Vater Teil27
Jem hatte jetzt das dringende Bedürfnis, Callum zu küssen, aber nachdem er seine Vergangenheit nun kannte, voller körperlicher, seelischer und sexueller Gewalt, kam er ihm zerbrechlicher vor als je zuvor. „Darf ich dich küssen?", fragte er darum erst. Callum war noch nie gefragt worden. Er blinzelte, was ein ja bedeutete und lehnte sich vor, damit sich ihre Lippen treffen konnten. Er schloss die Augen, auch das hatte er noch nie getan. Gleich darauf legten sich Jems Lippen auf seine. Sie waren warm und ein bisschen rau. Callum öffnete seine ein wenig, woraufhin Jem begann, mit ihnen zu spielen. Cal spürte seinen ruhigen, warmen Atem, dann kam sanft die Zunge hinzu. Der Schwarzhaarige erwiderte den Kuss jetzt. Er legte dem Blonden eine Hand an die Schläfe, die andere in den Nacken und flüsterte „küss mich". Jem gehorchte nur zu gern und intensivierte das Zungenspiel. Callum tat es ihm gleich und Jem beugte sich weiter vor, ohne zu drängen und ohne Eile. Wie lange der Kuss so andauerte war nicht zu sagen. Callum öffnete irgendwann die Augen und Jem sah ihn an. Dann hauchte er „Ich liebe dich, Callum Cupid Robinson". Callum lächelte und raunte dann „und ich dich". Und wieder folgte ein langer, zärtlicher Kuss, so lange, bis das Klingeln des Telefons die beiden störte. „Die Welt ruft", murrte Jem.
„Lass' rufen", fand Callum.
„Könnte die Polizei, könnte wichtig sein..."
„Mmrrrr"
Callum ließ Jem, der immer so vernünftig war, ungern aufstehen, aber der hatte Recht gehabt. Es war die Polizei und er spitzte die Ohren, um zu hören, worum es ging. Mister J war verhört worden. Als es länger dauerte, stand Cal mürrisch vom Teppich auf. Er ging zu Jem, vielleicht könnte er am Hörer mithorchen. Er legte ihm von hinten die Arme um die Mitte und legte sein Kinn auf Jems Schulter. „Was würden Sie raten?", fragte Jem. Die Antwort war nicht verständlich.
„Was ist los?", fragte Cal.
„Mm mmmh, sei leise, ich versteh nicht, nein, nicht Sie,..."
Cal fand Gefallen daran, er leckte Jem am Ohr.
„Hey, schsch..."
Cal küsste ihn am Hals, da wo der in die Schulter überging. Dass Jem versuchte, sich nicht ablenken zu lassen, war zu interessant, um aufzuhören. Cal flüsterte in das andere Ohr. „Du bist so heiß, ich will dich..."
„Cal, das ist ernst ... nein, nicht Sie ..."
Cal rollte genervt mit den Augen. Natürlich war das mit der Anzeige ernst, aber welchen Unterschied sollte es machen? Jem schien es sehr ernst zu nehmen ... Also riss sich Cal zusammen. Ein schneller Klapps auf Jems Arsch und er ging Buster kraulen. Der Hund hatte in letzter Zeit zu wenig Aufmerksamkeit erhalten und genoss es jetzt umso mehr. „Hey Buzz ..."
Als der Blonde endlich zu ihnen kam, schaute Cal neugierig.
„Die haben den Typen verhört. Er behauptet, du seist mit der Lampe auf ihn losgegangen, weil du nicht bezahlen konntest. Er sei ohnmächtig geworden. Und als er gemerkt hat, dass du seine Taschen durchsuchst, hat er dir eins mit dem Hörer verpasst. Er hat versucht, dich festzuhalten, dabei bist du gestürzt und dann getürmt."
„Verdammtes, verlogenes Schwein. Und die glauben natürlich ihm ..."
„Das nicht. Die halten deine Aussage für glaubhaft, weil du zu ihnen gekommen bist und weil die Verletzungen an deiner Hüfte nach Vergewaltigung und nicht nach Sturz aussehen. Aber, du sollst dir einen Anwalt nehmen. Bei Aussage gegen Aussage kommt das zur Verhandlung."
„Fuck, sowas kann ich nicht bezahlen ..."
„Mein Vater ist Anwalt."
„Oh nein, nein, nein. Glaubst du nicht, das ist n bisschen viel auf einmal?!"
„Das ist dann so."
„Ach ja, wie soll das werden? Dad, würdest du meinen Süßen verteidigen? Ich stand schon immer auf Schwänze und den hab ich auf der Straße gefunden und jetzt hat ihn n Ex-Freier misshandelt?!"
„Nein, nicht so. Ich möchte nicht, dass ihr euch so kennenlernt."
„Was dann? Willst du meinetwegen lügen? Auf gar keinen Fall."
„Was ist mit der halben Wahrheit und dann irgendwann den Rest?", schlug Jem vor.
„Das ... klingt bescheuert. Wie, was soll das sein?" Callum klang skeptisch. „Als Anwalt muss er doch alles wissen."
Jem überlegte. „Er muss nicht wissen, jedenfalls nicht sofort, dass wir zusammen sind. Wir können sagen, dass du ein Freund von mir bist, der Hilfe braucht."
„Klar, du hast ja auch obdachlose Freunde." Callum war nicht überzeugt.
„Hab ich tatsächlich und mehr als das. Aber wer könntest du sein ...?" Jem grübelte.
„Wir sollten mit Buster ne Runde raus gehen, nachher kommt Roger zum Essen", schlug Cal vor, um das Thema erstmal zu beenden. Buster hörte seinen Namen und kam an, um ihn an der Hand zu lecken. Da kam Jem die Idee. „Wie wär's, wenn du ein Enkel oder so von Mrs. Pennygrin wärst? Die bleibt bestimmt lange genug weg und Buster und du, ihr seid echt überzeugend zusammen."
„Du willst deinem Vater erzählen, dass ich Busters Frauchens abgefuckter Enkel bin ..."
„Klingt plausibel. Er hilft bestimmt gern. Und er kann dich richtig kennenlernen. Und bestimmt mag er dich dann."
„Das klingt gar nicht mal sooo bescheuert. Aber was wird aus uns?"
„Wie?"
„Wir können deinem Vater schlecht vormachen, wir wären kein Paar, wenn wir kaum die Finger oder Anderes voneinander lassen können."
„Fuck!"
„Du sagst es."
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