Snickers Teil16
Als es endlich zu Ende war, nach weiteren vierundfünfzig Stunden, waren beide, Jem und Cal völlig entkräftet. Der Letzte hatte lediglich Traubenzucker und zwei Marsriegel zu sich genommen, der andere hatte kaum Gelegenheit zu essen, nur zweimal kurz und nicht viel. Die Wohnung, vor allem Schlafzimmer und Bad hatte es schwer mitgenommen. Überall lagen Klamotten, nasse oder verdreckte Wäsche, ein paar Dinge waren zu Bruch gegangen. Die Nachttischlampe, ein Stuhl, der Spiegel im Schlafzimmer, ein Bild von Teenie Jem mit seinen Eltern im Skiurlaub. ABER: Zum ersten Mal, seit, er wusste nicht mehr wie lange, war Callum clean, entgiftet und bei müdem, aber klaren Verstand. Er war aus dem Bett gefallen, lag auf dem Teppich und blickte sich um. „Welcher Tag ist heute?", wollte er wissen. Jem blinzelte ihn überrascht und müde vom Sessel aus an. „Was machst du da unten? Es ist...", er sah auf die Uhr, „Mittwoch. Abend."
„Mittwoch", wiederholte Callum, er wusste auch nicht, wann das zuletzt eine Rolle gespielt hatte. Er rappelte sich ins Sitzen hoch und lehnte am Bett. „Ich kann mich an kaum etwas erinnern..."
„Das kommt bestimmt noch."
„Hab ich viel Mist zu dir gesagt?"
Jem grinste verlegen. „Geht so."
„Fuck! Tut mir Leid."
„Du hattest Recht. Ich war n Wichser Ich hab dich hier eingesperrt, ohne dich zu fragen. Und es war die Hölle für dich."
„Ich hätte zu viel Schiss gehabt."
„Ist das deine Art zu sagen, dass du nicht mehr sauer bist?"
„Schätze, ja."
Jem ließ sich vom Sessel rutschen, kroch neben Callum und legte ihm einen Arm um. Callum lehnte sich an.
„Ich würde dich gern küssen", flüsterte Jem in Cals Ohr, „aber ich weiß nicht, wo's nicht wehtut."
Cal hob den Kopf, legte eine Hand an Jems Kinn und zog ihn zu sich für einen Kuss auf den Mund. „Hier geht's", hauchte er nur und auch der Kuss war nicht viel mehr als das, aber machte Jem richtig glücklich. „Du haust also nicht ab?"
„Hatte ich nicht vor. Hast du Angst um dein Geld?"
„Darauf falle ich nicht rein, das war nur'n Scherz, richtig?!"
„Stimmt." Callum lächelte müde und zwinkerte.
Dann schliefen beide zusammen auf dem Teppich ein. Dort blieb der Lockenkopf liegen, als Jem, Stunden später erneut wach wurde. Er hätte nicht mehr genug Kraft, um Cal ins Bett zu heben, also schlich er leise in die Küche, aß zwei Snickers für den akuten Hunger und begann dann damit, etwas zum Essen vorzubereiten. Nicht alles im Kühlschrank war noch genießbar. Er warf etwas weg, aus dem was da war, machte er Rührei. Er hatte keine Ahnung, was Cal essen könnte, aber Toast müsste gehen. Fencheltee. Den gab's zuhause bei seinen Eltern, wenn er krank war. Eklig, aber bestimmt gut für den Jungen. Als das soweit war, schmiss er schon mal Zeug in die Waschmaschine, hob ein paar Sachen auf, danach sendete er Roger eine Nachricht. Wir sind durch. Alles okay. Völlig fertig. Die Antwort kam prompt. Alles Gute zum Neuanfang Buster und ich freuen uns. Jetzt fielen Jem auch alle möglichen Dinge ein, die er in der Zwischenzeit völlig vernachlässigt hatte. Oh Shit. Die Familienfeier... sein Verleger... Busters Frauchen... die Kollegen, Freunde. Keinem, außer Roger, hatte er irgendwas von Callum oder von dem Entzug erzählt. Als nächstes müsste er wohl überlegen, wem er die Wahrheit und wem eine Ausrede erzählen würde. Gedankenverloren setzte er sich mit einem ekligen Fencheltee in die Küche, als Callum erwachte und zu ihm kam. „Hey, Großer", begrüßte der ihn und setzte sich zu ihm.
"Hey, Kleiner", gab Jem zurück.
„Ich hab n Mordshunger."
„Kein Wunder. Hier trink erstmal."
Callum roch erst an dem Tee, vorsichtig nippte er, kriegte eine kritische Falte auf der Nase und trank dann etwas widerwillig. „Was ist das? Willst du mich vergiften?"
„Nach fast vier Tagen entgiften, ganz sicher nicht!"
„Das ist eklig... was gibt's noch?"
„Snickers, Twix, Toast und Rührei."
Zu Jems Erstaunen legte sich Callum zwei Snickers auf Toast, klappte einen darauf, drückte alles mit den Handflächen zusammen und biss gierig hinein.
„Wwwoss iss?", fragte er mit vollem Mund, als er den Blick bemerkte.
Nichts. Alles gut. Jem nahm zwei Twix, packte die auch zwischen Toast und beide lachten. Sie nahmen sich Zeit mit dem essen und füreinander, bis der Blonde bemerkte, das der andere natürlich viel zu erschöpft war, um länger aufzubleiben. Callum hatte dunkle Ringe unter den Augen und gähnte. „Geh du ins Bett", schlug Jem vor, „ich räume noch n bisschen auf. Und morgen früh holen wir Buster von Roger und gehen an die frische Luft."
„Musst du nicht irgendwann arbeiten?"
„Ja schon. Aber das mache ich zuhause. Ich bin Autor."
„Was schreibst du denn?"
„Alles mögliche. Scripts fürs Fernsehen, Biographien, alles Aufträge. Ich würde gern mal n historischen Roman schreiben."
„Du bist richtig klug, nicht wahr?"
„Das hat damit nicht viel zu tun, denke ich. Eher ist es eine Begabung oder etwas, was man so gern macht, dass man darin immer besser wird."
Callum nickte. „Verstehe. Aber ich find dich echt klug. Du... kennst dich mit Menschen aus."
„Wenn du dich meinst, du bist nur wegen deinem sexy Arsch hier."
„Darauf fall' ich nicht rein."
„Hab vergessen, wie frech du bist."
„Das ist dumm. Gewöhn dich schnell wieder dran..."
„Werd ich, das kannst du wetten."
Callum zwinkerte Jem zu, dann ging er zum Bett und Jem wollte gerade anfangen abzuräumen, als Cal sich selbst mit der Hand auf den Po klatschte. Jem grinste. Da hatte er sich ein sexy Biest ins Haus geholt. Wow!
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