Rory wunderte sich nicht wirklich über irgendwas. So wie sein Bruder und Jem miteinander waren, war es ein Wunder, dass sie überhaupt die Finger voneinander lassen konnten. Bestimmt hatten die spät nachts noch Dinge miteinander vor, die dafür sorgten, dass vor dem Mittag keiner der beiden auftauchte. Rory streckte sich auf der Couch, schaute an die Decke und grinste. Ihm wollte nicht so recht einfallen, wann er zuletzt mit einer Frau so unzertrennlich gewesen war. Nein halt; so unzertrennlich war er auch noch nie mit einer Frau. Aber das könnte sich ja wohl alles noch ergeben. Er und Jem waren etwa im gleichen Alter und wenn Rory das alles richtig verstanden hatte, war Jem auch jetzt erst mit dem Richtigen zusammengekommen. Gerade als Rory sich nochmal zusammenrollen wollte, spürte er eine kalte Schnauze an seiner Hand, die übe r die Couch hing. „Buster", fiel ihm sofort ein, „du hast echt Glück, dass ich hier bin."

Er rappelte sich also auf, ging ins Bad und würde dann mit dem Hund raus und zum Einkaufen gehen.

Als er zurückkam, begann er direkt damit in Jems Küche etwas zu Essen vorzubereiten. Zwar war noch immer keiner der zwei Verliebten zu sehen, aber man Rory konnte hören, dass sich im Bad was tat. Was auch immer. Er würde dafür sorgen, dass sein Bruder nicht hungrig zu seinem ersten Arbeitseinsatz erschien und machte sich daran, Gemüse zu putzen. Wie er das so konzentriert tat, legten sich mit einem Mal zwei Arme von hinten um seine Mitte und ein Kinn auf seine Schulter. „Guten Morgen, großer Bruder", brummte ihm Callum ins Ohr.

Rory war einigermaßen überrascht und drehte ihm das Gesicht zu. „Guten Morgen, Kleiner, du bist gut. Ich hab schon gedacht, ihr kommt gar nicht aus den Federn."

„Mmmh, das würde mir gefallen."

„Kann ich mir vorstellen."

Callum schaute über Rorys Schulter auf seine Hände. „Was machst'n du da?"

„Was zum Essen."

„Oh, das kann ich auch."

„Echt jetzt?"

Callum grinste. „Naja. Das da nicht, aber ich kann Sandwiches. Mit Snickers oder so."

„Oder so?!" Rory fand das lustig. „Na dann mach mit."

„Klar, aber ich möchte dir erst was zeigen." Damit legte Callum seine rechte Hand auf die rechte von Rory, damit der aufhörte, mit dem, was er gerade tat. Dann drehte er ihn herum und als er vor ihm stand, reckte Cal seinen Hals etwas.

„Fällt dir was auf?"

Rory war nicht sicher, worauf das abzielte. „Warte mal: Du trägst kein Hemd, du hast 'ne Menge Knutschflecken, dir hängt 'ne Kette ... ah!" Jetzt bemerkte er es natürlich. Da war eine silberne Kette, an der ein Schlüssel hing. „Das ist von Jem."

„Jaaaa."

„Was genau ist es?" Rory schaute Cal kurz an, wie um die Erlaubnis zu kriegen, ob er das Teil anfassen dürfte. Cal wirkte aufgeregt wie ein Kind und blinzelte. Rory nahm den Schlüssel in die Hand und sah die Gravur. In dem Moment musste er natürlich Lächeln. Das war total süß von dem Blonden, Cal sowas zu schenken. „Ist das...?"

„Sein Wohnungsschlüssel. Ja."

„Toll. Damit seid ihr dann wohl ein richtiges Paar."

Cal grinste und blinzelte wieder. „Das waren wir vorher auch schon."

„Ja, das stimmt."

„Na jedenfalls wollte ich, dass du es siehst. Ist das zweitbeste Geschenk, das ich je gekriegt habe."

Rory stutzte. „Wieso ist das nur das zweitbeste?"

„Na, das beste bist du."