Kapitel 28: Zerreißprobe


Die Atmosphäre in Hogwarts hatte sich verändert, seit die Wahrheit über Hermine und Draco ans Licht gekommen war. Es war kein Geheimnis mehr, dass die beiden Zeit miteinander verbrachten, und Gerüchte hatten sich schneller verbreitet, als Peeves jemanden mit Tinte hätte bewerfen können.

Für die Gryffindors war Hermines Entscheidung ein Schock. Einige ihrer Freunde behandelten sie distanziert, und sogar Neville schien unsicher, wie er mit der Situation umgehen sollte. Die Slytherins hingegen waren nicht weniger empört. Draco wurde von Pansy Parkinson mit bissigen Kommentaren bombardiert, während Blaise Zabini ihn nur mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtete.

Hermine hatte gehofft, dass die Dinge sich mit der Zeit legen würden, aber die Spannung nahm nur zu. Der Druck lastete schwer auf ihren Schultern, und Draco schien ebenfalls zunehmend gereizt.

Die Eskalation kam in einer doppelten Zaubertrankstunde mit Professor Slughorn, als Ron und Draco sich schließlich gegenüberstanden.

„Ich verstehe einfach nicht, wie jemand wie du es verdient haben könnte, mit Hermine zusammen zu sein", sagte Ron mit gesenkter Stimme, aber laut genug, dass die umliegenden Schüler es hören konnten.

Draco hob langsam den Kopf von seinem Kessel. „Vielleicht solltest du dich mehr darauf konzentrieren, warum sie dich nicht mehr ansieht, Weasley."

Hermines Herz setzte für einen Moment aus. Sie sah, wie Rons Gesicht vor Zorn rot anlief, und bevor sie einschreiten konnte, hatte er seinen Zauberstab gezogen.

„Raus mit euch! Beide! Jetzt!", rief Professor Slughorn, als die Situation außer Kontrolle geriet.

Draco und Ron verließen unter dem höhnischen Geflüster der Klasse den Raum, dicht gefolgt von Hermine.

Im Gang vor dem Klassenzimmer hielt Hermine Ron an. „Was zur Hölle war das, Ron?"

„Ich kann das nicht mehr, Hermine", rief Ron, seine Hände zu Fäusten geballt. „Er wird dich nur verletzen. Und du tust so, als ob nichts davon zählt. Als ob nichts davon je passiert ist!"

„Das tut es aber!", schrie Hermine zurück. „Ich weiß, was er getan hat, und ich habe mich trotzdem entschieden. Du kannst das nicht für mich entscheiden!"

Draco stand einige Schritte entfernt, die Hände in die Taschen seines Umhangs vergraben, doch seine Augen funkelten vor Wut. „Vielleicht solltest du aufhören, dich wie ein verlassener Hund zu benehmen, Weasley", sagte er leise, aber mit schneidender Schärfe.

Ron stürzte sich beinahe auf Draco, doch Hermine trat dazwischen. „Genug! Beide! Wenn ihr euch prügeln wollt, dann ohne mich!"

Sie wirbelte herum und verschwand den Gang hinunter.

Später fand Draco Hermine in der Bibliothek. Sie saß allein in einer Ecke, ein dickes Buch vor sich aufgeschlagen, das sie offensichtlich nicht wirklich las.

„Granger", begann er leise, während er sich zu ihr setzte.

„Draco, nicht jetzt", sagte sie müde, ohne ihn anzusehen.

Er schwieg einen Moment, bevor er weitersprach. „Ich weiß, dass das nicht einfach für dich ist. Für mich übrigens auch nicht. Aber... ich lasse das nicht einfach so enden."

„Du machst es nicht einfacher, weißt du das?" Hermine schloss das Buch und sah ihn endlich an. „Ich bin es leid, mich ständig rechtfertigen zu müssen. Vor Ron. Vor den Gryffindors. Vor allen anderen."

„Und ich bin es leid, mich ständig als Monster hinstellen zu lassen", erwiderte Draco, sein Ton schärfer, als er beabsichtigt hatte.

Hermine sah ihn lange an. „Vielleicht brauchen wir etwas Abstand."

Dracos Gesicht versteinerte. „Das meinst du nicht ernst."

„Ich weiß es nicht", flüsterte sie und senkte den Blick.

Er stand auf, seine Hände zu Fäusten geballt. „Fein, Granger. Wenn du herausfinden willst, ob es ohne mich einfacher ist, dann viel Spaß dabei."

Mit diesen Worten drehte er sich um und ging, während Hermine zurückblieb, ihre Gedanken ein Chaos aus Schuld, Wut und Schmerz.

Das Gespräch zwischen Hermine und Draco verbreitete sich in der Schule wie ein Lauffeuer. Die Schüler begannen zu spekulieren, dass ihre Beziehung vielleicht schon wieder vorbei war. Doch niemand wusste, dass sich beide trotz allem danach sehnten, wieder zueinanderzufinden – auch wenn der Graben zwischen ihnen immer größer wurde.

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