Bruder Teil43
„Ich mag deinen Vater", gab Callum zu, als sie später zurück in Jeremys Zimmer kamen, „und nicht nur, weil er das alles für dich und mich macht."
„Ach nein? Du machst mich neugierig." Jem kannte Cal bereits viel zu gut und wusste, dass da noch etwas hinterher kam. Er lächelte schon voller Erwartung.
„Na, er sieht nem Typen ähnlich, auf den ich stehe", begann Cal und trat an Jem heran, um ihm seine Hände um die Taille zu legen. Dann zog er ihn zu sich heran. „Und außerdem ist er nochmal mit dem Hund raus. Also kann er uns nicht hören..."
Jem war für den Bruchteil einer Sekunde verwirrt, denn das konnte wohl kaum Callums Ernst sein, dann sah er auch schon, das der Schwarzhaarige ironisch die Augenbraue hob. „Fast wäre ich darauf reingefallen, ..."
„Na immerhin fast, Cowboy." Callum lächelte müde, aber gab Jem einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass du nicht ernsthaft was hast", flüsterte Jem ihm ins Ohr und kraulte ihn liebevoll mit seinen Händen im Nacken.
„Ich weiß", gab Cal zurück, „ich kann's noch gar nicht richtig fassen. Scheint so, als würdest du mir Glück bringen."
Jem küsste ihn dafür direkt zurück, denn das war wirklich reines Glück und er sprach aus, was der Blonde selbst mit jeder Faser seines Körpers und jedem Sinn seines Verstandes so empfand. Und wenn alles so verlief, wie er es sich ausgemalt hatte, dann wäre da noch mehr Glück für seinen Liebsten bereit. Sollte er es jetzt einfach sagen? Wie sollte er es sagen? Rate mal, wen Roger für dich gefunden hat? Sollte er es überhaupt erzählen oder lieber zuvor mit Cals Bruder Kontakt aufnehmen? Nein, keinesfalls, sie waren lange genug getrennt und womöglich hielt Rory Callum für tot. Das hatte lange genug gedauert. Jem küsste weiter und lotste Callum behutsam in Richtung Bett, wo sie sich niederließen. Callums Hände wanderten streichelnd an Jems Seiten entlang, während der seine in Callums Locken spielen ließ. Nichts wäre jetzt verführerischer, als sich der Situation hinzugeben. Cal war in Stimmung, seine Berührungen und Küsse hatten Jem bereits über ein wohliges Kribbeln unter der Haut hinausgebracht, aber trotzdem war Jem nicht ganz bei der Sache. Also war jetzt der Zeitpunkt, vielleicht würde auch nie ein besserer kommen... Jem beendete ihren Kuss behutsam, aber trotzdem bemerkte Callum, dass etwas vor sich ging. Er blinzelte den anderen fragend an. „Was ist? Du bist so seltsam? Wir können alles machen, jetzt ..."
Jem nickte wissend und nahm Callums Hände in die seinen und strich mit seinen Daumen darüber. „Ich möchte dir etwas sagen, es ist wichtig ..."
Callum schaute etwas verunsichert. Er hatte keine Ahnung, worum es gehen könnte. „Du willst nicht?", fragte er ungläubig.
„Himmel, Cupid, ich will dich immer und über alles, aber es geht um was völlig anderes."
„Was völlig anderes ...", wiederholte Cal, diesmal noch ungläubiger.
Jeremy suchte nach Worten. „Du musst wissen, dass ich Roger gebeten habe, etwas für dich zu tun."
„Für mich? Was denn?" Callum bekam eine nachdenkliche Falte über der Nase und sein Blick suchte den von Jem. „Ich geh in kein scheiß Krankenhaus, vergiss es. Ich gehe nirgendwo hin. Ich bin nur schnell müde ..."
„Nein, nein", beruhigte Jem sogleich, „darum geht's nicht. Es geht um... deinen Bruder." So, das war raus. Callum schien in Jems Händen plötzlich zu versteifen. Sämtliche Farbe wich aus seinem Gesicht. „Meinen Bruder", wiederholte er. „Was ist mit dem und was weiß Roger darüber? Jetzt sag schon, verdammt!"
Oh je. Callum war auf völlig falscher Fährte. Jem redete jetzt einfach los. Schlimmer konnte es ja kaum werden. „Es geht ihm gut, denke ich. Roger hat rausgefunden wo er wohnt. Dein Bruder hat nach dir gesucht."
Callum schaute Jem an, als habe er nicht verstanden und fing an, zu stammeln. „Rory ... hat mich gesucht. Er ... Was weiß er?" Für einen Augenblick sah es aus, als würde Callum gleich hyperventilieren. Sein Atem ging plötzlich zu schnell, wie bei einem Schock oder einer beginnenden Panik. Jem hielt das so nicht aus. Er zog Callum fest in seine Arme, sodass dessen Kopf an seiner Schulter lag. „Ganz ruhig, Cupid", setzte er dann an, „alles ist okay. Er weiß gar nichts." Irgendwie musste er versuchen, den Schwarzhaarigen zu beruhigen, der sich noch immer in seine Armen versteifte.
„Nichts?", fragte Callum unsicher.
„Nein. Roger hat nur herausgefunden, wo er ist. Und das geht so nicht. Er muss wissen, dass du lebst und dass es dir gut geht. Verstehst du? Er ist dein Bruder und er muss das erfahren." Jem strich ihm beruhigend durch das Haar, bis sich Callums Atem zu normalisieren schien.
„Woher ... wie soll ich wissen, ob er überhaupt etwas mit mir zu tun haben will?"
Ob er ...? Jem suchte nach Worten. Es kam ihm so vor, als würden Cals Worte ihm den Hals abschnüren, so sehr rang er inzwischen selbst um Fassung. Was Cal erlebt und was er getan hatte, ließ ihn glauben, dass sein eigener Bruder ihn nicht haben wollte. So etwas konnte nicht wahr sein. „Ganz sicher will er das. Du hast sein Foto aufgehoben, du hast für dieses Ding sogar ne Menge riskiert. Glaubst du, du bist deinem älteren Bruder weniger wert? Er wird überglücklich sein, weil er dich wiederhat."
„Er wird mich gar nicht erkennen ..."
„Natürlich wird er das."
„Er wird wissen wollen, was passiert ist, wo ich war ..."
Jeremy streichelte weiter und versuchte, so gut es ging, selbst tapfer zu bleiben und Zuversicht zu geben, auch wenn er das Gefühl hatte, es würde an seinem Herzen gerissen. Was könnte er tun oder sagen? Er nahm jetzt Callums Gesicht in seine Hände und schaute ihm fest in die ihm bereits so vertrauten, aquamarin- farbenen Augen, die ihn nach und nach fixierten. „Jetzt hör mir genau zu, Cupid. Dein Bruder wird genau das sehen, was ich auch sehe: Einen tapferen, intelligenten und super hübschen jungen Mann, der tatsächlich sein Bruder ist. Sein Bruder, der lebt und atmet und kämpft und liebt. Das ist doch alles, was man sich nur wünschen kann. Würdest du ihn ablehnen für etwas, das er vielleicht getan hat? Wir wissen doch gar nichts über ihn. Er könnte Ähnliches durchgemacht haben ..."
Callum bekam jetzt Tränen in den Augen. Das bedeutete, dass ihn Jeremys Worte berührt hatten. Er schüttelte den Kopf in Jems Händen. „Nein, natürlich würde ich das nicht", gab er zu.
Jem spürte förmlich, wie Callums Furcht und Schock allmählich einer Einsicht wichen, die er wohl mit dem, was er gesagt hatte, erreicht hatte. Auch Cals Körper schien sich langsam zu entkrampfen. Jeremy atmete nun selbst auf. „Siehst du ..."
„Ich ... seh's."
Jem lächelte Cal an. „Das ist gut, sehr gut." Dann kam ihm noch ein guter Gedanke. „Weißt du was? Wir machen uns ein heißes Bad. Das wird dir gut tun und mir auch. Und dann überlegen wir, wie wir euer Wiedersehen in die Wege leiten."
Cal gefiel die Idee. „Okay, machen wir das."
Sogleich stand Jem auf und nahm Callum bei der Hand. „Na, dann komm."
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