-(••÷[ Kapitel 14 ]÷••)-
April, 2016
Südkorea
Provinz Gyeongsangnam
Stadtrand von Sancheong-gun
Ich ließ ein weiteres lautes Brüllen los, welches die Bewohner des Hauses sicher zusammenzucken ließ. Bisher war ich nie laut geworden. Wieso auch? Es hatte bisher keinen Grund dafür gegeben, doch Taehyung trieb es derart auf die Spitze, dass ich meine Beherrschung verlor.
„Suga!", ermahnte mich Jungkook erneut, sodass mein Kopf zu ihm schnellte. Ich sah das Entsetzen in seinem Gesicht, die Sorge um seinen Freund und die vorsichtigen Bewegungen, die er ausführte. Nicht zu schnell, ganz langsam, die Hände gehoben. So ein Blödsinn. Warum machte er sich hier zum Affen, wenn er doch ganz genau wusste, dass ich niemals etwas Derartiges tun würde - oder zweifelte er daran, dass ich meine tierische Seite im Griff hatte? Verflucht. Vertraute er mir nicht? Ruckartig löste ich mich von Taehyung und steuerte die offene Terrassentür des Wohnzimmers an.
„Suga! Du bleibst hier!" - Warum sollte ich? Ich knurrte, blieb stehen und drehte mich zu Jungkook um, der gerade seinem Freund half sich aufzusetzen. Allein bei dem Anblick von Taehyung wurde mir schlecht. Er war kreidebleich und sein Körper zitterte erbärmlich. Was sollte das werden? Wollte er Jungkook etwa für dumm verkaufen?
„Er hat ... mich aus heiterem ... Himmel einfach angegriffen ...", stotterte Taehyung und ich konnte die ersten Tränen in seinen Augenwinkeln glitzern sehen. Echt jetzt? War das sein scheiß Ernst?
„Stimmt das, Suga?", wandte sich Jungkook an mich, wobei ich ihn entgeistert anstarrte. Ernsthaft? Ich schüttelte schnaufend meinen ganzen Körper und ließ meinen Schwanz hin und her peitschen. Ich konnte nicht fassen, was sich vor meinen Augen abspielte. Es war frustrierend und zum Heulen. Ich wollte nicht länger bei ihnen bleiben und mir dieses Schauspiel ansehen müssen.
„Tae? Was ist wirklich passiert?"
„Ich wollte mit ihm spielen ... die Wogen glätten und dann ..." Mehr hörte ich nicht mehr, weil ich durch die offene Terrassentür gesprungen war. Ich hielt das nicht länger aus. Diese Lügenmärchen und dieses blinde Vertrauen. War Jungkook denn wirklich so blind? Er hatte doch mehr als nur einmal mitbekommen, wie sehr mich Taehyung hasste.
Ein frustriertes Brüllen entfloh meiner Kehle, als ich mich ruckartig in den Boden stemmte und somit den Baum hinaufsprang. Ich kletterte bis ganz nach oben und versteckte mich regelrecht in der Baumkrone, in der Hoffnung, dass mich niemand fand, bis dieses kranke Spiel ein Ende hatte. Vermutlich würde mir Jungkook sowieso nicht glauben, so blind, wie er für die Wahrheit war.
Ich war sauer, frustriert und enttäuscht. Niemals hätte ich gedacht, dass dieser Kerl so weit gehen würde.
⊱ ──── ⋅🐾⋅ ──── ⊰
„Suga? Jetzt komm bitte da runter", bat mich Jungkook seit einer gefühlten halben Ewigkeit, doch ich bewegte mich keinen Millimeter. Warum sollte ich auch? Jungkook hatte mir deutlich klargemacht, was passieren würde, wenn ich mich nicht benahm. Er hatte sein Urteil doch schon längst gefällt.
„Ich will dich doch nur ansehen, wenn du mir deine Seite der Geschichte erzählst." - Der Witz war gut. Wie soll ich dir irgendetwas erzählen? Ich schnaufte, ergab mich aber trotzdem seiner Bitte und kletterte den Baum hinunter, um mich vor ihm auf den Boden zu legen. Jungkook setzte sich zu mir und sah mich an, während seine Finger durch mein Fell glitten.
„Taehyung hat gesagt, dass er mit dir spielen wollte. Stimmt das?" - Wenn du mit spielen meinst, dass er mich bewusst gereizt hat, dann ja... Ich schüttelte mich, was in einem leichten Niesen endete. Natürlich hatte Taehyung nicht mit mir spielen wollen.
„Okay. Du bist ihm so gut wie möglich aus dem Weg gegangen, richtig?" Ich schnaubte, rutschte etwas näher zu ihm und ließ meinen Kopf auf sein Knie sinken. Deutlich spürte ich seine Finger durch mein Fell kraulen, was mir ein kehliges Schnurren entlockte. Konnten wir nicht einfach nur kuscheln und das Reden seinlassen?
„Wollte er an dein Fressen?" Ich schüttelte mich träge und legte meine Pfote auf sein Knie, die er auf einmal in die Hand nahm. Überrascht blinzelte ich ihn an, ließ ihn aber machen und spürte somit, wie seine Daumen über die empfindlichen Stellen drückten und meine Krallen hervorlockten.
„Du hast ihm einige Kratzer verpasst, als du dich auf ihn gestürzt hast. Ich verstehe nicht, warum du das getan hast. Bist du eifersüchtig auf ihn?" - Wie bitte? Hatte ich mich da gerade verhört? Fragte er mich gerade ernsthaft, ob ICH eifersüchtig wäre? - Hast du mal deinen dummen Freund gefragt, ob er auf mich eifersüchtig ist? Fassungslos rutschte ich von ihm weg, entriss ihm meine Pfote und stierte ihn finster an, während leise fauchende Geräusche meine Kehle verließen.
„Du bist also wirklich eifersüchtig auf ihn?" - Was? Entgeistert starrte ich ihn an und begann vehement meinen Kopf zu schütteln und mehrfach zu niesen. Verdammter Tierkörper.
„Nicht? Was ist es dann, was dich so wütend macht?" - Taehyung. Du blöder Idiot! Innerlich schrie ich ihn an, während mir lediglich ein frustriertes Knurren die Kehle emporkroch. Warum verstand er es denn nicht? Ich fühlte mich so unzulänglich, dass ich einfach Reißaus nahm. Ich hielt es nicht mehr aus.
„Suga? Wo willst du hin?", rief mir Jungkook hinterher, doch ich ignorierte es und lief stattdessen einfach weiter. Schlussendlich versteckte ich mich in Jungkooks Zimmer unterm Bett, wo die beiden mich wohl als letztes suchen würden. Erleichterung machte sich in mir breit und ich hoffte einfach den Rest des Tages meine Ruhe zu haben, wobei ich später den Platz unter dem Bett mit dem auf diesem tauschte. Warum nur mit dem Minimum begnügen, wenn man das Maximum haben konnte.
Allerdings ahnte ich nicht in welche verquere Richtung sich dieser scheiß Tag noch entwickeln sollte. Entweder hatte Taehyung Jungkook so ein gutes Schauspiel geboten, dass er wirklich blind für die Realität war, oder er musste ihm etwas in sein Getränk getan haben, denn dass die beiden gerade drohten übereinander herzufallen, passte so gar nicht in das Bild des Tages.
Ich sprang auf und sofort vom Bett an den beiden vorbei. Ich sah nicht einmal zu ihnen, sondern verließ direkt das Zimmer.
„Suga?", hörte ich Jungkook rufen, was mich schnauben ließ. Er sollte mir jetzt bloß nicht so kommen. Zur Antwort stieß ich seine Zimmertür mit den Hinterbeinen zu, um mich dann durch das Haus zu schleichen und mir einen anderen Schlafplatz zu suchen. Dafür schlich ich mich in das nächstbeste Schlafzimmer und kletterte in das gemütlich aussehende Bett. Dass dort jemand drin schlief, war mir egal. Ich kuschelte mich stattdessen an die Person, die ich als Hoseok identifizierte und spürte kurz darauf seinen Arm um mich. Er rutschte näher, schmatzte genüsslich und schlang sein Bein über mich. Ich brummte leicht missmutig, schnaufte und schloss dann meine Augen. War ja auch egal. Vielleicht dachte er auch, dass ich Jungkook sei, weil ich so nach ihm roch, oder er fühlte sich genauso einsam, wie ich es gerade tat.
⊱ ──── ⋅🐾⋅ ──── ⊰
Am nächsten Morgen wurde ich von einem ohrenbetäubenden Schrei geweckt. Darauf folgten ein Poltern und panisches Atmen. Meine Fresse. Ich richtete mich auf, sah auf Hoseok hinunter und leckte ihm einmal quer übers Gesicht, bevor ich meinen Kopf einmal gegen seinen dotzen ließ und mich dann aus seinem Zimmer verzog. Jetzt war es doch sowieso egal. Jungkook würde mich rausschmeißen. Meine Beine trugen mich in die Küche, wo ich mich nach dem Wassernapf umsah und dabei bei Jungkook hängenblieb, der mich überrascht ansah.
„Sag nicht du hast bei Hoseok geschlafen."
Ich legte den Kopf schief und sah ihn unschuldig an - zumindest hoffte ich, dass es so wirkte. Er hockte sich zu mir herunter, fuhr mit seiner Hand über meinen Kopf und kraulte mich hinterm Ohr.
„Hat Dad nicht gesagt, dass er nur bei dir schlafen darf, warum zum Teufel hat er diese Nacht in meinem Bett verbracht? Ich habe mich zu Tode erschreckt", polterte Hoseok auf einmal los, weswegen sich Jungkook wieder erhob, sich jedoch nicht zu seinem Bruder herumdrehte, sondern an den Kühlschrank ging. Ich verfolgte sein Tun, wobei mein Blick immer wieder zu Hoseok glitt, der seine Hände mittlerweile ungeduldig in seine Hüften gestemmt hatte und mit seinem Fuß auf den Boden tippte.
„Jungkook?"
„Ja ist ja gut. Er ist abgehauen, als Tae und ich ... du weißt schon."
Deutlich konnte ich erkennen, wie Hoseok angewidert sein Gesicht verzog und die Augen verdrehte. Ich konnte verstehen, dass er sich nicht unbedingt vorstellen wollte, wie sein kleiner Bruder Spaß im Bett hatte.
„TMI!", stieß er aus und machte auf dem Absatz kehrt. Kurz sah ich ihm noch nach, bevor ich mich zu dem lachenden Jungkook umdrehte. Was war daran denn jetzt so witzig? Hatte ich was verpasst und was zum Teufel hieß dieses ‚TMI'? Ich hatte echt keine Ahnung.
„Kooks? Ist alles in Ordnung?", riss mich Taehyungs Stimme aus der Grübelei, weswegen ich argwöhnisch zu ihm blickte. Er sah noch völlig verschlafen aus und trug Jungkooks Morgenmantel, den ich selbst getragen hatte. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, obwohl ich doch wusste, dass dieser Kerl Jungkook wichtig war. Dass er ihn mochte und irgendwie liebte? Oder so etwas ... es tat trotzdem unfassbar weh, weswegen ich mich von dem Anblick löste und erneut die Flucht in den Garten antrat.
„Suga! Jetzt lauf doch nicht ständig weg. Verdammt noch mal! Bleib endlich stehen!", schrie Jungkook mir hinterher, weshalb ich mitten in meiner Bewegung innehielt und mich nicht mehr traute mich noch einen Zentimeter zu bewegen.
Ein kühler Wind fegte über mein Fell hinweg und ließ mich kurz erschauern. Heute war es deutlich kühler als die letzten Tage. Ob das wohl auch mit meinem Gemütszustand zusammenhing? Ich wusste es nicht und ehrlich gesagt wollte ich auch nicht länger darüber nachdenken. Stattdessen versuchte ich die erdrückende Präsenz von Jungkook zu ignorieren, der bei mir angekommen war. Immerhin war er allein und hatte Taehyung im Haus gelassen. Was auch immer das für Konsequenzen für Jungkook haben würde.
„Ich habe darüber nachgedacht was gestern passiert ist und über deine Abgänge ... du bist sauer auf mich, weil ich Taehyung blind vertraue ... oder? Das ist es doch, was du mir mit deinem Verhalten beweisen willst, oder?"
Überrascht sah ich zu ihm, schnaubte leise zustimmend und beobachtete ihn dabei, wie er sich zu mir herunterkniete. Ich selbst bewegte mich nicht und musterte ihn stattdessen eingehend. Was wollte er mir damit jetzt beweisen? Hatte er es wirklich verstanden? Oder riet er gerade nur hilflos ins Blaue?
„Hat er dich provoziert? Herausgefordert?" Na endlich begann er die richtigen Fragen zu stellen. Sofort brummelte ich bestätigend und trat näher an ihn heran, wobei ich meinen Kopf gegen seinen schmiegte.
„Okay ... also wollte er, dass du ihn angreifst ..." Wieder brummte ich, spürte Jungkooks Arme um mich und drückte mich noch enger an ihn. Deutlich konnte ich ein schweres Seufzen gegen mein Fell schlagen spüren, so wie den stärkeren Griff. Ich war mir nicht sicher, was genau diese Geste bedeutete, aber ich glaubte, dass Jungkook langsam zu verstehen schien, dass sein Freund es ganz bewusst darauf angelegt hatte verletzt zu werden, um mich so loszuwerden.
„Es tut mir leid, Suga. Ich weiß, dass dieses Leben nicht einfach für dich ist und du auf meine Hilfe angewiesen bist ... und trotzdem lasse ich dich einfach im Regen stehen, obwohl ich ganz genau weiß, dass du es niemals freiwillig riskieren würdest meine Unterstützung zu verlieren." Seine Worte waren Balsam für meine Seele. Sie besänftigten mich und ich nutzte die Gelegenheit die Geborgenheit vollkommen zu genießen.
„Heißt das, du nimmst meine Entschuldigung an?", fragte Jungkook.
Ich brummte erneut, kletterte auf seinen Schoß und wollte mich an ihn schmiegen, doch Jungkook verlor sein Gleichgewicht und fiel um. Kichernd schlang er seine Arme fest um mich und ich presste mich an ihn, leckte halb über sein Gesicht und vergrub meine Schnauze an seinem Hals.
Lange blieben wir allerdings nicht so liegen, da wir wohl beide den stechenden Blick auf uns spüren konnten. Jungkook ließ als erstes von mir ab und ich kletterte daraufhin von ihm herunter, um mich vor die Glasfront zu stellen und Taehyung entgegenzublicken. Sein Blick war eisern, mörderisch und von Eifersucht getränkt. Jetzt war wohl ein Punkt erreicht, den Taehyung nicht mehr verstand.
Ich zog mich mit den Vorderpfoten an der Glasfront nach oben, so dass ich mit Taehyung auf Augenhöhe war und sah ihm entgegen. Er fixierte sich gänzlich auf mich und bewies Jungkook somit, dass er die ganze Zeit gelogen hatte. Allein seine Haltung verriet schon, dass er keine Angst vor mir hatte, sondern wütend auf mich war - eifersüchtig.
Ehrlich gesagt amüsierte mich das Verhalten, denn er schoss sich somit selbst ins Aus, aber um dem Ganzen noch eins draufzusetzen, ließ ich ganz gezielt nur die mittlere Kralle hervorschnellen. Der fassungslose Blick und der offenstehende Mund, ließen mich innerlich schmunzeln. Ein fieses Grinsen schlich sich auf meine Züge, wobei man dies sicher am ehesten durch meine Augen erkennen konnte.
„Hast du ihm etwa gerade eine Stinkekralle gezeigt?", fragte Jungkook und riss mich somit aus meiner kleinen idyllischen Welt. Ich ließ mich zurück auf den Boden sinken und sah Jungkook aus großen Augen an, der kopfschüttelnd meinen Schädel tätschelte und dann wieder reinging, während ich ihm mit einem leichten Schwanzwedeln folgte. Der Stolz in meiner Brust schwoll immer weiter an, vor allem als ich sah, wie Taehyung immer noch geschockt auf die Fensterscheibe deutete.
„Hast du das gesehen? Er hat mir seinen Stinkefinger gezeigt!"
Ich schnurrte und schlenderte um die beiden herum, während Jungkook amüsiert lachte.
„Keine Ahnung was du glaubst gesehen zu haben, aber das ist Blödsinn. Wie sollte er so etwas tun und woher sollte er die Bedeutung davon kennen?", sagte Jungkook.
„Was weiß denn ich? Diese Katze ist sowieso total merkwürdig", murrte Taehyung und riss sich aus seiner Starre, um an uns vorbeizustiefeln und sich womöglich in Jungkooks Zimmer zu verziehen. Ich rieb derweil meinen Kopf an Jungkooks Oberschenkel und spürte wenig später die Hand auf meinem Kopf, die mich kraulte.
„Was soll ich jetzt machen?" - woher soll ich das denn wissen? Am besten schießt du ihn ab. Das würde mir auf jeden Fall am besten gefallen. Ich schnurrte, hob meine Pfote und deutete mit ihr auf die Eingangstür. Ob er wohl verstand, was ich mit dieser Geste meinte?
„Du willst, dass ich ihn wegschicke?" Ich brummte leise zustimmend.
„Du willst, dass ich mit ihm Schluss mache?" Ich zögerte, doch dann grummelte ich erneut und schielte zu ihm hoch. Ich konnte den Schmerz in seinen Augen erkennen. Es schien ihm wirklich das Herz zu brechen.
„Ich rede mit ihm ... bleib so lange bitte hier", bat er mich und ich murrte leise. Als Beweis schlenderte ich zur Couch und ließ mich auf diese sinken, jedoch erhob ich mich direkt wieder, als er bereits um die Ecke gebogen war. Neugierig schlich ich ihm hinterher, blieb aber an seiner Tür stehen und ließ mich davor sinken. Ich konnte deutlich ihre Stimmen hören, genauso wie das Rascheln von Kleidung. Packte Taehyung etwa gerade seine Sachen zusammen?
„Du ziehst ihn mir also vor, verstehe ich das richtig, Jungkook?", fragte Taehyung mit erstickter Stimme. Hatte er geweint?
„Du verstehst das nicht."
„Was gibt es da nicht zu verstehen? Suga hier. Suga da. Suga dort ... Kaum ist er im Raum, hat er deine volle Aufmerksamkeit und ich bin nur dein hübsches Beiwerk? Ich habe das Gefühl, nur noch das dritte Rad am Wagen zu sein und das wegen einem beschissenen Haustier!" Taehyungs Stimme klang aufgebracht und er redete sich in Rage. Er klang verletzt und das zu Recht. Trotzdem war es nicht in Ordnung, wie er sich mir gegenüber verhalten hatte.
„Er ist kein beschissenes Haustier", schrie Jungkook ihn so laut an, dass ich zusammenzuckte und aufsprang. Mein Herz pochte wild in meiner Brust und ich schnaufte leise.
„Ach nein? Was ist er dann?"
Würde er es ihm verraten, als letzten Versuch seine Beziehung zu retten?
„Ein ..." Jungkook stockte, schluckte und ich konnte bis hierher seinen viel zu schnell schlagendes Herz hören. Er würde es tun.
„Ein Mensch ... Er ist ein Mensch, Taehyung."
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, begann Taehyung zu lachen. Es war kein fröhliches, ehrliches Lachen. Es war ein entsetztes, verzweifeltes.
„Merkst du eigentlich noch was du da redest?"
„Natürlich. Er wurde verflucht - damals, vor 120 Jahren ... er ist der verschollene Prinz, der für tot erklärt worden ist, als man sein Armband gefunden hatte-", erklärte Jungkook, wurde aber direkt von einem lauten „Es reicht!" unterbrochen.
„Was soll das alles? Ich verstehe das nicht. Liebst du mich nicht mehr?"
„Natürlich liebe ich dich, Taehyung-"
„Aber?"
Es folgte eine lange Zeit einfach nichts. Ich hörte die beiden lediglich atmen, oder schniefen. Sie waren wohl beide am Weinen und wussten nicht mehr was sie sagen sollten. Jedenfalls interpretierte ich die Stille so. Sie fühlte sich angespannt an und vielleicht fochten sie auch einen stummen Kampf aus - ich wusste es nicht und es machte mich nervös.
„Ich werde den Lehrgang doch machen ... das ist vielleicht besser. So haben wir beide Zeit darüber nachzudenken, was wir eigentlich wollen."
„Taehyung? Das sind zwei Monate ... ich dachte du wolltest hierbleiben." Jungkook klang verzweifelt, so als würde er nicht wollen, dass sie sich so lange nicht sahen, aber vielleicht war es wirklich besser. Hilfreich für ihre Beziehung, die am seidenen Faden hing und für unser Vorhaben. Er könnte sich vollkommen darauf konzentrieren, ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass Taehyung sich vernachlässigt fühlte, oder dergleichen.
„Jungkook. Glaub mir, danach werden wir wissen, wie wir weitermachen wollen."
„Ich will dich aber nicht verlieren, Tae ... bitte."
Es zerriss mir das Herz ihn so leiden zu hören und ich wusste nicht, was ich dagegen tun konnte, denn im Grunde war das meine Schuld. Ich war der Störfaktor in ihrer Beziehung und ich würde nur verschwinden, wenn mich Jungkook fortschickte.
„Die Auszeit wird uns guttun. Glaub mir Kooks. Ich werde dich nicht so einfach aufgeben, das verspreche ich dir und du, du wirst mich auch nicht aufgeben, oder?" Ich konnte es nur rascheln hören und kurz darauf, wie sie sich küssten. Es klang irgendwie verzweifelt, voller Sehnsucht. Das beklemmende Gefühl, welches mich drohte zu überrollen, sorgte dafür, dass ich in mich zusammensackte und mich einrollte. Das hätte ich nicht hören sollen ... das alles.
Taehyung bemerkte mich nicht, als er Jungkooks Zimmer verließ. Er steuerte direkt den Ausgang an, wobei Jungkook ihm den halben Weg folgte. Er hatte die Hand gehoben, ließ sie aber sinken, als die Tür ins Schloss fiel und er zu realisieren begann, dass Taehyung gegangen war - endgültig - für zwei Monate.
Nur langsam kam wieder Leben in Jungkooks Körper, der sich jedoch nur träge zurück in sein Zimmer schleppte. Ich folgte ihm und sah dabei zu, wie er auf seine Knie sank. Das war zu viel für ihn gewesen. Sein Körper bebte und ich wusste, dass er weinte. Dass er zu begreifen begann, was in den letzten paar Minuten geschehen war. Vielleicht mochte es keine richtige Trennung gewesen sein, aber es war eine auf Zeit. Eine räumliche und wohl auch eine in der sie keinen Kontakt haben würden, damit sie sich vollkommen auf sich konzentrieren konnten. Zumindest hatte es für mich so geklungen.
Ich ahnte, dass diese Situation alles andere als einfach für ihn war. Er mochte Taehyung sehr, dass hatte er mir immer wieder gesagt und mich darum gebeten mich nicht zwischen sie zu drängen und ich hatte es versucht. Wirklich. Aber letztendlich wusste ich, dass das meine Schuld gewesen war. Ich hatte mich nicht zurückhalten können, habe ihn abgelenkt und ihm Sorge bereitet. Mein Wohl stand für ihn an erster Stelle, seitdem wir uns das erste Mal begegnet waren - schon immer.
Ich schluckte den schweren Kloß in meiner Kehle herunter und schmiegte mich ganz vorsichtig an Jungkook, der sofort seine Arme um mich legte und mich an sich zog. Ich ließ es einfach geschehen und schloss meine Augen, gab Jungkook die Zeit, die er brauchte und war für ihn da. Er sagte nichts, weinte sich nur stumm bei mir aus und hielt sich an mir fest.
⊱ ──── ⋅🐾⋅ ──── ⊰
Den Rest des Tages verbrachten wir kuschelnd im Bett, bis uns unsere Mägen in die Küche trieben. Wir futterten in aller Ruhe, während Jungkook irgendeinen Katalog durchblätterte, den ihm seine Mutter eben gegeben hatte.
„Oh. Suga, schau mal", unterbrach er sein Essen, nahm den Katalog in die Hand und knickte die Seite um, um mir das Bild von dem Gegenstand zu zeigen, welcher sein Interesse geweckt hatte.
„Ist es das?", fragte er und sah mich aus aufgeregten Augen an. Ich betrachtete das Bild genau, wiegte den Kopf leicht hin und her und befeuchtete meine Schnauze, bevor ich zustimmend brummte und zu Jungkook aufsah.
„Wirklich?"
Erneut grummelte ich bejahend und das Strahlen in seinem Blick wurde noch kräftiger. Er begann ganz aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen, während er den Katalog wieder vor sich hinlegte.
„Dann ist das Armband in der Lagerhalle meiner Eltern", erklärte er mir. Sofort bekam ich große Augen und starrte ihn an. Das Armband war bereits so nah? Ich konnte es kaum glauben. Sollte es endlich so weit sein, dass ich wieder Ich sein konnte?
„Das Problem ist nur - es wurde schon verkauft, also es ist reserviert ... meine Eltern dürfen es mir nicht aushändigen, was so viel bedeutet wie, dass ich meine eigenen Eltern bestehlen muss."
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