Kapitel 28
"Was... war das?" Legolas blickte verwirrt zu dem Tisch und ich zuckte ahnungslos ruhig mit den Schultern.
Als er mich los ließ, verschwand die plötzliche, wunderbare Ruhe in mir und ich schluckte, um mich zusammen zu reißen.
Die Wachen sahen ebenfalls verwirrt aus.
"Entzündete und erlosch sich das Feuer wegen Euch?", fragte einer.
Ich nickte leicht. "Ich denke schon...", murmelte ich perplex. Dann räusperte ich mich, um mich zu sammeln. Ich durfte keine Verwirrung oder Schwäche zeigen. "Nun denn, ich danke euch für eure Sorge um mich. Ihr könnt gehen. Alle."
"Aber der Tisch muss repariert werden!", sagte die linke Wache verwirrt.
"Dafür findet sich morgen Zeit. Geht schlafen und ruht euch aus, meine Herren."
"Das würden wir sehr gerne, doch wir dürfen unseren Dienst nicht abbre-"
"Darum werde ich mich schon kümmern", erwiderte ich. "Falls es Probleme mit Galadriel, Celeborn oder Haldir geben sollte, werde ich dafür sorgen, dass euch keine Strafe trifft. Und nun meine Herren, gute Nacht."
Die Wachen nickten dankend und wünschten mir noch eine gute Nacht, bevor sie verschwanden. In ihren Augen war die Freude und Zuneigung zu erkennen. Nur noch Legolas stand bei mir und ich blickte ihn neutral an.
Wortlos lief ich zu dem Schreibtisch und blieb neben ihm stehen. Aus den Blättern war nun Asche geworden, der Behälter für die Tinte war ebenfalls Asche und die Oberfläche war mit schwarzer Farbe gefärbt. Ich hatte gedacht, dass Legolas ebenfalls dieses Zimmer hier verlassen würde, aber dies tat er nicht.
Langsam drehte ich mich um, als ich mich mit einer Hand an dem Tisch abstützte. "Auch du kannst gehen, Legolas." Ich hob meinen Blick und sah ihn an.
"Was ist wenn ich nicht gehen möchte? Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht, Melwen. Dich bedrückt etwas."
Seufzend wandte ich meinen Blick wieder von ihm ab und sah auf die Asche des Papiers. "Wenn du nicht gehen möchtest, werde ich dich dazu zwingen müssen. Doch das will ich nicht, ich möchte nicht eine meiner Begabungen bei dir anwenden. Also bitte ich dich, Legolas, sei so gut und verlasse mein Gemach... Ich bra-" Abrupt hörte ich auf zu sprechen, als ich bemerkte, dass er nah hinter mir stand.
"Du brauchst jemandem zum reden." Er legte seine Hände an meine Hüfte und drehte mich zu sich. "Ich mache mir doch bloß Sorgen um dich. Du bist nie so... bedrückt, anders. Du strahlst sonst eine gewisse Lebensfreude aus, du bist offen für alles und jeden Mist." Er hielt kurz inne und griff nach meinen Händen. "Also, Melwen... Sprich mit mir. Bitte."
Ich schluckte und sah ihn an. "Na schön", hauchte ich und nickte leicht. "I-ich... Ich habe einen Fehler gemacht, Legolas. Ich bin mir sicher, dass es einer war. Ich weiß nicht, wie ich als bald bekannte Tochter von den Herren Lóriens zurecht kommen soll. Ich möchte wieder die alte, bedeutungslose Melwen Ithildin sein. Die, die nie Probleme wegen ihren Gefühlen oder sonstiges hatte. Meine Gefühle machen mich verrückt. Es ist ein reines Chaos. Mal bin ich wütend, mal glücklich, mal traurig. Ich kann kaum mehr richtig denken, Legolas."
Legolas schüttelte den Kopf. "Du wirst nie bedeutungslos sein. Nicht für mich. Niemals."
Ich stockte. Er atmete tief ein und aus.
"Melwen, da du mir etwas anvertraut hast, möchte ich dir nun auch etwas anvertrauen."
Erwartungsvoll sah ich ihn an.
"Ich bin mit Nodeth zusammen. Wir lieben uns."
Und mein Herz wurde so eben aus meiner Brust gerissen und zertrampelt.
Mein Gesichtsausdruck war undefinierbar, ich ließ meine Hände aus seine fallen und blinzelte.
"Du... Du bist mit Nodeth... mit Nodeth zusammen?", wiederholte ich fassungslos. "D-das ist..."
"Freust du dich denn gar nicht?"
Ich versuchte mich an einem freudigen Lächeln, aber es fiel immer wieder für eine kurze Zeit. Ich riss mich zusammen. "Doch, natürlich! Ich wollte sagen, dass das fantastisch ist!"
Erleichtert atmete mein Gegenüber aus und lächelte. "Ich wusste, dass du es akzeptieren wirst. Nur wird es bei Aragorn schwieriger."
"Oh, ähm, ja. Natürlich akzeptiere ich es, denn ich meine... Es ist... Glück?"
Mein Herz schmerzte fürchterlich und ich kämpfte stark gegen die Tränen an.
"Ja, das ist es. Nun denn, Melwen, ich wünsche dir eine gute Nacht."
"D-danke." Ich nickte leicht. "Äh... Gute Nacht, Legolas."
Er lächelte mich an und verließ mein Zimmer. Nachdem er die Tür geschlossen hatte und ich mir sicher war, dass er nun außer Hör- und Reichweite war, trat ich frustriert gegen das Bett und ließ mich mit einem frustrierten Schrei drauf fallen.
Die Tränen liefen nun hemmungslos aus meinen Augen und ich fing an laut zu schluchzen.
Warum musste ich solch ein Pech haben? Konnte ich nicht einen Funken Glück haben? Musste es unbedingt Nodeth, die Elbin die ich über alles hasste sein? War ich nicht gut genug? Was hatte sie, was ich nicht hatte? Warum erkannte er nicht, dass sie eine falsche Schlange war?
Innerlich ging ich kaputt. Mein Herz war gebrochen, meine Gefühle ein Chaos und meine Seele war nicht mehr die selbe. Als Nodeth noch nicht im Düsterwald war, war alles besser. Es gab Chancen für mich und ihn, doch nun waren sie wohl hinüber.
Plötzlich packte mich blanke Wut.
Ich war wütend, dass ich mich von meinen Gefühlen hatte unterkriegen lassen. Ich war wütend, dass Nodeth wohl besser war als ich. Ich war wütend, dass ich Haldir einfach stehen ließ und ich war verdammt nochmal wütend, dass ich nicht sofort die Gelegenheit ergriffen hatte den Düsterwald zu verlassen.
Als ob ich automatisch gesteuert wurde, sprang ich auf und nahm die erst beste Vase die ich bekommen konnte und ließ sie frustriert auf den Boden schmettern. Völlig aus der Fassung gebracht lief ich zu dem Schrank und fegte die ganze Dekoration herunter.
Die Tür flog unerwartet auf und die Wut verflog, als ob sie nie da gewesen wäre. Ich schluchzte auf und sah Aragorn entgegen.
Entsetzt trat er ein und schloss die Tür, kam auf mich zu und zog mich in seine Arme. Ich sackte in seinen Armen zusammen, schlang meine Arme um ihn und fing an jämmerlich ohne Ende zu weinen, bis die Tränen weg waren.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top