Erinnerung

Obwohl Liz versuchte nachzudenken, leerten sich ihre Gedanken. Es war einfacher im Moment zu verweilen, als Erinnerungen neu zu ordnen.

Sie starrte auf den Boden. Holzimitat. Kratz beständig und leicht zu Putzen. Dazwischen schoben sich Schuhspitzen, im adretten weiß, mit schlampigen Schleifen.

Mara hockte sich zu ihr, doch Liz blickte nicht auf.

„Ich liebe dich. Lizzie. Glaubst du mir jetzt?"

Liz seufzte laut.

„Das ist so kompliziert."

„Ich weiss."

Mara lachte und strich über Lizs Jogginghose.

Wenn sie nur zurückspulen könnte. Liz wünschte sich die letzten Jahre noch einmal zu sehen. Um zu überprüfen, ob sie tatsächlich das Eindeutige übersehen hatte. Das Wichtigste überhaupt.

Mara, die versuchte sie eifersüchtig zu machen. Mara, die bei Fabi blieb um weiterhin bei ihr zu sein. Mara, die sie liebte. Mara, die Fabi benutzte.

Eine neue Gleichung, mit besserem Ergebnis.




In letzter Zeit, kam Mara am Sonntag Nachmittag vorbei. Egal ob Fabi zu Hause war.

Sie klopfte laut und stürmte in Lizs Zimmer, bevor sie die Erlaubnis dazu bekam.

Mit roten Wangen hüpfte sie zum Schreibtisch und wirbelte Liz in ihrem Drehstuhl herum.

„Hey.", flüsterte das Mädchen.

Ein unerwarteter Kuss folgte. Süß, doch Liz verfiel in Panik und zischte: „Mach doch die Tür zu."

„Es ist niemand zu Hause."

In Lizs Haus gingen ständig Leute ein und aus. Die Sicherheit sich unbeobachtet zu fühlen, hatte sie nur, wenn sie ihr Zimmer absperrte.

Mara schloss untypisch brav die Türe. Nicht ohne deutlich zu schmollen.

„Was wenn uns jemand sieht?"

Auf ihr Gemurmel bekam Liz keine Antwort. Nur ein Schulterzucken.

Als ob ihr Auffliegen keine schlimme Konsequenzen hatte.




Sie tanzten. Party zu Hause. Wie so oft.

Mara drehte sich. Angetrunken, kicherte sie vor sich hin.

Mitten auf der Tanzfläche zwischen ihren Freunden. Im Keller, direkt vor den Bierbänken.

Auch Fabi tanzte mit. Sein Wodka-O schwappte über und tropfte auf den Boden.

Im Halbdunkel, mit billigen Scheinwerfern in rot, die direkt auf eine Aldi-Diskokugel strahlten, verschwamm alles zu bunten Punkten und roten Schatten.

Mara schlang die Arme um ihren Hals. Das Lächeln der kleinen Hexe brachte Liz Herz zum Galoppieren. Nur für einen Moment vergaß sie alles um sich herum. Nur der weiche Körper, der sich an sie schmiegte, zählte. Vernebelte Augen und rosige Lippen, die sie küssten.

Liz schob das Mädchen bestimmt von sich. In Panik wanderte ihr Blick über alle Anwesenden. Suchte vorwurfsvolle, entsetzte Blicke.

Niemand schaute.

Liz wühlte sich durch das Gewimmel und floh.




Maras Handy sang vor sich hin. Schon zum dritten Mal in der letzten halbe Stunde.

„Willst du nicht rangehn?"

Mit einem kräftigen Gähnen setzte sich Liz auf.

Die Antwort kam als unzufriedenes Gebrummel. Mara schlang die Arme um Lizs Taille und kuschelte den Kopf auf ihren Schoß. Sanft streichelte sie über Lizs nackten Schenkel, hoch bis zu ihrer kurzen Shorts.

„Ehrlich Mara. Da will dich jemand dringend erreichen."

Liz griff das Handy auf dem Nachtisch.

„Fabi", stand auf dem Display und ein Bild ihres Bruder grinste ihr frech entgegen.

Als hätte sie sich verbrannt, fiel das Telefon aus ihrer Hand.

Die Erinnerung an ihre Schuld kehrte mit einem Paukenschlag zurück.

Seit wie vielen Stunden war Mara bereits hier? Obwohl sie nicht eine Sekunde mit ihr im Bett liegen sollte.

Das Mädchen hangelte nach ihrem Handy. Es klingelte immer noch.

Nach einem kurzen Blick auf das Display runzelte sie die Stirn.

Doch sie hob nicht ab. Das Telefon landete achtlos hinter ihr.

Mara küsste Lizs Schenkel und schloss die Augen.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top