Hölle Teil14
Da war ein Loch in der Wand und erst wanden sich diese ekligen Käfer einzeln dadurch, doch dann war es, als würde eine riesige Menge von ihnen das Loch immer größer aufreißen. Sie zischten und ihre unzähligen Beinchen klapperten und sie kamen unaufhaltsam näher. Callum schrie auf. Was waren das für Viecher? Was wollten sie? Er schlug um sich. Klapperten sie mit Zähnen? Er wollte weg, nur weg, aber er kam nicht vom Fleck. Irgendjemand rief seinen Namen. Callum! War das sein Name? Wem hatte er den genannt? Er schrie und tobte, doch die Käferarmee kroch in sein Haar, ihr Geklapper dröhnte in seinem Kopf und sie begannen, sein Haar zu fressen, als seien es Heuschrecken. Er schrie noch mehr, er schlug nach ihnen. Da war ekliger Schleim von zerschlagenen Käfern überall an seinen Händen, seinem Kopf. Noch immer kamen mehr und mehr von ihnen, jetzt wollten sie seinen Augäpfel fressen, bestimmt, sie bedeckten seine Lider, sie drängelten sich in seinem Ohr. Callum! Wer rief da? Er schaute sich um, immer tobend. Das Einzige, was er sah, war die Ansammlung von Käfern an der Decke. Sie schienen irgendeinem Befehl zu gehorchen, denn sie bildeten jetzt ein Mosaik aus einzelnen, schleimigen Leibern, das aussah wie ein Gesicht. Callum starrte angeekelt und versuchte sich zu erinnern, nein, er erinnerte sich und es durchfuhr ihn wie ein glühender Speer. Die gnadenlosen Augen, der widerliche Mund, die Nase, der Schnauzbart, oh Gott, oh Gott, das war sein Ziehvater, über ihm, er wars und er kam näher, war im Haar, sein Atem in den Ohren... Callum presste die Lippen zusammen so fest er nur konnte...nicht im Mund, nicht im Mund, nein! Die Käfer drängelten und wanden sich hinein, er konnte sie schmecken, aber er biss nicht zu, nicht der widerliche Schleim im Mund... es half nichts. Er versuchte zu spucken, zu schreien, nichts half. Dann spürte er sie in seinem Innern, in Luft und Speiseröhre, im Magen, in den Därmen, überall, überall dieses drängeln, schieben, drücken, schleimen, jetzt konnte er wieder schreien und tat's, sonst konnte er sich nicht bewegen. CALLUM! Wer rief da? Callum wand sich vor Schmerzen, er übergab sich mit Käferschleim, die Käfer ringelten sich in seinem Innern und unter der Haut. Ich verliere den Verstand, ich verliere den Verstand, ich verliere, ich verliere...
Er verlor das Bewusstsein. Gleich darauf ergriff Jem seinen Puls. Der raste wie wild, sein Atem ging schnell und flach. Die Körpertemperatur stimmte gar nicht. Jem griff zum Handy. „Roger, komm rauf, hier stimmt was nicht..."
Roger kam in Pyjama und Morgenmantel. Er hatte ein paar Sachen dabei. Der Zustand der Wohnung ließ ihn völlig kalt und er ging direkt zu Callum, um seine Lebensfunktionen zu überprüfen. „Ich habe dir gesagt, dass es gefährlich ist, es hier und nicht stationär zu machen", sagte er dann, „aber sein Herzschlag ist kräftig."
„Ich weiß, es musste hier sein, da wäre er nie hingegangen..."
„Er hyperventiliert, halt ihm eine Tüte vors Gesicht."
Jem tat, was Roger verlangte.
„Hat er phantasiert?"
Jem nickte. „Oh ja, seit Stunden. Irgendwelche Käfer."
„Wir machen Wadenwickel, das senkt die Temperatur. Er ist ohnmächtig vor Erschöpfung und zu viel Sauerstoff im Blut. Geh und lös Traubenzucker auf. Das gibst du ihm. Wenn er das drin behält, stärkt ihn das. Er ist zäher als er aussieht."
„Kann ich sonst was tun?"
„Aufpassen. Er könnte seine Zunge verschlucken. Mach die Fesseln los und massier ihm die Arme und Beine."
„Mach ich. Danke dir."
„Ist mein Job. Wobei ich eigentlich Frauenarzt bin."
„Wusste ich nicht."
„Auch egal. Erzähl es bloß niemandem, das ist nicht gerade legal, dass ich in so einem Fall helfe."
„Shit, danke, du hast echt was gut."
„Schon okay. Jetzt nehm ich noch den Hund mit. Der muss raus. Ruf an, falls was ist."
„Danke, bye."
Jem brachte Roger und Buster zur Tür und gab die Leine und etwas Futter mit. Danach löste er die Fesseln von Callums Hand- und Fußgelenken. Als er zu toben anfing, hatte Jem ihn abermals niedergerungen und ihn dann mit Kravatten und Bademantelgürtel an den Streben seines Bettes fixiert. Er zog ihn aus, wusch ihn mit kaltem Wasser gegen das Fieber, dann massierte er die Muskelverspannungen erst in den Beinen und legte Wadenwickel an. Im Anschluss kamen die Arme. Als er die Einstiche sah, rechnete er nach. Mit Glück, war das hier halb durch. Mit noch mehr Glück, würde Cupids Bewusstlosigkeit noch etwas andauern. Aber das Glück war direkt vorbei, kaum dass er eine frische Bettdecke über den Jungen gelegt hatte und sich in seinem Sessel zusammenrollte, um für ein paar Augenblicke die Augen zu schließen. Erst begann Callum zu stöhnen, dann krampfte er wieder. Jem war sofort bei ihm und schaute nervös, wo er die Fesseln hingelegt hatte. „Wie geht's dir?", fragte er, als er sah, dass Callums Augen auf waren.
„Warum lässt du mich... nicht einfach krepieren?"
Waaaas?!
„Niemals, ich hab versprochen, dir zu helfen."
„Lass mich einfach sterben, ja? Ich will das nicht mehr, ich kann nicht...du kriegst bestimmt nen anderen, einen der besser ist, als ich..."
Jem kamen bei diesen Worten die Tränen. Wie konnte Callum sowas sagen. Was denn für einen anderen?
„Ich will keinen anderen", beteuerte er.
„Du kriegst mehr Geld, ...wenn er kleiner is... bitte, lass mich..."
Da dämmerte es Jeremy, dass Callum ihn für jemand anderen hielt. Aber für wen? War das eine Erinnerung? Wenn ja, wie furchtbar war das...
„Ich kann nicht mehr..." Callums Stimme klang anders als sonst. Irgendwie jungenhafter.
„Hör zu, ich bin's, Jem. Und du kannst. Okay? Du bist hier bei mir und du kannst."
Callum weinte.
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