-(••÷[ Kapitel 15 ]÷••)-

April, 2016
Südkorea
Provinz Gyeongsangnam
Stadtrand von Sancheong-gun

Wir sahen uns schweigend an. Er mit dem Kopf seitlich zu mir nach unten geneigt und ich den Kopf nach oben gereckt. Die Zeit schien stehenzubleiben und ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit. War es Freude? Aber warum fühlte es sich dann so negativ an? Hatte ich vielleicht Angst davor, dass unsere gemeinsame Zeit bald endete?

„Du willst den Fluch brechen, oder?" – Natürlich! Ich schnaufte. Was war das denn für eine Frage? Natürlich wollte ich endlich wieder menschlich sein. Mich anständig artikulieren können, wieder leben können, wie ich es gewohnt war – okay. In dieser Zeit müsste ich noch einige Dinge regeln, bevor ich wirklich wieder normal leben konnte, aber ich wollte das so sehr, weswegen ich noch einmal bekräftigend grummelte.

„Okay. Ich werde dir dieses Armband besorgen, versprochen", hauchte er mir zu und fuhr mir mit seiner Hand einmal über den Kopf. Ich schnurrte, schmiegte mich gegen seine Berührung, doch leider ließ er viel zu schnell wieder von mir ab und widmete sich wieder seinem Essen. Bei einem Blick in meinen Napf verschlang ich meinen Rest ebenfalls und versuchte die einströmenden Gefühle irgendwie zu verarbeiten. Ich war noch nie so nah an meinem Ziel gewesen, auch wenn wir immer noch nicht wussten, ob mich das Schmuckstück wirklich zurückverwandeln konnte oder nicht. Es war nur der Gegenstand mit der höchsten Wahrscheinlichkeit und der einzige, der überhaupt auffindbar war – bisher.

⊱ ──── ⋅🐾⋅ ──── ⊰

Je mehr Tage verstrichen, desto nervöser tigerte ich durch Jungkooks Garten, oder sein Zimmer. Leider musste er immer wieder zur Uni und hatte einige Dinge zu erledigen. Er sprach mit mir nicht über den geplanten Einbruch, weil er Angst hatte, dass es doch irgendjemand mitbekommen könnte. Vor allem sein Bruder. Hoseok war immer überall. Ich verstand das, aber es machte mich trotzdem tierisch nervös. Immer wenn er nicht da war und endlich nach Hause kam, stand ich erwartungsvoll vor ihm, doch bis jetzt hatte er mich immer enttäuscht.

Heute war es bereits stockdunkel, als ich es mir auf Jungkooks Bett bequem machte. Ich hatte ihn den ganzen Tag noch nicht gesehen. Hoseok hatte sich am Mittag sogar todesmutig zu mir auf die Couch gewagt und irgendwann meinen Kopf gekrault. Erst vorsichtig und als er wohl gemerkt hatte, dass ich zutraulich war, hatte er sich richtig ins Zeug gelegt, um mich zum Schnurren zu bringen. Irgendwie war es lustig gewesen und ich hatte es sichtlich genossen, dass er sich nach so langer Zeit endlich getraut hatte und das obwohl wir schon eine Nacht gemeinsam verbracht hatten.

Als ich jedoch den Schlüssel im Schloss hörte, sprang ich von Jungkooks Bett auf und eilte in den Flur. Mein Schwanz schlug unruhig gegen den Boden, während ich darauf wartete, dass er endlich durch die Tür trat. Ich machte noch einen Schritt auf ihn zu, roch die kühle Nacht an ihm, das Adrenalin und den Angstschweiß. Er musste es getan haben. Jungkook ging jedoch einfach an mir vorbei, direkt in sein Zimmer, wobei ich ihm natürlich folgte und ihn dabei beobachtete, wie er den Rucksack auf sein Bett sinken ließ und sich die Jacke auszog. Er fuhr sich schweratmend mit der Hand über seine Stirn und wischte sich den Schweiß von dieser. Irgendetwas stimmte nicht.

Langsam trat ich auf ihn zu und während Jungkook sein Oberteil auszog, kam mir ein Schwall Blutgeruch entgegen. Der metallene Geruch ließ meine Nase zucken und ich begann leise zu knurren. Jungkook hielt sich die Hüfte, zischte leise und sah dann zu mir. Der Schweiß stand ihm erneut auf der Stirn und sein Brustkorb hob und senkte sich angespannt.

„Du weißt nicht zufällig, wie man eine Schussverletzung flickt, oder?", fragte er an mich gewandt, was mich schnaufen ließ. Ich leckte mir nervös über die Schnauze und schüttelte heftig meinen Kopf, woraufhin ein Niesen folgte. Natürlich wusste ich das nicht – also theoretisch vielleicht, aber ich hatte doch absolut keine Möglichkeiten ihm zu helfen. Trotzdem stupste ich ihn gegen sein Bein und dirigierte ihn ins Bad. Er musste hier doch Verbandszeug haben.

Jungkook ließ sich ächzend auf dem Badewannenrand sinken und nahm vorsichtig die Hand von der Wunde, so dass ich zumindest einen Blick darauf werfen konnte. Es sah aus, als wäre es nur ein Streifschuss, eine Fleischwunde. Sicher würde eine Desinfizierung und ein Druckverband ausreichen – und Zeit.

„Sieht es schlimm aus?", fragte Jungkook mich, wobei ich erneut meinen Körper schüttelte. Er hatte wohl eher mehr Glück als Verstand gehabt. Was war bloß passiert?

„Desinfizieren und verbinden? Oder?"

Ich brummte zustimmend und Jungkook erhob sich stöhnend. Ich beobachtete ihn dabei, wie er an ein kleines Schränkchen mit einem grünen Plus ging. Es dauerte ein bisschen, bis er die gesuchten Dinge fand und die Wunde desinfizierte. Der Geruch kroch mir unangenehm in die Nase und ließ mich unweigerlich niesen und die Nase immer wieder kräuseln. Das war einfach widerlich. Jungkook legte sich zuletzt den Druckverband um, wobei er immer wieder das Gesicht verzog und sich dann noch einmal die Hände wusch.

„Ist halb so wild, hm? Oh Mann. Ich habe echt nicht gedacht, dass ich mal in das Lagerhaus meiner Eltern einbrechen würde und dort von dem Sicherheitsdienst erwischt werde. So was blödes."

Sollte das heißen, er hatte es nicht geschafft? War er gar nicht bis nach drinnen gekommen?

„Aber ich habe es", unterbrach er meine negativen Gedanken. Meine Ohren zuckten aufgeregt, genauso wie mein Schwanz.

„Ich wusste, dass dir das gefallen wird." Er schmunzelte und verließ mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen das Bad. Allerdings nicht ohne sich noch eine kleine Dose aus dem Notfallschränkchen zu nehmen. Vermutlich Schmerzmittel, die er sicherlich bitter nötig hatte. Ich folgte ihm, beobachtete ihn dabei, wie er sich gleich zwei Pillen in den Mund warf und mit reichlich Wasser schluckte. Danach nahm er sich ein frisches Shirt und zog es sich über, bevor er nach dem Rucksack griff und ihn öffnete. Heraus holte er eine schwarze Schatulle, die er auf seinem Schreibtisch ablegte und sich auf seinen Stuhl sinken ließ.

Unruhig folgte ich ihm, behielt seine Bewegungen aber genau im Auge. Er öffnete die Schatulle und holte ein Armband heraus, welches er genau zu betrachten begann. Die schönen goldenen Verzierungen am Ende klimperten leise gegeneinander. Es war kein starres Schmuckstück. Stattdessen bestand es aus mehreren Elementen, die filigran ineinander übergingen.

Ich kletterte mit meinen Vorderbeinen auf seinen Oberschenkel und betrachtete das Armband in dem Licht seiner Schreibtischlampe. Es bestand aus einem etwas größeren, ovalen, goldenen Emblem, auf dem das königliche Wappen eingraviert war, der Name des damaligen aktuellen Königs und das Jahr seitdem er an der Macht war. An den Enden des Emblems waren drei filigrane Goldkettchen befestigt auf denen kleine Glasperlen gezogen waren. Zwischendrin waren noch drei kleine, runde, goldene Elemente auf denen mein Name, mein Geschlecht und mein Rang stand. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie das kleine Plättchen mit meinem Geschlecht ausgetauscht worden war, weil meine Eltern bei meiner Geburt davon ausgegangen waren, dass ich ein Mädchen sei. Es schnürte mir die Kehle zu bei dem Gedanken, weswegen ich ihn ganz weit von mir schob.

„Soll ich es dir anlegen?", fragte Jungkook und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich grummelte leicht, hob meine rechte Pfote und sah dabei zu, wie er mir das Kettchen um meinen Knöchel band - doch es geschah nichts.

Stille legte sich stattdessen über uns, während wir uns irritiert ansahen. Es wirkte, als ob die Zeit stehenbleiben würde, als würde die Welt auf einmal aufhören sich zu drehen. Selbst das Ticken der Uhr, die über Jungkooks Schreibtisch hing, war verstummt, der Sekundenzeiger stehengeblieben. Was geschah hier, oder bildete ich mir das nur ein? Doch wie sollte man sich eine in der Luft stehende Fliege einbilden, die sich keinen Zentimeter mehr bewegte, wohingegen Jungkook blinzelte und immer noch mein Gelenk festhielt. Bei dem Versuch meinen Körper zu bewegen, scheiterte ich kläglich und das Gefühl wurde immer träger. Wurde abgelöst von einem mir unbekannten Etwas, das an mir zerrte und mich wegriss. Ich verlor den Halt und alles begann zu schwanken, umzukippen. Mein Herz schlug wild, pumpte Blut unbeirrt durch meinen Körper und trieb meinen Puls in die Höhe. Es fiel mir schwerer zu atmen, meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, während die Farben verschwammen. Mir wurde schlecht, alles um mich herum wurde dunkel, kalt und einsam. Es wurde schwerelos, nur für wenige Sekunden, bevor sich wieder alles zusammenzog. Das Gewicht eines Zehntonners lastete so plötzlich auf mir, dass ich röchelnd nach Luft rang, verzweifelt nach etwas zu greifen versuchte, doch mir fehlte jegliches Gefühl. Hier war nichts – Leere, Stille, Dunkelheit – das konnte nicht richtig sein und allmählich verlor ich den Bezug zur Realität.

Mein Körper verschwamm in Raum und Zeit, verzerrten sich, zog sich zusammen und dehnte sich wieder aus. Mir war unsagbar schlecht. Ich suchte erneut Halt, doch auch dieses Mal fand ich nichts. Wann hörte es auf, oder war ich in diesem Strudel der Endlosigkeit gefangen – auf ewig, für immer verloren? Da war selbst der Tripp von der Seherin angenehm gewesen. Wann hatte dieser Horror endlich ein Ende? Fand ich jemals den Weg zurück zu mir selbst?

Letztendlich hatte ich meine Augen fest zusammengekniffen, versucht, das Gefühl zu ertragen und nicht den Verstand zu verlieren. Erst als sich nicht mehr alles in meinem Kopf drehte und die Übelkeit abgenommen hatte, öffnete ich langsam meine Augen, wobei helle Sonnenstrahlen meine Netzhaut berührten und kleine glitzernde Punkte in meinem Sichtfeld aufblitzten.

Fuck! War es eben nicht noch dunkel gewesen? Und waren wir nicht in Jungkooks Zimmer gewesen? Wieso waren wir jetzt draußen und ... wo war sein Haus? Sein Bruder, sein Vater? Alles was ich sehen konnte war Feld und ein Wald, der sich über die Berge hinwegerstreckte.

„Scheiße! Wo sind wir?", drang Jungkooks Stimme an mein Ohr, was meinen Kopf zu ihm rucken ließ. Ich starrte ihn an, er starrte zurück.

„Warum bist du immer noch ein Leopard?", fragte er, weswegen ich auf meine Pfoten sah. Ich sah das Armband, doch Jungkook hatte recht. Ich war immer noch eine verdammte Katze und zusätzlich waren wir irgendwo im Nirgendwo? Ich ließ meinen Blick umherschweifen, wobei ich an einem Baum hängen blieb, der mir bekannt vorkam. Wir standen unmittelbar am Waldrand und sonst war weit und breit nichts als unbebautes Land zu sehen. Etwas weiter entfernt konnte man die Dächer von ein oder zwei Häusern ausmachen, doch ansonsten war hier nichts.

Ich folgte einer Eingebung und trat auf den Baum zu, legte meine Pfote an den Baumstamm und blickte hinauf. Das konnte doch nicht sein? Das war Irrsinn. Kurzerhand sprang ich den Baum hinauf und kletterte hoch in die Krone. Ich ließ meinen Blick schweifen und leckte mir nervös über die Schnauze. Das durfte einfach nicht wahr sein.

Ich kletterte wieder zu Jungkook nach unten, sprang den letzten Meter und lief über das Feld Richtung der wenigen Häuser, die ich gesehen hatte. Jungkook folgte mir.

„Suga? Bitte langsamer", bat er mich, sodass ich stehenblieb und zu ihm sah. Er hielt sich die Hüfte und erneut stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Das hatte ich glatt vergessen, weswegen ich ihn reumütig ansah und in seinem Tempo weitertrabte.

Meine Gedanken kreisten wild und ich konnte bei einem Blick auf Jungkook erkennen, dass es ihm ähnlich ergehen musste. Das Entsetzen und die Ungewissheit standen ihm ins Gesicht geschrieben.

Als wir endlich bei dem ersten Haus angekommen waren, war uns beiden klar, dass wir in einem kleinen Dorf waren. Nichts Besonderes. Ein paar Bauern, die sich um ihre Felder kümmerten. Eine kleine ruhige Gemeinde und doch war es merkwürdig, dass sie traditionelle Bauernkleidung trugen. Reishüte, kein festes Schuhwerk, Karren gezogen von Pferden. Es gab keine Maschinen, keine Autos, keinen Bahnhof. Das hier war pure Natur.

„Fuck ... Ich habe eine ganz böse Vorahnung", hörte ich Jungkook sagen, der anschließend schwer schluckte und sich über die Stirn fuhr. Ich grummelte auf seine Worte hin und beobachtete die Menschen, die uns merkwürdig ansahen und einen Bogen um uns machten. Na ja gut, wer hatte schon Lust einem Leoparden zu nahezukommen.

Etwas irritiert sah ich zu Jungkook, als dieser in mein Halsband griff und mich enger an sich zog.

„Wir sollten einen Unterschlupf finden. Irgendwer wird uns schon aufnehmen, bis wir wissen was hier los ist", sagte er leise zu mir, weswegen wir direkt den ersten Hof ansteuerten. Zwei ältere Frauen sahen von ihrer Arbeit auf, wobei man regelrecht dabei zusehen konnte, wie sich ihre Augen weiteten.

„Bitte habt keine Angst", bat Jungkook freundlich und verbeugte sich tief vor den Frauen, jedoch ließ er mich dabei nicht los.

„Wir erbitten einen Schlafplatz. Ich bin Dompteur und wir wurden unglücklich von unserer Truppe getrennt", erklärte er, während ich die Frauen beobachtete, die sich irritiert ansahen. Scheinbar verstanden sie nicht was Jungkook meinte, oder es interessierte sie nicht.

„Verschwindet", sagte die ältere Frau und machte dabei eine eindeutige Handbewegung, die uns wohl verscheuchen sollte.

Jungkook richtete sich wieder auf und verzog dabei leicht das Gesicht. Ich konnte das Blut deutlich riechen, welches sich wohl langsam durch den Druckverband fraß. Das war nicht gut, doch Jungkook sagte nichts dazu, hielt sich nur die Hüfte und ging mit mir zum nächsten Hof, wo wir die Prozedur wiederholten und auf mehr Gastfreundschaft hofften, doch auch von diesem Hof wurden wir verjagt, so wie von vier weiteren.

„Fuck ... ich kann nicht mehr", nuschelte Jungkook in seinen nicht vorhandenen Bart. Sein Shirt war mittlerweile schweißnass und klebte wie eine zweite Haut an ihm. Auch das Blut hatte es bereits durch den Stoff geschafft und schimmerte leicht in der Sonne. Wir mussten endlich eine Bleibe finden, damit sich Jungkook ausruhen konnte.

„Können wir uns kurz hinsetzen? Nur ein paar Minuten", bat er, weswegen ich brummte und ihn dabei beobachtete, wie er sich gegen eine kühle freistehende Mauer sinken ließ und seine Augen schloss. Ihm schien es gar nicht gutzugehen. Bestimmt hatte er Fieber, oder die Wunde hatte sich entzündet? Wir hatten auch bereits seit Stunden nichts mehr getrunken, was das Ganze natürlich noch schwerer machte, und ich konnte nichts tun. Ich konnte ihn nur besorgt anstarren und ihm über sein schweißnasses Gesicht lecken, was ihn zumindest zum Lachen brachte. Er lehnte sich an mich, schlang dabei seinen Arm um mich und atmete schwer.

„Immerhin bin ich nicht allein ...", nuschelte Jungkook, was mein Herz schwer werden ließ. Wie sollte ihm das helfen? Ich war zu nichts zu gebrauchen. Frustriert schnaufte ich, spürte seine Finger, die sich in mein Fell krallten. Irgendetwas musste ich doch tun können. Verflucht. Ich musste ihn wachhalten, zum Weitermachen animieren. Ich stupste ihn an, leckte ihm erneut übers Gesicht und half ihm wieder auf die Beine. Wir konnten eine Pause machen, wenn wir einen Unterschlupf gefunden hatten. Etwas zu trinken und zu essen hatten, zumindest für Jungkook. Ich war egal. Ich brauchte nichts. Ich wollte nur, dass es Jungkook schnell wieder besser ging.

So trieb ich ihn an weiterzumachen und durchzuhalten. Bei der nächsten Familie hatten wir wieder kein Glück und so blieb uns nur noch ein Hof übrig, der noch ein gutes Stück entfernt lag. Mein Blick fiel besorgt auf Jungkook, der mittlerweile eher humpelte, als ging.

„Ich schaffe das schon. Sieh mich nicht so sorgenvoll an."

Ich schnaufte, sah aber wieder nach vorne und schritt weiter voran. Ich versuchte ihm so viel Halt zu geben, wie er brauchte, wobei ich immer mehr seines Gewichts auf mir spürte.

Als wir endlich den letzten Hof des Dorfes erreicht hatten, lag Jungkook fast auf mir und ließ sich beinahe von mir tragen. Seine Atmung war schwach und ich spürte viel zu deutlich die Hitze, die von ihm ausging.

„Oh mein Gott!", rief eine viel zu laute Stimme, die mir verdammt bekannt vorkam. Ich spürte, wie Jungkooks Finger zuckten und er leise stöhnte.

„Hoseok?", hörte ich ihn fragen. Er musste seine Stimme ebenfalls erkannt haben, doch bei einem Blick in das magere und bräunliche Gesicht des jungen Mannes, der auf uns zugelaufen kam, war mir klar, dass das nicht Hoseok war. Zumindest nicht Jungkooks Bruder.

„Mutter! Mutter, komm schnell!", rief der junge Mann, der innegehalten hatte.

„Hoseok geh weg da! Sofort!", schrie eine Frauenstimme aufgebracht, als sie ebenfalls erkannte, dass ihr Sohn einem Leoparden gegenüberstand. Ich ließ mich mit den Vorderbeinen nach vorne sinken und verneigte mich vor ihnen. Ich musste ihnen einfach zeigen, dass keine Gefahr von mir ausging und wir Hilfe brauchten.

„Bitte ...", hörte ich Jungkook flehen, der von mir herunterrutschte und auf seine Knie sank, um es mir gleichzutun.

„Hoseok! Geh deinen Vater holen!", befahl die Mutter und schon war der junge Mann verschwunden, während wir immer noch tief verbeugt vor der Frau im Dreck lagen.

„Was ist hier lo – verdammt! Warum liegt vor unserem Haus ein Leopard im Dreck? Warum ... Verbeugt er sich etwa demütig? Und ... Was ist das? Warum trägt er das königliche Siegel an seinem Bein?", drang eine tiefe männliche Stimme an meine Ohren.

Entsetzt blickte ich auf meine Pfote hinab und zog sie schnell ein, so dass man das Armband nicht mehr sah, doch diese Reaktion lenkte erstrecht die Aufmerksamkeit auf dieses.

„Ist scho...on gut, Suga ..."

Ich spürte Jungkooks Hand auf meinem Bein, während ich zu ihm sah und dann zu der Familie, wobei sich der Vater zu uns herunterbeugte.

„Saejin bring den Jungen rein. Er sieht halbtot aus."

Die Frau nickte hektisch, kam vorsichtig auf Jungkook zu und half ihm auf die Beine. Ich spürte seinen Blick auf mir und erwiderte ihn.

„Ihr dü...ürft Suga nichts tun. Er tu...ut euch nichts ... Bitte", flehte Jungkook mit gebrochener Stimme und bekam die Bestätigung. Ich sah ihm nach und war sichtlich erleichtert, dass ihm geholfen wurde.

„Suga ...", murmelte der Mann vor mir und kam vorsichtig auf mich zu, wobei er seine Hand langsam ausstreckte und nach dem Halsband griff. Er sah das Emblem und schüttelte kurz darauf den Kopf. Danach griff er nach meiner Pfote, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Ich ließ es zu, konnte aber ein leises Knurren nicht verhindern, weil ich mich unwohl fühlte.

„Schon gut. Ich tu dir nichts, Suga", sprach er mich direkt an, während seine Finger über das Armband glitten.

„Min Yoongi ... Warum trägst du das Siegel von Gojongs toten erstgeborenen Sohn?", fragte er mich, woraufhin ich den Kopf leicht schief legte und mir über die Schnauze leckte.

„Du bist ein seltsames Tier. Warum siehst du mich so an?"

„Namjoon! Komm her. Der Junge hat hohes Fieber. Ich brauche deine Hilfe", rief die Frau, weswegen er von mir abließ und ich mich ebenfalls erhob. Ich folgte ihm einfach und betrat somit das Haus der Familie. Es war ein traditionelles Haus. Es gab kaum Möbel, nur Schränke und Regale, in denen sie ihre Habe lagerten. Auf dem Boden lag ein Futon auf dem Jungkook lag – zitternd und oberkörperfrei. Die Frau hatte bereits die Wunde freigelegt, die ihr Mann besorgt betrachtete und dann hastig den Raum verließ.

„Mutter was ist mit ihm? Wird er sterben?", fragte Hoseok und reichte ihr eine Schüssel Wasser, die sie auf dem Boden abstellte und ein Tuch eintauchte, mit dem sie vorsichtig Jungkooks Stirn abtupfte. Besorgt ließ ich mich an seiner gesunden Seite zu Boden sinken und schmiegte mich an ihn. Sofort spürte ich seinen Arm um mich und seine Finger, die sich in mein Fell verirrten.

„Nein, wird er nicht. Bring Suga was zu trinken Liebling und dann sieh nach Jungkook. Er wird sicherlich auch gleich wach, weil er Hunger hat."

Verdammt wo waren wir hier nur gelandet? Und warum hatte die Familienmitglieder dieselben Namen wie Jungkooks? Wir waren doch nicht ernsthaft bei seinen Vorfahren gelandet, oder doch?

„Welches Jahr ha...aben wir?", krächzte Jungkook, während ich spürte, wie sich seine Finger leicht verkrampften. Er sollte sich lieber ausruhen, anstatt sich weiter den Kopf zu zerbrechen, das war doch jetzt nicht wichtig.

„1900", war Saejins irritierte Antwort, die uns beide schwer schlucken ließ. Also waren wir tatsächlich in der Vergangenheit. Vor meinem 21sten Geburtstag.

„Wi...ie ist euer Fa...amilienname?", brachte Jungkook hervor.

„Jeon ... mein Name ist Jeon Saejin und mein Mann heißt Jeon Namjoon. Mein ältester Sohn ist Hoseok und der Jüngste heißt Jungkook. Wie ist dein Name?", stellte Saejin ihre komplette Familie vor, was mich aufsehen ließ. Meine Vermutung war also richtig und ich konnte in Jungkooks Augen erkennen, dass er dasselbe dachte und gerade fieberhaft am Überlegen war, wie er sich nennen sollte.

„Taehyung ... Kim Tae...ehyung."

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