Euston 18
!!!! Triggerwarnung! Nicht weiterlesen, wenn euch sexuelle Gewalt triggert!
Ob sie wollten oder nicht, es war Donnerstag und die Welt hatte sie wieder. Sie müssten einkaufen, sich bei Roger bedanken und Buster abholen, seinem Frauchen ein Lebenszeichen schicken, Jem müsste ein paar Anrufe erledigen, das Restchaos in der Wohnung wollte beseitigt werden und Callum wollte seine Sachen holen.
„Was für Sachen?"
„'n Pappkarton mit etwas Zeugs und 'n Schlafsack."
„Glaubst du, das ist noch da?"
„Ist in 'nem Schließfach in Euston Station."
„Wir können einfach ein paar neue Sachen kaufen. Abgesehen davon gefällst du mir ohne und in meinem Zeugs."
„Ist auch was dabei, woran ich hänge."
„Dann holen wir es gleich vor oder nach dem Einkaufen."
„Ich kann's holen, während du einkaufst."
„Auch gut. Soll ich an was Besonderes denken? Was hättest du gern?"
„Weiß nicht... Snickers? Kondome? Dich!?"
„Nachher."
„Kann's kaum erwarten."
Unten vor der Tür gingen beide ein Stück gemeinsam, dann hatten sie Jems Corner Shop erreicht. „Soll ich mitkommen", fragte er noch, bevor er in den Laden ging, aber Callum schüttelte den Kopf. „Lass mal, bis nachher."
„Bleib nicht so lange weg."
„Bestimmt nicht."
Das hatte er tatsächlich nicht vor. Um ehrlich zu sein, wäre es ihm fast lieber gewesen, der andere würde mitkommen, aber dann auch wieder nicht. Euston Station war alles andere als ein Ort, wo er sein wollte. Hinter jeder Ecke könnte eine fiese Erinnerung lauern und erst recht hatte er keinen Nerv, auf Mister J zu treffen. Leider war das nicht zu verhindern. Callum wurde nervös, als er sich dem Bereich mit den Schließfächern näherte. Die Halle war voll mit Reisenden, Pendlern und Touristen aller Art, aber das änderte sich schnell, wenn man zu den Schließfächern kam, die man nicht stunden- sondern tageweise mieten konnte. Dort war nicht viel los und Mister J hatte dort einen extra Schalter, wo man sperriges Gepäck lassen konnte oder wo Fundsachen abgegeben wurden. Hinter dem Schalter war ein noch kleineres Büro. Dies kannte Callum leider nur zu gut. Mister J grinste, als er Callum kommen sah.
„Sieh an, Kevin, hab dich schon vermisst. Brauchst du deinen Krempel?"
„Bestimmt hast du wieder gut darauf aufgepasst."
„In der Tat, Junge, in der Tat."
„Das war das letzte Mal, ich brauche das Fach nicht mehr."
Mister J schaute etwas skeptisch. Er und Kevin hatten sozusagen eine Abmachung. Er bewahrte seine Sachen in einem der Schließfächer auf. Diese hatten normalerweise ein Zeitschloss, wo man Münzen einwarf. Bei einigen war dieser Mechanismus defekt und J erlaubte Kevin eins davon für seine paar Habseligkeiten zu benutzen. Für gewisse Gefälligkeiten ab und an, selbstverständlich. Dieses Arrangement würde er ungern beenden.
„Was soll das heißen, zum letzten Mal?"
„Ja, ich brauch's nicht mehr."
„Dann komm nach hinten, ich geb dir den Schlüssel." Er deutete mit einer Kopfbewegung die Richtung zur Tür seines Büros und stellte ein Schild auf den Tresen: Komme gleich wieder. „Du siehst irgendwie anders aus, Sunny, warst wohl bei 'nem reichen Sugar Daddy?!"
Callum gefiel nicht, wie er das sagte. Seine Alarmglocken gingen an, wesentlich schneller, als wenn er noch auf H wäre. „Ist nicht wie du denkst", sagte er nur. Er war dem Mann keine Erklärung schuldig. Als er in das Büro kam, wie immer, hielt J ihm den Schlüssel hin, nur um ihn gleich wieder wegzuziehen, als Callum danach griff. „Ah, ah, ah, Süßer, du weißt, was du dafür zu tun hast", verkündete er triumphierend, als hätte er Callum wie ein Kind ausgetrickst. Callum hasste den Typen und schaltete seine Wachsamkeit eine weitere Stufe nach oben. „Hör zu, J, ich mach das nicht mehr. Klar?"
J schien nicht sicher, was Kevin meinte. „Du verscheißerst mich doch. Wie kriegst du sonst die Knete für deine Drogen zusammen, wenn du nicht den Arsch hinhältst oder Schwänze lutscht."
„Geht dich gar nichts an, was ich mache. Gib mir den Schlüssel. Das ist mein Zeug und ich will's haben."
„Zu dem üblichen Preis, Sunny, zu dem üblichen Preis."
Callum schluckte schwer. Ja, er kannte den Preis. Im Leben eines Strichers war nichts umsonst, auch nicht das bloße Abstellen von objektiv wertlosem Zeug. „Wenn du glaubst, ich blas dir einen, nur weil du 'n altes Schließfach übrig hast, dann liegst du falsch. Das mach ich nicht mehr, du blöder, alter Bock!"
Das machte J rasend, klar zu sehen. Er wurde rot vor Wut und griff zum Telefon. „Du glaubst, du kannst mich so verarschen, nach allem, was ich für dich getan habe? Wie wär's, wenn ich die Polizei rufe, weil 'n Junkie in meinem Büro einbricht? Los, auf die Knie, du kleiner, geiler Arsch!"
Callum sah sich in die Ecke gedrängt. Wenn er jetzt einfach weglief, dann bekam er seinen Karton nie und würde vielleicht sogar verhaftet. Es musste anders gehen. „Okay, okay, J, beruhig dich." Er deutete dem Kerl an, dass er den Hörer hinlegen sollte. „Du hast gewonnen, ich mach's." J grinste dämlich übers ganze Gesicht. „Warum nicht gleich so." Er lehnte sich nun mit dem Rücken an die Schreibtischkannte, öffnete erwartungsfroh seinen Gürtel und schnaufte erleichtert. Callum dachte nicht im Traum daran, es dem Typen zu besorgen. Er würde so tun als ob und ihm dann die Hosen bis zu den Knien runterziehen, sodass der Wichser umfiel, wenn Callum ihm den Schlüssel aus der Tasche stahl und damit im Nu das Fach öffnete. Bis der sich aufgerappelt hätte, wäre er schon weg. Kevin lächelte aufreizend, dann trat er zu J an den Schreibtisch und legte ihm die Hände an den Hosenbund. Der war schweißnass und Cal fragte sich, wie er sich je dazu überwunden hatte, zu tun, was der Kerl von ihm verlangte. Er ging vor ihm auf die Knie und wollte gerade mit einer Hand den Reißverschluss öffnen und mit der anderen den Schlüssel stehlen, als J plötzlich mit dem Telefonhörer auf ihn einschlug. Bäng! Mit Wucht auf den Schädel. Callum wurde schwarz vor Augen...
Das nächste war, dass ihn das Blut weckte, das an seiner Schläfe herunter floss. Er lag mit dem Gesicht und Oberkörper auf dem Schreibtisch, die Beine hingen daran herunter. Und da ging etwas vor, verdammt! J hatte ihm die Hosen abgestreift und stand selbst mit heruntergelassenen Hosen und erigiertem Schwanz hinter ihm. Er schob gerade Cals Beine mit einer Hand auseinander. Die andere hielt ihn nach unten, als Cal begann, sich zu regen. Nur das nicht, nein! Nicht dieser widerliche Kerl mit seinem ekelhaften Schwanz! Callum rakte mit den Armen vor und griff nach irgendwas. Er geriet in Panik, warf einen Aschenbecher nach hinten, er trat nach hinten aus und bekam eine Lampe zu fassen. Mit der schlug er nach hinten und traf gut genug, sodass J von ihm abließ, um mit den Händen den Kopf zu schützen. „Da, du Wichser, du Vergewaltiger- Arschloch!", brüllte Callum außer sich vor Zorn, Angst und Ekel und schlug mit der Lampe nochmals zu. J ging zu Boden, wo er ohnmächtig liegen blieb. Dann ging alles blitzschnell. Cal zog hektisch seine Hose an, durchsuchte Js, fand den Schlüssel und sah zu, dass er wegkam. „Wichser", rief er fluchend, bevor er das Büro verließ und die Tür knallte. Er bemerkte nicht, dass er ohne Schuhe war. Dann eilte er zu dem Schließfach, nahm nur den Karton und lief so schnell er konnte zur Straße. Niemand hielt den blutenden, jungen Mann auf, gerade so, als sei er unsichtbar.
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