuten brach wie erwartet die Hölle los.
Zumindest am Tisch der Löwen. An den langen, vollbesetzten Tafeln der Hufflepuffs und Ravenclaws war es dann doch nicht ganz so schlimm, während die Slytherins alles mit ihrer typischen Gelassenheit aufnahmen. Die die strenge Erziehung der Reinblutgesellschaft mit sich brachte und nach außen hin pure Arroganz vermittelten sollte.
Harry lächelte immer noch und beobachtete alle um sich herum. Der Minister atmete sichtlich tief durch, denn dem Mann schien diese Lautstärke ebensowenig zu gefallen wie ihm selber, und sorgte schließlich für Ruhe. „Nun ... mir ist bewusst, dass diese Entwicklung doch recht unerwartet kommt.
Wenn der sprechende Hut den jungen Mister Potter allerdings in das Haus Slytherins schickt, wird er dort auch  hingehören...
Aber nun möchte ich euch nicht länger von eurem wohlverdienten Essen abhalten.
Es war mir eine Freude und wünsche euch allen ein angenehmes und erfolgreiches Schuljahr."
Nach der Ansprache an die Schüler verabschiedete sich Rodolphus noch rasch bei den Lehrern und verließ anschließend genauso schnell die Halle wie er sie betreten hatte.
Kaum war der Mann jedoch mit den Auroren durch die Tür nach draußen verschwunden, stieg der Lautstärkepegel am Gryffindortisch erneut an und Ginny Weasley rief, „..  Professor Dumbledore! Das geht doch nicht! Harry gehört nach Gryffindor...  der Hut kann ihn doch nicht einfach zu diesen falschen Schlangen schicken!"
Sofort wurde Ginnys Äußerung durch zustimmendes Geschrei und Gemurmel unterstützt. Der Schulleiter seufzte kaum sichtbar, stand auf und trat mit seiner aufgesetzten Maske des lieben geduldigen Großvaters den nichts aus der Ruhe bringen konnte, an sein Rednerpult.
Räusperte sich laut und sorgte so für Ruhe unter den Anwesenden. „Meine lieben Schüler..  ich muss leider sagen, dass ich über diese Veränderungen zuvor nicht in Kenntnis gesetzt wurde...  möchte aber Professor Runcorn in Hogwards herzlich willkommen heißen..."
Der neue Professor für Verteidigung bedankte sich kurz höflich beim Schulleiter und setzte sich auf den freien Stuhl neben Severus Snape.
„...  was die erneute Einteilung von Miss Walt und Mister Potter betrifft...  nun zumindest bei Miss Walt bin ich mir sicher, dass sie in Ravenclaw eine Familie findet und dort in der Tat glücklich sein wird.
Mister Potter würde ich jedoch bitten, nach dem Festmahl in mein Büro zu kommen, um eventuell eine Lösung für diesen unerwarteten Wechsel in ein anderes Haus zu finden.
Des Weiteren möchte ich vor allem unseren neuen Schülern nahelegen, den verbotenen Wald unter keinen Umständen zu betreten, wenn ihr nicht an einem langsamen schmerzhaften Tod sterben wollt. Allen anderen sollte dies bereits bewusst sein. So...  und nun wünsche ich allen ein frohes Festessen."
Mit einer schnellen Handbewegung waren alle Tische mit reichlich Essen bedeckt. Der Schulleiter ließ sich nach seiner Rede wieder auf seinem Stuhl hinter dem Lehrertisch nieder und jeder begann sich etwas des lecker aussehenden Essens auf seinen Teller zu legen.

„Zuckerwatte..", Harry betrachtete das Stück Pergament in seiner Hand noch einen Augenblick und atmete noch einmal tief durch.
Er konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr er jetzt keine Lust auf dieses Theater hatte. Doch es half alles nichts. Der junge Lord schloss kurz die Augen, schüttelte leicht den Kopf und machte sich daran, die ersten Treppenstufen der Wendeltreppe nach oben zu gehen, als er plötzlich eine nur zu vertraute Stimme hinter sich hörte.
„Harry...  warte...  Ich werde dich begleiten!"
Der Schwarzhaarige hielt mitten in seiner Bewegung inne, drehte sich um und lächelte leicht. „ Severus..."
Der Tränkemeister schloss zu Harry auf und gemeinsam gingen sie die restlichen Stufen nach oben, nur um kurz darauf an die schwere Holztüre zu klopfen. „Herein!"
Der Grünäugige schielte noch einmal kurz zu seinem Professor, der daraufhin kaum sichtbar nickte und öffnete die Tür.
„Ahh Harry mein lieber Junge...  komm ruhig näher und mach es dir bequem...", Dumbledore legte rasch seine Feder und Pergament zur Seite, lehnte sich in seinem Stuhl etwas nach vorne und sah den schwarzhaarigen Jungen über seine Halbmondbrille hinweg und mit diesem falschen Lächeln an.
„.... und Severus...  was kann ich denn für dich tun?"
Harry lächelte in sich hinein. Ja, dem Direktor passte es anscheinend so gar nicht in den Kram, dass der Meister der Tränke ebenfalls anwesend war. Snape hatte jedoch wie immer seine perfekte Maske aufgesetzt und antwortete mit seiner typischen Stimme a la Snape, „nichts Albus. Potter wäre auf seinem Weg zu dir beinahe in mich hinein gelaufen, da er es anscheinend mal wieder nicht für notwendig hält seinen Blick nach vorne zu richten und da es eh notwendig ist, ihn in die Kerker zu begleiten, damit er das Passwort und die Hausregeln erfährt, habe ich beschlossen ihn zu begleiten."
Währenddessen war der Grünäugige vor die Vogelstange getreten und streichelte dem dort sitzenden Phönix sanft über das wunderschöne rote Gefieder an Kopf und Rücken.
„Hallo Fawkes...", flüsterte Harry leise und lächelte ein ehrliches warmes Lächeln, während das magische Tier anfing fröhliche melodische Töne von sich zu geben.
„Nun Harry mein Lieber...  möchtest du dich nicht setzen?!"
Harry zwang sich selber dazu sich umzudrehen, lächelte den Schulleiter mit einem ebenso aufgesetzten Lächeln an und ließ sich auf dem bequemen Stuhl vor dem großen Schreibtisch nieder.
„Sie wollten mich sehen Sir?"
„In der Tat mein Junge. Wir haben uns alle furchtbare Sorgen um dich gemacht. Ich bin natürlich unglaublich froh dich wohlauf zu sehen...  trotzdem würde ich gerne wissen wo du die Wochen über gewesen bist. Zitronenbonbon?", Dumbledore reichte Harry eine Schale voll mit gelben Bonbons, was dieser dankend ablehnte und versuchte dabei nicht vor Ekel das Gesicht zu verziehen. Der alte Zausel lächelt jedoch nur, zuckte mit den Schultern, stellte die Schale beiseite nachdem er sich selber eines in den Mund gesteckt hatte und sprach mit etwas gedämpfter Stimme weiter. „...  außerdem habe ich eine wirklich schlimme Nachricht für dich...  ich weiß zwar nicht ob du es schon von jemand anderen erfahren hast aber deine letzten Verwandten, die Dursleys wurden in den Sommerferien auf grauenvolle Weise von Lord Voldemort hingerichtet...  es tut mir wirklich leid dir das erzählen zu müssen mein Junge."
Harrys Lächeln verschwand aus seinem Gesicht und machte einem gespielt traurigen platz. Welches er zu seinem Erstaunen gar nicht zu 100% spielen musste und antwortete, „ ich habe ihnen doch schon letztes Jahr zählt, dass mich meine Verwandten nicht wirklich gut behandeln. Das ist sogar noch ziemlich stark untertrieben. Doch sie mussten mich ja trotzdem wieder zu ihnen schicken. Ziemlich zu Beginn der Ferien sind bei mir irgendwie die Sicherungen durchgebrannt und ich bin weggelaufen. Einige Stunden später habe ich dann durch Zufall Lucius Malfoy und seine Frau getroffen und sie haben mir angeboten die Sommerferien bei ihnen zu verbringen... "
Mit jedem Wort Harrys wurde der alte Schulleiter etwas blasser und seine gutmütige Maske bekam immer mehr Risse. „...  du willst mir jetzt doch nicht etwa sagen, dass du die ganzen Wochen über bei Todessern gelebt hast?!"
Harry verzog das Gesicht etwas, ging aber mit Absicht nicht weiter auf diese Aussage ein und sprach in ruhigem Ton weiter, „...  diesen Umständen ist es zu verdanken, dass ich mich mittlerweile wirklich gut mit Draco Malfoy und seinen Freunden verstehe und deshalb habe ich auch überhaupt nichts dagegen nun bei den Slytherins zu sein.
Genau genommen ist es ja jetzt vielleicht sogar möglich, dass einzelne Schüler der verschiedenen Häuser bisschen mehr miteinander reden. Denn ich bin mir sicher, dass meine Freunde auch weiterhin meine Freunde bleiben, auch wenn ich jetzt eine Schlange bin. Und nun ja...  das mit den Dursleys habe ich im Tagespropheten gelesen."
Der Schulleiter seufzte theatralisch und legte seine Fingerspitzen aneinander, „..  Harry mein Junge...  das war wirklich unverantwortlich von dir. Was wäre gewesen wenn sie dich an Voldemort ausgeliefert hätten!"
Nun schlich sich erneut ein Lächeln in Harrys Gesicht, welches jedoch seine Augen nicht erreichte, „..  wie Sie sehen, geht es mir ausgesprochen gut Sir. Die Malfoys sind wirklich ganz wundervolle Menschen....
Wenn das dann alles war worüber sie mit mir sprechen wollten Professor, würde ich mich nun gerne von Professor Snape in den Slytherin- Gemeinschaftsraum bringen lassen."
Harry sah dem alten Mann deutlich an, wie dieser versuchte den Schein zu wahren, aber der Satz über die Malfoys hatte ihm wahrscheinlich den Rest gegeben.
Der junge Lord stand langsam auf und sah noch einmal fragend zum Direktor. Dieser seufzte leise, nickte und zwang sich sichtlich zu einem Lächeln, „ aber natürlich mein lieber Junge. Ich möchte nicht länger deine Zeit in Anspruch nehmen, schließlich hattest du eine lange Anreise und bist bestimmt müde. Ich wünsche dir eine angenehme Nachtruhe...  und sollte etwas sein, scheue dich nicht mich um Hilfe zu bitten!"
Harry lächelte, „ vielen Dank Sir. Auch Ihnen eine gute Nacht...", warf Severus einen Blick zu und verließ mit diesem schleunigst das Büro.

Den Weg zum Porträt von Salazar Slytherin höchstpersönlich legten sie in angenehmen schweigen zurück.
Vor diesem angekommen schenkte Severus seinem jungen Lord ein überaus seltenes Lächeln und meinte, „ hier sind wir. Das Passwort ist 'Schlangenfreunde'.
Doch anstatt auf zu schwingen zog der Hogwartsgründer nur eine Augenbraue nach oben, „....  ich mache erst den Weg frei wenn du mich auf den neuesten Stand gebracht hast Severus! Anscheinend habe ich da was verpasst... "
Der Hauslehrer der Schlangen verdrehte vollkommen untypisch die Augen und Harry gluckste leise. „ Ich werde dir später alles erklären Sal, aber jetzt lass uns bitte rein..."
Salazar schnaubte, murmelte noch etwas von wegen 'wehe wenn nicht' vor sich hin und schwang schließlich zur Seite.
Sie traten durch die Tür und Harry blieb wie angewurzelt mit weit aufgerissenen Augen stehen.
Ließ seinen Blick durch den Raum wandern und lächelte glücklich.

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