Das Bad war genau das Richtige, vielleicht gerade deswegen, weil es auch nichts weiter war als das. Die beiden hatten, ohne es überhaupt zu bemerken, einen Weg gefunden, wie sie fürsorglich und zärtlich miteinander sein konnten, ohne dass es zu einer sexuell aufgeladenen Spannung kam. Callum zog sich aus und stellte im Spiegel fest, dass seine Blutergüsse langsam verblassten. Selbst die Spuren von den Einstichen waren nicht mehr so deutlich zu sehen und schon bald wären die äußeren Hinweise auf Gewalt und Drogenmissbrauch nur noch bei genauerem Hinsehen erkennbar. Es kam ihm beinahe wie ein kleines Wunder vor, dass das wirklich sein Spiegelbild war und dass es jemanden zeigte, der bald wieder ganz gesund wäre. Jeremy sah vorsichtig nach der Wunde an der Schläfe und murmelte halb zu sich, halb zu Callum: „Ist bald weg." Dann gab er ihm einen zärtlichen Kuss in den Nacken, zog sich selbst aus und stieg in die Wanne, die inzwischen vollgelaufen war. „Komm rein und lehn dich an, ich wasch dir vorsichtig das Haar." Callum lächelte. Nichts lieber als das. Er stieg zu Jem ins Wasser und überließ sich ganz der liebevollen Zuwendung des anderen. Danach war Jeremy dran, der sich schließlich in Callums Armen zurücklehnte und vollkommen entspannt seinen Kopf an Callums Schulter legte. So blieben sie eine ganze Weile, bis sie hörten, dass Alexander und Buster wieder zurück waren. Jeremy flüsterte, er wolle seinem Vater noch gute Nacht sagen, erhob sich aus dem Bad, trocknete sich und warf sich einen Bademantel über. „Komm gleich wieder", bat Callum, als Jem das Bad verließ. Er warf ihm noch einen bestätigenden Blick zu, dann ging er hinunter. Callum stieg jetzt auch aus der Wanne, dachte noch ans Zähneputzen und ging dann direkt ins Bett. Kurz darauf war Jeremy zurück, legte sich zu ihm und kuschelte sich von der Seite so an, dass er seinen Kopf an Callums Brust und einen Arm um ihn legte. „Gute Nacht, Cupid", murmelte er noch und Callum gab ihm einen Gute Nacht Kuss auf das blonde Haar. Dann war er auch schon eingeschlafen. Callum jedoch war zwar müde, aber der Schlaf wollte dennoch nicht kommen. Jetzt, wo er nur so dalag, geriet er ins Grübeln. Für Jeremy schienen die meisten Dinge so unglaublich einfach zu sein. Für Callum war es das überhaupt nicht. Jeremy war auf der Schule mit 'nem Typen erwischt worden, er hatte sein Studium abgebrochen, um einen Weg als Schriftsteller einzuschlagen, er hatte verschiedene Beziehungen beendet, ließ sich von der Nachbarin für's Hundesitting ausbooten, hatte sich bei seinen Eltern geoutet und ihnen einen kriminellen Ex-Junkie und Stricher als festen Freund vorgestellt. Für Callum schien das alles nur machbar, weil Jem eben Jem war. Jemand, der aus einer funktionierenden Familie kam, die ihn unterstützte. Er wurde geliebt, also war er auch fähig sich selbst zu lieben und einem anderen Menschen Liebe zu geben. Ganz anders Callum. Er würde seinem Bruder gegenübertreten, der in einer Pflegefamilie gelandet war, weil Callum die Misshandlungen ihres Vaters nicht länger verheimlichen konnte. Und was waren die schon im Vergleich zu dem, was danach geschah? Was, wenn es Rory nicht besser ergangen war? Er musste ihn doch hassen dafür! Rory war der Ältere und hätte bis zu seinem achtzehnten Geburtstag nicht mehr so lange durchhalten müssen. Was, wenn er auch eingesperrt gewesen war? Das würde doch erklären, warum er nicht mehr zu ihm gekommen war. Was, wenn man ihn auch zum Sex gezwungen hatte? Aber Rory war nicht schwul, oder? Callum versuchte sich zu erinnern, aber ihm fiel nicht ein, ob Rory sich für Mädchen oder für Jungs interessierte. Vielleicht, wenn Rory wie die meisten Anderen auf Mädchen stand, dass er dann bei einer netten Familie gewesen war und ihm nichts Schlimmes passiert war. Aber käme er damit klar, dass sein Bruder auf Typen stand? Käme er mit Jeremy klar? Trotz all dieser Gedanken, die kein Ende zu nehmen schienen, fiel Callum irgendwann endlich in einen unruhigen Schlaf. Er träumte wirres Zeug. Er sah seinen Vater, wie der Rory so an den Küchenschrank schleuderte, dass er liegenblieb und ihm das Blut aus der Nase strömte. Er hörte sich selbst aufschreien und wimmern. Sein Vater packte ihn an den Haaren und zerrte ihn hoch. Mach nicht so ein Geschrei, dein Bruder ist nicht so 'ne Memme. Der Gestank von Alkohol im Atem seines Vaters ließ ihn würgen. Jetzt nicht noch kotzen, dann flippt er völlig aus. Rory regte sich und spuckte Blut. Ich bring dich um, lass den Kleinen los! Dann fiel er zu Boden, etwas krachte, noch mehr Geschrei, noch mehr Gestank... Callums Angst steigerte sich im Traum so sehr, dass er davon mit einem Zucken erwachte. Jeremy seufzte laut auf, rieb seinen Kopf an Callums Brust, schlief aber weiter. Callum ächzte. Er konnte jetzt nicht einfach so daliegen und hoffen, dass ihn der Schlaf wieder übermannen würde. Er konnte nicht riskieren, noch so einen Traum zu erleben. Er stupste Jeremy an der Schulter. Nochmal. „Mmmmhh, was is'n, lass das, ich schlaaafe", murmelte der jetzt.
„Dann werd' wach, ich brauch' dich", quengelte Cal. Das war nicht gerade rücksichtsvoll, aber er konnte nicht anders.
„Was'n los, Cupid?", fragte Jem, noch immer völlig benommen.
„Ich hatte n scheiß Traum."
„Worüber?"
„Ich will nicht quatschen, ich will dich." Mit diesen Worten begann Cal, die Initiative zu ergreifen. Ja, verdammt, das würde jetzt helfen, wenn Jem ihn nehmen würde. Dann wüsste er, nein, dann spürte er, dass er ihm gehörte und nicht irgendwelchen Wixern. Er nahm Jems Hand in seine, führte sie an seine Lippen und begann, die Finger nacheinander abzulecken. Das war ziemlich eindeutig und bewirkte in jedem Fall, dass Jeremy wach wurde und kapierte. Der Blonde hob den Kopf, stützte sich mit einem Arm auf und rückte etwas hoch, sodass sie sich küssen konnten. Callum küsste direkt gierig und verlangend mit Zunge, sodass Jem einen kurzen Augenblick brauchte, um sich dem wirklich hinzugeben. Zum Glück hatten sie genug Übung im wild küssen. Er nahm seine freie Hand jetzt, um sie durch Cals Haar raufen zu lassen. Cal wusste, dass Jem wusste, dass es Cal erregte, wenn er das tat. Wobei- es war nicht wirklich noch nötig. Cals Verlangen nach Jem konnte kaum größer werden. Er legte eine Hand in Jems Nacken, mit der anderen strich er jetzt an Jem Seite entlang nach unten und schließlich nach vorn. Er strich ihm über die Leiste und begann endlich damit, Jems Schwanz mit der Hand zu stimulieren. Er spürte, wie Jems Erregung in seiner Hand wuchs und wuchs, während Cal weiter gierig küsste und inständig hoffte, dass Jem bald den nächsten Schritt tun würde. Seine eigene Erektion kribbelte mächtig und das Gefühl von heißen und kalten Schauern erfüllte seinen Körper mehr und mehr. Die Spannung, die sich so aufbaute, konnte nur Jeremy erlösen. „Nimm mich...jetzt", flehte Cal schließlich, als er es nicht mehr aushielt. Er gab Jems Erektion frei und machte sich bereit, ihn zu empfangen. Jem ließ kurz und doch zu lange von Cal ab, um sich mit dem notwendigen Gel zu versorgen. Mit ein bisschen Glück kam er auch im Dunkeln zurecht und brachte sich dann über Cal in Position. „Okay?", hörte Cal ihn kurz fragen. „Jetzt mach", gab er drängend zurück. Ja verdammt, er wollte es, er wollte Jem und er wollte spüren, wie ihn das ganz erfüllte und alles andere vergessen ließ. Als Jem jetzt langsam in ihn eindrang, hielt Cal den Atem an. Jem war heiß und pulsierend und, wie es schien, riesig. Cal stöhnte wohlig auf. Er erinnerte sich, dass er atmen müsste. Dann war da Jems Atem an seinem Ohr. „Gut so?" Cal nickte. Ja sicher. Höllisch gut. „Ja", raunte er dann kurz, weil ihm einfiel, dass Jem ihn im Dunkeln nicht nicken sehen konnte. Dann versuchte er, sich völlig gehen zu lassen, während Jem damit begann, sich zu regen. Erst nur sachte, vor, zurück, auf, nieder, dann langsam mehr. Callum suchte mit seinen Händen nach Halt und legte sie an Jems strammen Po und Hüfte, während Jem sich mit einem Arm abstützte und mit der Hand des anderen in Cals schwarze Locken ging. Sie küssten sich immer und immer wieder, als Jem seine Stöße noch immer intensivierte. Cal kam es so vor, als wären sie nur ein einziges, pulsierendes, heißes, erschauerndes Lebewesen, so intensiv spürte er sich selbst, seinen rasenden Puls, sein schäumendes Blut und zugleich auch Jeremys Puls und Hitze. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und in dem dunklen Raum kam es ihm vor, als würde er schwindeln. Er würde jeden Augenblick kommen und so wie Jem stöhnte, war er ebenfalls kurz davor. Die Anspannung in seinem kribbelnden, erhitzten Körper konzentrierte sich dort, wo Jem ihn unnachgiebig stieß und zwar in dem gleichen Rhythmus, wie auch sein heißer Atem sich stoßweise mit dem von Callum mischte. Und dann, ohne weitere Vorwarnung, war es so weit. Jem bäumte sich auf, stöhnte laut und kam mit ganzer Macht in Callum. Das löste nun unweigerlich auch Callums eigenen Höhepunkt aus, der ihn gleichzeitig beben und schauern ließ. Er japste völlig hilflos und versuchte Jem zu fassen zu kriegen. Als seine Hände ihn fanden, zog er ihn zu sich hinunter und an sich. Er suchte seine Lippen und küsste ihn, so gut es ging. Jem atmete noch immer schwer und lag nicht weniger schwer auf Callum, aber das war genau das, was der jetzt brauchte. Jem war überall und Cal fühlte sich völlig aufgelöst. Er horchte fasziniert auf ihren Atem, bis Jem als erster die Worte wiederfand. „Lebst du noch?", fragte er erschöpft aber glücklich. „Jetzt wieder", gab Cal zurück. Im Dunkeln lächelte er.
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