Kapitel 31
"Was sollte das?"
"Was sollte was?"
"Warum hast du den Wein über Nodeth geschüttet?"
"Nun ja, ich bin betrunken, kann nicht mehr gerade gehen...", zählte ich auf. Und ich mochte sie nicht. "Also war es nicht aus reiner Absicht", sagte ich mit einem munteren Lächeln. "Und wenn du mich entschuldigst, ich muss zurück zu meinen Neffen und besten Freund, ich bin mir sicher, dass sie schon auf mich warten." Ich drehte mich um und machte zwei Schritte vorwärts.
"Warte." Legolas hielt mich an meinem Handgelenk fest und zog mich zurück.
"Was ist denn nun?", wollte ich wissen, fragend sah ich ihn an.
"Wer wird deine Begleitung für das Fest sein?", fragte er und ließ mich los.
Dies war eine gute Frage, Legolas.
"Schattenklaue", sagte ich.
"Ist das ein Witz?"
"Wieso sollte es ein Witz sein?"
"Er könnte Furcht und Schrecken auslösen wenn er erscheint."
"Dies ist mir bewusst", meinte ich. "Und es war auch nicht ernst gemeint. Ich möchte meine Fähigkeiten nicht sofort preisgeben. Ich weiß noch nicht, wer meine Begleitung sein wird. Theoretisch bräuchte ich gar keine, denn das Fest ist schließlich für mich."
"Ich bin mir sicher, dass du dir keine Begleitung suchen musst", ertönte eine andere Stimme.
Ich zog verwirrt die Augenbrauen zusammen und drehte mich um.
"Ada?", fragte der Prinz verwirrt, leicht schockiert. Doch wieso er schockiert klang wusste ich nicht.
"Thranduil?", fragte ich ebenfalls verwirrt.
"Was machst du hier?", wollte Legolas wissen.
"Deine Eltern schickten noch eine Einladung, auf der stand, dass ich auch diesem Fest beiwohnen solle", erklärte der König.
"Und wer kümmert sich jetzt um den Düsterwald?"
"Oh, die Bediensteten, Wachen und Bewohner kommen auch ein paar Tage ohne mich zurecht."
"Es freut mich Euch hier zu sehen, Thranduil", meinte ich. Jedoch fing ich an zu lallen, wie mir auffiel.
Belustigt hob der König die Augenbrauen. "Betrunken?"
Ich grinste ihn an. "Ein wenig."
Legolas blieb stumm, er sah nachdenklich aus.
"Gibt es dafür einen Anlass?"
"Heute war ein guter Tag", sagte ich. "Hier sind zum Großteil wunderbare Persönlichkeiten in meiner Nähe."
"Deine Familie unter anderem?"
"Ganz genau", antwortete ich mit einem zufriedenen Grinsen.
"Ada, Melwen muss keine Begleitung mehr suchen?", fragte nun wieder Legolas.
"Nein", sagte der König nüchtern.
"Legolas?", rief eine weibliche Stimme. Genervt verdrehte ich die Augen.
"Ich komme", rief er und nickte uns zu, bevor er sich umdrehte und zu Nodeth lief.
"Habe ich etwas verpasst?", fragte Thranduil.
"Das frage ich mich auch, Thranduil. Habe ich etwas verpasst, wenn ich keine Begleitung mehr brauche?"
"Ich werde deine Begleitung sein."
Meine Augen weiteten sich. "Was?"
Thranduil lachte belustigt auf. "Irgendwann muss mein Sohn doch etwas merken, nicht?"
"Oh...", murmelte ich. Das war komisch. Verdammt komisch.
***
"Du gingst alleine weg, kommst zurück und bringst einen König mit. Wie kommt das zustande, Melwen?" Belustigt blickte mich Elrohir an, bevor er aufstand. "Thranduil, es ist mir eine Ehre Euch wiederzusehen. Zwar sind die Umstände hier nicht wirklich passend für eine Begrüßung, doch hoffe ich, dass Ihr ein Glas Wein mit uns trinkt, wenn wir schon hier sind." Er setzte sich wieder.
Ich ließ mich wieder auf den Stuhl fallen und deutete mit meiner Hand auf einen Krug. "Es ist sogar Euer Lieblingswein hier, Thranduil."
"Mein Lieblingswein? Da kann ich wohl nicht nein sagen", erwiderte der König ebenfalls belustigt und nickte den anderen zu, die dieses Nicken erwiderten. "Welch Glück, dass ich Celeborn und Galadriel bereits begrüßte."
"Nehmt Euch einen Stuhl und setzt Euch zu uns", lud Elladan den König ein. "Man wird Euch gleich einen Kelch bringen." Sein Blick glitt zu mir. "Und dir gleich auch."
Dieser Abend endete wirklich in ein Besäufnis.
Die Bediensteten hatten bereits mehrere Kelche her geholt, falls noch mehr bei unserem Besäufnis teilnehmen wollten. Nachdem der König sich gesetzt hatte, wurden uns sofort zwei Kelche gebracht und befüllt, dankend nickte ich.
"Wie war Eure Reise, Thranduil?", fragte Haldir.
"Angenehm. Schließlich wurden die Orks die den Weg blockiert hätten umgebracht", meinte Thranduil und sah Herendir und mich abwechselnd an.
Mich traf es wie ein Blitz. "Oh nein, bitte nicht...", murmelte ich und legte meinen Kopf kurz in den Nacken. Da war ja was.
"Orks?", fragte Elladan verwirrt nach.
"Nun, eigentlich schickte ich Celeborn und Galadriel einen Brief, wo drinnen stand, dass das Fest nicht in dieser Woche stattfinden kann, da sich in meinem Reich Orks ein Lager bauten. Melwen ließ ich nicht raus, zu ihrem Schutze." Sein Blick wanderte zu mir und ich sah ihn mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck an. "Doch Melwen musste den Brief gestohlen und eingetauscht haben, damit das Fest nicht verschoben werden musste. Eines Nachts wurden zwei Wachen geschickt bewusstlos geschlagen."
Am liebsten hätte ich meinen Kopf gegen die Tischkante geknallt.
"Woher wisst Ihr das, Thranduil?"
"Durch Spähern, die dich, meinen Sohn und deine Freunde kämpfen sahen. Den Rest konnte ich mir selbst erschließen, nachdem meine Wachen mir den Vorfall erzählten."
"Interessant", sagte nun Elrohir. "Unsere Tante missachtet also Befehle. Kommt dir das bekannt vor, Bruder?"
"Allerdings", meinte Elladan grinsend.
Ich seufzte auf und nahm meinen neuen Kelch in die Hand. "Es war mir bewusst, dass es auffallen würde. Doch dass Ihr so lange brauchtet, Thranduil, wundert mich." Mit einem Lächeln legte ich den Kelch an meine Lippen und trank von dem Wein.
Der König schüttelte belustigt den Kopf und fing eine Unterhaltung mit den anderen an.
Mein Blick glitt durch den Raum.
"Sohn, schön dass du wieder hier bist", ertönte Thranduils Stimme. "Mit Nodeth, wie ich sehe...", murmelte er.
Ich verdrehte die Augen.
"Seid gegrüßt, König Thranduil!", meinte sie sehr höflich.
Mein Blick blieb bei Eriassa hängen. Sie blickte zu uns.
"Entschuldigt mich", murmelte ich, stand auf und lief mit meinem Kelch zu Eriassa.
Ich schwankte ein wenig und drohte das Gewicht zu verlieren, doch das junge Mädchen sprang auf um mich noch rechtzeitig zu stützen. Dankend lächelte ich sie an, als sie mir meinen Kelch abnahm und mich zu dem Tisch führte.
Sie schob einen Stuhl etwas nach hinten und ich ließ mich erleichtert drauf fallen. Sie setzte sich mir gegenüber, sodass ich sie verdeckte, denn ich saß mit dem Rücken zu den anderen gerichtet.
"Warum sitzt du hier alleine?", wollte ich mit einem fragenden Blick wissen.
"Ich konnte nicht schlafen und nur hier ist was los", erklärte sie.
"Ist denn niemand mehr aus deinem Stamm wach?"
"Nein", meinte sie.
"Eigenartig", sagte ich. "Anscheinend genießen sie den Schutz hier und schlafen sich vollkommen aus."
Ihr Blick fiel kurz auf den Kelch, der auf der Mitte des Tisches stand.
"Darf ich Euch etwas fragen?"
"Natürlich."
"Wie habt Ihr die-"
"Sag doch ruhig du zu mir."
Sie lächelte und legte ihre Hände auf den Tisch. "Tat es weh, als du diese Tätowierungen bekamst?"
"Ob es weh tat?" Ich sah kurz auf meine Arme. "Eigentlich nicht, nein."
"Nicht?" Sie sah ebenfalls kurz auf meine Arme. "Bei den vielen Stichen muss es doch weh getan haben!"
"Nun ja, ich wurde nicht tätowiert", erklärte ich.
Verwirrt sah sie mich an. "Was?"
"Die Tätowierungen sind in diesem Jahre erschienen. Als ich sie zum ersten mal sah, war ich sehr schockiert."
"Wie geht das?", fragte sie verwirrt nach.
Ich schmunzelte. "Das sage ich dir vielleicht wenn ich dich besser kenne."
"Aber das wird doch noch eine Ewigkeit dauern!"
"Sei so geduldig wie ich."
Eriassa seufzte auf. "Geduld ist leider nicht meine Stärke."
Ich lachte. "Als ich noch ein Kind war, war ich alles andere als geduldig."
"Das ist bestimmt schon eine Weile her, oder?"
"Für die Menschen schon, ja."
"Wie alt bist du, wenn ich fragen darf?"
"Sei dir gewiss, dass ich schon ein ganzes Zeitalter miterlebt habe."
"Bei den Göttern...", murmelte sie. "Das könnte ich mir nicht vorstellen." Plötzlich fing sie an zu lachen, ihr Blick war nicht mehr auf mich gerichtet.
Verwirrt sah ich sie an. "Was ist so lustig?"
"Dreh dich um."
Ich hob meine Augenbrauen und drehte mich um. Was ich dort sah, ließ mich zweifeln.
Es ließ mich wirklich sehr zweifeln.
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