Schmerz Teil49
Zum Weglaufen schlimm und zum Wegbleiben schlimm...
Zum Weglaufen...
Zum Wegbleiben...
SCHLIMM...
Rory war kein Idiot. Als man ihm sagte, dass sein Bruder Drogen nahm und weggelaufen war, war ihm klar, dass irgendetwas Furchtbares passiert sein musste. Mindestens so furchtbar, wie die Sauferei, Schreierei und Schläge seines Vaters. Mindestens. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht. Und jetzt war Callum hier und war mit einem Mann zusammen. Das musste ein Teil des Puzzles sein. Rory fühlte sich plötzlich irgendwie hilflos. Er wollte auf gar keinen Fall, dass sich Callum schlecht fühlte, weil sie sich wiedergefunden hatten und je eher er das klar machte, desto besser.
„Hör mal, Kleiner, ich bin dein Bruder und egal, was du gemacht hast, was zählt ist, dass du jetzt hier bist. Ich liebe dich."
Callum, der noch immer völlig verunsichert wirkte, schaute bei diesen Worten auf. „Das... kannst du nicht so sagen, wenn..."
„Doch, ich sage das", bekräftigte Rory. Dann setzte er sich Callum gegenüber an den Tisch. Jem hielt noch immer seine Hand. Rory redete jetzt weiter. „Ist völlig okay, dass du schwul bist."
„Es ist... nicht das."
„Nimmst du noch Drogen?"
„Nein."
„Hast du jemanden umgebracht?"
„Waas? Nein!"
„Dann gibt es doch wirklich nichts, dass so schlimm ist, dass du wegbleiben müsstest!" In Rorys Stimme klang Ratlosigkeit mit. Irgendetwas war da, was er nicht erraten hatte. Aber er wollte Callum auch nicht weiter drängen. Sie waren beinahe ein halbes Leben getrennt, da würde er warten müssen, bis sein Bruder das notwendige Vertrauen zu ihm aufgebaut hätte.
„Ich...", begann Callum jetzt mit belegter Stimme.
„Du musst nichts sagen."
„Doch, ich will..."
„Du musst nicht, ich liebe dich."
„Ich dich auch, darum ja, ich...", Cal wirkte völlig entschlossen, aber begann nochmal von vorne, „Es stimmt, was die dir gesagt haben. Ich habe das Zeug genommen."
Rory schaute ihn nur an und horchte.
„Noch bis vor kurzem, aber nur weil... nur weil... dieser Typ hat es mir gegeben."
„Welcher Typ?" In dem Moment, als er es aussprach, fiel der Groschen bei Rory. „Oh, nein!"
„Doch."
„Warum?"
„Das machte mich... ruhiger... williger..."
„Was? Williger für... was?" Wieder fiel der Groschen. Im gleichen Moment kam es Rory vor, als würde jemand mit der Faust auf sein Herz schlagen. „Oh, du mein Gott, nein..."
„Doch. Ständig... und... nicht nur er."
„Du liebe Güte, nein, aber das..."
„Doch."
Rory konnte nichts mehr sagen. Was auch? Es war wie ein Wunder, dass sein kleiner Bruder heil hier war. Er stand jetzt auf und kam um den Tisch herum neben Cal, um ihn zu umarmen. Der lehnte sich nun direkt an ihn und dann nahmen sie sich so fest in den Arm, wie es nur ging, ohne den anderen zu erdrücken. Noch immer spürte Rory wie sein Herz schmerzte und ganz sicher ging es Callum nicht anders.
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