Kapitel 5

Er stand einfach dort herum und starrte uns an. Er hat gesehen wie Louis und ich uns geküsst haben, doch sein Blick zeigte kein bisschen Emotionen. Keine Belustigung, Abscheu oder Ekel, einfach nichts. Dieser Mensch war echt seltsam. Jeder andere würde sich darüber lustig machen.

Noah stand da und schaute uns einfach an und ich? Ich schämte mich in Grund und Boden. Ich bin einen Tag hier und sitze schon bei einem Jungen im Zimmer und küsse ihn, nur weil er gesagt hat er würde meinen Bruder kennen und war mit ihm befreundet. Was ist nur los mit mir? Was bin ich nur für ein Vollidiot? Was habe ich nur getan? Ich hätte meine Zeit mit der Suche meines Bruders nutzen sollen und nicht mit sowas.

Noah kam ins Zimmer und legte sich auf das andere Bett, ich verfolgte ihn mit meinen Augen. Anscheinend waren er und Louis Mitbewohner. Wie würde er denn sonst hier rein kommen. Er holte sein Handy raus und tippte darauf herum.

"Willst du mich noch lange so anstarren?" Ich wurde noch roter im Gesicht, wenn das überhaupt noch möglich war. Ich schaute zu Louis, dieser blickte nur böse zum Bett, welches uns gegenüber stand.

"Ich gehe jetzt lieber" Ich sprang auf und ging zur Tür "warte, ich komme mit" "Nein!" Sagte ich lauter als beabsichtigt. Ich schaute Louis mit einem entschuldigten Blick an aber er reagierte nicht drauf. Ich wollte jetzt nicht noch Zeit mit ihm verbringen, das war ein Fehler. Ich hoffe er wüsste das. Also drehte ich mich um, schloss die Tür und rannte los, soweit es ging. Hauptsache weg von dort und den beiden.

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Es war schon spät und ich stand grade unter der Dusche. Ich fühlte mich irgendwie so schlecht wegen dem Kuss und mir war immer noch übel. Ich weiß nicht was ich mir dabei gedachte habe. Bestimmt würden alle darüber reden und mich schon an den ersten Tag auslachen. Natürlich hab ich schon andere Jungs geküsst aber für gewöhnlich kannte ich die schon länger und ich war in sie verliebt oder wir waren zusammen. Ich hatte bisher zwei Beziehungen, naja obwohl man die erste nicht wirklich dazu zählen kann, da war ich erst 12 Jahre alt und da gingen wir nicht weiter als Händchen halten - wenn überhaupt. Und die zweite endete als mein Bruder verschwand. Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Nerven für Luka und brauchte meine Ruhe. Ich konnte mich nicht auf die Beziehung konzentrieren und beschloss dann mich zu trennen. Luka trauert mir bis heute noch hinterher. Woher ich das weiß? Erst vor zwei Tagen frage er mich ob wir zusammen essen gehen wollen, ich sagte natürlich nicht zu.

Frisch geduscht und mit meinem Bademantel legte ich mich in mein Bett. Bevor ich hier war, saß ich im Café und trank mein Milchshake. Als ich von Louis und Noah geflüchtet bin landete ich im Park bei uns hinterm Internat. Der war echt riesig und mega schön, dort konnte ich wenigstens wieder klar denken.

Die Tür zum Zimmer öffnete sich und Anna kam herein getreten. "Hey warum liegst du schon im Bett?" "Ich bin heute irgendwie total müde und dachte mir ich gehe heute etwas früher schlafen" es war gerade mal halb 9 "oh Achso ist alles in Ordnung? Du klingst so traurig?" "Ja klar, alles gut" ich hatte keine Lust darüber zu reden, nicht schon wieder und ich weiß nicht ob Anna das verstehen würde, dafür kannte ich sie zu wenig. Louis kannte ich auch zu wenig und hab ihn geküsst. Ich bin ein idiot, ich kann es nicht öfter erwähnen.

"Ich gehe auch noch schnell duschen, ich hoffe dich stört das nicht beim schlafen" sie war echt süß, dass sie sich darüber sogar Gedanken machte. Ich lächelte sie an und schüttelte mein Kopf.

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"Versprich mir du bleibst für immer an meiner Seite" "ich verspreche es" wir verkreuzten unsere kleinen Finger miteinander. "Wenn dich irgendjemand anfässt ohne deiner oder meiner Erlaubnis, zeige ich ihm meine Karatetricks" Er fächelte mit seinen Händen durch die Gegend, was mich zum Lachen brachte.

Ich erschrak als sich plötzlich eine Hand auf mein Mund legte. Ich schlug meine Augen auf doch ich erkannte die Gestalt vor mir nicht. Panik bildete sich in mir und ich fing an rum zu zappeln. Ein Kopf nährte sich mir. "Beruhig dich, ich bin's nur" Louis. Ich lockerte mich ein bisschen, war aber trotzdem noch angespannt. Was soll der scheiss? Er hob seine Hand von meinem Mund. "Komm mit, ich muss dir was zeigen" er drehte sich um und ging aus dem Zimmer. Er wollte mir was zeigen? Und das könnte nicht bis morgen warten? Und was war das für eine Methode jemanden zu wecken? Und wie kommt er hier überhaupt rein? Trotzdem stand ich auf, schnappte mir meinen Schlüssel und folgte ihm.

Als ich Louis einholte, schaute ich ihn fragend an. "Ich wollte Anna nicht wecken und wenn du dich fragst warum das bis morgen nicht warten konnte" er hielt ein Schlüssel in der Hand "der hier muss bis Mitternacht wieder zurück im Schlüsselraum sein, danach geht sonst der Alarm an." "Okay und für was ist der Schlüssel?" "Das wirst du gleich sehen" ohne noch irgendwas zu erwidern, folgte ich ihm - immer noch halb im Schlaf - zu einem Zimmer, welches er dann öffnete. Es war nicht seins, das befand sich nämlich im selben Flur wie mein Zimmer. Zu diesem hier haben wir fast 10 Minuten gebraucht. Ich schaute auf die Nummer 1001, wie viele Zimmer gab es hier überhaupt? Ich weiß, dass das hier gigantisch ist aber mit so viel hab ich echt nicht gerechnet.

Er öffnete die Tür und forderte mich auf ihm zu folgen, hinter mir schloss er die Tür und schaltete das Licht ein.

Ein Zimmer, wie jedes andere, die eine Seite leer und auf der anderen Seite waren ein paar Sachen verteilt. Meine Augen weiteten sich. Es waren die Sachen meines Bruders. Es war das Zimmer von meinem Bruder. Damals haben wir nur einige Klamotten von ihm mitgenommen, den Rest haben wir hier gelassen, für den Fall er würde doch noch auftauchen. Ich war jedoch noch nie hier gewesen, meine Eltern erlaubten er Kai und mir nicht. Wir mussten am Auto warten. Ich drehte mich zu Louis.

"Wieso bringst du mich hier her?" "Ich muss dir noch was sagen" ich guckte ihn erwartungsvoll an "dein Bruder hat sich dieses Zimmer mit Noah geteilt und er war auch derjenige, der das Zimmer so aufgefunden hat. Er hat anonym bei dem Direktor angerufen und hat ihn aufgefordert, ins Zimmer zu kommen da hier was schlimmes passiert ist, aber keiner wusste dass Noah es war, der angerufen hat. Er kam nämlich dann erst 30 Minuten später als der Direktor kam und tat so als wüsste er nichts davon. Er meinte er wäre in der Schwimmhalle gewesen. Also wenn du mich fragst, hat er auf jeden Fall etwas mit dem verschwinden von Liam zu tun."

Warte. Was? Ich verstehe nichts mehr. Mein Bruder war mit Noah in einem Zimmer? Ich bin verwirrt. "Woher weißt du das alles? Nicht mal die Polizei konnte uns sagen wer den Direktor alarmiert hat" "wie gesagt Liam war ein guter Freund von mir, ich bin da ein wenig hinter her gegangen und hab das heraus gefunden."

Noah hat also den Direktor gerufen. Ich müsste unbedingt mit ihm reden aber noch nicht jetzt, erst wenn ich mehr wüsste. Ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass mir auch irgendwas passierte. Ich muss heraus finden was sich dahinter verbirgt.

"Dankeschön"

Liam nickte, ich ging an ihm vorbei zur Tür, öffnete diese und Verlies den Raum.

Ich konnte und wollte mich jetzt nicht länger mit ihm in einem Raum befinden und vor allem nicht in diesem.

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