Kapitel 4

"Woher kennst du ihn, Kate" Wir sind in die Bibliothek gegangen  um zu reden. Ich weiß nicht ob ich Louis die Wahrheit sagen will, ich hatte zwar nichts zu befürchten aber trotzdem hatte ich Angst, dass er mich dann mit anderen Augen ansehen würde. Das Mädchen dass ihren Bruder verloren hat und jetzt verzweifelt versucht ihn wieder zu finden.

"Ich kenne ihn gar nicht, es interessiert mich einfach nur. Was glaubst du, was mit ihm passiert ist?" Bevor ich überhaupt zu Ende denken konnte, waren die Worte schon ausgesprochen. Vielleicht war es besser so, wenn erstmal keiner wusste, dass ich Liams Schwester war.

"Ich weiß es nicht" Louis stand abrupt auf und ging in Richtung Ausgang. Er lügt. "Louis bleib stehen! Bitte!" Ich rannte ihm hinterher, plötzlich blieb er einfach stehen und drehe sich in meine Richtung. Bevor ich überhaupt reagieren konnte knallte ich volle Kanne in seine Brust, hätte er mich nicht an meiner Hüfte festgehalten, wäre ich wahrscheinlich wieder zurück auf den Boden gefallen und das würde sehr schmerzhaft enden.

Ich blickte nach oben in sein Gesicht, erst jetzt merke ich wie nahe wir uns eigentlich waren. Er sah gar nicht so übel aus, eigentlich sogar sehr gut, das fiel mir schon im Café auf. Meine Wangen färbten sich rosa und sofort fing ich vor Scham an zu glühen. Ich entfernte mich ein Stück von Ihm, seine Hände blieben jedoch immer noch auf meiner Hüfte liegen. "Es tut mir leid" Sagte ich aber wusste gar nicht wofür ich mich eigentlich entschuldigte. "Komm mit in mein Zimmer" ich habe mich doch wohl verhört? Ist das sein Ernst? Der denkt doch nicht ehrlich ich gehe mit zu ihm in sein Zimmer? Grade wollte ich ihn anschnauzen, da fing er an zu lachen "nein, du verstehst mich falsch. Da können wir in Ruhe über Liam sprechen, ohne dass uns fremde Ohren zu hören." Ich schaute mich um und tatsächlich fast alle starrten uns an. Ich nickte Louis zu.

Warum waren alle so seltsam wenn es um mein Bruder ging? Oder bildete ich mir das nur ein?

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"Fang an" ich saß auf Louis Bett und wartet gespannt drauf bis er anfing zu reden. Sein Zimmer war nur paar Türen weiter als meins und beide Seiten des Zimmer waren eher in Dunkeln Tönen gehalten. "Erst sagst du mir warum du dich so sehr dafür interessierst" ist das sein Ernst ?

"Das habe ich dir doch schon gesa.." "Nein, du lügst!" Er unterbrach mich mitten im Satz. Ich musterte Louis und dachte nach. Früher oder später würden das eh alle wissen, also konnte ich ihm das auch jetzt schon sagen.

"Ich bin seine Schwester"

Louis Augen weiteten sich, jedoch sagte er nichts dazu. Wir saßen bestimmt 10 Minuten stumm da bis er die Stille brach "natürlich, warum ist mir das nicht schon früher aufgefallen? Diese dunklen Haare und diese blauen Augen" er zog mein Arm zu sich und krempelte mein Ärmel bis zum Ellbogen hoch, auf der Innenfläche meines Unterarms waren drei kleine Herzen tätowiert, das letzte davon war ausgemalt.

"Du bist wirklich seine Schwester" "Ja aber woher weißt du das mit den Tattoos?" Meine Brüder und ich hatte alle das selbe Tattoo, nur das bei Kai das erste Herz ausgemalt war, da er der älteste war und bei Liam das in der Mitte. "Er war ein guter Freund von mir.." ich wartete bis er weiter erzählte.

"Es war ein warmer Oktobertag als er verschwand, wir hatten wie fast jeden Sonntag Zusatz Training. Er war den ganzen Tag schon so komisch, Kate und jedes mal als ich ihn fragte was los sei Blockte er ab. Nach dem Training war er der erste der verschwand, er hatte sich nicht mal umgezogen. Ich machte mir die ganze Zeit sorgen um ihn, deswegen bin ich zu ihm aufs Zimmer gegangen, als ich dort ankam stand die Tür offen. Das einzige was ich sah als ich rein kam war das Blut auf dem Boden.."

Als ich das Wort Blut hörte, versteifte sich mein Körper automatisch. Natürlich wusste ich davon, die Polizei hat uns das am selben Tag noch erzählt, trotzdem war es immer ein komisches Gefühl das zu hören.

"Weißt du was da passiert sein könnte? Oder wohin er vielleicht gegangen ist?"
"Kate wenn ich das wüsste, würde ich hier nicht sitzen." Ich kann es nicht mehr hören. Keiner weiß irgendwas. Keiner sagt irgendwas, was ich noch nicht weiß. Ich will doch nur meinen Bruder wieder finden und ihn in meine Arme nehme. Könnte ihr euch vorstellen wie schlimm es ist, einen Menschen zu verlieren den man so sehr liebt? Mein Bruder ist alles für mich! Ich will ihn wieder bei mir haben, er soll mich wieder ärgern und mit mir bis in die Nacht Horrorfilme gucken, damit ich die nächsten Nächte nicht alleine schlafen konnte und zu ihm ins Bett krabbelte, damit er mich beschützt. Das eine Jahr, welches er hier auf dem Internat war, konnte wir das alles natürlich auch nicht machen aber da wusste ich wenigstens wo er ist und das er lebt.

Ich merkte gar nicht das mir die Tränen runter liefen, bis Louis seine Hand auf meine Wange legte und meine Tränen vorsichtig wegwischte. "Es tut mir so leid, Kate" er schaute mich traurig an, nicht Mitleidig, es war wirklich Trauer in seinem Gesicht, denn er hatte auch ein Freund verloren und wusste nicht wo er war.

Ich weiß nicht warum aber ich umarmte Louis, ich fühle mich bei ihm wohl und geborgen. Er war für mich da und er konnte meine Trauer wenigstens ein bisschen verstehen.

Ich löste mich wieder von ihm, doch er zog mich wieder zu sich und bevor ich überhaupt irgendwas realisieren konnte presste seine Lippen auf meine.

W..? Wa..? Was passiert hier?

Ich war wie hypnotisiert, ich konnte mich nicht bewegen, sagen erst recht nicht - wie auch wenn er mich küsste?

Seine Lippen fühlten sich weich an und es war ein schöner Kuss, ein Kuss voller Trauer aber schön. Ich weiß, ich kannte ihn nicht mal richtig aber ich brauchte das jetzt einfach. Nutze ich ihn aus, um nicht alleine daran zu zerbrechen? Kann sein. Aber er hatte mich als erstes geküsst. War das eine Ausrede? Kann sein.

Er strich mit seiner Zunge über meine Lippen und ich gewährte ihm Eintritt. Der Kuss war nicht wild, er war langsam und gefühlvoll. Welches Gefühl? Nur Trauer, mehr nicht. Ich ließ mich immer mehr in diesen Kuss sinken.

Auf einmal wurde die Tür aufgerissen. Ich sprang sofort von Louis weg und blickte zur Tür. Wen ich dort erblickte schockierte mich.

Das kann doch nicht wahr sein.

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