Kapitel 12
Am Dienstag fiel das Training aus, weil Steffi für eine Kundin zu einem Stall in den Niederlanden musste. So zog es mich an den Strand. Liz hatte leider anderes vor. Dass sie mal freiwllig Mathebücher in die Hand nehmen würde, hatte ich nicht erwartet.
Viva zuckelte gelangweilt durch den Wald. Dieses Runterfahren war nicht umbedingt so ihr Ding. Ich wunderte mich daher auch nicht, dass sie einen gewalting Satz machte, als zwei Mountain Bike Fahrer an und vorbei schossen. Was sagen konnten sie natürlich nicht und langsam fahren war auch überbewertet.
Manche Menschen...
Kopfschütteln sah ich ihnen nach und dachte daran wie Lukas x-Jahren mal im Hohen Bogen von seinem Pony geflogen war, weil es sich vor solchen Typen erschreckt hatte. Das war vielleicht das vierte Mal gewesen, dass wir ohne Erwachsene unterwegs gewesen waren, und ich hatte mich mehr erschreckt als er. Total verheult war ich wieder auf den Hof und hatte damit so eine Welle ausgelöst...
Ich frage mich immer noch, was mich in dieser Nacht geritten hatte. Lukas war der Bescheuerte von uns beiden. Er machte Dinge, die gefährlich waren, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich war immer nur das ängstliche Mädchen, das am liebsten nach seiner Hand griff und hoffte, dass er sich nicht weh tat. Mutig war ich nie wirklich. Und wenn ich ehrlich war, war mir der Wunsch danach mutiger zu sein auch vergangen. Ich hatte ja gesehen, wo es mich hingeführt hatte.
Je mehr ich über die Nacht nachdachte, desto mehr wünschte ich, dass ich nicht einfach in den Stall gerannt war und auf Lukas gehört hätte. Ich konnte mich sehr gut daran erinnern, wie er versucht hatte mich festzuhalten.
Da war er natürlich wieder. Dieser dumme Stich in meinem Herzen. Warum? Charly hatte recht ich musste einen Haken an die Sache machen und vor allem an Lukas. Egal wie gut wir mal befreundet gewesen waren, es war vorbei. Wir würden nie wieder Freunde sein. Oder doch?
Wenn es mich dann doch einmal ansah, dann könnte ich schwören, dass er mich eigentlich immer noch in seiner Nähe haben möchte.
Scheiße. Ich vermisste ihn.
Viva spielte mit den Ohren und ließ den Kopf wieder sinken. Da war jemand gelangweilter denn je.
„Okay, Mäuschen, dann traben wir ne bisschen."
Kaum, dass ich die Zügel aufgenommen hatte, schien auch Viva wieder Lust auf unseren Ausritt zuhaben und trabte voll motiviert an. „Kann bitte deine Motivation haben, um meine Französisch Vokabeln zu lernen?" Ich seufzte. Viva spielte einfach nur vergnügt mit den Ohren. Aber was für eine Antwort hatte ich bitte auch erwartet.
Plötzlich legte sie kurz bevor ich sie wieder durchparieren wollte einen Stopp hin und starrte wie gebannt auf die Kreuzung vor uns. Im nächsten Moment wieherte sich schon auf vollem Hals. Wie auf Bestellung kam ein Wiehern zurück und aus dem Seitenweg kamen natürlich Lukas und Pantas.
Sein Blick verfinsterte sich augenblicklich als er mich sah. Sein Kiefer trat hervor und verkrampfte. Von einem imposanten und eleganten Reiter war er ausnahmsweise mal meilenweit entfernt. Wieder hatte er diese dunklen Ringe unter den Augen.
Ich hoffte ich hatte ihm mit meinem Gesprächsversuch nicht zugesetzt.
Angespannt beobachtete ich ihn und wartete auf eine Reaktion. Konnte ich weiterreiten? Sollte ich weiterreiten? Ritt er erst weiter?
Stumm blickte Lukas mich aus seinen durchdringenden grünen Augen an. Ich hatte das Gefühl er sah mir direkt in die Seele. Jeder kleine Splitter, den diese Nacht hatte entstehen lassen, rührte sich. Es war, als hätte sich ein tiefes unstillbares Loch in meiner Brust geöffnet. Natürlich mussten mir genau jetzt Tränen in die Augen steigen.
„Schau mich nicht so an." Ich erschauderte beim kühlen Klang seiner Stimme. Das war nicht Lukas. Das war irgendwer anderes, der die Kontrolle über ihn übernommen hatte. Lukas hätte normalerweise einen Witz gemacht oder zumindest vorgeschlagen, dass wir uns irgendwo hinsetzten und versucht mich zu trösten. Das Exemplar da, hatte jegliche Empathie verloren.
„Sorry", nuschelte ich und sah sofort weg. Es schmerzte nur noch mehr.
„Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?"
„Ich... ich wusste nicht, dass du auch ausreiten bist. Ich weiß sowieso nicht, was das alles soll."
„Was das alles soll?" Er lachte auf. „Ich verstehe dich einfach überhaupt nicht mehr."
„Das sagt der Richtige! Du redest keinen Ton mit mir, ignorierst wenn es nur gerade geht, und pflaumst mich die ganze Zeit nur an!"
„Und du? Du tust so, als wärst die Einzige Person, die leiden würde."
„Das..." Er unterbrach mich.
„Es ist besser, wenn wir nicht mehr mit einander zu tun haben, aber das geht ja wahrscheinlich nicht in deinen Kopf rein."
„Weil ich es nicht verstehe. Lukas, wenn du reden willst. Ich bin da!"
„Das kannst du es auch nicht verstehen!"
„Gib mir doch wenigstens eine Chance dazu!" Warum war der Idiot nur so stur! Konnte er nicht einfach mal Klartext reden.
„Hättest du damals auf mich gehört, würde es uns beiden besser gehen. Wir zwei das wird nie wieder auch nur ansatzweise wie früher. Hör bitte einfach auf mir nachzurennen."
„Nachrennen? In deinen Träumen vielleicht. Tut mir leid, dass wir an einer Weggablung aufeinandertreffen!"
So ein Idiot! Wahrscheinlich redete er sich in seiner Freizeit auf noch ein, dass ich heimlich all die Jahr in ihn verliebt gewesen war. Klar! Alles für sein verletztes Ego.
„Lass mich in Ruhe!"
„Dann reite weiter, mein Gott. Ich habe hier nicht das Drama angefangen."
„Streng genommen schon." Damit ritt er einfach an mir vorbei und galoppierte noch gefährlich dicht hinter mir an.
Das konnte sich echt keiner Ausdenken. Gab er mir echt die Schuld? Er hatte schon nicht unrecht. Es war meine Schuld. Er hatte mich noch zurückhalten wollen. Trotzdem fand ich das gerader echt unfair.
Ich sah, dass es ihm schlecht ging und er stumm vor sich hin litt. Das war echt verdammt männlich- absolut nicht. Warum hatte er so ein Problem damit einfach mal vernünftig zu reden?
Als ob das Alles nur meine Schuld war. Ich hatte den Hubers nicht gesagt, dass sie Leute umbringen sollten und auch nicht, dass sie mich niederschlagen sollten. Er hätte ja auch nicht bleiben müssen. Warum hatte er sich nicht in Sicherheit begeben und da die Polizei gerufen? Warum hatte er dableiben müssen?
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