Streit Teil25
Callum war schwer angeschlagen, so viel war klar. Nur war es schwer zu sagen, wovon genau. Jem beschloss, ihn einfach zu fragen, wenn sie zurück in der Wohnung wären. Auf dem Weg dorthin hielt er einfach seine Hand. Doch als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, hielt er es nicht länger aus. „Bitte sag mir, was dich so quält. Das ist doch gar nicht so schlecht gelaufen, der Polizist war sehr verständnisvoll."
„Na und? Wo war diese verständnisvolle Polizei als ich fünfzehn war? Dieser Wichser hat mich vermisst gemeldet und die haben sich n Scheiß dafür interessiert wieso!", entfuhr es Callum, völlig außer sich, „Häusliche Auseinandersetzung! So ein Schwachsinn!"
„Okay, okay", versuchte Jem zu beruhigen, „reg dich ab, viel wichtiger ist doch, dass die jetzt was unternehmen."
Was immer er versuchte, egal, Callum fuhr noch weiter hoch. „Du, du hast doch keine Ahnung, du mit deiner Mutter und deinem Vater und deinen schicken Freundinnen!"
Ja, richtig, Jem hatte keine Ahnung, aber woher denn auch. Er fand das unfair, aber ihm war auch klar, dass es darum nicht wirklich ging. Vielleicht, wenn er Cal in den Arm nahm, dass er sich dann beruhigte...
„Fass mich jetzt bloß nicht an!", spie Cal ihm entgegen und wand sich aus der Umarmung. „Was soll das alles hier überhaupt?"
Jem wich zurück und hielt die Hände hoch, natürlich würde er ihn nicht anfassen, wenn er nicht wollte. „Was meinst du? Was ist los?"
„Was los ist? Ich bin kein Straßenköter, dem du das Fell bürstest und n Halsband umlegst..."
„Nein. Natürlich nicht. Du bist..."
„..n geiler Typ, den du fickst, bis dir einfällt, dass Mutti Enkelkinder braucht!"
„Wie kannst du sowas sagen! So ist das nicht..." Jem versuchte jetzt dringend, sich irgendeinen Reim auf das zu machen, was hier gerade passierte.
„Ach nein?"
„Nein! Und jetzt sag endlich, was wirklich los ist!"
„Was los ist? Ich kann das nicht, kapierst du? Ich kann nicht so tun, als wäre alles in Ordnung, wenn nichts in Ordnung ist." Callum wurde hysterisch. Er ging wütend auf und ab.
Jem stellte sich in den Weg.
„Lass mich durch!"
„Du willst doch nirgends hin, beruhig dich, alles wird gut..."
„Ich will mich nicht beruhigen", fuhr Callum ihn an. „Und ich will durch!"
Jem machte hilflos die Arme weit. „Wo denn hin? Zur Couch? Zum Fenster?"
Das war der Moment, wo Callum ihm ohne weitere Vorwarnung beide Handflächen auf die Brust schlug und ihn wegschubste. Jem flog rücklings gegen die Couch. Das war krass!
„Ich hab dich gewarnt!" Callum lief hin und her, aber er war sichtlich über seine eigene Tat erschrocken. Jeremy rappelte sich auf.
„Was ist? Schlägst du nochmal hin, oder reicht's?"
Damit hatte Cal nicht gerechnet. „Was stimmt nicht mit dir? Hä? Du müsstest mir jetzt eine reinhauen!"
„Nein, das muss ich nicht..."
„Du traust dich nicht..."
„Ich will nicht, kapiert!? Weil... wie ich dir nicht wehtun will. Das... haben andere schon getan."
Callum blieb wie angewurzelt stehen. Die Wut wich irgendetwas anderem, Verzweiflung oder Angst sogar.
„Was denkst du, dass du tust, wenn du mich irgendwann abschiebst?!" Seine Stimme klang rauh, belegt.
„Warum sollte ich das tun? Ich... glaube, ich habe mich verliebt."
Callum schüttelte den Kopf. „Nein, nein, nicht in mich..."
„Doch. Ist passiert, ist mir egal, ob du mich beschimpfst... oder schubst. Ich liebe dich."
„Du kennst mich nicht."
„Doch. Um dich zu kennen, musste ich gar nichts über dich wissen. Das muss ich auch jetzt nicht. Und es macht auch keinen Unterschied."
„Hast du mitgekriegt, wo ich herkomme? Hast du mitgekriegt, was das bedeutet?" Cal zwinkerte so, als würde er Tränen zurückhalten.
„Nur zum Teil", sagte Jem total ehrlich. „N Typ wie ich, da hast du Recht, kann sich das nicht vorstellen. Darum, bitte, erzähl es mir endlich."
Callum schüttelte zweifelnd den Kopf.
„Nein, nein, ich will nicht, dass du das alles weißt, dann ..."
„... dann ist alles wie vorher, nur ohne Geheimnisse. Bitte, Cupid, vertrau mir. Was ist so schlimm, dass du glaubst, du seist nicht liebenswert?"
Für einen Moment war es so still, dass man eine Stecknadel auf den Boden fallen hören könnte. „Warte hier kurz", flüsterte Callum dann. „Ich zeig's dir."
Er ging ins Schlafzimmer, gleich darauf kam er mit dem Karton zurück, in dem sein Zeug war. Jeremy schluckte schwer. Er hätte sich denken können, das da was Wichtiges drin war, wenn Callum dafür so viel riskiert hatte. Jetzt hielt er fast den Atem an. Callum kramte einen Kamm hervor, ein Taschenbuch, ein Sweatshirt, Kondome, ein Handtuch, dann, von weiter unten ein Foto. „Hier, schau."
Jem schaute. Da war Callum im Alter von vielleicht zwölf Jahren oder so, ganz unverkennbar mit den außergewöhnlichen aquamarin farbenen Augen und den Raben- farbenen Locken. Daneben ein älterer Junge mit Augen und glattem Haar in den gleichen Farben. Brüder.
„Das ist... du hast einen Bruder?!"
Callum nickte. Dann sah Jem, wie traurig ihn das Foto machte. „Ja, ich hatte einen, den besten, Rory."
„Was ist passiert?"
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