Probleme
Die Tür stand weit offen. Liz starrte auf den Gang hinaus. Dunkle Fliesen, weiße Wände und ein einziges, kleines Fenster am Ende der Treppe. Hinter der Scheibe, der blaue Himmel, mit kleinen, bereits rot getünchten Wolken.
Der Drang den zwei Problemen in ihrer Wohnung davonzulaufen, wurde für einen kleinen Moment übermächtig groß. Mit eiligen Schritten die Treppe hinunter eilen, zur Haustür raus und frei Atmen.
Mit einem leisen Seufzen schloss Liz die Türe. Flucht hatte sein einmal probiert. Funktionierte nicht. Diesmal musste sie wohl reden.
Und Mara zu Fabi nach Hause schicken.
Ihre Probleme unterhielten sich, als sie zu ihnen an den Küchentisch trat. Alissa freundlich wie immer. So vernünftig. Mara reagierte mit schlecht vertuschter Feindseligkeit.
Als ob sie ein Recht dazu hatte.
„Lizzie. Lass uns doch nicht warten. Alissa hat mir gerade von eurem Pizzaabend erzählt."
Maras Stimme schmeichelte, tanzte um sie herum wie weiche Federn. Mit heftig klopfenden Herzen senkte Liz den Blick.
Erinnerungen stiegen auf und lockten sie zum Spielen. Liz hatte so oft mit Mara gespielt. Oder umgekehrt. Mara hatte nur mit ihr gespielt.
„Weiß Fabi, dass du hier bist?"
Ein schlechter Zeitpunkt, die alten Wunden aufzureißen, mit Alissa als Zuschauer. Doch es konnte nicht warten. Mara musste gehen. Für Lizs Seelenheil.
Dann konnte sie Alissa diese Tragödie in Ruhe erklären.
Mara bis sich auf die Lippe. Blass, doch mit leuchtenden Augen, griff das Mädchen nach ihren Händen. Weich, doch kühl wie immer.
Sie beugte sich vor, als wollte sie sich einen Kuss stehlen, doch stockte knapp vor Lizs Gesicht. Liz war nicht zurück gewichen und hatte zitternd abgewartet. Ängstlich, aufgeregt, vielleicht zu freudig erregt.
Ein Fehler. Ein kurzer Blick auf Alissa und ihre gerunzelte Stirn, verriet es.
Die weiche Hand an ihrer Wange, zwang Mara ihr Gesicht zurück nach vorn, um den Blick mit ihrem zu kreuzen.
„Fabi muss es nicht wissen. Es ist schon Schluss, seit Neujahr. Hat ers dir nicht gesagt?"
„Wir haben nicht..."
Abrupt wandte sich Liz ab. Gedanken wirbelten wie wild durch ihren Kopf.
Eine Veränderung, viel größer als ihr fortgehen. Eine, die sie niemals in Betracht gezogen hatte.
Doch immer noch kein Grund für Mara hier zu sein.
Mara hatte bestimmt schon einen neuen Freund. Mit einem Fingerschnippen knieten die Jungen vor ihr, die Herzen darzubieten, damit die kleine Dämonin sie zertrampeln konnte. So wie ihres.
Liz fehlten nicht nur die Worte. Unfähig zu Handeln, knetete sie ihre Hände.
„Wie wärs wenn wir jetzt erstmal Pizza bestellen."
Alissa knallte einen Flyer auf den Tisch. Obwohl sie immer online bestellten.
Aus ihrer Starre gerissen, huschte Lizs Blick zwischen ihren Besuchern hin und her.
Die sonst so ruhige Alissa, wirkte aufgewühlt. Tiefrote Wangen verrieten ihre Aufregung.
Mara erwiderte ihren Blick. So voller Liebe und Zärtlichkeit. Viel zu schön, mit dem leuchtenden Gesicht und den wilden Locken. Liz ließ sich nicht belügen. Das Mädchen hatte sie viel zu oft so angesehen.
Der ganze Moment zog sie schmerzhaft in die Länge. Er verhinderte klare Gedanken.
Rasch machte Liz kehrt und stürmte zum Bad. Die Tür fiel ins Schloss und sie drehte den Schlüssel. Zweimal.
Um allein zu sein und nachzudenken.
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