Kapitel 3: Duell der Zaubertränke


Der Unterricht in Zaubertränken war immer ein undankbarer Ort für Hermine Granger. Nicht nur, dass Professor Slughorn stets ihre Fähigkeiten in den Vordergrund stellte, was ihre Mitschüler fast in den Wahnsinn trieb, sondern auch, weil sie oft das Gefühl hatte, mit ihrer Beherrschung der Materie die Stimmung der anderen zu verderben. Doch heute sollte alles anders kommen.

Als sie das Klassenzimmer betrat, war die Atmosphäre seltsam gespannt. Der Raum war noch voll von den letzten Nachwirkungen der letzten Stunde, als einige Slytherins noch immer in Diskussionen vertieft waren. Draco Malfoy stand, wie immer, zusammen mit den anderen Slytherins an einem Tisch in der hinteren Ecke des Raumes. Doch diesmal war er nicht der Mittelpunkt eines Streits, sondern schien nachdenklich in das Rezeptbuch vor ihm zu starren. Hermine fragte sich, ob er wieder einmal versuchte, sich zu kontrollieren.

„Granger, Malfoy, ihr beide werdet heute zusammen an einem neuen Trank arbeiten. Ein schwieriger, wie ich finde", sagte Professor Slughorn und klatschte in die Hände, als er die Gruppe ansah. „Bereitet euch gut vor!"

Ein leichtes Raunen ging durch den Raum, als die Schüler ihre Blicke zwischen Draco und Hermine hin und her warfen. Es war kein Geheimnis, dass ihre Zusammenarbeit nicht gerade harmonisch verlaufen würde. Doch Hermine hatte das Gefühl, dass sie diesmal anders reagieren musste. Es war der Zeitpunkt, an dem sie ihre Haltung wirklich ändern musste. Sie wollte nicht mehr diejenige sein, die sich von den Vorurteilen und der Vergangenheit lähmen ließ.

„Kommen wir also zu den Zutaten", sagte Hermine, als sie sich neben Draco niederließ, der noch immer schweigend ins Rezeptbuch starrte. „Es ist ein Zaubertrank, der besondere Aufmerksamkeit verlangt. Du musst bei jedem Schritt präzise sein."

Draco hob den Kopf und sah sie an. „Du musst mir das nicht sagen", antwortete er kühl. „Ich weiß, wie man Tränke braut."

Doch Hermine konnte sehen, dass er irgendwie unruhig wirkte. Sie hatte gelernt, dass er nicht mehr der gleiche war wie in früheren Jahren, aber seine arrogante Art war immer noch da, die er wie eine Maske trug. Trotzdem hielt sie sich zurück, sagte nichts. Stattdessen griff sie nach den Zutaten und legte sie auf den Tisch.

„Fangen wir an", sagte sie schließlich.

Die ersten Schritte verliefen ruhig. Beide konzentrierten sich auf ihre Aufgaben, mischten Zutaten, schütteten Flüssigkeiten in Kessel. Doch schon bald bemerkte Hermine, dass sich ein unangenehmes Gefühl in ihr aufbaute. Sie hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Es war eine Atmosphäre der Anspannung, die sich zwischen ihnen breit machte, als sie weiter an dem Trank arbeiteten.

„Du tust so, als ob du alles wüsstest, Malfoy", sagte sie scharf, als sie bemerkte, dass er die Mischung mit zu viel Kraft rührte. „Sei vorsichtig, du gefährdest den Trank."

„Ich bin nicht derjenige, der gleich alles ruiniert", erwiderte er mit einem spöttischen Blick. „Wenn du nicht so hektisch wärst, Granger, hätten wir keine Probleme."

Hermine warf ihm einen strengen Blick zu. Es war der Moment, in dem ihre Geduld auf die Probe gestellt wurde. Ihr Herz schlug schneller, als sie auf die Mischung vor sich starrte, die sich langsam verfärbte.

„Wir sind hier nicht im Kampf gegen die Zeit, Malfoy", sagte sie ruhig. „Wenn du das hier versauen willst, tu es. Aber nicht auf meine Kosten."

Er sah sie an, und für einen Moment flackerte etwas in seinen Augen – eine Mischung aus Ärger und einer Art Zorn, den sie nicht ganz entschlüsseln konnte. Doch dann, fast wie von selbst, griff er nach dem Zauberstab und korrigierte die Mischung.

„Danke", murmelte sie, mehr aus Gewohnheit als aus tatsächlichem Bedürfnis.

Doch der Moment der Erleichterung währte nicht lange. In der nächsten Sekunde explodierte der Trank mit einem lauten Knall, und ein gelber Dampf stieg in die Luft. Alle Anwesenden sprangen erschrocken zurück.

„Was hast du da gemacht?!" rief Slughorn aus, während er die Wolke der Dämpfe mit einem schnellen Zauber vertrieb.

„Ich habe es nicht gemacht!", erwiderte Draco sofort, der sichtlich aufgebracht war. „Sie ist diejenige, die das ganze Rezept durcheinandergebracht hat!"

Hermine schnaubte und starrte ihn an. „Du hast zu schnell gerührt! Wir müssen uns auf den Trank konzentrieren, Malfoy, und nicht ständig streiten!"

Draco ballte die Fäuste, die Zähne zusammengebissen. „Wenn du mich nicht ständig korrigieren würdest, würde ich mich besser konzentrieren können."

„Oh, natürlich. Es ist immer meine Schuld, nicht wahr?"

„Ja", erwiderte er und schnaubte verächtlich. „Weil du immer das Gefühl hast, es besser zu wissen."

Der Streit schien die Luft zu verfliegen, bis Professor Slughorn mit einem ermahnenden Blick eingriff. „Genug! Ich werde euch nicht noch einmal dieses Verhalten in meinem Unterricht dulden. Beide – an eure Tische!"

Hermine konnte den Zorn in ihren Adern spüren, als sie sich langsam aufsetzte und ihren Platz wieder einnahm. Draco setzte sich ebenfalls, mit verschränkten Armen und einem Blick, der ihr zeigte, dass er sich keineswegs entschuldigte. Doch etwas in seinen Augen – eine leise, aber deutliche Unsicherheit – ließ sie innehalten. Irgendetwas an ihm war anders. Es war nicht nur sein stolzes Gesicht und der sarkastische Ton. Es war mehr. Etwas verbarg sich hinter der Fassade des arroganten Malfoy.

Als der Unterricht weiterging, war die Spannung zwischen ihnen spürbar. Doch Hermine wusste, dass dies erst der Anfang war. Der Kampf um den Trank war nur der erste von vielen, bei denen sie sich entscheiden musste, ob sie weiterhin auf das Bild von Malfoy als Feind beharren wollte – oder ob sie bereit war, einen Blick hinter die Fassade zu wagen.

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