MüdeTeil38

Callum erwachte erst, als Jem mit Buster zurückkam. Er konnte gar nicht verstehen, warum er so verdammt viel Schlaf brauchte, aber vielleicht holte sich sein Körper, mit dem er lange viel zu rücksichtslos umgegangen war, jetzt einfach, was er brauchte. Nach einem Guten- Morgen- Kuss von Jem, der leider schon vorbei war, bevor Cal ihn so richtig mitbekam, taumelte er unter die Dusche, die ihn sicherlich beleben würde. Er verdrängte den Gedanken daran, dass es auch etwas anderes sein könnte, in der Hoffnung, dass er bald die Ergebnisse seines HIV Tests und anderer STDs hätte. Die Polizei hatte Jems Nummer, also konnte er nur abwarten. Er grinste unwillkürlich bei dem Gedanken daran, dass ausgerechnet er auf einen Anruf von denen hoffte. Aber alles wäre besser, als weiter im Ungewissen zu sein. Jem schien in keiner Weise beunruhigt. Im Gegenteil, er schien geradezu glücklich, weil er alles mit seinen Eltern geklärt hatte. Für Callum allerdings fühlte sich auch das anders an. Er war erleichtert, er hätte nie damit gerechnet, dass er sie auf seiner Seite finden würde. Eher hätte er damit gerechnet, dass sie ihn hinauswarfen und jetzt war er kurz davor, auch noch den Rest der Familie auf diesem Hof kennenzulernen. Für einen guten Eindruck checkte er, dass sein Haar die Kopfverletzung verdecken würde. Er zog ein Hemd mit langen Ärmeln an und die neue Jeans. „Du siehst umwerfend aus, wie immer", bemerkte Jem, als Callum aus dem Bad kam. Das war nicht ganz das, was Cal beabsichtigte. „Nicht zu ... verrucht?"

„Dafür hast du genug an, Cupid", fand Jem. „Warte kurz", ergänzte er, dann schloss er den obersten Knopf am Hemd und versuchte ein paar von Callums wilden Locken mit den Fingern in die gleiche Richtung zu kämmen. „So ist es fast schon brav, wie bei 'nem Schuljungen." Er grinste zufrieden.

Callum nickte. „Okay, dann mal los."

Unten in der Küche gab es ein riesen Frühstück. Jems Mum war schon zum Hof gefahren, aber sein Dad hatte sich echt ins Zeug gelegt und sogar Rührei gemacht. „Normalerweise frühstücke ich auf dem Weg in die Kanzlei", erklärte er, „aber wenn Besuch da ist, ist das was anderes, da nehme ich mir die Zeit." Jem fand das großartig und ließ es sich schmecken. Erst nach einer kleinen Weile fiel ihm auf, dass Callum bei dem blieb, was er von Jem kannte. Toast mit Jam oder Erdnussbutter. Seinem Dad schien das nicht weiter aufzufallen, aber Jem ahnte was dahintersteckte. Callum war zurückhaltend, wenn er nicht wusste, was er dafür tun musste. Wahrscheinlich war ihm das nicht mal selbst bewusst, aber das musste es sein. Er wirkte auch direkt etwas erleichtert, als sie fertig waren und Alexander sich nun zur Kanzlei aufmachte. „Lasst einfach alles stehen. Nachher kommt Mrs. Gardiner. Bis später, dann so gegen fünf."

„Bis dann, Dad."

Callum verstand nicht gleich, dass Mrs. Gardiner wohl die Küchenangestellte oder Putzfrau war. Er wollte schon mit dem Abräumen anfangen, als Jem meinte, es werde Zeit für die Fahrt zum Hof und er könne alles stehen lassen. Callum räumte zumindest ihre Teller und Tassen in die Spüle. Auf der Fahrt erzählte Jem dann ein wenig von seinem Großvater und der Schwester, den Pferdenarren in der Familie. Grandpa Alfred war früher Rennen geritten, Mary- Ann ging „nur" zu Turnieren, aber nicht mehr so viel wie früher, zumindest, solange ihr Sohn noch klein war. Ob der auch so nach Pferden verrückt sein, bliebe abzuwarten. „Wie heißt der Kleine?", wollte Callum wissen.

„Christopher."

„Hat das was auf sich, mit den ganzen Bibel- Namen?"

„Oma kam aus Irland. Die war katholisch."

„Bist du das auch?"

„Nur wenn's dir n Kick gibt." Jem grinste, schaute aber weiter auf die Straße.

„Du immer, aber jetzt bleib mal ernst."

„Nein. Meine Mum schon, aber Alexander ist nicht in der Kirche. Da haben die sich mit den Namen sozusagen auf 'nen Kompromiss geeinigt. Wir haben diese Bibel- Namen, aber das ist nicht mehr als 'ne Familientradition." Jem zögerte kurz, bevor er sich in ein Minenfeld wagte, aber er wollte gern etwas mehr über Callum erfahren. „Was ist mit dir? Callum klingt schottisch."

„Kann sein. Rorys Name klingt auch schottisch. Aber ich weiß darüber nichts."

„Gar nichts?" Jem wollte so schnell nicht aufgeben. Wenn es einen Bruder gab, vielleicht gab es einen Onkel oder einen Großvater. Vielleicht...

„Scheiße nein, nichts. Ist besser so."

Das glaubte Jem nicht, aber er wollte Cal nicht noch mehr aufregen, als das jetzt schon der Fall war.

„Okay, okay, Cupid. Ich war nur neugierig."

„Lass es einfach. Ist doch völlig egal."

Auch das glaubte Jem nicht.

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