Zusammen Teil34

Jem war klar, dass Callum seinem Vater alles wahrheitsgemäß erzählen würde, also hielt er es mit seiner Mum genauso. Er wusste, dass es sie überraschen würde, aber ein paar klare Worte waren oft das Beste, aber wenn's nach ihm gegangen wäre, wäre er nicht gleich mit der Tür ins Haus gefallen. So war die einzig richtige Antwort auf die Frage, ob er schon eine neue Freundin gefunden hätte die, dass er tatsächlich mit jemandem zusammen wäre und zwar mit Callum.

„Wie, zusammen?", war ihre erste Reaktion.

„Na zusammen wie er und ich, wir sind ein Paar. Wir lieben uns und ich war schon immer an Jungs interessiert. War bisher nur nie so klar und ich hab's auch zu lange ignoriert. Jetzt ist es raus, in wirklich jeder nur erdenklichen Hinsicht."

Mum war kurz sprachlos. Dann stand sie auf, um Jem in den Arm zu nehmen, was sie bestimmt nicht mehr getan hatte, seit er zwölf war. Trotzdem kam es Jem gut und richtig vor und besser als irgendwelche Worte. „Wie kommt es, dass du dir bei ihm so sicher bist?", fragte sie dann. Es klang wie ehrliches Interesse und irgendwie logisch.

Jem suchte kurz nach Worten, die das beschreiben würden, was er in der kurzen Zeit mit Callum erlebt und empfunden hatte und warum es so viel stärker war, als alles andere zuvor. „Es ist so, als würde ich ihn gesucht haben, ohne es zu wissen, und jetzt, wo er da ist, sind wir beide einfach nur gut miteinander und füreinander. Mir ist alles egal, was vorher war. Wir sind zusammen, das zählt."

Mum nickte. Sie schien das zu begreifen. „Du kennst ihn noch nicht lange und bist sicherer als bei all den Mädchen?"

„Ja. Von Anfang an. Er ist das, was ich immer wollte. Und wo er das noch nicht ist, wird er es werden."

„Ich verstehe." Mary- Beth lächelte, um ihre Worte zu verstärken und Jem fragte sich, wie er je glauben konnte, er müsse ihr zuliebe eine Frau finden, mit der er Kinder hat. Jetzt fiel ihm eine echte Last buchstäblich von den Schultern. Und es fiel ihm ein, dass es Cals Idee war, gleich ehrlich zu sein. Cal. Wieder Cal. „Es war seine Idee, das Outing. Ich hätte noch gewartet", sagte er dann ganz ehrlich.

„Muss ein kluger Junge sein", fand seine Mum und strich ihm übers Haar. Echt! Das hatte sie auch ewig nicht getan.

Als Alexander mit Callum zurückkam, ging Jem sofort, um erst seinen Dad zu umarmen und dann Callum. Er wusste instinktiv, dass alles in Ordnung war und sie die richtige Entscheidung getroffen hatten und alles, was er wollte, war jetzt mit ihm allein sein. „Komm, ich zeig dir mein altes Zimmer", schlug er vor. Callum lächelte Jems Mum etwas verunsichert an, aber dann entspannte er, als er sah, dass sie offenkundig alles wusste und damit völlig in Ordnung war. „Geht nur, ihr zwei", sagte sie und fügte hinzu, „Dinner ist um acht." So ließen Jem und Cal die beiden Eltern ohne weitere Worte im Wohnzimmer zurück und gingen nach oben. Jem führte Cal an der Hand die Treppe hinauf bis zu seinem Zimmer. Vor der Tür hielt er kurz an, um Cal zu küssen. „Du warst richtig gut, ich wusste es."

„Ich bin's für dich gewesen."

„Ich weiß. Und jetzt kann ich's kaum erwarten, dass wir die Zeit bis zum Dinner für uns haben."

„Du willst es in deinem Zimmer tun?" Cal hatte die eindeutig zweideutige Andeutung natürlich verstanden.

„Das wird höchste Zeit." Jem schob die Tür auf und Callum hindurch. Der blieb hinter der Tür wie angewurzelt, überrascht stehen. Jem schloss die Tür. „Was ist?"

„Ist ganz schön urig, dein Zimmer."

Jem grinste etwas verlegen und sah sich um. Ja gut, die Einrichtung in Dads Haus war völlig anders, als seine eigene. Irgendwie gediegen und nur da modern, wo im Laufe der Jahre etwas ausgetauscht worden war. Das Gästezimmer, in dem er gewöhnlich wohnte, hatte ein antikes Four Poster Bett in dunklem Holz, das ganz sicher schon zu Queen Victorias Zeiten in dem Haus gewesen war. Darauf lagen frische Handtücher für einen Gast. Eine Wand war komplett vertäfelt, ebenfalls in dunklem Holz. Darin war der Flachbildschirm versteckt. Ein PC mit Monitor stand auf einem chinesischen, antiken Schreibtisch. Nebenan, im Bad, gab es schon eine moderne Dusche mit großer Glaswand. „Die haben nicht damit gerechnet, dass wir zu zweit hier schlafen", stellte Jem fest, „wie denn auch."

„Lass uns hoffen, dass es stabil ist", sagte Cal dann und ließ sich in das alte Bett fallen.

Jem fiel direkt daneben und legte Cal einen Arm um die Hüfte, um ihn zu sich zu ziehen. So küssten sie sich wieder. Aber irgendwie schien Cal in Gedanken woanders. „Du hast doch noch was? Sag schon."

Callum schaute ihm in die Augen. „Dein Vater sieht aus wie du", begann er.

„Ja, und?"

„Keine Ahnung. Er war sehr direkt und ist sehr klug. Normalerweise machen mir Typen im Alter von deinem Vater Schiss. Er war... sehr verständnisvoll und irgendwie hat er mich sogar getröstet."

Jem kam langsam dahinter, was das Problem war. „Ja, er ist als Vater wirklich in Ordnung. Ich meine, er hat ein bisschen gebraucht, um zu verstehen, dass ich nicht einfach das Gleiche will wie er, eben weil wir uns so ähnlichsehen. Das Kreative hab ich eher von der Familie meiner Mum. Jetzt ist alles so wie es sein soll. Und ... du hast leider viel zu schlechte Erfahrungen gemacht."

„Es macht ihm nichts aus, dass du und ich zusammen sind." Cals Stimme verriet seine Unsicherheit.

„Daran ist auch nichts auszusetzen." Jem küsste Cal bekräftigend auf die Stirn. Wann würde er endlich begreifen, dass es nichts mit ihm und seiner Sexualität zu tun hatte, dass sein Ziehvater und andere Männer getan hatten, was sie getan hatten?

„Was ist, wenn ich 'ne Vorstrafe kriege? Was ist, wenn ich nicht sauber bin? Wenn ich rückfällig werde? Wenn ich irgendwem von den ganzen Scheißtypen wieder begegne?", Cals Stimme begann zu zittern. Das alles setzte ihm wirklich zu und Jem wünschte, er könnte das alles wegküssen, aber so einfach war das nicht. „Jetzt hör mir gut zu, Cupid", begann er, „das wird alles gut, irgendwie. Weil du stärker bist als du denkst und ich bei dir bin. Klar? Du kriegst keine Vorstrafe für etwas, das man dir angetan hat. Dafür sorgt Alexander. Deine Ergebnisse sind bald da und dann sehen wir weiter. Wenn du krank bist, dann suchen wir eben einen Arzt. Und du wirst nicht rückfällig, weil du mir das nicht antun würdest. Und irgendwelche Scheißtypen werden es nicht wagen, dir etwas anzutun. Nicht wenn ich oder Buster oder Roger oder Alexander es verhindern. Klar? Du hast jetzt Freunde, die für dich da sind." Jem schaute aufmerksam, ob seine Worte den Trost gaben, den sie geben sollten und tatsächlich schien Cal sich etwas gefasst zu haben. Er nickte zustimmend und drückte sich fest an Jem. So hielten sich beide eine ganze Weile, bis Cal sogar vor Erschöpfung einschlief. Jem blieb bei ihm liegen und wachte über ihn.

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