lingua Teil42
Alexander entging der Stimmungswechsel seines Sohnes und dessen Freundes natürlich nicht. Er hatte nur keinen blassen Schimmer, was der Grund dafür war, bis Jem bei der zweiten Tasse Tee mit den guten Neuigkeiten herausrückte. Eine Hepatitis war sicher keine angenehme Sache, aber in ein paar Wochen überstanden. Alexander war entsprechend erleichtert und ehrlich erfreut zugleich. „Freut mich, das zu hören." Er schaute zu Cal, der zur Antwort nickte. „Was unsere Taktik vor Gericht angeht, wird das sicherlich auch von Vorteil sein", setzte Alexander fort.
„Warum, welche Rolle spielt das?", wollte Jem wissen.
Sein Vater begann jetzt, die Taktik, die er sich überlegt hatte darzulegen. „So wie ich das einschätze, ist das Ganze eine Frage der Glaubwürdigkeit. Ist Mister Johnson ein ehrlicher und gewissenhafter Angestellter, der sich und sein Büro vor einem unberechenbaren Junkie schützen wollte oder ist Callum ein junger Mann, der versucht, sein Leben in den Griff zu kriegen und sich darum gegen den sexuellen Übergriff von Johnson gewehrt hat? Und so wie es aussieht, spricht alles für Callum. Im Arztbericht ist festgehalten, dass er nicht unter Drogen stand. Das kannst du, Jem zusätzlich bezeugen. Überhaupt ist die Tatsache, dass Callum einen festen Freund hat und damit einen Grund, sein Leben zu ändern, ein weiterer Pluspunkt. Aus dem Büro hat nichts gefehlt, was die Diebstahlbeschuldigung von diesem Johnson Null und nichtig macht. Zudem hat Callum in Worten und Tat deutlich gemacht, dass er keinen Sex wollte. Das belegen seine Verletzungen. Außerdem ist er jemand, der zwar Sex mit wechselnden Partnern hatte, der sich dabei jedoch, wie der Arztbericht belegt, verantwortungsbewusst verhalten hat. Wichtig ist, dass wir den Begriff der Prostitution hier vermeiden. Johnson jedoch, ist jemand, der, obwohl man ihn angeblich überfallen hat, nicht direkt die Polizei einschaltet. Worauf hat er gewartet? Und was wollte Callum stehlen? Den Karton, der ihm gehört und der sich überhaupt nur dort befand, weil es zuvor zu einvernehmlichen sexuellen Handlungen gekommen war? Solche „Gefälligkeiten" zu verlangen ist moralisch höchst fragwürdig. Noch dazu von jemandem, der sich ganz klar in einer Notlage befindet. Das ist Ausbeutung..."
„Ausbeutung?!", warf Callum halb überrascht, halb entsetzt dazwischen.
Alexander nickte nur bestätigend und erklärte weiter. „Ja, sicher. Das ist der Punkt, den wir immer wieder machen werden. DU bist das Opfer, nicht der Täter. DU hast diesen Johnson angezeigt, weil er dich angegriffen hat und vergewaltigen wollte. DU kannst genau unterscheiden, was du willst oder nicht und du hast nein gesagt und entsprechend gehandelt. Was du zuvor getan oder nicht getan hast, ist gar nicht Gegenstand der Verhandlung. Dich hat niemand, auch dieser Johnson nicht, wegen dem Wort, das wir nicht benutzen wollen, angezeigt. Klar soweit?"
Callum nickte. Er würde sich das immer und immer wieder sagen müssen, damit es glaubwürdig war. Auch, wenn es tatsächlich nichts als die Wahrheit war. Er hatte einfach noch nicht genügend Erfahrung damit, mit Menschen zusammen zu sein, die es gut mit ihm meinten.
„Also mir leuchtet deine Strategie völlig ein, Dad", fügte Jem hinzu.
„Gut. Dann kann nichts schiefgehen." Alexander klang wie jemand, der gewohnt war, den Verlauf solcher Verhandlungen richtig einzuschätzen. „Selbst wenn dieser Johnson einen halbwegs fähigen Anwalt hat, dann bist du kein polizeilich bekannter Straftäter und die können höchstens eine Bewährungsstrafe fordern."
„Was heißt das?" Callum hatte keine Ahnung.
„Das heißt, dass du nicht ins Gefängnis musst, wenn du dir für den zur Bewährung festgelegten Zeitraum nichts zuschulden kommen lässt", erklärte Jeremy und sein Vater nickte.
Callum grinste. „Das krieg ich hin."
„Okay", fand Alexander, „und noch etwas: Du kriegst von mir eine Liste mit Ausdrücken, die du mit Jeremy durchgehst und lernst. Du sprichst den Richter mit euer Ehren an und ähnliche Dinge. Auch sprachliche Ausdrücke, die du verwenden solltest, falls dich der Anwalt von Johnson zu deiner Vergangenheit befragt. Du bezeichnest deine Drogensucht als Krankheit, du bist homosexuell, verwende nicht den Begriff Kunde oder Freier, das waren Männer."
„Okay, hab ich kapiert." Cal wusste, dass es ernst war, also würde er sich zusammennehmen. Er konnte sich vernünftig ausdrücken, wenn er es wollte und bestimmt machte es einen besseren Eindruck, wenn er das vor Gericht auch tat.
„Ist nicht so, dass ich finde, du drückst dich unangemessen aus, Junge", fügte Alexander jetzt hinzu, „aber hier sind wir unter uns und eine verbale Entgleisung darf dir vor Gericht nach Möglichkeit nicht passieren."
Callum nickte wieder. War nicht böse gemeint, schon klar. Jeremy lächelte ihm bestätigend zu. Wenn einer wusste, dass Cal von sich aus nicht so sprach oder formulierte, wie mancher es von einem Stricher und Junkie erwartete, dann Jem. „Er kann das, Dad", fügte er hinzu.
„Gut. Ich werde darauf drängen, dass die Sache schnellstmöglich verhandelt wird. Dann ist es umso eher vorbei." Mit diesen Worten gab Alexander Cal seine vorbereitete Liste. Cal schaute neugierig direkt nach, was da so stand. Im Wesentlichen Umgangsformen vor Gericht und ein paar sachliche Begriffe für sexuelle Praktiken. Er musste unwillkürlich grinsen und konnte sich das Nächste nicht verkneifen. „Also wenn ich sage 'wünschen euer Ehren vielleicht Fellatio oder lieber Anilingus', ist das okay?"
Jem lachte los: „Sprachlich schon..."
Alexander sah ein, dass sie das Thema wechseln sollten und lachte mit.
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