Kapitel 17

"Ich kann nicht mehr laufen!", jammerte einer der Zwerge. "Meine Beine fühlen sich wie Steine an!", maulte ein anderer. "Seid Ihr Euch sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte ein anderer. Ich blieb ruckartig stehen und stöhnte frustriert auf. "Na schön! Dann machen wir eben eine Pause, und ja, wir sind hier richtig!", rief ich aus und drehte mich um. Drei Zwerge erwarteten nicht, dass ich stehen blieb und rannten mit voller Wucht gegen mich. "Oh verdammt!", ich fiel beinahe durch die Wucht der drei Zwerge auf den Boden, jedoch hielt Legolas mich vor dem Sturz auf. Die Zwerge lagen bereits auf dem Boden und lachten über ihr Missgeschick. Ich seufzte genervt auf, als ich die Zwerge sah und sah hoch zu Legolas. "Ich halte das nicht aus, Legolas!", zischte ich leise und deutete kaum merklich zu den Zwergen. "Sie gehen mir auf die Nerven mit ihrer Tollpatschigkeit, mit ihrer Sturheit, mit ihrem Jammern, und mit ihrem grauenvollen Gesang! Wenn sie wenigstens singen könnten, wäre es ja halb so schlimm, aber dies können sie nicht!", sprach ich verärgert und löste mich aus dem Griff Legolas'. Die Zwerge brachten mich zur Weißglut, sie waren schlimmer als Orks!

"Ich muss hier weg!", beschloss ich und lief in eine andere Richtung. "Schattenklaue, pass auf die Zwerge auf, ich komme alleine zurecht!", befahl ich wütend.

Eine Hand umschloss mein Handgelenk und ich blieb stehen, um Legolas anzusehen. Herendir beschäftigte sich mit den Zwergen und schien sich mit ihnen großartig zu verstehen. "Aniron ni erui!", rief ich verärgert aus und riss mich los, die Zwerge und Herendir wurden nun auf Legolas und mich aufmerksam.

"Wo gehst du hin?", fragte Legolas und sah mich an. "Dorthin, wo mich niemand zur Weißglut bringt!", sagte ich und lief weiter, gefolgt von Legolas. Als wir weiter entfernt von den Zwergen und Herendir standen, blieb ich stehen und drehte mich zu Legolas. Nun befanden wir uns auf einer Lichtung, etwas weiter entfernt von den Zwergen.

"Warum folgst du mir?!", verlangte ich zu wissen und schenkte ihm einen meiner bösesten Blicke. "Wenn es dir lieber ist, kannst du im Düsterwald bleiben. Wie ich sehe, kommst du nicht zurecht mit den Zwergen. Keineswegs! Du gibst ihnen noch nicht mal eine Gelegenheit dir zu zeigen, dass sie nicht so schlimm sind wie du denkst!", sagte er und sah mich mit dem gleichen Blick an. "Dann kannst du zu meinem Vater gehen und dich gemeinsam mit ihm über Zwerge aufregen, denn wie es scheint empfindest du den selben Hass auf Zwergen wie er!", sprach er verärgert aus. "Vielleicht sollte ich das wirklich, ja!", sagte ich ebenso verärgert. "Du bist nicht besser als er. Kein Stück!", gab er zurück. "Ich bin kein Stück besser als er?", lachte ich laut auf. "Soweit ich weiß behandle ich dich um einiges besser als er!" Er wollte gerade etwas sagen, jedoch unterbrach uns jemand.

"Verzeiht, wenn ich Euch störe, doch ich muss Euch etwas mitteilen.", verärgert sah ich zu der Person, die uns gerade unterbrach. "Was müsst Ihr uns mitteilen?!", fragte ich erbost und sah ärgerlich zu der Wache.

"Der König erwartet Euch, Euch beide.", erklärte er. "Weshalb?" "Er sagte, er müsse Euch etwas mitteilen. Eine Nachricht von Celeborn.", der Elb sah zu mir. Celeborn? "Und Euch erwartet er,", er sah zu Legolas, "weil ein Freund von Euch in den Hallen des Königs auf Euch wartet." "Wer?", fragte Legolas.

"Aragorn von den Dúnedain.", beantwortete der Elb die Frage. "Aragorn? Ich werde mich sofort dorthin begeben. Ich danke Euch für die Information, Baradir.", sagte Legolas und begab sich wieder zu den Zwergen.

"Sagt dem König, dass ich mich in Kürze bei ihm befinden werde.", und somit verschwand auch ich und lief Legolas hinterher. Ich musste mein Pferd holen, denn ohne Lagorsûl ging ich nicht weg. Außerdem wollte ich ihn nicht bei den Zwergen lassen.

"Planänderung, Ihr werdet mit mir zu den Hallen meines Vaters kommen, jedoch nicht als Gefangene, sondern als Gäste. Falls man versuchen sollte Euch einzukerkern, werde ich mich darum kümmern.", hörte ich Legolas zu den Zwergen und Herendir sagen, als ich ankam. "Wenn wir uns wieder auf den Weg zu Eurem Berg begeben werden, wird Melwen uns nicht mehr begleiten." Sofort richteten sich alle Blicke auf mich und ich verdrehte die Augen.

"Was ist so spannend?", fragte ich gereizt und lief zu meinem Pferd. "Warum werdet Ihr uns nicht weiterhin begleiten?", ertönte die Stimme Mendris. "Wei-", wollte ich anfangen, jedoch unterbrach mich der Zwerg mit dem kürzeren Bart, Durak.

"Das ist doch wunderbar, dann sind wir endlich dieses elendige Elbenweib los! Wird ja auch mal Zeit! Diese Elbenweiber sind für nichts zu gebrauchen, also wird es kein Unterschied machen, ob sie uns nun begleiten wird oder nicht. Ich habe es euch gesagt, dieses Wei-" "Sagt das nochmal.", unterbrach ich Durak erzürnt. "Was? Meint Ihr etwa Weib? Nur zu gerne. Ihr seid ein elendiges, nutzloses, dummes, schwaches, grauenhaftes, widerliches Weib." Seine Freunde versuchten ihn während seiner Wörter zu unterbrechen, doch Durak ließ sich nicht beirren. "Ihr seid der Grund, warum Eure Eltern gestorben sind. Weil ihr zu unfähig wart sie zu retten, zu dumm.", sprach er weiter und kam mir näher, nun versuchte Herendir ihn zu stoppen. "Durak, bist du denn des Wahnsinns?!" "Spinnst du?!" "Verdammt, hör auf Durak!", immer wieder versuchten seine Freunde ihn zu stoppen, doch half es nicht. Der Zwerg wusste von dem Tod meiner Eltern, er hatte gestern Abend alles gehört.

Ich keuchte auf und ging einige Schritte zurück. Wie konnte er es wagen, so etwas zu sagen? Die blanke Wut erfasste mich und ich sah diesen Zwerg hasserfüllt an. "Wie könnt Ihr es wagen?!", rief ich laut und zog augenblicklich mein Schwert. Ich wollte auf ihn stürmen, ihn umbringen, jedoch hielten Legolas und Herendir mich fest und nahmen mir das Schwert aus der Hand.

"Lasst mich sofort los! Ich werde diesem Zwerg zeigen was er davon hat!", schrie ich und versuchte mich los zu reißen. "Beruhige dich!", rief Legolas und verstärkte seinen Griff. "Ich habe gesagt, lasst mich los!", rief ich wieder aus und benutzte die Mondkraft. Augenblicklich ließen meine Freunde mich los und ich griff nach meinem Bogen. Ich legte einen Pfeil auf die Sehne des Bogens und schoss ihn auf den widerlichen Zwerg ab. Jedoch traf er nicht das Ziel, nein, er prallte gegen ein Schild ab.

"Melwen, beruhigt Euch!", rief nun Mendri. Legolas schlug meinen Bogen weg und hielt mich wieder fest. "Verdammt Melwen!", rief Herendir, nachdem auch er mich wieder im Griff hatte.

"Was ist los, Weib? Habt Ihr nicht mehr drauf?", rief Durak belustigt und sah mich an. "Hör auf du Brausekopf!", rief Algrim erbost zu Durak. Ich verwendete wieder die Mondkraft und warf ein Messer auf Durak. Dieses traf ihn in seinem Bein und er tat so, als ob er es gar nicht spürte. Er zog es wieder hinaus und wollte es zurück werfen, doch schon hatte er das nächste Messer in seinem Körper zu stecken. Nun rannten zwei Zwerge auf mich zu und hielten mich fest. Er feuerte ein Messer auf mich und es traf mich, da ich mich durch die Zwerge nicht bewegen konnte. "Oh verdammt!", rief ich, als ich das Messer in meinem Bein spürte. Wütend sah ich zu Baschurr der mich festhielt. "Lasst mich los.", sagte ich als ich in seine Augen sah. Das selbe tat ich bei Dwinbar und wollte zu Durak stürmen, jedoch hielten mich wieder die Freunde des Zwerges auf.

"Melwen!", Herendir stellte sich vor mich, sodass ich nicht mehr diesen abscheulichen Zwerg sehen konnte. "Beruhige dich Melwen! Das ganze willst du doch gar nicht! Ich weiß wie du dich fühlst, du hast es mir so oft gesagt. Melwen, lass dich nicht von dieser Wut packen, kämpfe gegen sie an. Lass den Zwerg reden, er hat nicht re-" "Er hat recht.", schluchzte ich auf.

"Ich hätte sie retten können Herendir. Ich habe es nicht geschafft, hörst du? Ich war zu dumm. Ich konnte sie nicht retten!", flüsterte ich, riss mich aus den Griff der Zwergen und drehte mich um. Ich zog das Messer aus meinem Bein und keuchte auf. "Melwen, das stimmt nicht. Du warst zu diesem Zeitpunkt an einem anderen Ort, du hättest sie nicht retten können." "Was ist los Weib?!", hörte ich den Zwerg rufen.

"Schattenklaue.", sagte ich mit leiser, zerbrechlicher Stimme. Der schwarze vertraute Schatten erschien wenige Sekunden später vor mir. "Meine Herrin." Ich wischte die Tränen weg und sah meinen Drachen an.

"Verdammt, sieh was du angerichtet hast Durak!", schrie nun Hargin Durak an. "Wegen dir werden wir sterben!", rief Baschurr. "Nicht wenn wir sie umbringen!", sagte Durak laut. Die Zwerge schnappten fassunglos nach Luft. "Das ist nicht dein Ernst!", rief Mendri wütend.

"Erst musst du an mir vorbei!", rief Herendir. Ich drehte mich um und sah Legolas und Herendir vor mir stehen. "Durak, du bist zu weit gegangen. Du warst mir schon immer ein Dorn im Auge.", sagte nun Mendri und stellte sich neben Herendir. "Wenn du sie töten willst, musst du auch an mir vorbei." "An mir auch.", ertönte die Stimme des alten Algrims, der sich neben Legolas stellte.

"Das könnt ihr nicht Ernst meinen?! Ihr schlägt euch auf die Seite des Weibs?!", rief Durak wütend. "Es tut mir leid, doch Mendri hat Recht.", sagte Hargin und stellte sich neben Algrim. Kurz darauf standen auch Dwinbar und Baschurr bei uns. Ich stellte mich hinter Hargin um Durak zu sehen.

"Ihr seid solche Weicheier, ihr stellt euch doch tatsächlich auf die Seite eines Weibs!", rief Durak aufgebracht. Wütend sah ich zu ihm. "Habt Ihr noch letzte Worte, Rasenschmuck?", zischte ich. "Ihr sollt sterben, allesamt!", rief der Zwerg und warf mein Messer, welches er in der Hand hatte auf mich zu. Schattenklaue schoss dazwischen und wehrte das Messer ab. Er umkreiste den Zwerg und ließ ihn nicht aus den Augen. Durak versuchte sich seine Angst nicht anmerken zu lassen, jedoch scheiterte er bei diesem Versuch kläglich.

"Was soll ich mit ihm machen?", fragte Schattenklaue mich mit seiner dunklen Stimme belustigt und kam Durak näher. "Sorge dafür, dass er sich nicht mehr bewegen kann. Den Rest werde ich erledigen.", donnerte ich wütend und fixierte Durak mit meinen Augen. "Ich habe noch viel mehr drauf, Zwerg. Mehr als Ihr ahnen könnt.", sagte ich mit einem bösen Grinsen auf den Lippen. "Auf Euren Befehl.", sagte Schattenklaue belustigt.

"Los." Und schon stürzte sich der Schattendrache auf Durak. Der Zwerg schrie vor Schmerzen auf und versuchte sich zu wehren. Nun war nicht nur sein Bart um einiges kürzer, nein, nun war auch sein Bein kürzer. Lächelnd trat ich humpelnd vor die Zwerge und die zwei Elben. "Ich danke dir, Schattenklaue.", sagte ich und humpelte zu dem am Boden liegenden Zwerg.

"Lasst mich in Ruhe!", rief Durak und wandte sich auf der Erde. Ich sah zu ihm hinunter und musterte ihn.

"Hättet Ihr mich nicht provoziert, würdet Ihr dies hier nicht durchmachen müssen. Jedoch habt Ihr die Warnung Herendirs nicht wahr genommen, und jetzt seht was Ihr davon habt. Ihr sagt, ich habe nichts drauf? Nun dann sagt mir, warum liegt Ihr am Boden?", fragte ich provozierend und kniete mich zu ihm hinunter, wobei die Stichwunde an meinem Bein deutlich zu spüren war.

"Euch sage ich gar nichts mehr, Elbenweib! Nur zu, bringt mich um!", sagte er und wollte mich anspucken, jedoch drückte ich auf seine Wunde, wodurch er aufschrie. Ich lächelte und sah ihm in die Augen. "Ihr habt schon genug gelitten, Zwerg.", sagte ich, als ich das Kampfmesser mit meiner Hand fester umschloss und mich weiter zu ihm hinunter beugte. "Nun lasse ich Euch nicht mehr leiden.", ließ ich ihn wissen, als ich das Messer in seine Brust stach. "Nein, jetzt lasse ich Euch leiden!", sagte der Zwerg in dem Moment, als ich das Messer in seine Brust führte und stach mit seiner letzten Kraft das Messer, welches ich vorhin auf ihn warf, in meine Brust.

Ich keuchte auf und sah hinunter zu dem toten Zwerg. "Melwen? Geht es dir gut?", fragte jemand. Ich antwortete nicht und sah weiterhin zu dem Zwerg, der mir gerade ein Messer in die Brust gerammt hatte. "Melwen?", wieder antwortete ich nicht und ließ mich keuchend neben den Zwerg fallen.

"Herendir!", keuchte ich und blickte hoch zu den Bäumen. "Melwen!", rief jemand und kurz danach war jemand bei mir. Ich erkannte ihn nicht, da ich meine Augen geschlossen hatte. Ich atmete schnell und unregelmäßig, spürte die Schmerzen in meiner Brust und in meinem Bein. "Oh verdammt, dieser Zwerg! Wir müssen ihr helfen!", fluchte jemand wütend. "Mir geht es gut.", keuchte ich.

"Melwen, öffne deine Augen.", flehte jemand und ich versuchte sie zu öffnen, jedoch klappte es nicht. "G-gleich. Lass mich nur ein bisschen ausruhen.", keuchte ich und versuchte die Person anhand der Stimme zu erkennen. "Melwen, öffne deine Augen! Komm schon!" "Herendir?", fragte ich leise. "Melwen, ja, ich bin es! Jetzt öffne bitte deine Augen!", flehte Herendir. Ich versuchte es erneut und sah in Herendirs Gesicht. "O Eru, ja!", sagte er und sah mich an. "Wir werden dir helfen, hörst du?", versicherte er mir und ich nickte. Die Zwerge um mich herum sahen besorgt auf mich und einige knieten sich zu mir herunter.

"Sagt, wer sorgt für Unruhe in meinem Wald?", ertönte eine andere Stimme und ich spürte schwere Schritte auf dem Boden. Ich hob meinen Kopf leicht an, sah zu der Person die neu dazu kam und erkannte schwer die Silhouetten Thranduils und die der Wachen. Er hatte einige Krieger bei sich, einige kannte ich von ihnen. Der König saß auf seinem Elch, die Wachen und die Krieger auf ihren Pferden. Sie sahen mich schockiert an, ich jedoch lächelte sie gequält an und ließ meinen Kopf wieder fallen. "Ich finde das... Messer sollte langsam raus, denn... lange werde ich das nicht mehr aushalten.", brachte ich mit schnellem Atem heraus und sah Herendir an.

"Bei den Göttern, was ist denn hier passiert?!", stieß der König aus, als er den toten Zwerg und mich auf dem Boden liegen sah. Ich atmete tief ein und aus und wollte mich aufsetzen, jedoch drückte mich Herendir wieder hinunter und sah mich warnend an. "Vater, wir müssen Melwen schnellstens helfen. Wir haben jetzt keine Zeit uns um das Geschehen zu kümmern, dies erzähle ich dir später. Die Zwerge sind Freunde von uns, sie werden uns begleiten.", sagte Legolas und sah zu mir hinunter.

"Bringt sie sicher zu den Hallen und sorgt dafür, dass sie reichlich von einem Heiler versorgt wird.", befahl Thranduil fünf seiner Männer.

"Ihr beseitigt den Zwerg.", gab er zwei seiner Männer den Befehl.

"Und ihr begleitet uns.", teilte er den Rest mit. "Und nun los!", befahl der König und einen kurzen Moment später, wurde ich hoch gehoben. Ich schloss wieder meine Augen, da meine Sicht langsam dunkler wurde und ließ mich von der wunderschönen Schwärze umarmen.

-

Gähnend streckte ich mich im Bett und sah mich um. Ich lag im Krankenflügel der Hallen Thranduils. Ich setzte mich auf und sah Herendir schlafend neben meinem Bett auf einem Stuhl sitzen. War er etwa die ganze Zeit hier? Wie lange lag ich hier schon? Seufzend erinnerte ich mich an den Zwerg und das Messer. Automatisch senkte sich mein Blick auf meine Brust und ich bemerkte, dass ich neue Sachen trug. Die Wunden waren nun behandelt, dennoch spürte ich Schmerzen, die ich jedoch versuchte zu ignorieren. Ich stand auf und zuckte einmal zusammen, wegen dem Schmerz in meinem Bein. Die Türen des Flügels gingen auf und ich sah zu den Türen. Eine Elbin betritt den Raum und hielt ein Tablett in ihren Händen.

"Melwen! Du bist schon wach?", rief Faeniel erfreut, aber auch verwirrt und stellte das Tablett auf einen kleinen Tisch, der neben dem Bett stand. Auf dem Tablett befanden sich mehrere Gläser gefüllt mit Flüssigkeiten.

"Natürlich bin ich wach. Wie lange war ich bewusstlos?", fragte ich und erwiderte die kurze Umarmung die sie mir gab. "Nicht mal einen Tag.", ertönte die Stimme des verschlafenen Herendirs. "Nicht mal einen Tag?", fragte ich erstaunt und sah nun Herendir an. Er nickte und stand auf, um mich in dem Arm zu nehmen. "Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein Melwen.", murmelte er und drückte mich an sich. "Tut mir leid.", sagte ich und lächelte leicht.

Die Türen des Flügels öffneten sich wieder und nun traten fünf Zwerge ganz leise ein. Der alte Algrim, Mendri, Baschurr, Hargin und Dwinbar. Sie sahen gepflegter aus als zuvor, man gab ihnen wohl die Möglichkeit sich sauber zu machen. "Oh, Ihr seid schon wach!", bemerkte Baschurr, als ich mich von Herendir löste. "Freunde, wir brauchen nicht mehr so leise sein, Melwen ist wach!", rief Hargin und bewegte sich wieder normal. "Ha, ihr schuldet mir vierzig Mirian!", rief Mendri erfreut und blieb stehen. Die vier Zwerge griffen brummend nach ihren Geldsäcken und warfen sie zu zu Mendri. Er fing sie grinsend und steckte die Beutel ein. Fragend sah ich zu den Zwergen.

"Sie haben darüber gewettet, wann du wieder auf den Beinen stehst. Algrim meinte, dass du in höchstens drei Tagen wieder bei uns bist. Baschurr und Dwinbar waren für eine Woche, Hargin für fünf Tage und Mendri für einen Tag.", erklärte Faeniel und musste lachen. Ich fing an leise zu lachen, jedoch verstummte ich sofort, da die Schmerzen in meiner Brust durch das Lachen etwas schlimmer wurden. Faeniel bemerkte es sofort und drückte mich auf das Bett. "Sitzen bleiben.", sagte sie und griff nach einem der Gläser, die auf dem Tablett standen. Sie hielt es mir hin und ich sah es an. "Was ist das?", fragte ich und griff danach. "Schmerzmittel", sagte sie, "es schmeckt zwar scheußlich, jedoch wird es helfen.", erklärte sie, als ich das Glas an meine Lippen legte und die Flüssigkeit im Glas trank. Beinahe hätte ich es ausgespuckt, doch der warnende Blick von Faeniel hielt mich auf. Ich leerte das Glas in schnellen Zügen und stellte es angeekelt auf das Tablett. Ich verzog mein Gesicht und sah das Glas an. "Das werde ich nie wieder trinken!", sagte ich angeekelt und hörte das Lachen der anderen.

"Möchtest du etwas essen?", fragte Faeniel mich und ich nickte. "Wundervoll, dann lasst uns etwas essen gehen!", rief einer der Zwerge erfreut und ich musste lächeln. Als wir uns im Saal befanden schienen die Zwerge wegen dem Essen nicht mehr so erfreut zu sein. Ich lachte sie aus und hänselte die Zwerge, die schmollend vor ihren Salattellern saßen. "Seid froh, dass wir überhaupt etwas zu Essen bekommen!", sagte Algrim nach einer Weile und aß das gesunde Grünzeug. Ein amüsiertes Lächeln umspielte meine Lippen, jedoch verlor ich es, als ich Legolas sah. Er betrat mit seinem Vater und einem Unbekannten den Saal und lief mit ihm zu einem Tisch. Der König blieb stehen und sah sich um. Ich wandte den Blick ab und blickte wieder zu den Zwergen die herumalberten.

Ich versuchte mich klein zu machen, mich irgendwie zu verbergen, jedoch klappte dies schlecht. Meine Haare und das blasse, kaum erkennbare Licht der Mondkraft verrieten mich. Ich hatte momentan keine Lust mit dem König oder Legolas zu sprechen. Ich war noch ein klein wenig wütend auf Legolas, wegen unserer kleinen Auseinandersetzung.

"Melwen, Ihr seid schon wach?", ertönte die Stimme des Königs und ich verdrehte die Augen. Ich drehte mich gezwungen um und setzte ein freundliches Lächeln auf. "Natürlich mein König, ich kann doch nicht meine Freunde alleine lassen.", sagte ich freundlich. "Setzt Euch doch zu uns und trinkt ein Glas Wein mit mir.", lud er mich ein und nickte zu dem Tisch, an dem Legolas und der Mensch saßen. "Sehr gerne.", willigte ich ein und stand langsam auf.

"Wir sehen uns später.", sagte ich mit einem Lächeln zu Herendir, Faeniel und den Zwergen, bevor ich einige Schritte nach vorn humpelte. Es fiel mir momentan schwer ordentlich zu gehen. Als ich mit den Zwergen, Herendir und Faeniel zum Saal ging, musste man mir mit dem Laufen helfen. "Ihr braucht Hilfe.", stellte der König fest und ich schüttelte den Kopf. "Nein, das geht schon.", sagte ich und humpelte langsam weiter. Thranduil erschien neben mir und legte meinen Arm auf seine Schulter. "Vielen Dank.", bedankte ich mich und schon konnte ich besser gehen.

"Sagt, wie kommt es, dass Ihr jetzt schon wach seid?", fragte er. "Diese Frage kann ich Euch leider nicht beantworten.", meinte ich lediglich und blieb vor dem Tisch stehen. Ich nahm meinen Arm von dem König und bedankte mich nochmal.

"Aniron aur vaer echin.", begrüßte ich Legolas gezwungen und sah ihn an. Er nickte mir zu und begrüßte mich ebenfalls. "Aur vaer.", begrüßte ich den Unbekannten. "Aur vaer." erwiderte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Er war ein ziemlich großer und schlanker Mann, dennoch wirkte er sehr stark. Das Lächeln auf seinen Lippen ließ ihn sehr freundlich und nett wirken. Er hatte mittellange braune Haare und einen kurzen Bart.

"Setzt Euch.", sagte Thranduil und nickte zu dem Stuhl. Ich setzte mich hin und lehnte mich zurück, der König setzte sich ebenfalls hin. "Ihr müsst Aragorn sein, wenn ich mich nicht irre.", sprach ich und sah den Menschen an. "Und Ihr müsst die berühmte Melwen sein.", sagte er und sah neckend zu Legolas. Ich hob eine Augenbraue und sah nun auch Legolas an. Er verdrehte lediglich die Augen und trank einen Schluck Wein aus dem Kelch, der vor ihm stand. "Wie geht es Euch? Ich habe von dem Zwerg gehört.", fragte Aragorn. "Abgesehen von den Schmerzen geht es mir ausgezeichnet gut. Danke der Nachfrage.", sagte ich und lächelte ihn an. "Ihr seid wahrhaftig die Tochter Galadriels und Celeborns.", meinte er und musterte mich. Celeborn, da war ja noch etwas. "Ah, gut das Ihr es ansprecht."

"Thranduil, einer Eurer Wachen sagte mir, Ihr habt eine Nachricht von Celeborn an mich?", ich richtete meinen Blick wieder zu dem König und sah ihn fragend an. "Ah, natürlich!", fiel es ihm ein. Er winkte mit zwei Fingern und kurz darauf wurden die Kelche mit neuem Wein befüllt, ich hatte nun auch einen Kelch. "Galadriel und Celeborn werden in genau zwei Wochen ein Fest zu Euer Ehren feiern. Sie erwarten Euch dort.", ließ er mich wissen. Wegen mir? "Danke für die Information.", bedankte ich mich und trank einen Schluck von dem Wein. Sie wollten doch nicht etwa wegen mir ein Fest feiern? Noch besser ging es doch gar nicht, ich freute mich schon auf Lòthlorien.

"Nun, kommen wir zu dem wesentlichen Grund Eurer Reise nach Lothlórien. Sagt, was hat es mit dem Amulett auf sich?", fragte der König und sah mich und dann Legolas an. "Das Amulett ist ein Familienstück.", beantwortete ich seine Frage und griff automatisch nach dem Amulett. "Und kommen die Tätowierungen nun von dem Amulett?", fragte Thranduil interessiert und beugte sich vor. "Dies tun sie, ja. Dieses Amulett gab mir mehr Kraft, diese Tätowierungen sollten eigentlich erst in einigen Jahren erscheinen.", erklärte ich. "Und was haben sie auf sich?" "Daedelothgamp.", sagte nun Legolas. "Sie verfügt die Fähigkeit Schattenklaue zu kontrollieren." "So ist es.", bestätigte ich die Aussage Legolas'. "Außerdem erfuhr ich von anderen Begabungen die ich seit langer Zeit habe, jedoch nichts von ihnen wusste." "Die wären?", fragte nun Aragorn. "Manipulierung, ich kann die Gedanken anderer beeinflussen. Die Verführung, mit ihr kann ich jeden zwingen etwas zu tun, auch wenn es gegen seinem Wille ist.", ich dachte an Herendir und an dem toten Zwerg. "Heilung, jedoch muss ich das noch öfter üben, denn diese Begabung kann eine große Auswirkung auf mich haben, es kommt darauf an, wie groß die Wunde ist.", erzählte ich und sah zu Legolas. Er trug ein Lächeln auf den Lippen und ich schüttelte lächelnd leicht den Kopf, wir dachten beide an das selbe. Verwirrt sahen Aragorn und Thranduil zwischen uns her. Unbeirrt fuhr ich mit meinen Erzählungen fort. "Visionen. Sie kommen unbestimmt und wann sie wollen, diese kann ich nicht beeinflussen. Ob sie wahr werden oder nicht, dies kann ich nicht sagen. Was ich sagen kann ist, dass sie mir höllische Schmerzen bereiten können." Sofort musste ich mich an die Vision in Lothlórien erinnern. "Durch die Mondkraft haben sich meine Haare verfärbt und ein weißes Licht umgibt mich seitdem ich sie habe. Mit ihr kann ich Gegenstände an- oder verbrennen. Also gibt sie mir die Möglichkeit Feuer zu legen, wo und wann ich will.", ich machte eine kleine Pause und trank etwas von dem Wein. "Und Schattenklaue, er befolgt jeden meiner Befehle.", endete ich mit meinen Erzählungen. "Interessant.", sagte Thranduil fasziniert und sah mich an. "Ich nehme an, Schattenklaue war der Grund für den einbeinigen Zwerg.", meinte er. "So ist es.", sagte ich lediglich. "Warum habt Ihr ihn umgebracht? Und dann noch auf einer solch qualvollen Weise." "Der Zwerg ist zu weit gegangen, er hat das bekommen was er verdient hat.", meinte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Thranduil lachte. "Ihr gefallt mir immer mehr."

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