Durcheinander Teil28
Cal spürte das dringende Verlangen nach Vergessen und Betäuben, schon während des Gangs mit Buster zu Saint Martins Gardens. Die Gedanken in seinem Kopf, Gefühle, alles ging durcheinander. Es lag nicht an dem Cowboy, der war Extraklasse und selbst wenn sie nur nebeneinander her gingen, machte ihn das an. Aber was hatten sie mit der Anzeige nur angefangen? Welchen Unterschied machte es, diesen einen Wichser, J, dranzukriegen? Wie sollte er das überhaupt durchstehen? Er würde etwas brauchen, das ihn beruhigt... Allein, dass er überhaupt dieses völlig irrationale Verlangen spürte, kam ihm vor wie brutalster Verrat. An sich selbst, nach all der Zeit endlich clean und erst recht an Jem. Was er Jem anvertraut hatte war jedoch so entsetzlich, dass allein die Vorstellung, es nochmals zu wiederholen, Cal innerlich krampfen ließ. Das war zu viel... das würde niemand begreifen. Sicherlich begriff auch Jem das nicht, der war nur zu liebevoll, um sein Unverständnis auszusprechen. Cal schaute seitlich zu ihm hin, wie er neben ihm auf der Bank saß. Attraktiver Spätzwanziger. Intelligent, gebildet, mit umwerfendem Charme, tollem Body und ausgeprägtem Helfersyndrom. Fuck. Cal überkam das Gefühl, dass er nie im Leben gut genug wäre. Nicht für so einen. Und erst recht nicht für seinen Vater oder den Rest der Familie. Er war ... nichts eigentlich. Er konnte nichts, nichts Normales jedenfalls, nichts, was nicht mit Sex zu tun hatte. Oh Shit! Wie sollte jemand wie er die Sympathie von irgendwem gewinnen? Und wie sollte er diesen Bluff von wegen Enkel durchstehen? Was, wenn er irgendwelche Details über Drogen oder Sex Work für Jeremys Vater erklären müsste? Er war nicht so abgebrüht, wie er tat. Das kleinste Bisschen könnte ihn erschüttern, es sei denn, er wäre auf H...
„Was ist mit dir? Du bist so still..." Jem schaute besorgt und lächelte aufmunternd.
„Verdammt, Jem, muss denn gleich was sein?!" Cal war komplett aus seinen Gedanken gerissen und wie immer, bockte er in der Defensive.
„Das meine ich. Es ist was."
Er konnte nichts vor dem anderen verbergen. „Was ist, wenn mich dein Vater hasst? Ist nicht schwer, mich zu hassen. Ich bin nicht gut für dich. Aus verschiedenen Gründen..."
„Ich weiß keinen einzigen. Du bist nicht das, was diese Typen aus dir gemacht haben. Glaub das nicht."
„Du bist ...viel zu gut, Jem. Du hast keine Ahnung, was da draußen alles herumläuft. Ich war fünf Jahre auf der Straße und könnte die netten Typen an meinen zehn Fingern abzählen. Für die meisten ist einfach scheißegal, wer oder was du bist, solange du machst, was sie sagen. Und dann sind da genug Typen- Väter, Ehemänner, Brüder, Großväter, Arbeitskollegen- die tun so, als müssten sie dich bestrafen, für etwas, was sie selbst sind, aber eben nicht zugeben."
Jem schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich weiß, dass du nicht an dich glauben kannst, weil du dich zu lange aufgegeben hattest. Aber ich weiß, in wen ich mich verliebt habe und ich weiß warum. Und du bist das und absolut der Beste für mich."
„Ich... will nichts lieber glauben als das."
„Dann tu's."
„Du weißt nicht wie das ist, wenn man sich selbst nicht kennt. Du bist all diese Dinge- Mann, Sohn, Autor, Nachbar, Retter, Liebhaber, Hunde-Sitter, Ex-Freund, Sandwich-Experte und noch mehr. Und ich? Junkie, Stricher, Schwanzlutscher, Obda..."
„Hör bitte auf", unterbrach Jem, „nichts davon beschreibt dich wirklich."
Cal versuchte, herunterzukommen, klar zu denken oder zu fühlen. Aber das war schwer. „Ich will gern alles tun und alles aushalten, aber versprich mir eins..."
„Alles, sag mir nur was."
„Keine Lügen zwischen uns. Sag immer, was du denkst oder willst. Wenn du willst, dass ich gehe, sag es."
Jem war überrascht. Natürlich wäre er immer ehrlich, aber dass Callum immer noch für möglich hielt, dass er ihn fortschickte, war zu viel. Er zog ihn zu sich, wuschelte ihm übers Haar und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Das wird niemals geschehen. Und in einem Jahr, um diese Zeit, glaubst du es und wir lachen darüber."
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