Klingel

„Du erwartest noch Gäste?"

Nervös huschte Maras Blick zur Tür und zurück zu Liz. Dann schob sie sich direkt in ihren Weg und verhinderte Lizs Versuch sich im möglichst großen Abstand an ihr vorbei zu schummeln.

„Mach nicht auf."

Eine Bitte, oder ein Befehl? Die Stimme süß wie Zucker, ließ Liz nur für einen Moment erstarren.

Mara streichelte hauchzart über ihre Schultern, strich eine von Lizs langen Haarsträhnen hinter ihr Ohr. Lizs Ohrläppchen kribbelte. Fast beugte sie sich vor um weiche Lippen zum Kuss zu finden.

Erneut schellte die Klingel. Auffordernd, beinah wütend. Als wüsste der Gast ganz genau was vor sich ging.

Liz entkam dem Bann, den Mara ihr auferlegt hatte und flüchtete zur Haustür.

Mit tiefen Atemzügen versuchte sich Liz zu beruhigen, um zu verbergen wie aufgewühlt sie sich fühlte.

Alissas Erscheinen glich einer Bedrohung, der sie nicht entkommen konnte. Wie sollte sie ihr Maras Anwesenheit erklären? Sie hatten kaum jemals über das Mädchen gesprochen. Nur unverfängliches. Eine komplizierte Ex. Zumindest hatte Liz Mara diesen Titel verliehen. Nur um sich nicht weiter erklären zu müssen.

Sie konnte die Wahrheit mit Alissa nicht teilen, ohne dieses tiefe Verlangen zu verraten, das nicht verschwand. Es versteckte sich nur, bis sie sich wieder daran erinnerte. Oder bis Mara vor ihr stand.

Nach dem dritten Klingeln öffnete Liz die Tür. Warten half nichts, es vergrößerte nur ihr schlechtes Gewissen.

Außerdem näherte sich Mara langsam. Vielleicht um sie endgültig von der Tür fortzuziehen. Sich ein zweites Mal zu entziehen, glich einer Mutprobe, der sich Liz nicht stellen konnte.

Alissas Anwesenheit glich einer Bedrohung, doch gleichzeitig war sie ihre einzige Rettung.

„Was brauchst du so lang? Wir hatten doch ausgemacht, ich komm um sieben."

Wie gewohnt begrüßte Alissa sie mit einem raschen Kuss, doch erstarrte, als Liz beinah in Panik zurückwich.

Liz klopfte das Herz bis zum Hals, als sie Alissas deutliche Verwirrung bemerkte.

Zum Zurückweichen gab es keinen Grund.

Mara war hier. Vor ihr den Kuss einer anderen Person anzunehmen war schwierig.

„I-ich hab Besuch."

„Ah"

In Alissas Gesicht stand viel zu viel das unausgesprochen blieb. Sie durchschaute Liz ohne Erklärungen zu brauchen.

Alissa studierte Mara aufmerksam, die an Lizs Seite getreten war.

Liz spürte die Wärme des Mädchens, so sehr presste Mara sich an sie. Ihre Locken kitzelten an ihrer Schulter.

„Und wer bist du?", fragte Alissa.

Sie strahlte so viel Ruhe aus, obwohl Mara sie beinah unverschämt musterte.

Ein Lächeln erschien auf den hübschen Zügen des Mädchens. Liz ahnte welchen Vergleich Mara angestrebt hatte.

„Mara. Und du?"

Finger kraulten über ihren Rücken. Liz erstarrte.

Die ganze Situation war viel zu falsch. Ohne Sinn, ohne Grund, doch so verwirrend.

Mara hätte niemals herkommen sollen.

„Alissa."

Ein freundlicher Händedruck wurde ausgetauscht und ein falsches Lächeln.

„Mara wollte gerade gehen."

Liz schob das Mädchen nach vorne. Geschick drehte Mara sich weg. Ein wütender Blick verbrannte Liz für eine Sekunde, dann flötete Mara: „Das wollte ich auf keinen Fall. Da hast du mich missverstanden."

So viel Selbstbewusstsein, es raubte Liz vollkommen die Kontrolle, um die sich so dringend bemühte.

Mara stolzierte zurück ins innere der Wohnung, als ob sie dort wohnte.

In Panik starrte Liz Alissa an, nicht sicher, ob sie sich zuerst erklären oder entschuldigen sollte.

„Na das kann ja interessant werden," seufzte Alissa.

Dann drückte sie Liz ihren üblichen Kuss auf die Wange und betrat die Wohnung.


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