Ich wusste nicht, dass Trennungen länger dauern als drei Stunden vierunddreißig.

Der Prozess, sich zu entzweien dauert lange. Manche sagen, die Hälfte der Zeit, die man zusammen war. Also in unserem Fall 2 Jahre und eine Woche.

Ich versuche mir vorzustellen, wie es mir in zwei Jahren und einer Woche geht. Vielleicht bin ich verheiratet, doch der Gedanke bringt mich zum Weinen. Vielleicht bin ich immer noch unglücklich, und das bringt mich auch zum Weinen. Wie kann es genau so schlimm sein, glücklich zu sein oder unglücklich zu sein?

Ich hoffe, du bist nie unbedeutend für mich. Ich hoffe, aber auch du bleibst nicht alles für mich.
Ich hoffe, ich kann wertschätzen, was du für eine besondere Person du für mich warst.
Ich hoffe, wir können Freunde sein.
Ich hoffe, ich brauche dich nicht.
Ich hoffe, ich kann dich eine Weile nicht sehen, damit ich sehen kann, wie es ohne dich ist.
Ich hoffe, ich renne nicht zu dir zurück, weil ich ohne dich nicht leben kann. Oder weil ich es nicht aushalte alleine zu sen.

Ich hoffe, ich renne zu dir zurück, weil ich merke, dass du wirklich wahrhaftig ohne jeden Zweifel meine große Liebe bist und wir sind bis ans Ende unserer Tage glücklich und mir und dir fehlt es an nichts und wir vermissen niemals eine Person, die es nicht gibt, weil wir einander alles bieten

-aber so ist es nicht.

In Wirklichkeit geht es mir gar nicht so schlecht und das fühlt sich wie der größte Verrat an dir an, den ich begehen könnte.

Worüber ich dann wiederum weine.

Zwei Wochen weine ich jede Nacht, wenn es dunkel wird und ich dich normalerweise eng in meine Arme gezogen hätte und wir ineinander verschlungen eingeschlafen wären. Doch nun ist da nur die Nacht und ich und meine Gedanken und meine Einsamkeit.

Ich schlafe mit einer Kommilitonin, die ich auf einer Hausparty kennenlerne. Sie ist schöner als du, und ich fühle mich wie das größte Arschloch ever, als mir das auffällt. Eine Weile befällt mich die Aufregung einer neuen Person, bewundere ihre Schönheit und jede neue Information über sie, die ich ergattere. Aber sie hat nicht deinen Sinn für Humor, nicht deine Eleganz und sie ist so egoistisch. Und als ich es mit ihr nach ein paar Treffen beende, fühle ich mich einsamer als je zuvor.

Wie konnte ich nur denken, dass der Platz, den du in meinem Leben eingenommen hast, einfach zu ersetzen ist? Ich sehe dich in einer Vision aus Wut und Rot, wie du über meine Dummheit lachst. Und der Liebeskummer trifft mich so schmerzhaft, wie am ersten Tag.

Gott, ich vermisse dich so sehr. Ich vermisse deinen Duft und wie du dich anfühlst, wie du mit mir lachst oder mich daran erinnerst, mein Essen zu würzen. Seit du nicht mehr da bist, muss ich ständig nachsalzen. Seit du nicht mehr da bist, ist mein Bett kalt, sind meine Nächte einsam und meine Busfahrten zur Uni still.

Es ist vier Monate her und niemand hat mich gekuschelt. Ich merke es, als Mara aus dem Studium mich in einer Lernpause massiert. Ich fühle mich wie eine Wüste bei Regenfall.

Aber es könnte schlimmer sein. Denn mein Gejammer ist nur die halbe Wahrheit.

Es ist auch so, dass ich es mag, meinen Alltag alleine zusammenzustellen. Ich mag es, länger wachzubleiben, als du es immer wolltest. Ich mag es meine ganz eigenen Pläne für mein Wochenende zu machen, ohne dich nach deinen zu fragen. Letzte Woche habe ich mit Fardi zwei Wochen Italien ausgemacht ohne überhaupt jemanden zu fragen, ob ich soll.

Ich liege im Bett und meine linke Hand hält die rechte und nichts fehlt. Meine Welt ist ich geworden und seltsamerweise ist es in Ordnung.